Kirchentag auf dem Weg
Von Donnerstag, 25. Mai bis Samstag, 28. Mai 2017 haben insgesamt acht deutsche Städte den "Kirchentag auf dem Weg" begangen - auf dem Weg zum gemeinsamen Festgottesdienst am 28. Mai 2017 in Wittenberg. Mit jeweils eigenem Programm und eigenen thematischen Schwerpunkten haben Leipzig, Magdeburg, Erfurt und Dessau-Roßlau sowie in Programmpartnerschaft Jena zusammen mit Weimar und Halle gemeinsam mit Eisleben das 500-jährige Reformationsjubiläum gefeiert.
An Christi Himmelfahrt (25. Mai) fand zeitgleich in allen teilnehmenden Städten ein ökumenischer Gottesdienst statt, der die Städte untereinander und mit dem Deutschen Evangelischen Kirchentag in Berlin und Wittenberg verband.
Eine Übersicht aller Kirchentage auf dem Weg finden Sie unter r2017.org.
Leipzig ist eng mit der Geschichte der Reformation verbunden - als Schauplatz der Disputation zwischen Martin Luther und Johannes Eck, die den endgültigen Bruch Luthers mit der katholischen Kirche besiegelte, als Stadt des Buchdrucks, der Luthers Lehren zu nationaler Verbreitung verhalf, und als Hochburg evangelischer Kirchenmusik durch die Werke von Johann Sebastian Bach und Felix Mendelssohn Bartholdy.
500 Jahre nachdem Luther seine Thesen an die Wittenberger Schlosskirche geschlagen hat, war Leipzig 2017 Teil des Kirchentages auf dem Weg und wartete zu den Jubiläumsfeierlichkeiten mit 400 Veranstaltungen an 90 Orten mitten in der Stadt auf. Passend zu Leipzigs Geschichte lautete das Motto "Leipziger Stadtklang: Musik. Disput. Leben."
Ökumenischer Gottesdienst
Der ökumenische Gottesdienst unter freiem Himmel war der geistliche Auftakt und hat die Kirchentagsstädte miteinander verbunden. Es folgten Bibelarbeiten unter anderem mit Lutherbotschafterin Margot Käßmann und die Jugend-Taizé-Nacht. Das Grassimuseum hat sich während des Kirchentages zum Familienzentrum verwandelt.
Inszenierung "Zum Licht"
Ein Highlight im Programm war die Inszenierung "Zum Licht", die der Leipziger Künstler Falk Elstermann eigens für das Reformationsjubiläum entwickelt hat. An zwei Abenden kamen auf dem Marktplatz ein großes Orchester, Chöre, Solisten, Schauspieler und Tänzer zusammen, gekoppelt mit Videoproduktionen, Sound- und Lichtdesign. Die Performance stand sinnbildlich für den Leipziger Dreiklang "Musik. Disput. Leben." Das 70-minütige Open-Air-Spektakel behandelte die Themen Reformation, Glaubenskriege, Toleranz und Versöhnung. Immer wieder hat Falk Elstermann dabei die historischen Ereignisse auf der Bühne, die um die Leipziger Disputation von 1519 kreisten, mit der Gegenwart verlinkt.
Kneipengespräche
Für die Disputation im Heute gab es während des Kirchentages "Kneipengespräche". In zahlreichen Leipziger Kneipen konnten Teilnehmende mit bekannten und meinungsstarken Persönlichkeiten, mit bundesweiten Vertretern aus Politik, Kirche und Wissenschaft, mit Bewohnern verschiedener Leipziger Stadtteile und Impulsgebern diskutieren. Themen waren unter anderem Religion, Kinderrechte, die Folgen der Friedlichen Revolution, Martin Luther oder Pressefreiheit.
Innenstadt wurde zur Kaffeetafel
Geplauscht werden durfte auch, als sich die Leipziger Innenstadt in eine riesige Kaffeetafel verwandelt hat. Hunderte Tassen standen am Samstag ab 14 Uhr auf den Tischen bereit. Die unterschiedlichsten Gastgeberinnen und Gastgeber luden mit traditionellen Kaffeespezialitäten zu Gesprächen ein.
Pilgerreise zu Wasser
Während des Kirchentags wurden auch Leipzigs Wasserstraßen Teil des Reformationsprogramms. Am Stadthafen konnten die Teilnehmer des Kirchentags Kanus, Kajaks und Ruderboote kostenlos ausleihen und sich auf eine Pilgerreise zu Wasser begeben. Die Reise führte vorbei an zahlreichen künstlerisch gestalteten und musikalisch bespielten Brücken. Das Ziel lag nahe der Philippuskirche, wo in den Abendstunden bei "Himmel, Jazz & Erde" Andachten gefeiert wurden.
Theater
Interessant wurde es auch im Bereich Theater. So führten die Leipziger Cammerspiele zum Beispiel das Stück "Sie" nach Jean Genet auf. Die Theater- und Performancegruppe "friendly fire" inszenierte "Eye: See: You. Limbo Kids" und das Leipziger Kultur- und Kommunikationszentrum naTo e. V. bot ein Beteiligungsprojekt mit Film, Theater und Ausstellung an.
Musikalisches Programm
Natürlich hat auch Musik während der vier Tage im Mai eine wesentliche Rolle gespielt. Unter anderem waren das Leipziger Symphonie Orchester, der Sächsische Kammerchor, das Mendelssohn Kammerorchester und der MDR Kinderchor dabei. Rund um die Bühne im Clara-Zetkin-Park herrschte Festival-Atmosphäre: Junge, lokale Größen der Pop- und Rockmusik sorgten für musikalische Vielfalt.
Bläserfest
Am 26. und 27. Mai 2017 wurde es laut in Leipzig, als Musikerinnen und Musiker aus ganz Deutschland das Bläserfest feierten. Die Begrüßungsveranstaltung fand am Freitagnachmittag in der Leipziger Innenstadt statt, eine musikalische Serenade folgte in den Abendstunden. Die große Probe in der Messehalle 1, ein geistlicher Impuls und drei Workshops mündeten am Samstag in ein großes Festkonzert des Evangelischen Posaunendienstes auf dem Leipziger Augustusplatz. In den Morgenstunden des Sonntags brachen schließlich alle nach Lutherstadt Wittenberg auf, um dort mit bis zu 7.000 Bläserinnen und Bläsern den großen Festgottesdienst zum Reformationsjubiläum zu begleiten.
Programm in der Region - Torgau
Das knapp 60 Kilometer entfernte Torgau gilt als "Amme der Reformation" und ist über den Lutherweg eng mit Leipzig verbunden. Am Samstag, dem 27. Mai 2017, lud die Stadt an der Elbe zu einem bunten Musik- und Straßentheaterfest ein. Hier wurden Fragen gestellt wie: Was bedeutet Reformation für die Gegenwart? Ein "Neugierexpress" machte Station und bot Experimente für alle Altersgruppen zum Thema Nachhaltigkeit an. Und das Vokalensemble "Amarcord" spielte in der Stadtkirche St. Marien. Zudem bestand die Möglichkeit, von Torgau aus mit einem Restaurantschiff zum großen Festgottesdienst nach Wittenberg zu fahren.