Beteiligungsprozess zur Entwicklung des Matthäikirchhofs
Aus dem innerstädtischen Areal des Matthäikirchhofs soll in den kommenden Jahren ein lebendiges, urbanes Quartier und ein Ort der gelebten Demokratie werden. Aktuell beherbergt der Bereich unterschiedliche Gebäude, Freiflächen und Nutzer/-innen, die durch einen städtebaulichen Entwurf neu miteinander zusammen gedacht und weiterentwickelt werden sollen. Am 15. Juli 2020 beschloss die Ratsversammlung, dass die Leipzigerinnen und Leipziger frühzeitig in die Entwicklung des Areals einbezogen werden sollen.
Die Öffentlichkeit wurde in zwei Phasen in das Vorhaben einbezogen: in der Vorbereitung sowie während des städtebaulichen Wettbewerbs. In mehreren Veranstaltungen entwickelte die Stadtgesellschaft zwischen 2021 und 2022 eine gemeinsame Vision für die Zukunft des Areals. Das Ergebnis daraus, der Matthäikirchhof-Code, diente als eine Grundlage für die Aufgabenstellung des anschließenden städtebaulichen Wettbewerbs.
Im städtebaulichen Wettbewerb 2023 reichten Planungsbüros aufbauend auf den Ausschreibungsunterlagen (in die der Matthäikirchhof-Code integriert ist) Vorschläge für den Matthäikirchhof ein. Ein großes Preisgericht, in dem auch ausgewählte Bürger/-innen sitzen, begleitete den Prozess und wählte im August 2023 neun Entwürfe für die weitere Bearbeitung in der 2. Phase des städtebaulichen Wettbewerbs und die Diskussion mit der der Öffentlichkeit aus. Mit dem Feedback der Öffentlichkeit wurden die Vorschläge in einer 2. Entwurfsphase weiter ausgearbeitet. Aus den finalen Entwürfen wählte das Preisgericht anschließend am 31. Januar 2023 den Siegerentwurf aus.
Zeitlicher Ablauf
Öffentliche Auftaktveranstaltung
Online-Umfrage
Fachwerkstatt I
Fachwerkstatt II
Fachwerkstatt III
Aktionstage: Beteiligung, Führungen und Ausstellungen
Fachwerkstatt IV
Matthäikirchhof-Forum
Auslobung des städtebaulichen Wettbewerbs
Erste Preisgerichtssitzung
Online-Schauplatz
Hofschau im MdbK Leipzig
Zweite Preisgerichtssitzung
Öffentliche Ausstellung der Entwürfe
Der Auftakt zum öffentlichen Beteiligungsprozess zur Entwicklung des Matthäikirchhof findet am 19. April 2021 von 18 bis 20 Uhr im Kupfersaal statt. Die Aufzeichnung des Livestreams können Sie weiterhin hier ansehen.
An einer ersten Online-Umfrage können die Leipzigerinnen und Leipziger vom 19. April bis 31. Mai 2021 teilnehmen.
Die Zukunft mit Bezug zur Geschichte des Areals gestalten. Ein historisch vielschichtiger und bedeutungsvoller Ort wird zu einem vitalen Ort der gelebten Demokratie mit einem Forum für Freiheit und Bürgerechte (Arbeitstitel). Am 9. Juni 2021 von 16 bis 20 Uhr wird diskutiert, wie dies aussehen und im Spannungsfeld zwischen Geschichte und Zukunft gut gelingen kann.
In dieser Fachwerkstatt am 1. Juli 2021 von 16 bis 20 Uhr möchten wir mit Ihnen in einen Austausch über den Umgang mit dem Bestand der Gebäude aus den 1980er Jahren treten. Ob Erhalt, Teilabriss oder Gesamtabriss: Für eine gute Lösung braucht es einen Gesamtblick auf beispielsweise die historische Bedeutung, den Denkmalschutz, die Wirtschaftlichkeit oder das zukünftige Nutzungsprogramm.
Mit Blick auf den Charakter des Matthäikirchhofs und anderer öffentlicher Plätze in der Leipziger Innenstadt ist am 9. September 2021 von 16 bis 20 Uhr zu diskutieren, welche Anforderungen und Qualitäten der öffentliche Raum auf dem Areal erfüllen soll und welche Wegeverbindungen (neu) bedacht werden müssen. Auch das Thema Klimaschutz und Klimaanpassung werden in dieser Veranstaltung thematisiert.
Vom 19. bis 22. September 2021 finden die Aktionstage auf dem Richard-Wagner-Platz statt. Das ausführliche Programm können Sie hier herunterladen.
Als Grundlage für die Formulierung der Aufgabenstellung des städtebaulichen Wettbewerbes wird am 7. März 2022 von 16 bis 20 Uhr in der letzten Werkstatt auf die Ergebnisse der Beteiligungsformate zurückgeblickt und diese zu einem Matthäikirchhof-Code zusammengeführt.
Am 12. Mai 2022 wird der Matthäikirchhof-Code, der die Ergebnisse der bisherigen Beteiligung zusammenfasst und damit einen wichtigen Baustein für den städtebaulichen Wettbewerb bildet, der Öffentlichkeit vorgestellt.
Anfang Mai 2023 wird der städtebauliche Wettbewerb ausgeschrieben, in dessen Auslobungsunterlagen die Ergebnisse des Matthäikirchhof-Codes integriert sind.
Das Preisgericht entscheidet über die eingegangenen Entwürfe am 28. August 2023. Ein stadtgesellschaftliches Mitglied, welches durch ein Losverfahren ernannt wurde, ist im Preisgericht mit einem Stimmrecht vertreten.
Der Online-Schauplatz bietet vom 19.09. bis 01.10.2023 die Möglichkeit, sich die städtebaulichen Entwürfe, die in der 1. Preisgerichtssitzung im August 2023 ausgewählt wurden, im 3D-Modell anzuschauen, Feedback zu geben und sich mit anderen auszutauschen.
Die Hofschau am 19.10.2023 im Museum der bildenden Künste Leipzig präsentiert von 15:00 bis 20:30 Uhr ein vielseitiges Programm rund um die städtebaulichen Entwürfe und bietet die Gelegenheit, mit den im Wettbewerb teilnehmenden Planungsteams vor Ort ins Gespräch zu kommen sowie Feedback zu geben.
Nach Abschluss des Wettbewerbs im Dezember 2023 entschied sich das Preisgericht am 31.01.2024 unter Berücksichtigung der Ergebnisse des Beteiligungsprozesses für einen Siegerentwurf.
Eine öffentliche Ausstellung zeigt vom 29.02. bis 12.03.2024 im Leipziger Stadtbüro (Burgplatz 1) die eingereichten Arbeiten beider Wettbewerbsphasen. Ausstellungseröffnung: 29.02.2024, 10 Uhr im Stadtbüro
Der Beteiligungsprozess innerhalb des städtebaulichen Wettbewerbs
Die erste Phase des Wettbewerbs startete Anfang Mai 2023, Abgabefrist war der 7. Juli 2023. Die Auslobungsunterlagen stehen unter www.urbaneprojekte.de zur Verfügung. Das Preisgericht - in dem auch ein stadtgesellschaftliches Mitglied mit Stimmrecht vertreten ist - entschied über die eingegangenen Entwürfe am 28. August 2023 und wählte neun Entwürfe für die vertiefte Bearbeitung in der zweiten Phase des städtebaulichen Wettbewerbs. Gleichzeitig wurde die Anonymität im Wettbewerbsverfahren aufgehoben. Daher konnten die Entwürfe, die in der zweiten Phase weiter bearbeitet wurden, von der Öffentlichkeit online und vor Ort angeschaut und diskutiert werden. Mit Hilfe der Anregungen aus der Stadtgesellschaft und dem Preisgericht wurden die Konzepte anschließend von den Planungsteams weiterbearbeitet. Nach Abschluss des Wettbewerbs im Dezember 2023 entschied sich das Preisgericht am 31.01.2024 unter Berücksichtigung der Ergebnisse des Beteiligungsprozesses für einen Siegerentwurf. Die Preisträger/-innen (PDF 10,5 MB) wurden am 01.02.2024 in einem Pressegespräch bekannt gegeben.
Was ist ein städtebaulicher Wettbewerb?
Ein städtebaulicher Entwurf, der zu einem Wettbewerb eingereicht wird, beschäftigt sich vorgeschaltet zu einem architektonischen Entwurf mit der Position und Form eines geplanten Gebäudes. Er schreibt fest, wo auf einem Gelände gebaut werden soll, welche Nutzungen dort angesiedelt werden, wo sich Eingänge und Wege befinden, wie der Außenraum gestaltet sein soll und vieles mehr. Ziel ist es, die künftigen Nutzungen auf der Fläche eines Areals räumlich zu verorten und städtebauliche Ideen für die Gestaltung zu entwickeln. Speziell am Matthäikirchhof beschäftigt er sich auch mit der Frage, welche bestehenden Gebäude erhalten und welche abgerissen werden könnten.
Hofschau
Die Hofschau am 19. Oktober 2023 im Museum der bildenden Künste Leipzig bot die Möglichkeit, vor Ort Einblicke in die neun ausgewählten Entwürfe, die zur ersten Preisgerichtssitzung am 28. August 2023 aus 66 Einreichungen ausgewählt wurden, zu bekommen. Darüber hinaus ermöglichte sie der interessierten Öffentlichkeit, direkt mit den Entwurfverfasser/-innen ins Gespräch zu kommen. Dies schuf eine lebendige Atmosphäre, in der Fragen gestellt, Ideen vertieft und persönliche Einblicke in die kreativen Prozesse gewonnen werden konnten. Der direkte Dialog vor Ort knüpfte dabei an die Themen im vorangegangenen "Online-Schauplatz" an und bot eine bereichernde Ergänzung zu den virtuellen Debatten. Ein Podiumsgespräch gewährte Einblicke in das Wettbewerbsverfahren. Anschließend präsentierten die im Wettbewerb teilnehmenden Büros ihre Entwürfe, begleitet von Erläuterungen der stellvertretenden Vorsitzenden des Preisgerichts.
Die neun Büros der zweiten Wettbewerbsphase haben nun bis Ende des Jahres 2023 Zeit, ihre Konzepte zu überarbeiten. Am 31. Januar 2024 entscheidet das Preisgericht unter Berücksichtigung der Ergebnisse des Bürgerbeteiligungsprozesses über die Umsetzung der Entwürfe.
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Online-Schauplatz
Der Online-Schauplatz ist die digitale Ausstellung der neun Entwürfe, die zur ersten Preisgerichtssitzung am 28. August 2023 aus 66 Einreichungen ausgewählt wurden. Die Entwürfe werden auf der Website im 3D-Stadtmodell, mit Plänen, Grafiken und Texten präsentiert. Das Format ermöglichte außerdem vom 19. Oktober bis 1. November 2023 das Kommentieren sowie die Teilnahme an einer Online-Umfrage je Entwurf. Die neun Entwürfe und die jeweils dazu abgegebenen Kommentare sind weiterhin auf dem Online-Schauplatz zu sehen.
Dokumentation des Online-Schauplatzes und der Hofschau
Der Beteiligungsprozess vor dem Start des städtebaulichen Wettbewerbs
In einer ersten Beteiligungsphase haben die Leipzigerinnen und Leipziger in verschiedenen Beteiligungsformaten von April 2021 bis zum Frühjahr 2022 den gewünschten Charakter des Areals als Grundlage für die Aufgabenstellung eines städtebaulichen Wettbewerbs erarbeitet. Die Kernaussagen aus dem Matthäikirchhof-Code sind unter anderem, dass der Matthäikirchhof zu einem Ort entwickelt werden soll, wo aktive Geschichtsvermittlung stattfindet. Ein Ort für Begegnung, der Vielfalt und Offenheit wiederspiegelt. Ein Ort, der innerstädtisches Wohnen und Grünflächen anbietet und Platz für urbanes Gewerbe und Handwerk schafft. Grundlage bei der Aufgabenstellung des städtebaulichen Wettbewerbs sind neben den Ergebnissen der Beteiligung natürlich auch alle bisherigen Ratsbeschlüsse. Dazu gehört auch die Planung eines "Forums für Freiheit und Bürgerrechte/ Demokratiecampus" (Arbeitstitel) auf dem Areal. Die Diskussion über diesen Ort ist jedoch nicht Teil der breiten Öffentlichkeitsbeteiligung, sondern wird aktuell mit einer kleineren Gruppe von Akteuren geführt. Die Ergebnisse fließen aber mit in den städtebaulichen Wettbewerb ein.
Nach der Entscheidung durch die Bundesregierung, das auf dem Matthäikirchhof geplante Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation in Halle anzusiedeln, konnte die Entwicklung des Matthäikirchhofs 2023 weitergeführt werden und ein städtebaulicher Wettbewerb beginnen.
Matthäikirchhof-Forum: Ergebnisse und Ausblick
Am 12. Mai konnten sich alle Interessierten im Kupfersaal über die Ergebnisse der öffentlichen Beteiligung 2021/ 2022 informieren, die nun im Matthäikirchhof-Code zusammengefasst sind. Dieser ist die Grundlage für den anschließenden städtebaulichen Wettbewerb im Jahr 2023, in dem es auch weitere Beteiligungsmöglichkeiten geben wird. Mit dabei waren unter anderem Oberbürgermeister Burkhard Jung, Baubürgermeister Thomas Dienberg sowie Kulturbürgermeisterin Dr. Skadi Jennicke.
Die Aufzeichnung der Veranstaltung finden Sie hier.
Dokumentation der Veranstaltung
Ergebnisse April 2021 bis Frühjahr 2022: Der Matthäikirchhof-Code
Aus den acht Thesen, die im September auf den Aktionswochen diskutiert wurden, ist im Nachgang der Matthäikirchhof-Code entstanden, der die Ergebnisse des Prozesses zusammenfasst und damit eine der Grundlagen des städtebaulichen Wettbewerbs bildet. In Kürze sehen die Vorstellungen der Leipziger/-innen zum Matthäikirchhof etwa so aus: Ein offener Ort mit vielfältigen Nutzungen, der die Geschichte des Gebiets vermittelt und sich am Gemeinwohl orientiert. Das Gelände soll mit Freiflächen nachhaltig und klimaaktiv gestaltet sein. Ein Teil der Fläche steht für Wohnraum zur Verfügung, darunter etwa ein Drittel sozialer Wohnungsbau. Lokales Handwerk und Co-Workingspaces sollen das Angebot der Innenstadt erweitern. Außerdem soll das künftige Quartier auto- und barrierefrei sein.
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Ergebnisse 2021
Aus den Ergebnissen der Auftaktveranstaltung, der Online-Umfrage und den ersten drei Fachwerkstätten wurden acht Thesen abgeleitet, die die Essenz der Diskussion wiedergeben. Während der Aktionstage wurden die Thesen auf dem Richard-Wagner-Platz im September zur Diskussion gestellt. Die Ergebnisse können Sie hier lesen:
Fachdiskussion mit dem Zentrum für Baukultur Dresden
Das zukünftige Quartier am Matthäikirchhof ist ein wichtiges städtebauliches Entwicklungsgebiet. Gerade die Frage, wie dabei mit den politisch belasteten Bauten der 1980iger Jahre umzugehen ist, beschäftigt auch die Fachwelt. Das Zentrum für Baukultur Sachsen hat vor diesem Hintergrund am Montag, den 16. Juni 2021 zu einem Online-Fachgespräch eingeladen. Dieses fand mit dem Ziel statt, ein Spektrum von unterschiedlichen Positionen in Hinblick auf den Umgang mit diesen "schwierigen" oder gar unbequemen Bauten aufzuzeigen. Diskutiert wurde aus unterschiedlichen Perspektiven, welche architektonische und städtebauliche Bedeutung der bauliche Bestand gegenüber der Tatsache hat, dass es sich hierbei um authentische Zeugnisse der Zeitgeschichte handelt.
Moderiert wurde die Veranstaltung von Kirsten Angermann (wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur Denkmalpflege und Baugeschichte der Bauhaus-Universität Weimar, Denkmalpflegerin, Berlin).
Gesprächsteilnehmer:
- Thomas Dienberg, Baubürgermeister der Stadt Leipzig
- Prof. Dr. Rainer Eckert, Gründungsdirektor Zeitgeschichtliches Forum Leipzig
- Dr. Ulrike Wendland, Geschäftsführerin Deutsches Nationalkomitee für Denkmalschutz, Berlin; ehemalige Landeskonservatorin von Sachsen-Anhalt
- Prof. Dipl.-Ing. Ronald Scherzer-Heidenberger, Professur für Regionalplanung und Städtebau, HTWK Leipzig
- Adrian Reutler, Architekt, Kammergruppenvorsitzender der AKS Kammergruppe Leipzig
- Wolf-Heiko Kuppardt, Architekt, Mitglied der Kammergruppe Leipzig und BDA Sachsen
- Stefan Riedel, Architekt BDA, Vertreter von Pro Leipzig e.V.
Die Online-Veranstaltung wurde aufgezeichnet und kann auf dem ZfBK-YouTube-Kanal abgerufen werden.
Fachwerkstätten
Die vier Fachwerkstätten sind als Arbeitstreffen angelegt, in denen ein fester Teilnehmerkreis aus Akteuren der Zivilgesellschaft, Bürgerschaft, Verwaltung, Lokalpolitik und Fachexpert/-innen auf Augenhöhe zusammenkommt, um intensiv Fragestellungen zu konkreten Themenfeldern zu bearbeiten. Rund 60 Personen, darunter 21 Bürger/-innen, nehmen an den Fachwerkstätten teil. Die Veranstaltungen finden in Abhängigkeit des aktuellen Pandemiegeschehens digital oder analog statt und variieren in ihren inhaltlichen Schwerpunkten:
- Fachwerkstatt I am 9. Juni 2021: Der Matthäikirchhof - Ein "Ort der gelebten Demokratie"? Die Zukunft mit Bezug zur Geschichte des Areals gestalten.
- Fachwerkstatt II am 1. Juli 2021: Umgang mit dem (baulichen) Erbe der DDR-Staatssicherheit
- Fachwerkstatt III am 9. September 2021: Der öffentliche Raum des Matthäikirchhofs als Agora der Demokratie
- Fachwerkstatt IV am 7. März 2022: Der Matthäikirchhof-Code: Zusammenführung der Ergebnisse zu einer Synthese
Anmelde- und Losverfahren für die Teilnahme von Bürger/-innen
Vom 19. April bis 5. Mai 2021 konnten Leipzigerinnen und Leipziger Ihr Interesse für eine Teilnahme an den Fachwerkstätten über ein Online-Formular auf www.leipzig.de bekunden. Da die Teilnehmerzahl auf 20 Plätze begrenzt war und mit über 70 Anmeldungen mehr Interessensbekundungen eingetroffen sind, als freie Plätze vorhanden waren, wurde die Entscheidung durch ein quotiertes Losverfahren getroffen. Für das Losverfahren wurden die Anmeldungen zunächst in zwei Gruppen eingeteilt:
- Gruppe A: Anmeldungen mit Angabe einer konkreten Interessensvertretung eines Vereins, einer Initiative, Einrichtung oder ähnlichem
- Gruppe B: Anmeldungen ohne spezifische Verortung
Innerhalb beider Gruppen wurde anschließend quotiert gelost, so dass Alter und Geschlecht gut verteilt abgebildet werden. Ziel war dabei eine Vielfalt von Meinungen und Haltungen in der Zusammensetzung der Fachwerkstätten abbilden zu können, auch jenseits fachspezifischer Interessen. Das gleiche Verfahren wurde für die Warteliste angewandt, um im Falle einer Absage die Zusammensetzung beibehalten zu können. Die vollständige Zusammensetzung kann der Liste entnommen werden:
Dokumentation zu den vier Fachwerkstätten
Die Dokumentationen zu den Fachwerkstätten stehen nach der jeweiligen Fachwerkstatt an dieser Stelle zum Download zur Verfügung.
Aktionstage: Beteiligung, Ausstellungen und Führungen
Während der Aktionstage vom 19. bis 22. September 2021 auf dem Richard-Wagner-Platz bestand die Möglichkeit, sich aktiv in die Diskussion einzubringen und vor Ort mit den Planerinnen und Planern ins Gespräch zu kommen. Über einen digitalen Planungstisch am Richard-Wagner-Platz konnte der Matthäikirchhof nicht nur virtuell erkundet werden, auch Wünsche und Ideen konnten direkt auf Karten verortet werden. Ein Feedback zu den Ergebnissen der bisherigen Beteiligung war zusätzlich möglich. Darüber hinaus fand eine Jugendbeteiligung durch das Jugendparlament statt. Gerahmt wurde die Beteiligung vor Ort durch eine Vielzahl von Programmpunkten, die sich aus unterschiedlichen Perspektiven mit dem Areal beschäftigen. Im Rahmen der Aktionstage wurden vom 20. bis 24. September in der Großen Fleischergasse 12 (im ehem. Stasi-Gebäude) Entwürfe des Matthäikirchhofs aus studentischen Arbeiten der Architekturfakultät der HTWK Leipzig sowie die Ausstellung "Alltägliches aus 1989" des Frauenkultur e. V. gezeigt.
Online-Beteiligung
Auch im digitalen Raum gab es die Möglichkeit, sich in den Prozess einzubringen und Ideen und Meinungen für den Matthäikirchhof mitzuteilen. Die Teilnahme an einer ersten Online-Umfrage war im Zeitraum vom 19. April bis 31. Mai 2021 möglich. Die Umfrage wurde anschließend ausgewertet und bildet nun die Grundlage für weitere öffentliche und fachliche Diskussionen. Sie fließt auch in die Aufgabenstellung für den städtebaulichen Wettbewerb ein. Die ausführliche Auswertung können Sie der PDF-Datei entnehmen.
Mit dem Modellprojekt werden außerdem neue Ansätze kombinierter online- und offline-Formate erprobt. Hierfür wurde das Digitale Partizipationssystem (DIPAS) aus Hamburg getestet. DIPAS ermöglicht es, ein Online-Beteiligungstool mit einem digitalen Planungstisch zu verbinden. Damit können Bürgerinnen und Bürger von Zuhause aus, mobil oder vor Ort Karten, Luftbilder und Pläne digital einsehen und direkt ihre Ideen verorten. Eine Anwendung der Plattform ist im Rahmen der geplanten Aktionswoche im September 2021 sowie in der zweiten Phase zur Beteiligung während des Wettbewerbsverfahren vorgesehen.
Öffentliche Auftaktveranstaltung
Der Auftakt zum öffentlichen Beteiligungsprozess zur Entwicklung des Matthäikirchhof fand am 19. April 2021 von 18 bis 20 Uhr im Kupfersaal statt. Die Podiumsdiskussion hatte das Ziel, den Beteiligungsprozess zum Matthäikirchhof zu eröffnen und über den Hintergrund des Projekts zu informieren. Dazu diskutierten Oberbürgermeister Burkhard Jung, Baubürgermeister Thomas Dienberg und Roland Jahn, ehemaliger Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU).
Pandemiebedingt fand die Veranstaltung ohne Publikum statt und wurde als Livestream auf der städtischen Webseite übertragen. Die Zuschauerinnen und Zuschauer konnten im Rahmen der Veranstaltung mittels einer integrierten digitalen Umfrage zu jeder Themenrunde ihre Meinungen einbringen und Fragen formulieren. Die Dokumentation der Ergebnisse können Sie dem folgenden PDF entnehmen. Alle Fragen, die während der Veranstaltung eingingen, wurden vom Planungsteam beantwortet und stehen unter der Dokumentation zur Auftaktveranstaltung zum Download bereit.
Die Aufzeichnung des Livestreams steht Ihnen weiterhin hier zur Verfügung.
Aufzeichnung der Auftaktveranstaltung zum Beteiligungsprozess Matthäikirchhof
Einen schönen guten Abend, meine sehr verehrten Damen und Herren hier im Raum und natürlich zu Hause an dem Computerbildschirm oder sonst, wo Sie das auch immer auf Ihren Handys mitverfolgen.
Wir sind alle getestet, wir sind, das möchte ich nochmal versichern, mit Abstand und Hygienevorschriften getestet und sitzen hier mit einigen wenigen Menschen in einem großen Raum hier im Kupfersaal. Wie gerne hätten wir das anders gehabt. Wie gerne hätten wir in Präsenz mit Ihnen diskutiert, über die Entwicklung eines der wichtigsten Areale, dass unsere Stadt zu bieten hat. Aber es ist anders gekommen wie so vieles, findet es digital statt und das ist besser als nichts. Denn es ist uns wichtig, mit Ihnen, mit den Bürgerinnen und Bürgern, mit Menschen ins Gespräch zu kommen um miteinander zu überlegen, wie wollen wir dieses wichtige Areal, das Herz der Stadt, wie wollen wir das in Zukunft entwickeln?
Vielleicht wissen das gar nicht alle der Matthäikirchhof, so das Gebiet um den Bereich der Stasi-Zentrale, dort stand nämlich die Matthäikirche. Dieser Matthäikirchhof, das ganze Gelände ist die Wiege der Stadt, hier ist Leipzig wahrscheinlich nach den Quellen, historischen Quellen, belegbar gegründet worden.
Hier begann die Entwicklung als Handelskreuzungsweg, als Marktplatz, als eine Stätte, wo Kaufleute aus aller Welt sich begegneten, wo die erste Burg gebaut wurde, wo ein Marktrecht verliehen wurde, wo die Entwicklung rasant im 19. Jahrhundert bis zu 730.000 Einwohnern dann 1930 führte. Wo so vieles geschehen ist, historisch bedeutsames, wo aber dann auch all die Fragen und all die Folgen noch spürbar und ablesbar sind.
Letzte Woche Samstag haben wir uns erinnert, wie in der Runden Ecke die Amerikaner einzogen am 17. April 1945, nachdem sie Leipzig befreit hatten. Entschuldigung, ich muss es verbessern am 20. April sind die eingezogen, aber die Schlacht um Leipzig war am 17. 18. April. Dann wurde diese Runde Ecke Sitz der Sowjetregierung in der Stadt und schließlich wurde es die Zentrale der Staatssicherheit in unserer Stadt und an diesem Ort, wo eine Matthäikirche stand, wo die Wiege der Stadt war, dort wollen wir eine weitere Entwicklung einladen, dort wollen wir einleiten eine Entwicklung hin von einer Forderung für Bürgerrecht …… zur Blechbüchse für die Leipzigerinnen und Leipziger, so freundlich ausgesprochen, bis zum Brühl sich entwickeln soll.
Also viel zu gestalten, viel zu überlegen, viel zu denken. Es ist ein Raum gedacht, an dem wir über Demokratie nachdenken wollen, wo wir uns erinnern wollen. Was war? Was haben 89 Menschen mit mutigem Herzen bewegt. Wie haben sie ein System umgestürzt und wie können wir heute Demokratie lebendig erfahrbar, weiterentwickeln? Aber wir wollen auch über Wohnungen sprechen, wir wollen über Zugänge zur Innenstadt sprechen. Wir wollen über Entwicklungen von ganzen Ensembles an der Fleischergasse sprechen und dafür wollen wir Ihre Ideen mitnehmen.
Wie denken Sie sich die Entwicklung an dieser Stelle? Was für Ideen haben wir? Was soll bleiben? Was soll neu entstehen? Alles, das ist gefordert. Ihre Mitarbeit, Ihre Ideen sind gefragt und ich freue mich, dass wir das heute mit einer Auftaktveranstaltung dann in den nächsten Wochen auch weiter vertiefen können. Einen ganz wesentlichen Punkt muss ich am Anfang ansprechen und das ist Roland Jahn’s Idee. Er kam auf uns zu und sagte, wir müssen die Stasiunterlagenbehörde wahrscheinlich neu strukturieren im Hinblick auf die Archive, im Hinblick auf die Sammlung und im Hinblick auf die Archivierung der Gesamtunterlagen. Wie stellt ihr euch denn in Leipzig das vor? Wird es ein sächsisches Archiv geben? Wie wird das zugeordnet? Wie organisieren wir das Miteinander von Chemnitz, von Dresden, von Plauen, von Leipzig? Und wir hatten die Idee, vielleicht könnte Leipzig der Ort werden, an dem das Archiv entsteht für Sachsen und mit diesem, mit dieser Idee haben wir dann weitergedacht, wie können wir die, die Akteure sind in diesem Zusammenspiel von 89 bis in die Gegenwart zusammenbringen und an diesem Ort gegebenenfalls mit ihren Ideen, mit ihren Initiativen neu lokalisieren und einen neuen Aufbruch wagen.
Ja klar, die Stasiunterlagenbehörde genauso wie die Stiftung Friedliche Revolution, das Museum Bürgerarchiv, genauso das Museum der Runden Ecke, genauso wie das Bürgerarchiv, um einige Partner zu nennen. Oder das Schulmuseum, was dort vor Ort eine wunderbare Werkstatt für Demokratie schon jetzt gestaltet. All diese Partner zusammenzubinden, sie zusammenzufügen und in einer neuen Idee in einer neuen Entwicklung als Kern, als Nucleus für die gesamte Entwicklung zu betrachten das ist der Hintergrund. Ein Forum für Freiheit und Bürgerrechte als Zentrale, als zentraler Ort für die Weiterentwicklung des gesamten Matthäikirchhofs. Also ein erinnerungspolitisch ganz bedeutsamer Ort, aber eben nicht nur Erinnerung, sondern wir wollen auch Gegenwart und Zukunft dort besprechen.
Leipzig soll zu einem Ereignisort der deutschen und europäischen Geschichte profiliert werden und zu einem öffentlichen Ort der demokratischen Beteiligung und dafür ist dieses Beispiel sehr, sehr gut. Wir wollen uns auch bei der Entwicklung des Áreals die Frage stellen, wie wir diesen Teil der Innenstadt zu einem lebendigen Treffpunkt der Demokratie entwickeln können. Es gibt ein Positionspapier, dass der Stadtrat verabschiedet hat. Dort sind erste Grundlagen erarbeitet und Ideen entwickelt worden, die für uns ein wenig Leitlinie, Leitschnur sind.
Aber wir haben auch die Papiere der Partner der Zivilgesellschaft vor Ort, die sich auch zusammengeschlossen haben, sich eingeschlossen haben. Ich sage scherzhaft bis weißer Dampf aufsteigt, um miteinander auch Positionen zu finden, für eine Entwicklung einer konzeptionellen Idee für die Entwicklung. Das Vorhaben bedarf auf jeden Fall der Unterstützung von Bund und Land. Alleine als Stadt werden wir das nicht stemmen können. Zu viel Geld ist dafür notwendig, zu viel Kraft ist vielleicht notwendig, als dass wir es als Kommune alleine schaffen könnten und deshalb freuen wir uns sehr, dass wir mit diesem Projekt Partner gefunden haben, die mit uns dieses fördern wollen. Zum Ersten gilt der Dank dem Bundesinnenministerium. Mit dem Förderprojekt „Nationale Projekte des Städtebaus“ sind wir aufgenommen worden in die Förderung, und wir haben in der Tat hier die Möglichkeit, auch mit Bundesmitteln etwas Beispielhaftes zu probieren bei der Entwicklung dieses Areals.
Ich fühle auch eine deutliche Unterstützung des Freistaates Sachsen in dieser Frage. Ich habe gesprochen mit dem Ministerpräsidenten, mit anderen Ministerien in Sachsen, auch da gibt es eine große Aufgeschlossenheit, dass man in Leipzig einen solchen Ort innenstadtnah an der Wurzel der Stadtentwicklung neu ausmalen, ausformulieren kann, mit den Partnerinnen und Partnern vor Ort und mit Ihren Ideen. So, jetzt habe ich viel zu lange schon geredet und bin jetzt still und hoffe auf eine fachkundige Führung durch diese Veranstaltung, durch unseren Moderator, der sich selbst vorstellt, damit ich nicht zu lange rede. Bitteschön, Sie haben das Wort.
Ja, vielen Dank, Herr Jung, herzlich Willkommen auch von meiner Seite zum öffentlichen Auftakt des Planungs- und Beteiligungsprozesses Matthäikirchhof, ein ganz besonderer Ort mit bewegter Geschichte hier in der Leipziger Innenstadt, über den wir mit Ihnen ins Gespräch kommen möchten. Mein Name ist Klaus Overmeyer und ich werde sie als Moderator durch den heutigen Abend führen. Wir möchten Sie informieren über die Hintergründe des Projektes, berichten zum aktuellen Stand und möchten mit Ihnen in einen Austausch treten über das Positionspapier, dass Herr Jung bereits erwähnte und in dem die Stadt Leipzig eine erste Haltung formuliert hat zur Zukunftsentwicklung des Areals. Ich freue mich sehr, dass Sie alle da sind, zu Hause an den Bildschirmen, aber auch Sie hier in kleiner Runde, im Kupfersaal der Stadt Leipzig, von dem aus diese Veranstaltung live gestreamt wird.
Ich möchte nun unsere kleine Runde kurz vorstellen. Leider erkrankt ist die Bürgermeisterin und Beigeordnete für Kultur, Dr. Skadi Jennicke, die ist heute leider nicht dabei, aber ich möchte ganz herzlich begrüßen Herrn Thomas Dienberg, er ist Bürgermeister und Beigeordneter für Stadtentwicklung und Bau hier in Leipzig und zu meiner Rechten darf ich sehr herzlich begrüßen Herrn Roland Jahn. Er ist Journalist, hat eine bewegte Geschichte, als jener Bürgerrechtler und ist seit 2011 Bundesbeauftragter für die Unterlagen der Staatssicherheit, des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen demokratischen Republik.
Herzlich willkommen Herr Jahn. Und Herrn Oberbürgermeister Burkhard Jung, den haben Sie gerade schon gehört. Herr Jung ist nicht nur Oberbürgermeister, sondern auch seit 2019 Präsident des Deutschen Städtetages und seit 2020 Vizepräsident von Eurocities.
Was haben wir heute vor? Wir werden einsteigen mit einem kleinen kurzen Blick auf den Ort des Matthäikirchhofes im Kontext der Innenstadt. Wir werden Sie informieren über den Prozess und auch das Forum und dann wollen wir im Kern einsteigen, auf vier thematische Runden, vier thematische Gesprächsrunden, die sich an dem Positionspapier orientieren. Dabei geht es um die Frage welche Bedeutung hat eigentlich die geschichtliche Entwicklung für den Ort? Wie gehen wir mit den baulichen Erbe und dem Bestand um?
Was, welche künftige Nutzung kommen infrage und interessant am Abschluss in unserer abschließenden Runde ist natürlich auch die Frage wie ist der Matthäikirchhof in Zukunft als öffentlicher Ort, als öffentlicher Raum in den Gesamtkontext der Innenstadt eingebunden? Gerne würden wir, wären wir natürlich mit Ihnen hier vor Ort im Kupfersaal ins Gespräch gekommen, das ist leider Pandemiebedingt nicht möglich, aber wir haben uns einige interessante Formate überlegt, mit denen wir auch mit Ihnen an den Bildschirmen in Austausch treten können. Und an dieser Stelle übergebe ich an meine Kollegin Theresa Kalmer. Theresa wie sehen die Beteiligungs- und Mitmachmöglichkeiten heute Abend aus?
Ja, hallo auch von meiner Seite. Ich bin Theresa Kalmer und werde heute für Sie die Ko Moderation übernehmen. Das heißt konkret, dass ich im Hintergrund Slido betreuen werde. Einige von Ihnen haben das ja jetzt auch schon genutzt. Ja, der Live Stream ist eingebettet in Slido, diejenigen die aber zum Beispiel zu zweit vor dem Computer sitzen, haben auch noch die Möglichkeit, über ein zweites Endgerät, also zum Beispiel über ein Smartphone, über einen anderen Computer, oder über ein Tablet mitzumachen. Dafür müssen sie einfach die Seite Slido aufrufen und dann dort den Code mkh eingeben. Gerne weiter. Sie haben die Möglichkeit, auf zwei Arten heute sich einzubringen. Zum einen gibt es die Möglichkeit, Fragen zu stellen oder auch Hinweise zu geben, dafür müssen sie einfach dort, wo der Button Fragen und Antworten ist, drauf klicken und dann haben Sie die Möglichkeit, eine Frage einzutippen. Diese Fragen werden wir hier im Hintergrund thematisch veröffentlichen, sodass es auch übersichtlich bleibt. Zu den Themenblöcken, die auch gerade schon vorgestellt wurden.
Sie haben dann auch die Möglichkeit, diese Fragen zu priorisieren, da müssen Sie dann einfach auf das Icon drücken, wo sie den Daumen sehen und dann ist es für uns auch möglich zu sehen, welche Fragen besonders viel Interesse hervorrufen oder die viele Leute wichtig finden und das ist für uns auch gut zu wissen, weil wir diese Fragen dann auch wieder auf‘s Podium zurück spielen wollen. Die Fragen können wir natürlich jetzt auch nicht alle beantworten heute, besonders dann wenn es viele werden, aber wir haben vor, diese Fragen dann thematisch geclustert im Nachgang auch zu beantworten und auf der Seite der Stadt Leipzig zur Verfügung zu stellen.
Sie haben darüber hinaus auch noch die Möglichkeit, an Umfragen mitzumachen, die wir zu den verschiedenen Themen aufgearbeitet haben und damit wir das jetzt einmal testen können und Sie dann schon auch ein Gefühl dafür bekommen wie das funktioniert, haben wir jetzt einmal eine Proberunde gemacht, wo Sie verschiedene Fragen für uns beantworten können. Die werden wir jetzt einfach starten, genau. Gut, das ist jetzt ein kleiner Testlauf. Und unsere erste Frage an Sie, wir sehen Sie ja leider nicht vor Ort, aber uns interessiert wo wohnen Sie eigentlich, wo kommen Sie her? Aus der Leipziger Innenstadt? Im Norden, Osten, Westen, oder aus dem Süden?
Und wir sehen jetzt hier auf dem Umfragetool, dass sich einige von Ihnen da schon rege beteiligen und die Umfrage baut sich so langsam auf. Theresa oben in der Ecke sieht man, wie viele Leute sich gerade beteiligen? Genau, oben in der Ecke sieht man, wie viele Leute sich daran beteiligen und uns hilft jetzt natürlich auch die Umfrage dafür und Gefühl zu kriegen, wer eigentlich an den Bildschirmen sitzt, weil wir uns ja leider nicht sehen können. Insofern gerne daran teilnehmen, sodass wir das dann auch im Nachgang gut auswerten können.
Genau und bei der Frage, ob das Areal bekannt ist, des Matthäikirchhofs, da zeichnet sich schon eine eindeutige Tendenz ab. Diejenigen, die heute Abend dabei sind, die kennen es fast zu hundert Prozent. Genau ich denke, da haben wir schon einen ganz guten Einblick bekommen.
Können wir auch noch mal kurz einblenden woher die Menschen kommen? Genau. Ja, die meisten, circa ein Drittel leben hier in der Innenstadt. Aus dem Norden kommen etwas weniger und aus dem Westen und Süden Leipzigs sind ungefähr auch ein Fünftel der Menschen zugeschaltet.
Gut, es haben über hundert Leute jetzt schon daran teilgenommen. Ich finde für so einen Kaltstart ist das nicht schlecht. Dann würden wir jetzt in den weiteren Abend einsteigen, und ich schlage vor, dass wir als Erstes mal einen kleinen Blick auf den Matthäikirchhof werfen. Im Kontext der Innenstadt und man sieht auf dem Luftbild sehr gut, dass der Matthäikirchhof sich einerseits durch eine sehr zentrale Lage auszeichnet. Man ist ganz schnell am Marktplatz, man ist am Hauptbahnhof. Der Matthäikirchhof liegt direkt am Dittrichring und man ist an allen wichtigen Plätzen. In der Innenstadt ist man eigentlich fußläufig in wenigen Minuten. Gleichzeitig zeigt das Luftbild aus meiner Perspektive aber auch, dass der Matthäikirchhof so ein bisschen im Windschatten der großen anderen Entwicklungsvorhaben in den letzten 20 Jahren lag, er liegt so am Rand und er ist der letzte Ort in der Innenstadt, dessen Zukunft noch offen ist. Und dieser Eindruck bestätigt sich auch, wenn man auf das Luftbild schaut. Man sieht hier ganz gut im Vordergrund den Richard-Wagner-Platz, der 2012 2013 neugestaltet ist, den Promenadenring, das Museum hier an der Runden Ecke mit dem Saalbau und in der Mitte sieht man den Erweiterungsbau aus den 80er Jahren für die Staatssicherheit und die Volkspolizei. Daneben ist dieser offene Parkplatz.
Herr Dienberg, aus Ihrer Sicht als Beigeordneter für Stadtentwicklung und Bau, was ist Kern der Aufgabe für diesen Planungsprozess?
Ja, würde ich gerne etwas dazu sagen, da sind ja eben schon auch einige Attribute genannt worden. Stadthistorie, stadtgeschichtlich hat der Ort eine große Bedeutung. Städtebaulich, natürlich kulturell für die Leipziger und Leipzigerinnen eine Ecke, die natürlich auch ein Stück weit, Sie haben es angedeutet Herr Overmeyer, auch in Vergessenheit geraten ist. Aber sie ist auch topographisch, glaube ich, nochmal sehr prägnant. Der Teil der Stadt, der auf einem Geländesporn als Einziger damals einigermaßen trockener Siedlungsplatz gut besiedelbar war und das ist etwas, was wir im Planungsprozess, was Aufgabe auch des Planungsprozesses ist, dass wir dieses sozusagen diskutieren und uns dieser Themen und auch dieser unterschiedlichen Zeitschichten noch mal vergegenwärtigen.
Sie haben sich als Stadt im Vorfeld zu diesem Prozess natürlich auch viel Gedanken darüber gemacht wie gehen wir diese Aufgabe eigentlich an?
Wir müssen wir so einen Prozess gestalten, und ich bin heute Nachmittag nochmal an dem Gelände vorbeigegangen. Dort hängt ein großes Banner an dem ehemaligen Gebäude der Volkspolizei und da sieht man auch diese Abbildung drauf, die so ganz übersichtlich wie ich finde und gut erklärt, wie dieser Prozess aussieht. Vielleicht sagen Sie dazu, uns noch ein paar Stichworte.
Ja, man fängt einen solchen Prozess natürlich an indem man sorgfältig schaut was sind die Grundlagen, was haben wir an Grundlagen dort zu ermitteln? Wir haben eine Bestandsbebauung, die vorhanden ist. Wir haben die Frage der Erschließung. Wie ist der ganze Bereich erschlossen? Wir haben das ganze Thema, der Grün- und Freiräume. Ich glaube auch, dass die Thematik Klima, Stadtklima, Klimaschutz auch in diesem Planungsprozess eine ganz wichtige Rolle spielt. Wir haben eine historische Studie in Auftrag gegeben, die ein Stück weit auch nochmal aufdecken soll was für eine Geschichte an diesem Ort und für Leipzig an diesem Ort sozusagen versteckt ist ein Stück weit und das auch offen zu legen, wollen wir mit dieser historischen Studie machen.
Wir haben ein Positionspapier, wo sozusagen…… die anregen sollen zur Diskussion, verfasst. Und wir haben am Ende einen städtebaulichen Ideenwettbewerb stehen, der sozusagen die Grundlagen für die weitere räumliche Befassung mit dieser Ecke dann auch schaffen soll und dafür sollen die Grundlagen sorgfältig ermittelt werden und das soll auch in diesem Beteiligungsprozess mit erfolgen. Was ich an dem Prozess ganz interessant finde und was Sie ja gerade auch schon angedeutet haben ist, dass es jetzt nicht nur um eine reine Planung geht, man kennt das ja aus vielen anderen Verfahren, es gibt irgendwo eine Baulücke und dann macht man einen Planungswettbewerb und die Menschen werden informiert wie das mit der Planung ausgegangen ist.
Hier für den Matthäikirchhof da steht jetzt nicht die Planung am Anfang, sondern eine intensive Phase auch der Beteiligung. Vielleicht können Sie noch mal ein paar Takte sagen zu den Mitwirkungsmöglichkeiten. Genau das will ich gerne machen, aber will vielleicht vorher nochmal sagen, diese Frage der Aufgabenstellung auch das ist ein Punkt, den wir in diesem Beteiligungsprozess mit gemeinsam erarbeiten wollen, auch mit den Bürgerinnen und Bürgern erarbeiten wollen. Und die erste Veranstaltung, die dazu jetzt sozusagen stattfindet ist heute, ist diese Veranstaltung, die Auftaktveranstaltung. Herr Jung hat eben gesagt, wir haben dann ab morgen vor eine Online Umfrage zu starten.
Die läuft bis zum 20.04. und im Rahmen dieser Online Umfrage besteht die Möglichkeit Fragen zu stellen, Positionen sozusagen nochmal einzunehmen und auch Meinungen kundzutun zu diesem Papier und es sind darüber hinaus weitere themenspezifische Werkstätten vorgesehen, vier Stück an der Zahl, da kommen wir vielleicht gleich auch nochmal im Einzelnen drauf. Und was wir vorhaben, was natürlich abhängig ist von der Pandemie Situation, ist dass wir vor Ort einen Auftakt, eine Aktionswoche und Vor-Ort-Veranstaltungen durchführen wollen.
Ich glaube, dass das ganz wichtig ist, den Ort nochmal selbst auch wirklich physisch zu erleben und am Ende dieser Beteiligung soll eine Abschlussdebatte stehen, wo wir sozusagen den Prozess noch mal rekapitulieren und auch zusammenfassen und schauen was sind jetzt die Grundlagen für die nächsten weiteren Planungsschritte. Wird dieser planerische Wettbewerb, wird er dieses Jahr noch stattfinden oder für wann haben Sie den terminiert?
Wir wollen die Grundlagen dafür in diesem Jahr sozusagen fassen, wollen dann aber im nächsten Jahr den Planungswettbewerb durchführen. Sodass dieses Jahr eigentlich im Fokus der Beteiligung mit unterschiedlichen Formaten besteht und ich denke, Sie haben diese Aktionswoche, von der Sie sprachen, auch eher in den Spätsommer beziehungsweise September gelegt, damit wir uns nach Möglichkeit und davon gehe ich sehr stark aus, damit wir uns da vor Ort auch wieder treffen können. Wir bauen in diesem Fall auch ein bisschen auf Zeit und hoffen, dass die Zeit uns das ermöglicht.
Genau, okay prima. Herr Jung, ich blick mal ganz nach unten, auf diesem Diagramm, dort ist so ein grüner Pfeil, der ist außerhalb vom Beteiligungs- und Planungsprozess. Dort steht Entwicklungsprozess, Forum für Freiheit und Bürgerrechte. Dieser Entwicklungsprozess, den Sie ja eingangs schon ansprachen, wo es darum geht, eine Idee für dieses Forum zu entwickeln der ist jetzt nicht Teil unseres Beteiligungsprozesses. Aber wie muss man sich den genau vorstellen? Worum geht es da?
Das ist eine spannende Frage. Die Uridee liegt ja hier, für die Entwicklung des Gesamtareals und umgekehrt wir wollen ein Gesamtareal entwickeln und einen Teil dieses Gesamtareals ... … einfach nochmal für alle die zuhören. Vom Richard-Wagner-Platz, wo die Neuberin, diese großartige Theaterfrau, sozusagen noch beheimatet ist und das Geburtstagshaus von Richard Wagner war, über die Fleischergasse, über den Leerstand, über diese alte Kriminalpolizei und das Gebäude der Fleischergasse, was im desolaten Zustand ist, bis hin zur Runden Ecke wollen wir alles denken und einfügen in dieses Gesamtareal soll sich dann das Forum für Freiheit und Bürgerrechte. Und dies wiederum muss inhaltlich natürlich von denen gestaltet werden, von denen entwickelt werden, die dort auch beheimatet werden sollen. Also wir sollten uns ein wenig zurückhalten bei der konzeptionellen Idee dieses Forums, sondern eher, ich will es mal vergleichen mit dem mit dem Bau eines Museums. Das Museum der Bildenden Künste haben wir als Stadt errichtet und gebaut mit dem Wettbewerb und städteplanerischen Prämissen. Aber welche Bilder dort hängen, welche Skulpturen ausgestellt werden, wie es gefüllt wird? Das ist natürlich der Museumsverantwortung nicht entzogen, sondern das liegt beim Direktor und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und so ähnlich stell ich es mir hier vor. Wir wollen das Ganze denken. Ein Teil des Ganzen ist das Forums und das Forum wird konzeptionell inhaltlich weiterentwickelt von den Akteuren, die in besonderer Weise dort auch dann lokalisiert werden sollen.
Ich persönlich bin Landschaftsarchitekt und habe mal so eine räumliche Brille auf, mit der ich auf die Stadt schaue. Wenn ich Sie jetzt richtig verstanden habe, Herr Jung, dann geht es bei dem Forum schon um das gesamte Areal. Hier wie Sie sagten entlang der Fleischergasse, der Promenadenring bis zur Runden Ecke und das Forum ist jetzt nicht ein Ort in diesem Areal, zum Beispiel hier, in dem Hof oder so.
Jein, also wir denken das gesamte Areal als Matthäikirchhof, aber Nucleus der Forumsidee ist natürlich, die ehemalige Stasiunterlagensituation, das Schulmuseum, der Saalbau, die Anbauten die da in den 80er Jahren dazugekommen sind und dieser Bereich, wenn Sie da mal mit dem mit dem Pfeil draufklicken, das ist sozusagen der Nucleus, wo die Forumsidee beheimatet ist, geöffnet am Richard-Wagner-Denkmal zur Stadt, dort muss auch eine Wegebeziehung wieder entstehen zur Innenstadt und und der Rest ist sicherlich noch mal anders zu denken. An der Fleischergasse im Hinblick auf Wohnen, auf gewerbliche Entwicklung etc. Aber die Forumsidee ist natürlich doch ganz schön stark da oben.
Da hat mir Ihr Stichwort Nucleus sehr geholfen, dass das Forum da schon einen Kern hat, da werden wir gleich mit Herrn Jahn sicherlich auch nochmal darauf zu sprechen kommen. Theresa ich blicke mal zu dir rüber, sind jetzt in unserer Einführung auch schon einige Fragen gekommen?
Es sind einige Fragen gekommen, die jetzt aber vor allem nochmal auf den Prozess zum Beispiel sich bezogen haben, weil es auch eine Person interessiert, wie sie zum Beispiel bei den Fachwerkstätten teilnehmen kann. Da wollten wir dann später am Ende der Veranstaltung noch einmal genauer darauf eingehen. Aber vielleicht kann man das auch jetzt kurz einmal vorziehen.
Genau und zur Aufzeichnung kam auch noch eine Frage, die Veranstaltung wird natürlich aufgezeichnet und wird danach auch im Internet verfügbar sein. Genau.
Genau und eine Teilnahme an den Umfragen war im Vorfeld möglich. Die haben wir natürlich mitgenommen und ist glaube ich bis um halb neun oder so möglich. Genau. Gut, dann machen wir weiter und kommen jetzt nochmal kurz auf das Positionspapier, dass wir eingangs ja schon mehrfach erwähnt haben. Dieses Positionspapier ist für uns eine kleine Leitlinie für die nun folgenden vier thematischen Gesprächsrunden, bevor wir dort einsteigen, möchte ich Herrn Dienberg noch kurz fragen, wie ist dieses Positionspapier der Stadt Leipzig eigentlich entstanden?
Ja, wir haben uns ja mit dem Areal sehr intensiv auseinandergesetzt und haben an der Stelle eben auch sehr schnell gemerkt, dass das eine unheimlich komplexe Situation ist, also von der städtebaulichen architektonischen Aufgabenstellung her, von der kulturellen Aufgabenstellung her, von dem Thema Grün- und Freiflächen, verkehrliche Anbindung. Ich finde ja und bin ein Verfechter davon, dass wir nicht nur bis zum Dittrichring und bis zur Straße denken müssen. Wir müssen gerade nach Osten auch über den Ring hinaus denken, weil wenn wir diesen ganzen Bereich durchgängig machen wollen, wenn wir ihn beleben wollen, dann muss auch die Möglichkeit und die Anbindung der westlichen und nordwestlichen Stadtbereiche viel besser organisiert werden.
