Vom Roman über das Sachbuch, vom Schulbuch bis zur Lernapp - alle Literatur- und Medienformen reflektieren in dieser Saison politisch relevante Themen. "Selten wurden die Debatten in Deutschland um Politik so hitzig geführt wie in den letzten Jahren", erklärt Oliver Zille, Direktor der Leipziger Buchmesse. "Das Gute daran: Wir setzen uns wieder verstärkt mit dem Thema Politik auseinander. Denn die Politik bestimmt nicht nur unser Lesen, Lernen und Leben, auch wir bestimmen die Politik." Das spiegelt sich auf den 550 Bühnen des Leipzig liest-Programms wider.
Mehr als 3.400 Mitwirkende aus aller Welt reisen in diesem Jahr zu Europas größtem Lesefest Leipzig liest an, suchen in mehr als 3.600 Veranstaltungen die Begegnung mit ihrem Publikum und häufig das konstruktive Gespräch über die gesellschaftlichen Realitäten in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Eine literarische Reise um die Welt
Die US-Amerikanerin Nicole Krauss schickt etwa ihren Protagonisten auf der Suche nach sich selbst in die Wüste Israels und Nell Zink zeichnet ein Porträt der amerikanischen Gesellschaft hier und heute. Viktor Jerofejew aus Russland stellt eine Abrechnung mit der russischen Nachwendegesellschaft vor. Der Verfasser ist ein deutscher Autor, der unter dem Pseudonym Artur Isarin schreibt. Bachtyar Ali erzählt hingegen Geschichten aus Kurdistan/Nordirak und Asli Erdoğan spricht über ihre Erlebnisse mit türkischen Staatsgewalten. Von der Nomadenjurte in der Mongolei an die Universität Leipzig: Galsan Tschinag berichtet von seinem Cultural Clash in den 60er Jahren. Conny Palmen aus den Niederlanden begibt sich ebenfalls in diese Zeit, zeichnet den Weg Marilyn Monroes bis zu deren Selbstzerstörung nach. Selbstzerstörerisch ist auch der Titelheld von Herman Kochs Roman, ein krankhaft ehrgeiziger Bürgermeister von Amsterdam.
Åsne Seierstad, Preisträgerin des Leipziger Buchpreises zur Europäischen Verständigung 2018, präsentiert ihr Buch über den norwegischen Massenmörder Anders Breivik. Ihre Landsmännin Maja Lunde kommt mit einen in der Zukunft angesiedelten Roman über die große Dürre in Europa nach Leipzig. In die Vergangenheit der britischen Besatzung Palästinas blickt Assaf Gavron. Eshkol Nevos jüngstes Buch zeichnet hingegen den Mikrokosmos einer Hausgemeinschaft im heutigen Israel auf, während der Ungar Attila Bartis den Ungarnaufstand 1956 und seine Folgen beleuchtet. