Montagsdemonstrationen Leipzig 1989: "Wir sind das Volk"
Das entscheidende Ereignis der Friedlichen Revolution war die große Montagsdemonstration am 9. Oktober 1989 in Leipzig. 70 000 Demonstranten überwanden ihre Angst und stellten sich mit dem Ruf "Wir sind das Volk" den bewaffneten Sicherheitskräften entgegen. Die Friedliche Revolution war nicht mehr aufzuhalten. Damit hatten die Demonstranten in Leipzig entscheidend zum Sturz des DDR-Regimes beigetragen.
In vielen großen und kleinen Orten demonstrierten die Bürger gegen das Regime. Aber Leipzig steht, wie kaum ein anderer Ort, nicht nur im nationalen Gedächtnis exemplarisch für die Friedliche Revolution. Der 9. Oktober 1989 wurde hier zum Tag der Entscheidung für den weiteren Fortgang der Demokratiebewegung.
Die Leipziger Nikolaikirche war das Zentrum der immer stärker werdenden Bewegung. Seit 1982 beteten hier die Menschen für den Frieden und die Menschenrechte. Ab Herbst 1988 versammelten sich jeden Montag immer mehr Menschen auf dem Nikolaikirchhof. Am 25. September 1989 fanden sie erstmals den Weg auf den Augustusplatz und auf den Leipziger Promenadenring. Sie waren Vorbild für die vielen weiteren Orte des Landes. Durch die mutige, gewaltlose Kraft der Montagsdemonstrationen wurde der 9. Oktober 1989 zu einem der bedeutendsten Tage der jüngeren deutschen Geschichte.
Deshalb ist der 9. Oktober für die Stadt Leipzig nicht nur ein wichtiges historisches Datum. Sie sieht sich vielmehr in der Verpflichtung, der Demokratie, der Gewaltlosigkeit und der Kritik auch heute noch Gehör zu verschaffen.
Stadtfunk Leipzig
In den Jahren 1945 bis 1998 gab es in Leipzig einen sogenannten Stadtfunk. Rund 200 Lautsprecheranlagen - die an öffentlichen Gebäuden, stark frequentierten Plätzen sowie Haltestellen angebracht waren - sollten auf Anweisung der Sowjetischen Militäradministration die Leipziger Bürgerinnen und Bürger zeitnah und regelmäßig mit politischen Mitteilungen versorgen. Ab Ende der 50er Jahre wurde der Stadtfunk von der Stadtverwaltung Leipzig weitergeführt. Diese übernahm fortan die Programmgestaltung. Stadtfunksendungen - die anfangs montags bis samstags und später nur noch 3x in der Woche liefen - informierten über aktuelle Nachrichten und Meldungen aus dem Stadtgebiet, Veranstaltungstipps, Sportmeldungen oder auch aktuelle Polizeiinformationen. Zudem gab es regelmäßig Sondersendungen.
Als ein Höhepunkt der Stadtfunkgeschichte gilt wohl der am 9. Oktober ab 18 Uhr gesendete Aufruf zum Gewaltverzicht bei den Demonstrationen. Dieser erreichte die Demonstranten als auch die Ordnungskräfte die sich am Abend des 9. Oktobers in Leipzig aufhielten. Absender des Aufrufs waren Professor Kurt Masur, Pfarrer Dr. Zimmermann, Kabarettist Bernd-Lutz Lange sowie die Sekretäre der SED-Bezirksleitung Dr. Kurt Meyer, Jochen Pommert und Dr. Roland Wötzel. Gesprochen wurde der Aufruf von Professor Kurt Masur. Von 1994 bis 1998 lag die Sendelizenz beim privaten Sender Radio Leipzig. Dieser sendete am 18. Oktober 1998 letztmalig über die Stadtfunkanlage.
Zum Lichtfest 2014 werden einige der noch vorhandenen historischen Lautsprecheranlagen reaktiviert und von detektor.fm als Kunstprojekt bespielt.