Also das ist ein Plädoyer je nochmal wirklich auch den Blick nochmal ein bisschen zu weiten, nicht nur auf das Grundstück allein zu fixieren, was natürlich extrem wichtig ist und das war auch ein Thema wo man schnell in den Diskussionen ist mit den Fachleuten. Wir haben ja in der Verwaltung ganz viele Kolleginnen und Kollegen, in der Politik auch die aus unterschiedlichen Professionen auf diese Problematik, auf die Aufgabenstellung gucken und deshalb haben wir gesagt Ok, um das ein bisschen auch strukturiert abzuarbeiten, macht es Sinn, dass wir einfach mal die wesentlichen Fragestellung auch diskutieren und das waren Themen, die in diesem Positionspapier dann einfach auch genannt werden sollen. Zur Geschichte des Standortes haben wir eben schon einiges dazu gehört, zu den Nutzungen was können wir uns für Nutzungen vorstellen? Und auch natürlich die zentrale Frage wie gehen wir mit den Bestand um?
Der Bestand, der unter Denkmalschutz steht, klar, der ist natürlich gesetzt, der ist geschützt. Was ist mit den Gebäudeteilen, die heute noch nicht unter Denkmalschutz stehen? Und wie muss eben auch der öffentliche Raum aussehen und die Anbindung dieses gesamten Geländes an die Innenstadt, aber auch an die nordwestlichen Stadtteile. Und das ist der Grund, warum dieses Positionspapier entstanden.
Und das was jetzt in dem Positionspapier drinsteht, ist das in Stein gemeißelt?
Nein, das ist nicht in Stein gemeißelt. Es dient wirklich der Strukturierung der Diskussion. Wir haben ganz wenige Festlegungen, die der Rat getroffen hat. Darunter zählt eben natürlich, dass für die Stasiunterlagenbehörde ein gewisser Anteil, für das Forum ein gewisser Anteil eben auch festgelegt ist 30% an der Gesamtfläche. Wir haben hier eine Gesamtfläche von knapp 2 Hektar, also 20.000 Quadratmeter und das ist eine Festlegung und die andere Festlegung, die der Rat sozusagen mit hineingebracht hat ist, dass auf dieser verbleibenden restlichen 70% auch Wohnungsbau stattfinden muss und der aber auch nur begrenzt sozusagen stattfinden soll.
Ok, prima, dann schlage ich vor steigen wir jetzt ein in unsere thematischen Gesprächsrunden und die erste Runde hat das Thema Spannungsfeld zwischen Geschichte und Zukunft. Herr Jung hat in seinem Eingangsstatement schon angedeutet, auf dem Matthäikirchhof da liegt die Wiege von Leipzig, da hat Leipzig seine Wurzeln und wir haben uns im Vorfeld zu dieser Veranstaltung unterhalten mit dem Leiter des Stadtgeschichtlichen Museums Herrn Doktor Hartinger, hier in Leipzig und er hat uns in einem Einspieler nochmal die wichtigsten Meilensteine der geschichtlichen Entwicklung zusammengefasst. Film ab.
Der Begriff Matthäikirche ist relativ jung, ist erst 879 so benannt worden, hat allerdings eine viel längere Geschichte. Es war die neue Kirche der Leipziger Bürgerinnen und Bürger im späten 17 Jahrhundert, als Leipzig sozusagen mehr Platz für seine wachsende Bevölkerung brauchte. Davor war es jahrhundertelang Klosterkirche der Franziskaner, also ein Ort, der ganz viel mit Bildung, der ganz viel mit geistiger Innovation für die Stadt zu tun hat. Ein Ort, der den Leipzigerinnen und Leipzigern immer ganz, ganz besonders wichtig war. Es ist natürlich immer ein Ort gewesen, der mit Herrschaft zu tun hat. Hier lag eine der Wurzeln der Stadt, die alte Burg des Landesherrn. Es ist natürlich heute vor allem bekannt geworden durch die Bauten der Staatssicherheit, die Bezirksstelle für Staatssicherheit, die Volkspolizei und natürlich das friedliche Aufbegehren der Leipziger und Leipzigerinnen im Herbst 89 gegen diese Unterdrückung. Das ist sichtbar, was man aber auch sehen kann, ist die Zuwendung zum Ring, die Großstadtwerdung Leipzigs um 1900, also ein Ort, der wirklich sehr unterschiedliche Geschichtsdimensionen verknüpft, immer mit dem Blick auf die Leipziger Bürgerinnen und Bürger.
Ich glaube, es ist ganz wichtig, dass man zunächst diese historischen Dimensionen sichtbar macht, dass man diesem Ort, der heute so ein bisschen abseits liegt, dass man dem wieder neues Leben einhaucht und dass man aus dem Geist von 1989 keine Gewalt für eine friedliche Veränderung für unsere Demokratie, dass man daraus eine neue Identität für den ganzen Stadtteil prägt und die Bürgerinnen und Bürger mitnimmt, diesen Ort für die Zukunft gemeinsam zu definieren.
Ja, vielen Dank an Herrn Doktor Hartinger für diesen prägnanten Einblick in die geschichtlichen Meilensteine. Ich hab ihnen noch 3, 4 Bilder mitgebracht aus der Zeit. Viele Menschen fragen sich woher kommt dieser Name immer? Und wir haben schon öfter gehört, die Namensgebung für diesen Ort geht zurück auf die Matthäuskirche. Ein neogotischer Umbau aus dem 19 Jahrhundert einer bereits bestehenden Kirche. Anfang des 20 Jahrhunderts kamen dann Wohn- und Geschäftshäuser am Promenadenring hinzu und ein ganz prägnanter Einschnitt für das Areal war natürlich der Zweite Weltkrieg mit dem Bombardement 1943 in dem das gesamte Areal fast komplett zerstört worden Ist, bis auf einige Gebäude am Promenadenring. In der Folge wurden die Trümmer natürlich beseitigt, das Areal leer geräumt. In der Nachkriegszeit zog dann die Bezirksverwaltung für Staatssicherheit in das Gebäude an der Runden Ecke ein. Und ein weiterer wichtiger Einschnitt waren dann die Erweiterungsbauten in den 80er Jahren für die Staatssicherheit und für die Volkspolizei. Allerdings wurden diese Gebäude nur fünf Jahre genutzt bevor dann 1989 im Zuge der friedlichen Revolution die Bezirksverwaltung für Staatssicherheit gewaltlos besetzt worden ist. Das ist nun über dreißig Jahre her.
Herr Herr Jahn, da möchte ich an sie überleiten. Die Behörde für die Unterlagen der Staatssicherheit hat seitdem auch ein Standort eine Außenstelle hier in Leipzig und Mitte des Jahres ist geplant, dass sich das Unterlagenarchiv ihrer Behörde, dass das in das Bundesarchiv eingegliedert wird. Das heißt aber nicht, dass sich alles auflöst, sondern nach wie vor ist natürlich Einsicht in die Unterlagen auch hier in Sachsen an diesem zentralen Ort möglich. Und so wie ich jetzt wahrgenommen habe ist ja auch geplant, dass das Archiv einen Neubau bekommt. Für uns und die anstehende Planungsphase ist sehr interessant, wie aus ihrer Sicht dieser Neubau zusammen mit dem Forum für Freiheit und Bürgerrechte zu verstehen ist.
Ja, erstmal muss man sagen, dass mit der Entscheidung des Deutschen Bundestages die Stasiunterlagen zum Teil des Bundestagsarchivs zu machen, etwas Wegweisendes erfolgt ist. Damit wird der Gesamtbestand der Stasi-unterlagen gesichert, der Gesamtbestand wird zum Archivgut des Bundes und damit dauerhaft auch gesichert. Das ist die Aufgabe und deswegen ist jetzt die große Chance zu sagen, in den Planungen auch Nägel mit Köpfen zu machen. Dafür zu sorgen, dass die Rahmenbedingungen so sind, dass dann diese Stasiunterlagen dauerhaft auch von den nächsten Generationen genutzt werden können. Und was mir schon immer wichtig war, dass diese Stasiunterlagen, die ja zum Teil in Berlin liegen, wir haben ja insgesamt 111 Kilometer, davon 50 Kilometer in Berlin und der Rest ist sozusagen an den Standorten der ehemaligen Bezirksverwaltungen der Staatssicherheit sowie hier in Leipzig, aber auch in Dresden und Chemnitz. Und in diesem Sinne war es mir wichtig, dass diese Unterlagen auch in der Region bleiben, denn hier sind sie angelegt worden, aber hier sind sie auch erobert worden und das ist der entscheidende Punkt, denn diese Eroberung der Stasiunterlagen durch mutige Bürgerinnen und Bürger, das ist etwas was Weltgeschichte geschrieben hat, erstmalig in der Welt wurden die Dienststellen einer Geheimpolizei besetzt und die Akten gesichert und dann später der Gesellschaft zugänglich gemacht. Das ist ein Ereignis, was sozusagen Nachwirkungen hat und wir können diese Akten jetzt weiter nutzen und dieser Ausgangspunkt macht deutlich, diese Akten sind etwas besonderes, sie sind eine Trophäe der friedlichen Revolution und deswegen müssen sie auch immer wieder entsprechend hoch gehalten werden.
Sie sind aber auch ein Monument des Überwachungsstaates und können und verdeutlichen, dass Freiheit und Selbstbestimmung keine Selbstverständlichkeiten sind. Und aus diesem Gedanken heraus ist die Idee entstanden zu sagen, am Standort der Stasibezirksverwaltung Leipzig einen Ort zu schaffen, der einerseits für die Repression, die damals geschehen ist steht, der aber auch für die Revolution steht und der drittens für die Aufklärung über Geschichte steht. Aufklärung nicht zum Selbstzweck, sondern Aufklärung dafür, dass wir Diktatur begreifen können, um Demokratie besser gestalten zu können. Und in diesem Sinne ist es mir wichtig, auch dass wir nicht im Leid der Vergangenheit stehen bleiben, sondern dass wir die Möglichkeiten geben, dass auch die Menschen und besonders auch die nächsten Generationen mit dem Blick in die Vergangenheit ihre Sinne schärfen können, um Gesellschaft zu gestalten. Und deswegen auch die Idee, dass hier nicht nur die Akten vorhanden sind, sondern dass auch das was dort schon angefangen hat mit dem Bürgerkomitee Runde Ecke, mit ihrer Ausstellung, mit ihrer Arbeit, mit Veranstaltungen, mit den Führungen über das Gelände, hier ne Arbeit stattfindet, die gut zu der Bewahrung und dann Nutzung der Akten passt.
Aber auch andere Initiativen wie die Stiftung friedliche Revolution, wie das Archiv Bürgerbewegung und noch andere, die vielleicht jetzt noch gar nicht dran denken hier sich einzubringen sollen die Gelegenheit haben, wir haben auch das Schulmuseum, wir haben verschiedene Initiativen, die auch übergeordnet gestartet worden sind. Hier gibt es praktisch die große Chance, dass die Kräfte auch gebündelt werden und einerseits Geschichte betrachtet wird aber auch Demokratie gestaltet wird. Und das ist sozusagen etwas, wo ich auch dankbar bin, dass der OB Burkhard Jung als auch die gesamte Stadtverwaltung hier wirklich an einem Strang ziehen und dass wir hier eine gute Zusammenarbeit entwickelt haben. Und das war auch der Grund dafür mit, dass der Bund, der Deutsche Bundestag in dem Fall richtig explizit beschlossen hat, dass die Akten in Leipzig für ganz Sachsen aufbewahrt werden sollen.
Das heißt, wir werden hier einen Archivstandort des Bundesarchivs haben mit den Stasiunterlagen hier in Leipzig und somit sozusagen die Akten hier zur Verfügung stehen und eine weitere Entwicklung möglich ist. Und dass das dann eingebettet wird in einen lebendigen Stadtteil, in einen lebendigen Ort, der deutlich macht, dieses Stück Leipzig haben sich die Menschen zurückerobert, denn es war ja abgeschlossen durch die Staatssicherheit. Polizei und Staatssicherheit hatten praktisch eine Stadt in der Stadt. Sie haben das abgeschlossen gehabt und keiner kam hin und jetzt sagen oder 89 ist dieses Stück Stadt wieder erobert worden und jetzt ist wirklich langsam mal der Zeitpunkt ran, wo das auch in der Art und Weise mit einer angenehmen Aufenthaltsqualität hier genutzt sein kann. Und da fallen mir, fällt mir noch vieles ein, was ich auch als jemand, der öfters nach Leipzig kommt dort gerne leben möchte, dort gerne auch spüren möchte, dass sozusagen ein Lebensgefühl entsteht, wo man deutlich machen kann, dass die Zeit einer Diktatur vorbei ist, wo Menschen wirklich Leipzig genießen. Und da gibt es viele, viele Punkte, wo ich dann immer dran denken und wenn ich alleine die Treppen sehe, die da zu sagen am Wagnerdenkmal sind, wenn ich sehe, wie man dort abends in der Abendsonne sitzen kann, dann ist das ein richtiger Gegensatz zu dem, was die Stasi verbrochen hat, nämlich Menschen eingesperrt haben, hat und keine Sonnenuntergänge möglich waren und solche kleinen Lebenszeichen auch an diesem Ort zu setzen mit lebendigem, kulturellem Austausch usw, das wünsche ich mir, dass hier wirklich etwas an Botschaft auch von diesem Ort aus geht, der die Geschichte einbezieht, aber vorwiegend auch in die Zukunft denken.
Vielen Dank, Herr Jahn, ist es aus Ihrer Sicht wichtig, dass dieses Archiv in Zukunft auch eine höhere Sichtbarkeit bekommt?
Ich denke schon, dass hier auch natürlich Architekten herausgefordert sind, das auch entsprechend auszustellen und wir haben jetzt eine Machbarkeitsstudie kurz vor dem Abschluss, wo deutlich wird, es ist möglich, dass wir hier auf dem, was auch Gelände ist, im Eigentum des Bundes, mit ein paar Ergänzungen der Stadt Leipzig zusammen, ein Archivzweckbau errichten können, der gerade auch der dauerhaften Sicherung der Unterlagen gerecht wird. Das heißt, wir brauchen Klimatechnik, wir brauchen Räume mit modernen Anlagen, die die Akten bewahren, und das ist dort möglich zu errichten.
Aber ich wünsche mir natürlich, dass es auch in der Art und Weise errichtet wird, dass es auch sichtbar wird als Monument des Überwachungsstaates als Trophäe der Revolution. Dass wir hier auch gerade den nächsten Generationen die Möglichkeit geben können, diesen authentischen Gegenstand zu betrachten, sich deutlich zu machen, dass hinter jeder Akte ein menschliches Schicksal steckt, dass man deutlich machen kann, sagen wie hat eine Diktatur Informationen gesammelt und hat sie benutzt gegen den Menschen und dass man natürlich auch den Menschen, sowohl den Betroffenen, aber auch den Angehörigen von Verstorbenen, dann und vor allen Dingen auch Forschung und Bildung die Möglichkeit geben, in diese Akten zu schauen und ja, ihren Gewinn für die Gestaltung der Gegenwart daraus zu ziehen. Wenn ich sie richtig verstanden habe, besteht das Forum aus verschiedenen Bausteinen neben dem Archiv.
Welche Akteure und Akteurinnen sind an der Entwicklung des Forums beteiligt?
Na diejenigen, die jetzt schon dort sind und diejenigen, die dorthin wollen, das heißt, wir haben das Bürgerkomitee Runde Ecke, die ja eine verdienstvolle Arbeit dort leisten, mit ihrer Ausstellung dort aber auch mit den verschiedenen Bereitstellungsangeboten. Wir haben das Schulmuseum, die dort täglich sagen, ihre Arbeit leisten, aber wir haben auch die Stiftung Friedliche Revolution, die jetzt noch am Nikolaikirchplatz ihren Sitz haben oder das Archiv Bürgerbewegung, was jetzt noch im Haus der Demokratie ist. Das sind alles Initiativen, diese sagen auf das Gelände wollen, die jetzt auch mit verschiedenen Veranstaltungen auch schon gemeinsam aktiv sind. Es gibt jetzt schon zum Beispiel das Kino im Matthäikirchhof, was öfters veranstaltet wird, wo die verschiedenen Initiativen gemeinsam ein Programm gestalten. Das heißt, hier sind schon erste Ansätze eines Forums, was wirklich stattfindet, aber da ist natürlich sehr, sehr viel Entwicklungspotenzial, was es möglich macht dass verschiedene Akteure, die alle sehr verschieden sind, verschiedene Akteure doch ein gemeinsames Ziel haben, nämlich ein Forum für Freiheit und Bürgerrechte zu beleben, was dem Namen alle Ehre macht. Das heißt frei diskutieren, die Grundrechte der Informationsfreiheit, der Meinungsfreiheit, der Versammlungsfreiheit wahrnehmen und zeigen, sagen das ist der Gegensatz zur Staatssicherheit aber auch immer im Blick haben, um was es geht, nämlich um Bürgerrechte. Dass die Bürger sich beteiligen können an der Gestaltung der Gesellschaft. Das ist etwas, was dort auch gelebt werden kann, und das ist sozusagen die Chance, dass diese Initiativen, die jetzt schon mit dabei sind, aber auch andere hier etwas nach vorne bringen, mit dem auch die nächsten Generationen etwas anfangen können. Sie haben es gerade schon angedeutet in ihrem Statement, dass Demokratie ein ganz wichtiger Begriff auch für dieses Forum ist.
Was müsste eigentlich passieren, damit dieser „Begriff Ort der gelebten Demokratie“ für dieses Forum gut Wirklichkeit werden kann in Zukunft?
