2003 hat er uns sehr bei der Olympia Bewerbung unterstützt. Im Juli 2013 haben wir in Leipzig von Weizsäcker mit dem Internationalen Mendelssohn-Preis geehrt. Es war ein großer Tag für unsere Stadt, eine Liebeserklärung an Leipzig und eine große Rede zur Demokratie und Europa. Für mich persönlich waren es unvergessliche Erlebnisse, Richard von Weizsäcker begegnen zu dürfen.
Weizsäcker erhielt den Mendelssohn-Preis in der Kategorie "Gesellschaftliches Engagement". Bei einer solchen Persönlichkeit klingt dies ein wenig tiefgestapelt. In der Begründung hieß es, er werde ausgezeichnet für seine klare, feinsinnige und einfühlsame Sprache. Er war ein großer Mann der leisen, aber klaren Worte. Er bedurfte nicht der derben Sprüche oder platten Parolen. Wie nur wenige fand er den Ton in der Sprache, die Nuance, die Betonung, die einem Wort erst Gewicht verleiht. Welch ein Gegensatz zu so vielen öffentlichen Debatten heute, die durch Talkshows und digitale Medien geprägt sind, wo der deftige Satz Gehör findet.
"Sich vereinen, heißt teilen lernen" sagte Weizsäcker zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober 1990. In nur fünf Worte fasste er Wunsch, Philosophie und Aufforderung zugleich. Der Satz klingt so selbstverständlich, und doch haben wir uns in den vergangenen 25 Jahren in Ost und West daran abgearbeitet. Im Herbst 1989 verkörperte er auch für viele Leipzigerinnen und Leipziger eine Sehnsucht.
Weizsäckers Herz gehörte der Demokratie, der Zivilgesellschaft und Europa. Mit seinem Denken und Handeln folgte er dem Humanitätsideal, das auch im Geiste Felix Mendelssohn Bartholdys stand. Was hätte er von den Parolen dieser Tage gehalten, mit denen vermeintlich einfache Lösungen gefordert werden? In diesen Tagen fehlt er uns besonders.