Der Bildungsreport zeichnet ein umfassendes Bild der kommunalen Leipziger Bildungslandschaft. Er zeigt Stärken Leipzigs und benennt die zentralen Herausforderungen. Das ermöglicht es, bildungspolitische Entscheidungen datenbasiert zu treffen und transparent zu gestalten. Durch eine Analyse ausgewählter Daten bietet der Report eine tragfähige Grundlage für die politische Diskussion im Bildungsbereich.
"Mit dem mittlerweile dritten Bildungsreport können wir die Entwicklung des Bildungsstandortes Leipzig detailliert verfolgen und Rückschlüsse für die weitere Arbeit ziehen", so Bürgermeister Thomas Fabian. "Der zu hohe Anteil der Schulabgänger ohne Schulabschluss und die ungleiche Verteilung von Bildungserfolgen im Stadtgebiet bleiben unsere größten Herausforderungen. Erfreulich ist, dass immer mehr Schüler mit sonderpädagogischen Förderbedarf integrativ an Regelschulen unterrichtet werden. Zusammen mit den verschiedenen Akteuren aus dem Bildungsbereich arbeiten wir kontinuierlich daran, die Bildungsgerechtigkeit in Leipzig weiter zu erhöhen."
Der Bildungsreport Leipzig 2014 orientiert sich wie seine Vorgänger an der Idee des lebensbegleitenden Lernens und betrachtet alle wichtigen bildungsbiografischen Etappen von der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung über die formale Schulbildung, die berufliche Ausbildung bzw. Hochschulbildung bis hin zur beruflichen und allgemeinen Weiterbildung und dem lebensbegleitenden non-formalen Lernen.
Besonderes Augenmerk wird bei den Analysen auf die Übergänge zwischen den einzelnen Bildungsphasen gelegt. Eine weitere zentrale Fragestellung ist die räumliche Verteilung von Chancen beim Zugang zu Bildung sowie bei der erfolgreichen Absolvierung von Bildungsetappen und Besonderheiten nach soziodemografischen Aspekten.
Zentrale Ergebnisse Bildungsreport Leipzig 2014
Frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung
Leipzigs Infrastruktur für die frühkindliche Bildung und Betreuung ist im bundesweiten Vergleich überdurchschnittlich gut ausgebaut. Dies zeigt sich insbesondere in der hohen Quote der Ganztagsbetreuung. Durch steigende Geburtenzahlen und die Einführung des Rechtsanspruchs auf einen Betreuungsplatz für Kinder unter drei Jahren steht das Kita-Netz unter starkem Nachfragedruck und es besteht auch weiterhin hoher Handlungsbedarf.
Die Kita-Besuchsquote der Leipziger Kinder liegt im Durchschnitt des Freistaates Sachsen, im Großstadtvergleich schneiden Dresden und Chemnitz etwas besser ab.
Einige Nutzergruppen sind in den Kitas unterrepräsentiert, beispielsweise Kinder mit Migrationshintergrund. Für Kinder mit heilpädagogischem Förderbedarf besteht eine bedarfsorientierte integrative Struktur.
Die personellen Rahmenbedingungen in der Kindertagesbetreuung zeichnen sich einerseits durch ein hohes Qualifikationsniveau aus, andererseits durch einen im überregionalen Vergleich relativ ungünstigen Personalschlüssel, der nur begrenzt Spielräume für individuelle Ansätze der Förderung, eine Intensivierung der Dokumentation von Entwicklungsverläufen, eine Ausweitung der Elternberatung oder einen intensiven Austausch mit aufnehmenden Einrichtungen zulässt.
Die Schuleingangsuntersuchung zeigt, dass 14 Prozent der untersuchten Kinder eine jugendärztliche Empfehlung zur Überprüfung auf sonderpädagogische Förderung erhalten. Häufigkeit und Art des Förderbedarfs stehen dabei in engem Zusammenhang mit dem sozialen Umfeld und den Bedingungen des Aufwachsens.
Schulische Bildung
Die schulische Infrastruktur steht nach wie vor unter einem erheblichem Anpassungsdruck. Die Bereitstellung einer quantitativ ausreichenden und qualitativ angemessenen Lernumgebung wird auch weiterhin eine große Aufgabe sein.
