Hinweis: Das Elefantenjungtier musste am 31. März 2015 eingeschläfert werden.
Nach der Operation des gebrochenen Oberschenkels ging es dem kleinen Elefantenweibchen im Zoo Leipzig den Umständen entsprechend gut. Das Jungtier von Elefantenkuh Hoa wird 24 Stunden am Tag von Tierpflegern und Zootierarzt Dr. Andreas Bernhard betreut und steht somit unter ständiger Beobachtung.
Der Zustand des fünf Tage alten Elefantenweibchens im Zoo Leipzig ist aktuell kritisch. Das Allgemeinbefinden des Jungtieres hat sich im Laufe des Tages verschlechtert. Zudem stagniert die motorische Entwicklung, die nach der Operation des gebrochenen Oberschenkels zunächst einen positiven Trend aufgewiesen hatte.
Mutter und Baby-Elefant müssen zur Zeit getrennt bleiben
Nach Einschätzung der Experten des Leibniz-Institutes für Zoo- und Wildtierforschung sowie des Zoo Leipzig kann gegenwärtig kein Versuch unternommen werden, das Jungtier mit Mutter Hoa zusammen zu gewöhnen. "Die Kleine ist aktuell zu schwach und nicht mobil genug. Zudem können wir nicht einschätzen wie Hoa reagieren wird. Das Risiko, dass sowohl die Mitarbeiter als auch der Nachwuchs bei dem Aufeinandertreffen gefährdet werden, ist zu hoch", erklärt Zoodirektor Prof. Jörg Junhold die Entscheidung.
Zustand erfordert Handaufzucht
Die Ernährung per Magensonde, die genutzt wurde um die Möglichkeit des natürlichen Trinkenlernens am Euter der Mutter zu bewahren, wird eingestellt. Anstelle dessen soll das Jungtier nun lernen, aus der Flasche zu trinken. Eine schwierige Angelegenheit, sind sich die Experten einig, da das Jungtier derzeit keinen Saugreflex zeigt. "Aufgrund des sich verschlechternden Allgemeinbefindens können wir nicht länger abwarten, ob sich die Chance zur Zusammenführung und damit für das Trinken bei der Mutter bietet. Wir müssen jetzt handeln - und es bleibt nur der Versuch für eine Handaufzucht. Im Moment sieht es gar nicht gut aus", schätzt der Zoodirektor ein.
Während das Elefantenweibchen am Nachmittag Infusionen zur Versorgung mit Flüssigkeit, Aminosäuren, Glucose und Elektrolyten bekommen hat, wurden die Vorbereitungen für die Fütterung mit künstlicher Milch per Flasche getroffen. Zudem wurde bei Röntgen- und Ultraschalluntersuchungen der Oberschenkel begutachtet und der gerichtete Knochen für gut befunden, das umgebende Gewebe hingegen könnte die Fortschritte beim Gehen behindern. Ein kurzfristig angeforderter Physiotherapeut hat deshalb mittels Massage das Gewebe bearbeitet, um die Durchblutung und den Abtransport von Flüssigkeit im Bein zu optimieren.
Anspannung und Freude dicht beieinander
Die Elefantenmutter Hoa ist seit 1987 im Zoo Leipzig heimisch. Vater des Neuankömmlings ist der 34 Jahre alte Naing Thein, der im Jahr 2009 nach Leipzig kam.
Mit täglichem Lauf- und Fitnesstraining bereiten die Pflegerinnen und Pfleger in den zurückliegenden Monaten die werdende Elefantenmutter auf die Geburt vor. Die Anspannung ist und war bei allen groß, weil die mehr als 4.500 Kilo schwere Hoa im April 2012 ihr männliches Jungtier kurz nach der Geburt tötete.
Elefantentempel vorübergehend geschlossen
Damit die 29-jährige Elefantendame ihr Jungtier diesmal annimmt, bekommt sie und ihr Baby ausreichend Ruhe. In den nächsten Tagen erhalten Mutter und Kind deshalb Gelegenheit, sich im Innenraum des Elefantentempels aneinander zu gewöhnen. Für die Besucher bleibt das Haus erst einmal geschlossen. Alle anderen Elefanten sind jedoch in den Außenanlagen anzutreffen.
Das gesunde Elefantenbaby ist ein wahrer Glücksfall für den Zoo Leipzig. Bis zur Geburt des Elefantenbullen Voi Nam im Jahr 2002 war die Zucht 66 Jahre unterbrochen. Da der Bestand im asiatischen Verbreitungsgebiet stark gefährdet ist, hat die die Erhaltungszucht dieser Art eine elementare Bedeutung.