Na schon, dass hier einerseits auch Elemente der Geschichte bewahrt werden, auch baulich. Das ist die große Herausforderung. Die Diskussion was lässt man stehen, was reißt man ab? Die ist ja im Gange und das soll auch ausführlich diskutiert werden und es gibt ja in Deutschland viele gute Beispiele, nehmen wir in Berlin alleine der Reichstag. Das ist ein Bau, der deutsche Geschichte verkörpert und die verschiedenen Spuren im Reichstag sind bewahrt worden. Aber es ist auch Neues geschaffen worden, wie die Kuppel zum Beispiel und so gibt es viele Möglichkeiten, sagen ein Stück Architektur zu bewahren. Aber was mir wichtig ist, es soll natürlich auch zweckmäßig sein. Es soll auch die Möglichkeit sein, das weiterzuentwickeln. Das heißt, man soll sich praktisch nicht von der Geschichte auch Fesseln anlegen lassen, sondern Architektur soll auch die Möglichkeit haben, das zu verbinden und auch etwas Modernes schaffen, wo dann auch bestimmte Veranstaltungen entsprechend stattfinden können. Natürlich gehört dort auch ein entsprechender Kinosaal hin mit den Möglichkeit einer technischen Entwicklung, wie wir sie heute haben und nicht nur ein Saal, der sich zwar Kinosaal nennt, den drüber die Stasi genutzt hat, denen sollte man historisch bewahren, den man auch noch weiter nutzen kann, aber gleichzeitig auch weitere technische Entwicklungen möglich machen in den weiteren Bauten, die entstehen.
Und so ist es die Frage, was kommen noch für andere einzubeziehende Zonen hin?
Was gibt es für Möglichkeiten, das auch gerade der Anspruch an die, an das, was frei Informationen betrifft. Ich kann mir vorstellen, dass da auch eine Buchhandlung mit ist, das dort sagen Möglichkeiten da sind, sagen mit einer Bibliothek, dann sagen den Geist der Freiheit auch sagen hiermit zu verkörpern. Ich kann mir auch vorstellen, dass internationale Organisationen nochmal hinkommen, so wie Amnesty International in London ihre Zentrale hat, gibt es auch andere Organisationen. Diese sagen auch Orte suchen, die eine Symbolik haben, wo man sozusagen dann sich ansiedelt, um auch zu sagen, die Kraft dieses Ortes auch zu nutzen für Freiheit und Bürgerrechte.
Und das ist etwas, was zu sagen diese Diskussion weitergeben sollte. Wo auch gerade auch die Herausforderung ist städtebaulich so zu gestalten, dass die Anbindung an die Stadt da ist, aber gleichzeitig zu sagen ein Kern des Ganzen da ist, wo man immer wieder praktisch diese Beziehung zwischen Vergangenheit und Gegenwart spüren kann, aber auch die Zukunft mitdenken kann. Das denke ich, ist auch wichtig. Ort der gelebten Demokratie das könnte natürlich auch ein Motto, ein Motor für die weitere Entwicklung vom Matthäikirchhof sein.
Mich würde jetzt mal besonders interessieren, was unsere Zuschauenden da denken, welches Verständnis haben Sie vom Ort der gelebten Demokratie? Was verbinden Sie mit diesem Begriff? Und auch da möchte ich sie wieder verweisen auf Slido, auf unser Umfragewerkzeug. Bitte geben Sie ein Schlagwort ein, keine ganzen Sätze. Und dann bin ich mal gespannt, was da entsteht.
Das baut sich jetzt so langsam auf. Vielleicht, so lange es sich aufbaut, Herr Jahn noch an sie die Frage, dieses Forum für Freiheit und Bürgerrechte, ist es für sie nur ein gebauter Raum oder kann das auch an ein öffentlicher Raum sein, ein Platz, ein Freiraum?
Beides, beides. Wir brauchen natürlich auch Gebäude, in denen etwas stattfindet, aber wir brauchen auch das offene, sowohl in die Stadt hinein, aber auch dort sozusagen vor Ort. Und wir haben gerade hier gesehen Austausch ist zum Beispiel ein Schlagwort, Treffpunkt ein Schlagwort, leben ein Schlagwort. Das heißt, da ist man gefordert, den Rahmen so zu setzen, dass es auch etwas entwickeln kann, na von vornherein alles durchzuplanen und sozusagen so muss es sein, das ist immer gefährlich. Schauen Sie sich an, Sie sind sagen Landschaftsplaner, wenn Sie das anschauen, sie können den schönsten Park planen, wenn sie nicht die Lebensgewohnheiten der Menschen einbeziehen, wie die ihre Wege gehen, dann werden sie 1000 Trampelpfade haben. So und deswegen ist es wichtig, dass man von vornherein diese Möglichkeit eröffnet, sozusagen, dass die Trampelpfade sagen, sich entwickeln können, dass Gestaltungsspielraum auch noch für die Zukunft da ist, dass die Möglichkeit da ist eben gesellschaftlichen Diskurs, auch das Gelände zu entwickeln.
Ja, wenn man erstmal einige Akzente setzen und dann Schritt für Schritt das weiterentwickelt, glaube ich hat man eine große Chance und eine hohe Flexibilität ist auch gefragt. Die Rahmenbedingungen verändern sich in dieser Gesellschaft und da ist es auch wichtig, dass man nicht Dinge baut, wo man sich dann 10 Jahre später schon darüber ärgert, sondern mit hoher Flexibilität mit Modulen und so weiter arbeiten, so dass sozusagen lebendiger Stadtraum entwickelt, der nochmal deutlich macht, hier sind die Menschen, die die Entwicklung bestimmen und es gibt immer wieder die Möglichkeit zu Veränderungen.
Mhm ja, wenn wir jetzt noch mal gemeinsam auf diese Wortwolke schauen, was sehen Sie da? Was sticht für Sie daraus? Ich glaube Herr Jahn, sie haben gerade schon was sehr Wichtiges gesagt. Ein Stück weit muss dieser Ort seine Offenheit oder dieses Unfertige behalten, muss Raum geben für Diskussionen und Diversität.
Herr Dienberg und Herr Jung,was nehmen Sie noch mit aus der Wortwolke?
Ja, Transparenz, ja also Transparenz heißt eben auch, dass Diskussion, Begegnung, Diversität, Treffpunkt, Dialog heißt ja Transparenz, Durchlässigkeit und das ist vielleicht auch an eine Überschrift für das städtebauliche Thema und für die städtebauliche Lösung. Ja, ich also spannend natürlich ein Ort der Begegnung, Diskussion, Diversität, Treffpunkt, junge Menschen kommen zusammen, man beschäftigt sich mit der Geschichte. Aber nicht nur um ihrer selbst Willen, sondern um daraus etwas in die Zukunft zu generieren.
Das ist alles da. Interessant ist, dass sozusagen bewahren,
erinnern noch nicht als Stichwort kommt, denn das gehört
natürlich auch dazu. Zu erinnern,
an diesen Ort und von dieser Erinnerung
abzuleiten,
den Mut zur Veränderung, dass Menschen plötzlich ja hier eine Welt
aus den Angeln heben können, spannend so. Jetzt
schon Geschichte erleben
ist schon mit dabei, politische Bildung ist mit dabei.
Das ist, denke ich, ist einfach, demokratische Bildung,
ist mit dabei und das ist ja die große Chance,
dass sozusagen einen Ort haben,
der beides ermöglicht ja. Und das ist ja auch ne
alte Lehre. Geschichte lässt sich nur dann vermitteln,
wenn die Menschen die Gelegenheit dazu haben,
ihre eigenen Lebensverhältnisse in Bezug zu setzen.
Ja, warum soll ich mich mit Stasi beschäftigen?
Das interessiert mich doch eigentlich nicht,
wenn ich auf meine Alltagssorgen schaue.
Wenn ich aber genauer anschaue und sehe es geht bei
der Beschäftigung mit dem Thema Stasi und gerade mit den
Stasiakten um etwas wie Gesellschaft gestaltet ist,
wie Menschen miteinander umgehen. Das Thema Verrat,
das Thema sozusagen Bürokratie, das Thema
Gewalt sind ja alles Fragen,
die wir auch heutzutage sagen in der Gesellschaft haben all
das findet sich in den Stasiakten.
Zum Beispiel auch die Frage Fake News. Welche
Quellen kann man glauben und welchen nicht?
Das haben wir tagtäglich hier heutzutage und da kann man
sozusagen mit Hilfe der Stasi Akte auch sagen lernen, wie geht
man mit Archiven um,
wer hat was mit welchem Ziel aufgeschrieben?
All das kann man so sagen aus den Stasi Akten lernen.
Oder wenn ich dran denke,
jetzt die Beispiele, die wir schon hier vollzogen haben Die
vielen Kinofilme, da geht es nicht vordergründig nur um Stasi.
Da geht es darum was haben die Menschen für Gefühle
in welchen Situationen begegnen sie sich so sagen?
Und da kann viel geleistet werden,
indem man gerade an diesem Ort gerade auch Kunst und
Kultur zulässt,
dass man hier Möglichkeiten hat,
dass sich das wirklich zu einem Ort entwickelt,
der als besonderer Ort auch das ermöglicht. Wenn ich einen
Film sehe sozusagen,
wo es um Freiheit geht,
um, um, um Menschen, die um Rechte kämpfen,
und wenn ich den sehe,
irgendwo im Kino, dann ist das alles gut,
der kann mich beeindrucken, aber wenn ich den openair
oder in einem Saal sehr an einem Ort,
wo früher die Stasi geherrscht hat,
ist das ganz was anderes.
Dann bekommt dieser Film eine ganz neue Kraft und das
ist die große Chance hier Geschichte.
Gegenwart und Zukunft zu verbinden?
Na, wenn ich mir die Wortwolke so anschaue,
dann findet der Film da vor Ort auf dem Gelände
statt und die Menschen sind eigentlich Teil dieses Films und.
Also wir
haben zum Beispiel in Berlin,
wenn ich mal das Wort Berlin erwähnen darf,
das sollte man in Leipzig nicht so oft tun,
aber wir haben die Erfahrung gemacht,
zum Beispiel am Tag der Pressefreiheit haben wir einige hundert
Schüler auf unserem Gelände und gemeinsam mit dem Verband der
Deutschen Zeitschriftenverleger, gestalten wir einen Park
der Pressefreiheit an dem Ort der Staatssicherheit. Da kriegt
das Wort Pressefreiheit nochmal eine viel größere Bedeutung. Und so
haben wir einige Themen,
die in der Gegenwart genauso relevant sind.
Ja, die man an diesem Ort nochmal viel besser diskutieren
kann.
Viel besser sich auseinandersetzen kann und uns bewusst machen können,
dass Freiheit und Demokratie nicht selbstverständlich ist,
sind, dass sie immer wieder gepflegt werden müssen,
dass sie immer wieder verteidigt werden müssen.
Und die haben das ja auch in Leipzig ist das
ja ständig auch in den aktuellen Diskussionen,
wo sich Leute auf 89 berufen,
die was ganz anderes im Sinn haben,
da haben wir doch diese Auseinandersetzung und da können wir
zeigen und mit so einem Ort, dass ist natürlich um
Freiheiten geht,
die jeder haben soll, dass ist aber auch darum geht,
dass wir hier Grundregeln haben,
die es zu bewahren gilt.
Ja, ich denke das nehme ich auch mit als
Aufforderung an unseren Prozess.
Wir müssen, um diesen Ort ringen,
das Verfahren ist und der Prozess ist ergebnisoffen,
und wir müssen den Mut haben,
zu diskutieren. Wir müssen Vielfalt und auch unterschiedliche Positionen
zulassen und erst dann kann dieser Ort lebendig werden und
kann dieses Forum für Freiheit und Bürgerrechte auch mit Leben
gefüllt werden. Wir kommen zu unserer zweiten Runde und da
geht es um den Umgang mit dem baulichen Erbe.
Und im
Fokus steht:
Aus dieser Perspektive stehen natürlich weniger die Gebäude aus der
Gründerzeit.
Das der runden Ecke und auch der Saalbau,
die sind gesetzt, die bleiben erhalten und stehen natürlich auch
unter Denkmalschutz.
Bei der Frage des baulichen Erbes dreht sich eigentlich
die Diskussion um die Erweiterungsgebäude
einmal der Staatssicherheit und der Volkspolizei man kann natürlich
verstehen,
dass viele Menschen, die verbindet
eine starke Geschichte mit diesem Ort. Dabei spielen
auch diese Erweiterungsgebäude natürlich eine sehr große Rolle,
aber unabhängig von der emotionalen Bindung möchten wir den Prozess
auch dazu nutzen,
um noch mal andere Betrachtungsebenen in den Fokus zu stellen.
Einerseits die Brille der Perspektive der Geschichte,
aber es gibt auch eine Betrachtungsebene des Städtebaus,
also wie geht man mit Bestand um,
wo gibt es wichtige Wegebeziehungen?
Wo sind eher Orte zum Verweilen und welche Orte auf
dem Gelände sollten baulich neu formuliert werden?
Und nicht zuletzt gibt es natürlich auch eine wirtschaftliche Betrachtungsebene.
Wie teuer ist dies? Welche Ressourcen gibt es und was
wollen wir uns an diesem Ort auch leisten?
Herr Dienberg, wir beginnen mal mit dem denkmalpflegerischen Blick auf
das Areal,
das sieht man hier auf diesem Schrägluftbild nochmal ganz
gut dargestellt.
Die Stadt Leipzig hat ein Gutachten,
ein denkmalpflegerisches Gutachten in Auftrag gegeben.
Was wir darin untersucht?
Wir haben uns vorgenommen, mit diesem Gutachten,
den 80er-Jahre Bau der Bezirksverwaltung
der Staatssicherheit zu untersuchen, inwieweit dieser auch unter
denkmalpflegerischen Aspekten einen Wert hat.
Herr Jahn hat das glaube ich eben nochmal wirklich gut
auf den Punkt gebracht.
Das ist die Abwägung zwischen
dem Erhalt der Situation, auch
einer authentischen Situation und gleichzeitig aber auch des
Möglichmachens neuer Formate und dafür braucht es natürlich auch Flexibilität.
Dafür braucht es neue Räume und all das sind natürlich
Fragen,
die dann am Ende auch diskutiert werden müssen.
In diesem Prozess sind die Gebäude,
die wir jetzt hier sehen auf
der linken Bildseite,
sind das wirklich die Gebäude,
die diesem Anspruch auch gerecht werden,
und das ist etwas, was wir, dieses aber auch noch
weitere Themen,
das ist etwas, was wir mit diesem bauhistorischen Gutachten untersuchen
wollen.
Das ist Grundlage für das Landesamt für Denkmalpflege,
die dann am Ende auch eine Entscheidung zu treffen haben.
Da spielen städtebauliche Fragestellungen natürlich eine Rolle,
man sieht ja hier wunderbar,
wie sehr die Ideologie der Stasi auch räumlich sozusagen
sich dort wirklich physisch Bahn bricht und das ist
etwas,
wo wir uns alle auch fragen müssen,
bei der Wortwolke,
dieses Thema Offenheit, Transparenz auch für diesen Ort wie
können wir das gut herstellen?
Also insofern das ist das bauhistorische Gutachten,
das werden wir abwarten, aber ich finde,
wir müssen jenseits dieser Fragestellung genau darüber auch sprechen.
Ist das die richtige Antwort und kann das das
Konzept,
was uns alle grob vorschwebt,
allen grob vorschwebt, kann das sozusagen auch in diesen räumlichen
Dispositionen, kann das dort eine gute Zukunft haben?
Ja, wie Sie gerade sagen, die Frage,
wie wir mit dem baulichen Bestand umgehen,
wird auch eine zentrale Frage in dem Beteiligungsprozess sein.
Das Gutachten liefert uns ja sicherlich wesentliche Hilfestellung,
aber wir müssen das auch öffentlich diskutieren.
Und hier auf diesen Folien haben wir Ihnen in der
Übersicht einmal dargestellt,
wie das unterschiedlich, wie unterschiedliche Varianten für die Entwicklung des
Geländes aussehen könnten.
Eine Option wäre natürlich, den Bestand zu erhalten und die
Erweiterungsgebäude einfach stehen zu lassen.
Dann könnte man sich aber auch vorstellen,
wie hier in der Variante A dargestellt,
dass man einen Teil des Bestandes abreißt,
zum Beispiel die eingeschossigen Lagerräume,
so dass der Hof größer wäre,
oder man könnte sagen, das Gebäude der Volkspolizei ist möglicherweise
abgängig,
ist nicht mehr in so einem guten Zustand.
Das reißen wir ab und wir lassen nur noch einen
einen Teil des Gebäudes, des Erweiterungsgebäudes der Staatssicherheit stehen oder
man entscheidet sich dazu,
alles abzureißen und das Gelände bis auf die denkmalgeschützten
Bauten freizuräumen. All das sind Optionen,
die wir haben und
Herr Dienberg, soweit ich die Stadt Leipzig verstanden habe,
wollen Sie diese Frage eigentlich vor dem Wettbewerb schon klären,
oder? Ja, das war ein ganz wesentlicher Punkt, genau diese Fragen wirklich
vor dem Wettbewerb zu klären,
weil das kann man den Büros,
die sich an diesem Wettbewerb beteiligen werden,
nicht überlassen. Ich glaube, wir müssen dazu eine klare Vorgabe
machen,
und das ist etwas, was für mich die zentrale Aufgabe
jetzt auch dieses Beteiligungsprozesses
darstellt, diese Themen wirklich im Für und Wider mal
abzuklopfen. Wir haben gesehen,
wenn wir unterschiedliche Möglichkeiten, ich sag mal,
wie man Demokratie heute leben kann, möglich machen wollen, räumlich
möglich machen wollen,
dann braucht man ganz bestimmte Veranstaltungsräume.