Die Anzahl der Schülern an Schulen in freier Trägerschaft nahm jährlich stark zu. Mittlerweile lernen mehr als 5.500 der Schüler an einer dieser Schulen, dies entsprach 13,3 Prozent. In ihrer Zusammensetzung wird die Schülerschaft zunehmend vielfältiger und internationaler. Die Gruppe der Lernenden mit Migrationshintergrund stellte 13,3 Prozent der gesamten Schülerschaft, in den einzelnen Institutionen waren sie jedoch unterschiedlich repräsentiert.
Schüler mit sonderpädagogischen Förderbedarf stellen seit Jahren circa zehn Prozent der Schülerschaft. Während die Zahl an Förderschulen seit einigen Jahren stabil blieb, wies die der integrativ unterrichteten Schüler eine starke Dynamik auf. Mittlerweile wird jeder Dritte mit sonderpädagogischem Förderbedarf an einer Regelschule unterrichtet.
Die Geschlechterspezifik von Bildungsbeteiligung und Bildungserfolg ist auch in Leipzig weiterhin ein Thema. Jungen werden häufiger von der Einschulung zurückgestellt, besuchen häufiger Förderschulen, erhalten seltener eine gymnasiale Bildungsempfehlung, absolvieren weniger oft das Gymnasium und verlassen die Schule häufiger ohne Abschluss.
Großer Handlungsbedarf zeigt sich an dem hohen Anteil von Schulabgängern ohne mindestens einen Hauptschulabschluss. 2013 betrug der entsprechende Anteil 15,3 Prozent und markierte einen neuen Höchststand.
Sozialräumliche Disparitäten zeigen sich bei vielen Indikatoren, so bei Bildungsempfehlungen der Klassenstufe 4, Nichteinschulungen an Grundschulen oder dem Anteil von Lernförderschülern an der altersgleichen Bevölkerung. Räume mit einer hohen Konzentration an Problemlagen in den Bildungsindikatoren sind zumeist deckungsgleich mit den Schwerpunktgebieten der Integrierten Stadtentwicklung.
Berufliche Ausbildung
Die abnehmende Tendenz der Schüler- und Auszubildendenzahlen an den berufsbildenden Schulen büßte in den letzten Jahren deutlich an Dynamik ein. Ab dem Schuljahr 2015/16 wird von einer leicht steigenden Nachfrage ausgegangen.
Besorgniserregend zeigt sich in den letzten beiden Jahren die Entwicklung auf dem Ausbildungsstellenmarkt. Nach einer kurzen Phase der Entspannung zeichnen sich zunehmende Dissonanzen zwischen der Bewerberlage, deren Vorstellungen und dem zu besetzenden Lehrstellenangebot ab. So konnten in Leipzig 2013/14 knapp 300 Lehrstellen nicht besetzt werden, während gleichzeitig ebenso viele junge Menschen keine adäquate Ausbildung finden konnten
Formal wenig qualifizierte junge Menschen fanden sich zumeist in einer der Maßnahmen des Übergangssektors. Auch hier setzte ein Großteil der Teilnehmer seine negative Bildungsbiografie fort. Eine geschlechtsspezifische Betrachtung zeigte zudem eine ungünstigere Situation männlicher Jugendlicher hinsichtlich ihrer hohen Beteiligung am Übergangssektor oder der generell geringeren Erfolgsquoten. Weiterhin zeigte sich eine sehr geringe Beteiligung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund im Bereich der beruflichen Bildung. Im Übergangssektor waren sie hingegen überdurchschnittlich häufig vertreten.
Hochschulen
In Leipzig existiert eine Vielzahl an Studien- und Forschungsmöglichkeiten. Die Studierendenzahlen an den Leipziger Hochschulen verblieben trotz des demografischen Rückgangs von Personen im studierfähigen Alter im mitteldeutschen Einzugsgebiet auf gleichbleibendem Niveau. Gründe liegen hierfür u.a. im Wandel der regionalen Herkunft der Studienanfänger und Studierenden.
Der Anteil derer, die ihre Studienberechtigung in Sachsen oder den andern neuen Bundesländern erwarben, nahm kontinuierlich ab, wohingegen die Anzahl Studierender aus den alten Bundesländern, Berlin und dem Ausland stetig zunahm. Der Anteil der Studierenden mit ausländischer Staatsbürgerschaft stieg in den vergangenen Jahren enorm und verdeutlicht die internationale Wettbewerbsfähigkeit Leipzigs.
Nach Fächergruppen wird deutlich, dass die MINT-Fächer an Attraktivität gewonnen haben. Beliebteste Fächergruppe blieb jedoch, mitunter auch durch die bestehende Angebotsstruktur an den Leipziger Hochschulen, die der Sprach- und Kulturwissenschaften.
