Neben einem Messfahrzeug waren drei mobile Wetterstationen zwölf Monate in Leipzig im Einsatz, um das Leipziger Stadtklima zu erforschen. "Mit dem Stadtklimaprojekt hat die Stadt Leipzig nun aktuelle Grundlagendaten zu vergangenen und derzeitigen klimatischen Verhältnissen vorliegen", erklärt Heiko Rosenthal. "Im Sinne der planerischen Vorsorge lassen sich damit sowohl Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel als auch zum Schutz vor wetterbedingten Extremsituationen verwirklichen."
Am Beispiel der Stadt Leipzig untersuchten die Fachleute die Ausprägung lokalklimatischer Besonderheiten. Aufbauend auf einer allgemeinen Klimaanalyse untersuchten sie die Struktur und Intensität der innerstädtischen Wärmeinsel, das heißt die Temperaturdifferenz zwischen der Innenstadt und dem begrünten äußeren Bereich, außerdem prüften sie die Durchlüftungsverhältnisse. Die Ergebnisse sollen in die Planungspraxis der Stadt einfließen.
Wichtigste Ergebnisse der Auswertung langer Messreihen
- Die Region Leipzig ist vom Klimawandel betroffen.
- Von 1971 bis 2015 weist die Entwicklung der Lufttemperatur in Leipzig einen positiven Trend auf.
- In den vergangenen 30 Jahren nahm die mittlere Temperatur Leipzigs um ca. 0,6 bis 1,5 °C zu.
- Seit 1971 hat die mittlere jährliche Anzahl der Sommertage und heißen Tage zugenommen, diejenige der Frost- und Eistage hat abgenommen.
- Das jährliche Niederschlagsaufkommen hat seit 1971 leicht zugenommen. Ein statistisch gesicherter Trend ist auf Grund des starken Zufallscharakters von Niederschlagsereignissen nicht zu konstatieren.
Wichtigste Ergebnisse der Auswertung temporärer Sondermessungen
- Das Klima von Leipzig ist urban geprägt.
- Hinsichtlich der Lufttemperatur ergeben sich deutliche stadtstrukturbedingte Unterschiede.
- Während sommerlicher, windschwacher, wolkenarmer Witterung wurden Temperaturunterschiede von rund 11 °C zwischen Innenstadt und Elsterniederung ermittelt.
- Die stärksten Abkühlungseffekte waren in der Regel im Bereich der größeren städtischen Waldflächen zu verorten.
- Die Hauptwindrichtungen werden im Leipziger Stadtgebiet wesentlich und dabei sehr stark durch lokale Rauigkeiten (Straßenschluchten, Gebäude, Bäume), aber auch durch die lokale Orographie (natürliche und anthropogen geschaffene Erhebungen) determiniert.
- Im Bereich der unbebauten Niederungs- und Auenbereiche entlang der Weißen Elster, Neuen Luppe, Pleiße können sich in Bodennähe während windschwacher, wolkenarmer Strahlungsnächte in den Sommermonaten sehr schwach ausgeprägte Kaltluftströmungen einstellen, die ein lokales Windsystem darstellen.
Grundlage der Untersuchungen bildete ein umfangreiches Messprogramm unter Einbeziehung von Daten des sächsischen Luftmessnetzes und den Messstationen von drei Leipziger Forschungseinrichtungen.