Man braucht bestimmte Zuschnitte, und das ist etwas,
was man natürlich in einer vorhandenen Substanz weniger gut und
flexibel umsetzen kann,
als man das tun kann,
wenn man neu bauen kann.
Insofern spielen alle Varianten hier eine ganz entscheidende Rolle.
Ich möchte noch sagen, dass vielleicht eine Variante noch fehlt,
weil mit dem Begriff vollständiger Abriss ist man erstmal irritiert.
Da kommen natürlich dann Neubauten hin,
aber eine Variante sollte zumindest auch optisch immer wieder
dargestellt seien, nämlich die, dass Elemente dessen,
was weggerissen wird, wieder auftauchen
in dem Neuen und das,
denke ich, ist ganz, ganz wichtig,
dass man das von vornherein mit in den Blick nimmt,
weil dann ist dieses entweder oder nicht ganz so krass
sichtbar.
Es geht ja darum, die Geschichte erzählen zu können.
Um sie erzählen zu können,
braucht man nicht alles, sondern braucht man die Spuren,
die es möglich machen, zu erzählen. Die Akten sind
das Eine.
Das werden wir tun als Stasiunterlagenarchiv von unserer
Seite,
aber dass das Bauliche denke ich kann auch, hier sieht
man zum Beispiel einzelne Elemente der 80er-Jahre DDR-Architektur,
die das nochmal verkörpern könnten,
dass da mal was Anderes war und eben nicht nur
mit Fotos,
sondern auch in Stein sozusagen hier Elemente
auftauchen lassen. Es gibt ja Orte,
da wurden ganze Kaisersäle praktisch mit großem technischen Aufwand
versetzt und dann eingebunden in eine neue Stadtentwicklung,
wo auch sozusagen am Potsdamer Platz in Berlin Geschichte und
das Neue zusammengekommen ist.
Das ist auch wieder ein Beispiel dafür,
wie man einzelne Elemente nehmen kann und sie einbetten
kann in eine neue Entwicklung.
Das Wichtige ist auch, dass das nutzbar ist. Was
nutzt mir ein Stück Bausubstanz aus den 80er-
Jahren,
das nicht den Ansprüchen einer modernen Nutzung genügt?
Das nützt mir überhaupt nichts,
dann mach ich das zum Hemmschuh der Entwicklung
dieses Geländes und das ist dieser Prozess,
der diskutiert werden muss und dann natürlich gestaltet werden
muss.
Wenn ich sie richtig verstehe, Herr Jahn, viele Menschen verbindet ja
eine persönliche Geschichte mit dem Ort,
aber für die Zukunft ist es aus ihrer Sicht
nicht unbedingt erforderlich,
dass alle Erweiterungsbauten aus der
aus den 80er-Jahren dort erhalten bleiben,
um diese Erinnerung wachzuhalten?
Ich denke jedenfalls, dass man das Verhältnis zwischen Erinnerung und
angemessener Nutzung in der Gegenwart und Zukunft nur hinkriegt,
wenn man nicht mit absoluten Positionen rangeht,
sondern eine Offenheit hat und in diesem Prozess ergebnisoffen
diskutiert und sich aber auch klar
macht, was ist der Anspruch an die Nutzung von
Gebäuden und was kann ich da umbauen?
Das muss noch geprüft werden.
Und wenn das nicht machbar ist,
wenn ich den Ansprüchen nicht genügen kann,
dann muss ich mir das schon überlegen,
ob es nicht besser ist,
bestimmte Dinge abzureißen, also aber Geschichte weiter erzählbar
zu lassen
mit einzelnen Elementen. Das nehme ich von ihnen jetzt
nochmal mit,
dass es in unserem Verfahren natürlich auch darum geht,
eine gute Balance zu finden zwischen der lebendigen Erinnerungskultur
auf der einen Seite und auf der anderen Seite aber
auch für eine neue Kultur der Nutzung,
die neue Möglichkeiten bietet. Ich würde gern noch mal
einen Gedanken ganz kurz sagen, ich glaube,
dass es mitnichten so ist, dass eine der Varianten oder
ich sage mal diese Variante des Totalabrisses,
dass das die einfachste Variante ist. Ganz im Gegenteil,
weil dann haben wir eine wirklich anspruchsvolle Aufgabe,
darüber nachzudenken, wie wir, Herr Jahn,
ich höre bei Ihnen auch heraus Kleinteiligkeit,
also unterschiedlichste Nutzer sollen dort Platz und Raum
finden,
dass wir diese Kleinteiligkeit anspruchsvoll und dann auch die Frage,
nach welcher nach welcher Vorgabe
wir dann auch neu sozusagen konzipieren.
Spannend, aber ist es mitnichten
die einfachere Variante und ein anderer Anmerkung: Ich teile ihre
Auffassung sehr,
dass man, auch gerade jetzt auf diesem
Bild ja sichtbar, ganz bestimmte Versatzstücke
mit hinübernimmt. Ich hielte es für nicht gut,
wenn man nur Versatzstücke mit reinnimmt,
sondern dann wirklich auch Teile des Gebäudes sinnvoll in die
neue Nutzung mit einzubauen,
weil man nur dann auch diese Versatzstücke ein Stück weit
versteht,
was sie für eine Funktion hatten.
Es waren Schmuckelement im Bereich der Treppenhäuser.
Und das finde ich, muss man, das wird dann noch,
glaube ich, deutlich authentischer, als wenn wir einfach nur so
ein Betonteil nehmen und das irgendwo einbauen.
Jetzt aber auch die Frage der Anbindung an die weitere
Stadt, denke ich, muss damit beachtet werden,
denn das, was an Gebäuden jetzt da ist,
hat ja bestimmte Linien gezogen und die Stadt abgegrenzt und
wenn man die Öffnung in die Stadt haben will,
kann es sein, dass man
bestimmte Gebäude wirklich beseitigen muss,
um ein neues Zeichen zu setzen,
dass jetzt eine Offenheit da ist.
Da, denke ich, muss,
muss sozusagen weitergedacht werden,
als über das Areal nur,
sondern über das Areal hinaus,
dass man die Verbindungswege in die Stadt dann auch schaffen
kann.
Wenn ich ihnen so zuhöre,
dann ist an ihnen so ein richtig guter Stadtplaner
verloren gegangen.
Das kann ich, jetzt, wenn ich in Rente gehe, bald machen.
Ja, ich also ich hätte noch einen Platz für
Sie.
Gut, wir sind jetzt schon ziemlich in die Diskussion
eingestiegen.
Mich interessiert jetzt natürlich der Blick auf unsere Zuschauenden,
wie halten Sie es mit dem Bestand? Sind Sie
dafür,
dass die Bestandsgebäude erhalten bleiben sollen?
Soll man sie ganz abreißen,
sondern sie teilweise abreißen oder nur Gestaltungselemente erhalten oder haben
sie vielleicht noch keine Meinung dazu?
Das sind die Fragen, die uns jetzt in der Umfrage
interessieren.
Wir sind gespannt.
Und Herr Jung, ich habe noch eine Frage an sie
solange die Umfrage läuft. Herr Dienberg sagte ja gerade,
sie wollen diese Frage des Umgangs mit dem Bestand im
Vorfeld von dem Wettbewerb klären.
Jetzt wird sich sicherlich in der Beteiligung so ein Meinungsbild
vielleicht raus kristallisieren,
vielleicht kommt auch raus, es sind sehr unterschiedliche Positionen.
Wer entscheidet das denn am Ende, wie man damit umgeht?
Am Ende entscheidet der Stadtrat, ganz klar, und deshalb halte ich
mich auch etwas zurück und beobachte sehr gespannt
die weitere Entwicklung, die Diskussion. Eins sollte man wirklich heute klar haben:
die Öffnung in die Stadt muss passieren!
Also ich kann mir überhaupt nicht vorstellen,
dass Sie zum Beispiel die Klingertreppe
mit dem Wagner-Denkmal nicht nutzen,
um Zugänge zu schaffen
und auch diese Trotzburg zu öffnen,
damit sie einen Kommunikationsraum,
ein Kommunikationsraum entsteht, wo Menschen einander begegnen. Aber
wie und wie weit,
Ich glaube, das sollte man wirklich erstmal in aller Ruhe
diskutieren.
Das wird noch spannend, das wird noch spannend.
Wir haben ja jetzt hier schon ein erstes Meinungsbild,
die meisten Zuschauenden haben sich dafür ausgesprochen, circa
ein Drittel, dass Gestaltungselemente erhalten und in den Neubau zu
integrieren sind.
Dann sagen 28%, teilweise sollten Gebäude der 80er-Jahre abgerissen
werden,
zum Beispiel entlang der großen Fleischergasse.
Das betrifft ja das Gebäude der Volkspolizei.
Die Gebäude
Der Stasi ganz abreißen, das sagen 17%.
Und alles erhalten, das kann ich jetzt nicht mehr erkennen,
da muss man wahrscheinlich ein bisschen runterscrollen.
Aber das ist doch schon mal ein ganz gutes Ergebnis.
Theresa, haben sich in der in unserem Umfrage Werkzeug noch
mehrere Fragen angesammelt zu diesem Themenkomplex Umgang mit dem Bestand?
Genau, ich würde sagen, es gibt einmal den Fragenkomplex nochmal,
an
was sich das jetzt konkret entscheiden wird,
wie man letztlich mit den Bestandsgebäuden umgeht.
Das wurde auf verschiedene Arten mehrmals gestellt und dann gab
es noch mal einen anderen Fragenkomplex,
der vielleicht auch an das Thema von der Themenrunde davor anschließt,
ob es eine zeitgemäße Aufarbeitung der ´89er-Ereignisse und zur
Stasi geben wird,
weil zum Beispiel die Ausstellung
schon sehr alt sei.
Ja, kann die Frage jemand direkt beantworten mit der Aufarbeitung?
Also eins ist ganz klar: das Bürgerkomitee,
was das Museum betreibt, hat von uns eine Auflage bekommen,
konzeptionell weiter an der Ausstellungsstrategie und konzeptionellen Untersetzungen
zu arbeiten.
Wir sind in der engen Diskussion,
wir streiten auch über das eine oder das andere,
aber ich glaube, das gehört zur Wahrheit.
Wir sind durchaus manchmal unterschiedlicher Ansicht in Bezug auf die
die
Ausstellung selbst. Aber wir sind im Gespräch.
Nicht zuletzt, das gehört auch zur Wahrheit, will ich nicht
Verschweigen,
es ist ein Gerichtsprozess anhängig oder eine Gerichtsentscheidung anhängig,
wo wir sagen, wir können nur fördern,
wenn bestimmte Auflagen erfüllt sind.
OK, dann gibt es noch eine Frage: wann beginnt
der Bau des neuen Stasi-
Archivs? Kann man dazu schon was sagen?
Na ja, man sollte sich heutzutage hüten,
irgendwie Termine zu nennen. Ich kann nur sagen,
wir haben jetzt die Machbarkeitsstudie
im Abschluss und wir werden dann die Planungsphase beginnen.
Ich hoffe, dass da in den nächsten 2 Jahren dann
wirklich richtig angefangen wird,
das Ganze umzusetzen und sagen wir mal so,
abhängig natürlich von dem, was dann insgesamt an Planung da
ist mit dem Wettbewerb usw.
Wir wollen ja Teil des ganzen Projektes sein
und nicht hier einfach irgendwas bauen,
was dann überhaupt nicht reinpasst,
sondern das ist die Herausforderung, hier wirklich etwas zu integrieren
und ich warte da lieber noch ein Jahr länger mit
der Fertigstellung des Archivs, als das sagen etwas gebaut wird,
fast nicht reinpasst. Also, wir können natürlich auch schauen,
was ist zum Beispiel unterirdisch möglich,
was kann man sozusagen unter die Erde bringen?
Wir müssen sowieso zu dem Verwaltungsgebäude,
was jetzt hier im Bundeseigentum ist, auch eine Verbindung schaffen,
die unterirdisch gehen würde.
Also da ist vieles denkbar und das gilt es halt
zu prüfen.
Gerade auch, das ist natürlich dann immer eine Frage,
wie sind Akten geschützt?
Wie dürfen Sie dem Licht ausgesetzt sein?
Aber wenn die Menschen, wenn sie auf dem Hof sind,
von oben sozusagen den Kern des Archivs sehen,
durch sozusagen ein Panzerglas,
das wäre eine tolle Sache,
wenn man sieht, sozusagen, da ist diese Trophäe der Revolution
und man kann sich auch von außen bewundern,
wenn das Archiv nicht geöffnet ist.
Da denke ich, ist es gerade sehr wichtig,
das Open-Air viel gedacht wird, ich denke,
da gehört auch eine
Open-Air-Ausstellung zur friedlichen Revolution hin, dass wirklich zu
jeder Tag und Nachtzeit die Menschen hier lang gehen können,
diesen Ort erfahren können und dass man hier sozusagen Geschichte
wirklich 24 Stunden am Tag erleben kann. OK,
vielen Dank. Sie sehen, es sind noch eine ganze Reihe
von weiteren Fragen eingegangen. Sie brauchen keine Angst haben,
die gehen nicht verloren. Wir sammeln sie, werden sie clustern
und auswerten und die Antworten
auch mit auf die Webseite stellen. Wir kommen jetzt zu
unserer dritten Runde.
Wir haben sehr viel über die Gebäude,
den möglichen Erhalt oder Abriss von Gebäuden gesprochen und müssen
jetzt in der dritten Runde nochmal ins Gespräch kommen
über die Nutzungen. Wie soll dieser Ort in Zukunft
genutzt werden?
Dazu zunächst ein Blick auf die aktuelle Nutzung des Ortes.
Auch dazu haben wir ein kleines Diagramm vorbereitet und auf
der Folie sieht man ganz gut das Museum in der „Runden
Ecke“,
mit dem Stasiunterlagenarchiv.
Hier, an der Stelle, daneben, gibt es das Schulmuseum mit
dem Saalbau,
in dem auch das Bürgerkomitee,
das das Museum betreibt, ansässig ist.
Dann gibt es ein Geschäftshaus am Dittrichring und es gibt
hier den Stasi Erweiterungsbau,
der im Moment genutzt wird als Wahllager
oder auch von verschiedenen Ämtern und das Gebäude der
ehemaligen Volkspolizei,
das hauptsächlich leerstehend ist. Hier, flankierend an der Seite zum
Parkplatz, gibt es noch einige Garagen,
die heute aktuell als kleine Werkstätten zum Teil auch noch
genutzt werden.
Ja, das ist der Blick auf die aktuellen Nutzungen.
Die Stadt Leipzig hat sich in ihrem Positionspapier natürlich auch
schon Gedanken gemacht: was kann man sich unter einem Ort
der gelebten Demokratie vorstellen,
Herr Dienberg, und welche Nutzung sind damit verbunden?
Zu welchem Ergebnis ist die Stadt gekommen?
Ja, Archiv und Forum für Freiheit und Bürgerrechte, das ist
ja eine Nutzung,
über die haben wir jetzt ja auch schon gesprochen,
intensiver gesprochen, die ist gesetzt und
darüber sind, ich sage mal, zahlreiche weitere Nutzungen denkbar,
ohne dass sie jetzt hier auch quasi gesetzt sind,
will ich einfach mal Beispiele nennen:
Musikschule, Volkshochschule (möglicher Standort), dann haben wir Haus der Jugend,
das ist ein Arbeitstitel, wir haben ein internationales Haus,
wir haben ein Haus der Demokratie-Forschung.
Alles, ich sag jetzt mal, Arbeitstitel,
die so sicherlich auch nochmal anders und auch konkreter gefüllt
werden müssen.
Dann gibt es vielleicht, weil das in Deutschland natürlich eine
lange Tradition hat,
das Thema Vereine. Haus der Vereine möglicherweise, Haus des Engagements,
ein Thema,
was ja in Leipzig als Bürgerstadt wirklich auch eine
lange, lange Tradition hat und das sind Themen,
die hier, die wir uns hier gut vorstellen können und
die mit Leben gefüllt werden müssen,
und die haben alle, glaube ich,
eine Überschrift oder sind unter einer Überschrift zusammen
zu fassen:
Es sind öffentliche Nutzungen und das ist glaube ich noch
mal ein ganz,
ganz wesentliches Thema, dass das eben auch ein Ort sein
soll,
an dem sich Menschen, die was zu sagen haben,
Menschen, die auch was zu bieten haben,
unter diesem Titel „gelebte Demokratie“,
dass die sich eingeladen fühlen,
Konzepte zu entwickeln und dann auch in einem solchen Konzept
im Idealfall dann auch mitmachen.
Ja, Sie haben sich auch schon erste Gedanken über eine
mögliche Verteilung gemacht.
Genau.
Ich hatte das eingangs ja schon mal gesagt: Forum für
Freiheit und Bürgerrechte: 30%
maximal und der Rest 70%
sind eben diese sonstige Nutzung und das,
was der Rat an der Stelle mit als Leitplanke vorgegeben
hat,
sind die bis zu 30%
Wohnraum. Und die muss man an dieser Stelle auch gut
integrieren.
Ich glaube, dass das auch gut integrierbar ist.
Und das sind dann „übrige Nutzungen“ bis zu 50%
eben dieser öffentlichen Nutzung. Ob das 20%
sind, die dann andere ergänzende Nutzungen sind und was die
dann im Einzelnen wirklich auch verkörpern,
das muss jetzt der Prozess mit sich bringen.
