Leipziger Anfänge und Pionier vieler Disziplinen
Gottfried Wilhelm Leibniz wurde am 1. Juli 1646 in Leipzig, dem sogenannten Roten Kolleg der Universität, geboren und in der Nikolaikirche getauft. Nach dem Besuch der Alten Nikolaischule studierte er an den Universitäten Leipzig und Jena Philosophie und Jurisprudenz. Seinen juristischen Doktorgrad erwarb er an der Universität Altdorf.
Nach einer Zeit als Berater des Mainzer Kurfürsten gelangte er in diplomatischer Mission nach Paris, wo er vier prägende und produktive Jahre verbrachte. Hier konnte er die Grenzen der deutschen Universitätsausbildung überschreiten und neuste wissenschaftliche Erkenntnisse sammeln.
1676 nahm Leibniz - nach mehreren Reisen nach London, Amsterdam und Den Haag - eine Stellung als Hofbibliothekar in Hannover an. Die Stadt war bis zu seinem Tod Zentrum seines Schaffens, auch wenn er zugleich eine außergewöhnlich aktive Reisetätigkeit durch Europa entwickelte. Kontakte zu den Gelehrten aller Welt, die bis nach China reichten, hielt er durch umfangreiche Korrespondenzen aufrecht.
Im Jahr 1700 wurde er der erste Präsident der auf seinen Vorschlag gegründeten Berliner Akademie der Wissenschaften. Schon in Paris hatte er für die Errichtung eines "theatrum naturae et artis" - einer Art Forschungsmuseum - plädiert, das Erkenntnisse aus Theorie und Praxis zusammenführen sollte.
Philosoph, Mathematiker, Ingenieur, Historiker und Politiker
Als Philosoph, Mathematiker, Ingenieur, Historiker und Politiker verfolgte Leibniz das Ziel, Wissenschaft und Praxis miteinander zu verbinden.
Leibniz forschte intensiv zu Fragen der Mathematik, und schrieb - parallel zu Isaac Newton - Wegweisendes zur Infinitesimalrechnung. Er entwickelte ein binäres Zahlensystem, das die Darstellung aller Zahlen mit Hilfe der Null und der Eins ermöglichte - dies sollte später zur Grundlage der Computersprache werden. Leibniz entwarf eine Rechenmaschine, die nicht nur zur Addition und Subtraktion, sondern auch zur Multiplikation und Division genutzt werden konnte.
Als Ingenieur erforschte er die Windkraft, auch wenn seine Versuche, mithilfe von Windkraft Erzgruben im Harz zu entwässern, scheiterten. Leibniz untersuchte Sprachen und sammelte europaweit Sprachproben; er arbeitete an einer universellen Kunstsprache. Als Historiker und Chronist des Welfenhauses setzte er neue Maßstäbe in der Erschließung und Auswertung von Quellen.
Seine philosophischen Überlegungen verdichtete er zur "Monadentheorie". Sein Nachdenken über Religion fand Ausdruck in seiner Theorie der "Theodizee". Über lange Jahre hinweg führte Leibniz Verhandlungen mit katholischen Bischöfen mit dem Ziel, die protestantische und die katholische Kirche zu vereinigen.
Leibniz starb am 14. November 1716 in Hannover. Sein umfangreicher wissenschaftlicher Nachlass, der von der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek in Hannover aufbewahrt wird, ist noch immer nicht vollständig veröffentlicht. Seine intellektuelle Kraft und die Fähigkeit, vielfältige Wissensfelder als eine Einheit zu denken, bleiben bis heute eine beeindruckende Inspirationsquelle.
Weitere Informationen zu Leibniz: http://www.wer-war-leibniz.de/