Die geschlechtsspezifische Betrachtung der Studienwahl lässt erkennen, dass weibliche Studierende weiterhin überdurchschnittlich oft einen Studienplatz in den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften wählen, während Männer sich mehr naturwissenschaftlichen Fächern zuwenden.
Die gestiegenen Absolventenzahlen an den Leipziger Hochschulen zeichnen die bundesweite Entwicklung nach. Zum einen nehmen die Bachelor- und Masterabschlüsse einen großen Anteil ein, zum anderen setzt sich das starke Wachstum der Absolvenen als Folge der Expansion der Studiennachfrage fort.
Weiterbildung
Schulische, berufliche und allgemeine Weiterbildung nimmt nicht zuletzt angesichts der steigenden Bedeutung des lebenslangen Lernens innerhalb des Bildungssystems eine wichtige Stellung ein.
Die Nutzungszahlen schulischer Weiterbildung im Rahmen des zweiten Bildungsweges zeigten sich in den letzten Schuljahren konstant hoch. Auch die Anzahl der Abschlüsse bewegte sich auf einem stabil hohem Niveau. Die Tendenz zu höheren Abschlüssen hielt weiterhin an.
Die Volkshochschule Leipzig wies in der Zeitreihe steigende Angebots- und Belegungszahlen auf. Die Verschiebung der inhaltlichen Schwerpunkte vom Bereich Sprache hin zu Kursen aus dem Programmbereich Gesundheit setzte sich fort. Daten der Kommunalen Bürgerumfrage zeigten, dass derzeit ein Anteil von fünf Prozent der Leipziger die Angebote der VHS nutzen und 20 Prozent dies in Zukunft vorhaben. Die Teilnehmenden der VHS waren mehrheitlich Frauen, nach Programmbereichen war ihr Anteil unterschiedlich stark ausgeprägt.
Fachschulen als Einrichtungen der beruflichen Weiterbildung verzeichneten in den letzten Jahren, im Gegensatz zu den weiteren berufsbildenden Schulen, kontinuierlich wachsende Zahlen von Schülern und Abschlüssen. Die Weiterbildungsaktivitäten der Handwerkskammer zu Leipzig sowie der Industrie- und Handelskammer zu Leipzig zeigten in den letzten fünf Jahren stabil hohe Zahlen mit einer leicht steigenden Tendenz. Insbesondere die Zahl der Ausbildereignungsprüfungen stieg bei beiden Kammern stark.
Non-formales und informelles Lernen
Non-formales und informelles Lernen, d.h. der Erwerb von Kompetenzen und Fertigkeiten in nicht-formalisierten Bildungsprozessen, gewann in den vergangenen Jahren mehr und mehr an Bedeutung. Die kulturelle Infrastruktur für Kinder und Jugendliche wurde ausgebaut und weiterentwickelt. Im Bereich der Umweltbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung bietet Leipzig eine vielfältige Angebotsstruktur in Vereinen und Institutionen, die Kernaspekte der Bildung für nachhaltige Entwicklung selbst praktizieren und weitergeben. Auch Angebote der Familienbildung gewinnen zunehmend an Bedeutung.
Die Leipziger Städtischen Bibliotheken sorgten mit der Sanierung des Haupthauses im Jahr 2009 und dem nachhaltigen Ausbau des Bestandes, insbesondere im Bereich der Onlineangebote, für messbare Erfolge. Besucherzahlen wie auch die Anzahl an Entleihungen stiegen deutlich.
Positive Zahlen schrieben in der Sparte Bildende Kunst das GRASSI Museum sowie die Galerie für zeitgenössische Kunst. Das Theater der Jungen Welt als eine Institution der darstellenden Kunst registrierte ebenfalls einen Anstieg der Besucherzahlen. An der Musikschule Leipzig "Johann Sebastian Bach" stiegen die Schülerzahlen und Schülerbelegungen weiterhin kontinuierlich an; die Anzahl der Anwärter auf der Warteliste bezeugen die hohe Nachfrage der Musikschulangebote. Auch in der Oper Leipzig erhöhte sich die Besucherzahl. Lediglich das Gewandhaus zu Leipzig verzeichnete leicht rückläufige Zahlen. Im Bereich des Sports stieg sowohl die Anzahl der Vereine als auch die der Mitgliedschaften.