Sie haben ja gerade einige Beispiele auch genannt für öffentliche
Nutzung:
Volkshochschule, Haus der Demokratie, Raum für Jugendliche. In
der Presse war jetzt die Tage zu lesen,
naja, die Stadt hat ja eh schon alles festgelegt.
Sie haben sich jetzt nicht so angehört,
als wenn es da schon feste Vorstellungen gibt. Nein,
weil das auch nicht so ist.
Es sind, wie gesagt, Leitplanken gesetzt worden.
Ich glaube, dass das für eine gute und für eine
strukturierte Diskussion notwendig ist.
Das ist eine gute Hilfestellung und die Nutzungen,
wo der Rat der Stadt gesagt hat, die sind uns
wichtig,
Herr Jung und Herr Jahn haben ja eben auf das
auf das Thema Forum für Freiheit und Bürgerrechte
gesetzt, das ist sozusagen die,
die Leitnutzung und die ist eben auch gesetzt und
das Thema Wohnen. Alles andere ist wirklich offen und darüber,
finde ich,
müssen wir miteinander diskutieren und auch darüber,
wie wir diese Nutzungen räumlich
in Beziehung zueinander setzen,
wie wir sie sozusagen räumlich auch umsetzen.
Also ich denke, da wird einiges in Bewegung kommen.
So ein Prozess zieht ja auch immer auch noch mal
neue Leute an,
die dann Interesse haben. Es wird sich noch einiges verschränken
miteinander, also,
gerade, wenn ich sage, ein moderner Veranstaltungssaal,
den im Forum für Freiheit und Bürgerrechte alle nutzen können.
Wer wird sozusagen den verwalten?
Ist das vielleicht jemand in der Trägerschaft, der gar nicht
zu den Institutionen dazu gehört,
die jetzt aktiv sind, aber gleichzeitig zu sagen dafür sorgt,
dass das wirtschaftlich sich trägt?
Das heißt, dass dort auch noch
Kongresse stattfinden von internationalen Institutionen, die dann punktuell diesen Ort
nutzen. Wir kennen das öfters,
dass Anfragen da sind von internationalen Vereinen,
die dann sagen, wir würden gerne an diesem historischen Ort,
hier ein Kongress ausrichten und schon hat man plötzlich Nutzungen,
die man jetzt noch gar nicht auf dem Schirm hat,
was sich ergänzt miteinander, ja,
weil die Vereine
nicht den ganzen Tag nicht das ganze Programm bespielen, jedenfalls nicht 24
Stunden lang, und da zu schauen: „Wie kann sich das auch
wirtschaftlich entwickeln?“
„Wie kann man die verschiedenen Interessen miteinander verbinden?“,
das denke ich ist ganz,
ganz wichtig und gerade auch was die öffentlichen Nutzungen betrifft,
da kann es noch Ideen geben,
die jetzt noch gar nicht auf dem Schirm sind.
Deswegen ist ja die Bürgerbeteiligung auch so wichtig,
dass jemand nochmal die Ideen bekommt,
die noch keiner hatte. Ja, ich bin gespannt, was unsere
Zuschauende zu diesem ersten Vorschlag meinen. Wir kommen zu
unserer nächsten Umfrage: Was halten Sie von dem vorgeschlagen
Nutzungsmix, den Herr Dienberg gerade angesprochen hat?
Finden Sie das gut? Sollte es mehr Wohnungen geben oder
mehr Raum für öffentliche Nutzung sein?
Verstehen sie das nicht? Sollten es mehr ergänzende Nutzungen sein?
Das sind interessante Fragen, die wir an Sie haben und
wir möchten Sie bitten,
jetzt kurz einzugehen in der Umfrage. Vielleicht, Klaus,
es gab hier aus dem Publikum auch nochmal
die Frage, warum es nur 20 -
30% Wohnraum sein soll und ob dieser bezahlbar ist und
ob die Idee von einer Unternehmenszentrale,
die ja im Positionspapier auch aufgeschrieben wurde,
unter anderem, vom Tisch ist?
Vielleicht sag ich sag mal ein paar Sätze.
Ich bin seit ´99 im Rathaus und es gab die
verrücktesten Pläne für das ganze Areal.
Immer wieder die große Idee eines Riesenhotels ist diskutiert worden.
Es ist diskutiert worden, das Dax-Unternehmen dort anzusiedeln.
Es ist diskutiert worden, ein großes 6-zügiges Gymnasium dort zu bauen.
Ich finde, es ist jetzt eine Grundentscheidung gefallen und die
möchte ich erst einmal herausstellen.
Wir wollen dort etwas schaffen,
was unverwechselbar Leipzig zu Leipzig macht.
Und zwar aus der Erfahrung von 89, aus der Geschichte
dieser Stadt abgeleitet,
einen Kern, das sind die 30 %,
von denen Herr Dienberg sprach,
einen Kern schaffen, der nicht dem Kommerz unterliegt,
der nicht dem Einzelhandel unterliegt,
der nicht in irgendeiner Weise Unternehmenszentralen oder so etwas denkt,
sondern der die Geschichte dieser Stadt in besonderer Weise wiedergibt
und wie sagen die modernen Marketingexperten ein USP schafft der
unverwechselbar ist,
also einen zentralen Identifikationsort.
Darüber hinaus ist dann die zweite Entscheidung gefallen.
Ja, wir wollen eine Innenstadt
wo gewohnt wird. Wir wollen eine Innenstadt,
wo gelebt wird, wir wollen keine Innenstadt,
wo geparkt wird, sondern wir wollen eine Innenstadt,
wo Menschen einander begegnen, wo man sich unterschiedliche Nutzungen von
Kultur über Handel,
über Gewerbe bis hin zum Büro und zum Wohnen
vorstellen kann.
Das war dieser Mix an den gedacht worden ist und
in der Tat haben
wir insofern eine Öffnung in dem Papier drin,
dass es auch möglich ist,
eine Unternehmenszentrale, gegebenenfalls in diesem zu denken.
Aber nicht, indem wir sagen,
dort baut, Sie verstehen jetzt
was ich sage, Siemens oder Google die große Europazentrale,
sondern das auch unternehmerisches, wirtschaftliches, gewerbliches Handeln in diesen
Immobilien möglich sein muss.
Also um allen Spekulationen vorzubeugen wir planen nicht den Verzicht
auf Wohnungen und Weiterentwicklungen
um einem Dax Konzern die Tür zu öffnen,
sondern es ist nur in einer Nutzungsmischung in einem Mix
zu denken,
das ist die Grundidee. Das heißt,
man darf sich das auch nicht so einseitig vorstellen,
aus meiner Sicht. Das Wort Konzern klingt natürlich ein bisschen
abschreckend,
aber wenn ich jetzt alleine daran denke
das es gerade im Bereich des Buches durchaus Unternehmen gibt,
wo man schnell mit dem Begriff Konzern dabei ist und
und gerade als Leipzig, als Stadt des Buches auch hier
an diesem Ort einen Verlag zu haben mit
seinem Zentrum, das wird da auch sowas symbolisieren,
das hier sozusagen, dass es ein Ort ist,
wo der Geist sozusagen, wo die Freiheit des Geistes herrscht.
Was ich jetzt noch sagen darf, wir werden in der Perspektive
nicht Handel durch Handel ersetzen können.
Wir sind in einem dramatischen Prozess
der Umorientierung unserer Innenstädte. Corona hat
sozusagen katalysiert und beschleunigt,
was eigentlich sowieso angelegt ist,
nämlich den Wandel unserer Innenstädte hin
zu, ich nutze gern das Bild des alten,
mittelalterlichen Marktplatz ist, wo alles passiert,
wo Menschen zusammenkommen, wo man wohnt, lebt,
arbeitet, den Jahrmarkt erlebt, genauso wie die die Rückbesinnung in
der Kirche,
dass das sind europäische Innenstädte und
wir tun gut daran es wirklich offen zu denken.
Wir werden es nicht mit Einzelhandel lösen das Thema, ganz
sicher nicht. Über die Innenstädte gibt es bundesweit ja jetzt
gerade auch eine sehr intensive Diskussion,
nicht nur mit dem Wegbrechen des Handels,
sondern viele größere Städte machen sich Gedanken darüber, wie müssen
wir unsere Innenstädte in Zukunft aufstellen und Sie als Präsident
des Deutschen Städtetages haben
da natürlich auch einen besonderen Einblick. Was nehmen Sie mit
aus der Diskussion,
in Ihren Gremien aus anderen Städten? Wo, was kann Leipzig
da mitnehmen?
Insbesondere auch für den Matthäikirchhof?
Also erstmal ein bisschen selbstverliebt,
sagen wir, wir haben natürlich ein unglaubliches Geschenk. Wir
haben eine Innenstadt auf 600 mal
800 Meter, die alle Chancen bietet,
wo Menschen leben, wohnen, arbeiten und das alles noch
möglich ist,
was es anderswo schon lange nicht mehr gibt.
Ja, auch wir werden dramatische Veränderungen erleben im Hinblick auf
die Nutzungsmischungen, im Hinblick auf die Einzelhandelssituation
und wir diskutieren auf Bundesebene über ein anderes
Citymanagement, über andere Initiativen, über Möglichkeiten
dass eine Kommune öffentliche, strukturierte Nutzungen hineinbringt in die Innenstadt,
Volkshochschule,
Musikschule sind so Beispiele, die gebracht werden. Oder einen Zwischenkauf
organisiert,
die großen Kaufhäuser die uns wegbrechen, was macht man mit
einer Karstadt- mit einer Kaufhofimmobilie,
wenn er plötzlich leer steht?
Also Zwischennutzungen, Zwischenerwerb, um es zu einer neuen Nutzung zuzuführen,
dass sind so Diskussion die wir führen.
Eines steht fest, wir werden ein Citymanagement brauchen,
wir werden Neuinnenstadt in manchen Bereichen denken können
und wir haben hier eine Chance,
glaub ich auch vor zu machen
wie die Innenstadt wieder attraktiv anlockt,
ohne sozusagen rein vom Einzelhandel her zu denken,
sondern im Sinne zu einem unverwechselbaren Ort werden zu lassen,
von Kultur, öffentlicher Nutzung, Wohnnutzung,
aber eben auch als Nucleus,
dem Forum für Freiheit und Bürgerrechte.
Ja, da wollte ich gerade ein bisschen drauf hinaus. Ist
der Matthäikirchhof nicht gerade auch eine Riesenchance für Leipzig,
um auch ein neues Bild von der Innenstadt zu entwickeln,
um was Anderes auszuprobieren? In Ergänzung zur… Absolut, absolut, so
wie in Nürnberg die Grundrechte ablesbar sind am
Germanischen Museum,
wo ein Bürgerfest gefeiert wird,
wo man zusammensitzt, wo mitten in der Innenstadt sozusagen
ein Ort geschaffen wurde,
wo man über diese Demokratie und die Grundgesetzlichkeit dieser Demokratie
nachdenkt.
So wie wir in Münster einen Museumskomplex mitten in
die Altstadt hineingesetzt hat.
So wie wir sehen an anderen Stellen,
wie man mit neuen Ideen neuen Mischungen etwas Unverwechselbares schafft,
was Leipzig plötzlich wieder ganz,
ganz attraktiv und spannend werden lässt
für viele Besucherinnen und Besucher. Die Chance haben wir.
Das ist eine Riesenchance. Ok,
bevor wir jetzt in unserer Abschlussrunde kommen,
bitte ich noch einmal die Umfrage kurz einzublenden,
dann werfen wir da noch einmal gemeinsam einen Blick drauf.
Viele Menschen, fast ein Drittel haben sich dafür ausgesprochen,
dass es mehr öffentlicher Nutzungen geben sollte.
Ich sehe das nochmal so als Signal,
diesen Ort auch… Aber das will ich mal verstehen.
Wir haben 30 % Forum Bürgerrecht und 50 %
öffentliche Nutzungen, dass macht 80 %.
80 % öffentliche Nutzung, also vielleicht haben wir uns falsch ausgedrückt
eben. Ok, ist auf jeden Fall… Da ist ja
noch was in Bewegung,
ich meine auch das zeitgeschichtliche Forum muss sich fragen,
ob Sie nicht diese Anziehungskraft dieses Ortes nutzen wollen,
um damit präsent zu sein und schon sind
schnell wieder paar Quadratmeter für öffentliche Nutzung
vereinnahmt und ich glaube, da ist viel in Bewegung.
Auf alle Fälle das öffentliche Interesse,
Stadt zu erleben sowie der OB
das gerade benannt hat, das steigt und ich schließe aber
überhaupt nicht aus,
dass Wohnen nicht auch möglich ist und die Mischung macht
es am Ende, auf alle Fälle sollte man es
nicht zu sehr abschließen,
sondern immer eine gewisse Offenheit haben.
Ich würde es jetzt auch erstmal als Bestätigung sehen,
dass das ein Ort ist,
der auf jeden Fall in einem öffentlichen
Interesse entwickelt werden sollte. Das zweite Votum ist,
finde ich gut so. Das zeigt eigentlich, so ganz falsch
lagen sie mit Ihrer ersten Einordnung nicht. 13 %
sagen ich verstehe diesen Mix überhaupt nicht und über die
Wohnung da und die Qualität des Wohnens,
die Art des Wohnens da müssen wir,
glaube ich, in dem Beteiligungs- und Planungsverfahren nochmal sehr intensiv
darüber sprechen.
Gut prima, dann kommen wir jetzt zu unserer letzten Runde.
Und da geht es darum,
den Matthäikirchhof nochmal in den Gesamtkontext der Innenstadt einzubetten,
insbesondere auch die öffentlichen Räume.
Herr Jahn, Sie hatten das ja schon vorhin angesprochen,
dass es sehr wichtig ist,
diesen Ort nicht nur isoliert zu betrachten,
sondern ganz stark im Kontext der Innenstadt zu sehen und
auf diesem Luftbild dort sieht man nochmal ganz gut,
wie der Matthäikirchhof in Zukunft auch in das übergeordnete
Netz an Freiräumen,
an Wegebeziehungen, aber auch an öffentlichen Plätzen eingeordnet werden kann.
Er liegt direkt am Promenadenring, einem sehr wichtigen Grünzug, natürlich in
der Innenstadt,
der an übergeordnete Parkanlagen und Grünverbindungen natürlich auch anbindet.
Dann sieht man natürlich auf dem Bild auch sehr gut,
dass der Matthäikirchhof im Kontext von anderen öffentlichen, ordentlich
dem
Marktplatz, dem Naschmarkt, dem Thomaskirchhof,
aber auch dem neu gestalteten Richard-Wagner-Platz
und wenn wir uns diese Orte genau anschauen,
dann hat jeder Ort einen sehr eigenen Charakter und die
spannende Frage für die Zukunft ist natürlich welche Identität,
welchen Charakter hat der Matthäikirchhof?
Welche öffentlichen Räume und Plätze gibt es dort?
Welche Ausstrahlung haben die? Wir haben Ihnen als Einstieg in
unsere Diskussion noch mal einige Bilder mitgebracht von
anderen Plätzen, aus anderen Ländern. Oben links sehen Sie den
Mauerpark in Berlin.
Ich selbst komme aus Berlin und für mich ist der
Mauerpark ein wirklicher Ort der gelebten Demokratie, gar nicht so
sehr
weil er aufwendig gestaltet ist,
es ist eigentlich nur eine einfache Wiese mit ein bisschen
Topographie an der Seite,
aber es ist ein Ort,
an dem sich die Stadtgesellschaft manifestiert,
den sich die Gesellschaft sehr intensiv aneignet in unterschiedlichen Formaten
und der zu einem zutiefst öffentlichen Ort geworden ist.
Ähnlich kann man aus dieser Perspektive auch den Israel
Platz in Kopenhagen bezeichnen,
der liegt dort in der Innenstadt,
ist auch eine Plattform, ein Podium für die Kopenhagenerinnen
und Kopenhagener. Hier zeigen sie
was in ihnen vorgeht, welchen Sport sie machen,
was sie gut können. Sie treffen sich dort, sonnen sich,
machen
Flohmärkte und im Gegensatz zum Mauerpark haben sich die Planenden
hier sehr intensiv,
auch mit der Gestaltung natürlich auseinandergesetzt, haben
verschiedene Zielgruppen ins Auge genommen und für ein sehr breites
Bevölkerungs-
spektrum viele Anknüpfungspunkte und Nutzungsmöglichkeiten auf dem Platz geschaffen.
Ganz anders das Museumsquartier in Wien,
das ist ja ein sehr introvertierter Ort,
aber auch sehr beliebt hat eine sehr hohe Anziehungskraft,
hier kommen viele Museumsbesucher hin und der Platz ist umsäumt
von verschiedenen Museen. Es ist eine sehr angenehme Atmosphäre da,
die Menschen liegen locker auf großen Sitzmöbeln,
es gibt ein Wasserbecken und das Bild ist auf jeden
Fall sehr sympathisch.
Auch die Platznutzung, obwohl man natürlich sagen muss,
dass dieser Ort auch ein bestimmtes Publikum anzieht.
Er ist natürlich zugänglich für alle,
aber adressiert natürlich vorwiegend auch die Menschen,
die dort ins Museum gehen.
Abschließend noch einen Blick auf den Richard-Wagner-Platz, da
bin ich heute selbst noch mal drüber gelaufen,
auch ein sehr spannender Ort,
sehr gut gelungen, wie ich finde.
Es ist so ein Auftakt in die Innenstadt,
auch ein Sprungbrett in den Matthäikirchhof
und in den Promenadenring.
