Jugendamt der Stadt Leipzig kann in diesem Jahr auf eine 100-jährige Geschichte zurück blicken. Das war Anlass für einen Festakt und die Ausstellung "100 Jahre Jugendamt in Leipzig" im Neuen Rathaus.
Beim Festakt sprachen der Oberbürgermeister Burkhard Jung über Kinder-, Jugend- und Familienpolitik in Leipzig und Staatsministerin Christine Clauß über Kinder-, Jugend- und Familienpolitik in Sachsen. Den Festvortrag hielt Prof. Reinhard Wiesner, Referatsleiter im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zum Thema "Jugendhilfe heute und gestern im Kontext einer Halbmillionenstadt".
Ausstellung 100 Jahre Jugendamt
Die Ausstellung "100 Jahre Jugendamt in Leipzig" gibt auf 16 Tafeln einen Einblick in die Entstehungsgeschichte des Jugendamtes, die weit bis ins Mittelalter reicht, zeigt die geschichtlichen Brüche und endet im Jubiläumsjahr 2009. Sie wird demnächst im Jugendamt in der Naumburger Straße sein.
Diese Ausstellung über die wechselvolle Geschichte des Leipziger Jugendamtes ist als Wanderausstellung konzipiert", so Bürgermeister Thomas Fabian. "Wir können sie wissenschaftlichen Einrichtungen und Freien Trägern für Fachtagungen oder Weiterbildungsveranstaltungen zur Verfügung stellen."
Die Erarbeitung wurde von der IHK Leipzig und der Bürgerstiftung Leipzig finanziell unterstützt.
Historisches
Bereits im 15. Jahrhundert beschäftigte sich der Rat zu Leipzig mit Fragen der Wohlfahrt und führte erste Regelungen zum Umgang mit Armen und von Armut bedrohten Kindern ein. Mit Beginn der Industrialisierung wächst die Anzahl der Bedürftigen auch in Leipzig deutlich.
Anfang 1909 wird die Abteilung II des Armenamtes zum selbstständigen "Pfleg- und Jugendfürsorgeamt". Das ist die Geburtsstunde des heutigen Jugendamtes, und Leipzig gehörte damit zu den Vorreitern im Deutschen Reich.
In der Weimarer Republik wird ein Reichsgesetz für Jugendwohlfahrt verabschiedet, das explizit die erzieherische und gesundheitliche Förderung von Kindern und Jugendlichen herausstellt. Im Nationalsozialismus wird die Jugendhilfe einer völkischen Rassenideologie untergeordnet.
In der DDR bleiben die Aufgaben des Jugendamtes der Volksbildung und dem Gesundheitswesen übertragen.
Mit dem Kinder- und Jugendhilfegesetz, das in den Neuen Bundesländern bereits zum 3. Oktober 1990 in Kraft trat, wird für Kinder und Jugendliche das Recht auf Förderung der Entwicklung und das Recht auf Förderung der Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit festgeschrieben. Bildung, Erziehung und Betreuung von Kindern rücken ins Zentrum der Kinder- und Jugendhilfe.
Seit der Wiedervereinigung liegt hinter dem Jugendamt ein fast 20-jähriger Entwicklungsprozess. Wichtige Aufgaben waren, Fachkonzepte zu schärfen, Netzwerke zu schaffen, Prozessabläufe zu optimieren, die Angebote für Kinder, Jugendliche und Familien durch eine intensive Öffentlichkeitsarbeit transparenter und zugänglicher zu gestalten. Bei der Umsetzung des Bildungsauftrages in Kindertagesstätten hatte das Leipziger Jugendamt eine Vorreiterrolle in Sachsen. Beim Kinderschutz, in Bildungsfragen oder bei der Förderung von Demokratie und Toleranz ist Leipzig Modellregion.
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