Der Richard-Wagner-Platz ist für mich ein Ort der
Bewegung,
der hat viel mit kommen, gehen und bleiben zu tun.
Hier haben Jugendliche auch ihren Ort gefunden,
sie skaten da, man kann dort aber auch sitzen, kann
in alle möglichen Richtungen reingehen und was sich auf dem
Bild auch schon andeutet der Klimawandel wird für unsere Städte
natürlich immer wichtiger, die sich aufheizen. Auf dem Platz gibt
es glaube ich fast 60 Linden,
die in Zukunft, wenn die Bäume mal größer sind auch
für viel Schatten sorgen werden,
auch das ist ein Aspekt,
der sicherlich wichtig wird.
Gut, jetzt frage ich mal in unsere Runde welche Idee
haben Sie von dem Ort?
Was ist, was ist ein Charakter,
den der Matthäikirchhof als öffentlicher Ort in Zukunft haben
sollte?
Auch da bitte ich Sie um ein Schlagwort.
Grün kommt immer als Erstes Herr Dienberg oder? Ja,
das ist glaube ich aber auch wichtig, also sie haben
es ja gerade selber eben nochmal gesagt der Overmeyer.
Also für mich
wäre wichtig, zwei Funktionen die da uns gelingen,
zukünftig wirklich zu realisieren. Das eine ist wirklich
diesen Ort zu einem guten Aufenthaltsort zu machen,
wo man sich gerne aufhält und zwar nicht nur in
den Gebäuden,
sondern auch auf den Freiflächen.
Insofern müssen wir auch, was die Nutzung dieser Ecke angeht,
wirklich die Freiflächen auch mitdenken.
Und das Zweite ist, ich finde es gut,
wenn wir diesen Ort
künftig auf einem Weg, ich sag mal,
der wirklich auch von Menschen,
von Leipzigerinnen und Leipzigern genutzt wird,
die in die Innenstadt wollen, liegt.
Wir müssen im Grunde eine neue Möglichkeit der Verbindung über diesen
Ort schaffen und dann ist das glaube ich etwas,
was wirklich gelingen kann.
Und deshalb ist diese Topographie an der Stelle nochmal so
wichtig,
also die Topographie dieser Geländesporen,
der eben auch die Möglichkeit und das erinnert mich schon
so ein bisschen an die spanische Treppe in Rom,
die ist gleichzeitig Aufenthaltsfläche, sie ist aber auch wirklich ein
verbindendes Element in der Stadt und wenn es gelingt,
wirklich diesen Sporen und diese topografische Erhebung so zu nutzen.
Wir haben das eben am Mauerpark gesehen,
um Angebote zu machen für vielfältigste Nutzung,
dann wäre das toll. Also Sie spielen ja jetzt gerade ein
bisschen auf die Klingertreppe an,
mit dem Richard-Wagner-Denkmal und der Treppe kommt glaube
ich in Zukunft eine ganz wichtige Schnittstelle zu, zwischen dem
Promenadenring und einem neu zu schaffenden öffentlichen Raum.
Die Treppe selbst ist ja nach Westen orientiert,
da geht abends die Sonne unter,
da kann man sicherlich gut sitzen.
Herr Jahn mit Blick auf die Wortwolke was sind Begriffe,
die Ihnen ins Auge springen?
Also ich finde gerade die Vielfalt macht es aus, zwischen
Ruhe und Offenheit,
das kann ja auch eine große Spannung ergeben. Der eine will
Ruhe haben,
der andere will eine Lebendigkeit haben und ich glaube,
die Herausforderung ist beides zu schaffen und da sind ja
oft Kleinigkeiten,
die wieder mit dem, was wir vorhin diskutiert haben
zusammenhängen.
Wie weit öffnet man? Dann sieht es aus wie unten
am Richard-Wagner-Platz.
Oder ist gerade eine Abgrenzung an bestimmten Stellen auch
wichtig,
um so eine bestimmte Piazza Atmosphäre zu schaffen und da
kann man schon international schauen,
wie was funktioniert irgendwo, gerade wenn man so sagen
einen lebendigen Ort haben will,
in dem Sinne, wo die Menschen kommunizieren können,
wo sie sich austauschen können,
ohne dass eine Veranstaltung stattfindet.
Wo man weiß man trifft sich oder man trifft Leute,
die Gleichgesinnte sind und nicht nur sozusagen auf der Terrasse
eines Cafés,
sondern wo auch öffentliche Sitzmöbel sind,
wo man zusammenkommt, auch für die,
die nicht das Geld haben
in die Kneipe zu gehen.
Also das ist eine echte Herausforderung,
trotzdem soll natürlich auch Gastronomie da sein,
aber sie darf nicht dominieren,
sondern es muss alles gut so ineinanderpassen,
dass man hier wirklich was schafft,
was diesem Namen Forum gerecht wird,
aber auch was sozusagen,
eine Vielfalt hat, die diese Stadt insgesamt auszeichnet.
Was ich jetzt ganz interessant finde,
das müssen wir im Nachgang noch mal machen,
wenn man diese beiden Wortwolken nebeneinanderhält,
die wir zu Anfang hatten,
da war ja viel von so übergeordneten Qualitäten da,
die auch sehr spezifisch auf diesen Matthäikirchhof zugeschnitten waren
und wenn man jetzt so nach dem öffentlichen Raum fragt,
dann stehen da viele Begriffe,
die auch für andere Plätze in der Innenstadt gelten. Es soll
grün sein, ökologisch, generationsübergreifend, gute Aufenthaltsqualität,
Begegnungsort und so, das könnte man eigentlich viele andere Plätze auch
denken. Herr Jung was fällt Ihnen ein bei der Wortwolke?
Also das ist schon eine Herausforderung,
das alles so zu machen. Dialog und Transparenz und Aufenthaltsqualität,
Ruhe und Offenheit 24 mal
7, oder 7 mal 24 Stunden offen und gleichzeitig Ruhe.
Also kurzum, das ist die Herausforderung, einen Ort
zu schaffen,
an dem man in der Tat zusammenkommen kann,
aber der durchlässig bleibt, der eine Wegeverbindung
ausstrahlt, also
ich bin wirklich gespannt
im weiteren Prozess. Eins ist klar, wenn wir eine Bebauung
an der Fleischergasse machen
und das Ringgrün nicht tangieren,
das wollen wir ja erhalten,
dann ist das schon mal eine Achse gesetzt und dann
wird es darauf ankommen,
wie kann man an der Klingertreppe rüber
zur runden Ecke,
wie kann man das gestalten,
wie kann man da Rückzug und Durchlässigkeit organisieren,
wie kann man dort Veranstaltungen machen lassen,
ohne dass das Laufpublikum, ja
wer läuft da eigentlich, die Wegeverbindung von dort ist noch
gar nicht klar in den Westen,
das heißt, es setzt sich fort
zur Feuerwehr, zum Waldstraßenviertel. Wie macht man das,
Herr Dienberg? Spannende Aufgabe,
dass da überhaupt jemand geht und nicht nur sitzt.
Also wie organisieren wir Laufpublikum und wie, man kann nicht
sozusagen das Grün hineinragen lassen.
Es wird nicht ganz grün.
Ich glaube, so fett der Begriff ist in der Mitte,
wenn wir einen Veranstaltungsort schaffen
wollen, wenn wir ein Archiv haben, gegebenenfalls in das man hineinschauen
kann und auf dem etwas passiert,
an dem etwas passiert, Kunst im öffentlichen Raum,
Skulptur, Erinnerung, Mahnung, Begegnungen, Diskussionen,
Veranstaltungen stattfinden soll, wird es nicht ganz grün gehen,
also da wird man Kompromisse finden.
Toll finde ich das Wort und dann höre ich jetzt
auch auf, überraschend. Das finde ich wunderbar,
wenn ich sozusagen die Treppe hochsteige und ich
bin überrascht.
Ich bin empathiesiert. Was ist
ist das denn? Was ist hier los?
Was begegnen wir da?
Was springt mich an? Das müssen wir schaffen. Die Zugänglichkeit,
die überraschenden Momente, die Aufenthaltsqualität und ja klar grün,
aber ich denke mal, das wird schwierig.
Das nehmen wir mit und schreiben in die Aufgabenstellung: Schaffen
Sie einen überraschenden Ort.
Theresa, wir blicken nochmal auf die Fragen. Sind noch weitere
Fragen zu dem Thema öffentlicher Raum eingegangen?
Ja, wie man jetzt hier auch sehen kann,
gab es eigentlich zu dem Thema weniger Fragen als auch
nochmal Hinweise, eben
sich dort einen grünen, oder viele wünschen sich dort einen
grünen Ort, wenig Betonoberfläche und sehen auch einfach das Thema
klimaangepasste Stadt oder Klimawandel als sehr wichtig an.
Also, das ergänzt eigentlich die Wortwolke,
die wir gerade gesehen haben.
Ja und das Thema Nachhaltigkeit sehe ich gerade taucht auch in
einer Anmerkung auf. Ist ein House of Resources eventuell auch
geplant?
Neben aller Demokratie sollten wir auch an unsere Ressourcen und
gemeinsamen Güter denken.
Prima, auch diese Fragen nehmen wir mal mit
und wir kommen jetzt zum Abschluss unserer Veranstaltung.
Herr Jung, was haben Sie von heute mitgenommen?
Insbesondere für die Weiterentwicklung des Forums auch?
Also erstmal habe ich wieder mitgenommen
wie großartig begeisternd Roland Jahn von diesem Forum redet.
Das ist so motivierend und ich hoffe auch die
Akteurinnen und Akteure motivieren
sich auf diesen Weg zu begeben und es miteinander
mit unterschiedlichen Interessen dennoch gemeinsam diesem Ziel verpflichtet,
einen Ort zu schaffen, der unverwechselbar die Geschichte unserer Stadt
erzählt und mit Stolz und auch mit Demokratie und
Freiheitserfahrung in den Knochen mit jungen Menschen das Gespräch zu
suchen, über die Zukunft unserer Gesellschaft.
Also ich finde das ist so eine herausragende Chance.
Das zweite ist in der Tat diese behutsame,
nachhaltige Gestaltung eines darüberhinausgehenden Stadtraums.
Da war gerade die letzte Frage Herr Jung, grün ist die
Zukunft,
ich meine, da sind wir uns doch einig das brauchen
wir,
da braucht mich keiner zu überzeugen.
Wir müssen Formen finden von Klima-
anpassungsstrategien, von ökologischer sinnhafter Bewirtschaftung und Entwicklung einer Innenstadtsituation.
Aber das muss, das müssen wir ins Benehmen setzen.
Wir sind eben nicht in einem Park,
sondern wir sind in einem hochverdichteten Stadtquartier mit multifunktionalen Nutzungen von
Wohnen über Gewerbe bis Café,
bis Erholung bis Begegnung und
der öffentliche Beteiligungsprozess wird das auch offenlegen.
Das es Gegensätze gibt,
die wir aushalten müssen und die man am Schluss dann
auch entscheiden muss.
Und ich bin hoch gespannt über den Prozess,
wie wir jetzt zu einer Entscheidung kommen im Hinblick auf die
Öffnung,
die Abrissdiskussion oder die Rudimentdiskussion, die Gestaltungsdiskussion.
Ich glaube, das ist ein guter Anfang,
ich will das gar nicht länger auswalzen. Ok prima.
Herr Jahn,
Sie haben heute Abend auch wenn leider keine Menschen, keine
Zuschauenden und kein Publikum da war, haben sie doch ein
bisschen Einblick bekommen
in den Stand der Diskussion.
Wir haben über die Umfragen auch ein Gefühl dafür bekommen,
wo geht die Richtung eigentlich so hin?
Was sind wichtige Themen? Haben Sie das Gefühl nach heute
Abend,
dass Ihr Archiv in Zukunft hier in guten Händen liegt?
Ich nehme einiges mit, ich nehme vor allen Dingen mit,
dass hier in Leipzig nicht gewartet wird auf irgendwas,
sondern dass man einfach vorangeht und macht und das stimmt
mich optimistisch,
weil ich sehe, dass es in anderen Teilen der Republik
nicht so optimal läuft.
Ob die Ideen in Rostock oder in Halle
oder in Berlin auch schon da sind,
aber das ist dort ein zähes Ringen und hier hat
die Stadt wirklich vorbildlich,
finde ich, Initiative ergriffen und hat dafür gesorgt,
dass was auf den Weg gekommen ist,
auch die Beteiligung mit in den Blick genommen.
Nun muss man sich immer klar sein man kann es
nicht allen recht machen,
aber man muss der Sache gerecht werden und dann bin
ich sehr zuversichtlich,
dass dieser Prozess der Sache gerecht wird und das eröffnet
die Chance,
dass man dann wirklich was auf die Beine stellt,
was für die nächsten Generationen auch etwas ist,
wo sie sagen, das ist meine Stadt,
in der lebe ich gerne. Ok,
Herr Dienberg, abschließend noch zu Ihnen.
Sie haben heute sicherlich auch vieles mitgenommen für
den anstehenden Beteiligungs- und Planungsprozess.
Was sind da so die Kernaspekte?
Ja, uns ging es wirklich erstmal darum,
deutlich zu machen, dass es jetzt mit diesem Beteiligungsverfahren wirklich
losgeht und startet.
Wir hätten das gerne auch ein Stück weit früher gemacht,
das war ja ursprünglich auch die Planung, aber
das ging eben auch aus bekannten Gründen nicht.
Wir freuen uns jetzt, dass wir über die Online-Befragung,
aber ich hoffe auch über diese vier Themenwerkstätten, wir die
Beteiligung nochmal wirklich auch seitens der Leipzigerinnen und Leipziger wirklich
haben werden und wenn sie jetzt wirklich Interesse haben und
Lust verspüren mitzumachen, dann sind Sie ganz herzlich eingeladen
sich auch an diesen vier Themenwork-
shops und Werkstätten zu beteiligen?
Genau das sind die Interessensbekundungen,
die man hier über ein solches Formular ausfüllen kann.
Wir haben vor damit, dass es ich sag mal arbeitsfähige Größenordnungen
sind,
dass in diesen Themenwerkstätten eine Gruppe von nicht mehr als
45 Menschen aus der Zivilgesellschaft, aus der Politik,
aus Verwaltung, sicherlich aus Bürgerschaft mitmachen und diese Gruppe sozusagen
dann diese vier Themenworkshops dann wirklich auch durchlaufen mit der
Zielsetzung,
am Ende eine wirklich gute
Grundlage zu haben
für die anstehenden nächsten Schritte und der allererste und nächsten
Schritt wäre in der Tat diesen städtebaulichen Wettbewerb,
den wir ausloben wollen, dann auch durchzuführen.
Der im Übrigen auch und da sind wir mit den
entsprechenden Berufsverbänden auch im engen Austausch, auch mit einer
intensiven Bürgerbeteiligung laufen soll.
Das sind so jetzt die nächsten Schritte,
die wir vorhaben und ich würde mich freuen,
wenn sich viele dazu melden. Wenn es mehr sind als
wir Plätze haben,
dann ist es sicherlich auch so,
dass wir auslosen werden. Ja,
die Themenwerkstätten werden schon bald stattfinden.
Die erste Anfang Juni, am 9. Juni zur Geschichte und
Zukunft des Areals,
dann am 1.7. vor den Sommerferien geht es noch mal
um die Frage des Raums, des Bestands, des Umgangs mit Bestand
und Neubau und im September
beschäftigt sich eine Werkstatt dann mit dem Kontext der Gesamtstadt
und auch der Manifestation des öffentlichen Interesses?
Und dann werden wir Anfang Oktober die Ergebnisse nochmal gemeinsam
in einer abschließenden Fachwerkstatt zusammenbinden.
Dieser Austausch in der Fachwerkstatt ist auch nochmal sehr
wichtig,
um die Aufgabenstellung für den Planungswettbewerb vorzubereiten und da versprechen
wir uns sehr angeregte Diskussionen.
Herr Dienberg, Ihnen kommt noch die Aufgabe zu uns jetzt zu verabschieden.
Das will ich ganz gerne machen und trotzdem nochmal darauf
hinweisen,
wenn jemanden jetzt heute nach dieser Veranstaltung noch Ideen
einfällt,
dann kann er das eben auch über die Online Umfrage
nach wie vor machen und auch loswerden,
das wird aufgenommen und wird auch mitverarbeitet.
Ganz genau ich darf mich ganz,
ganz herzlich bei Ihnen für Ihre Teilnahme für Ihr Engagement
bedanken.
Ich darf mich bedanken Herr Overmeyer,
bei Ihnen und Ihren Kolleginnen und Kollegen für die Durchführung
und Vorbereitung der Veranstaltung, bei Herrn Jahn selbstverständlich für die
Unterstützung moralischer Art,
aber auch inhaltlicher Art, was das Thema
Forum für Freiheit und Bürgerrechte angeht und ich möchte mich
auch ganz expressis verbis bei den Gebärdendolmetschern bedanken?
Ich habe wirklich gesehen, dass das richtig körperliche Arbeit ist
und finde das Klasse,
dass sie das hier so machen. Ja wunderbar und ich
würde mich freuen,
wenn wir uns bald in Präsenz, ich würde es mir
wünschen,
wir würden uns glaube ich alle wünschen,
wenn es nicht geht, dann auch wieder im digitalen Raum
wiedersehen.
Herzlichen Dank und einen schönen Abend.
Förderung
Die Entwicklung des Matthäikirchhofs ist als Modellprojekt durch das Bundesprogramm "Nationale Projekte des Städtebaus" gefördert.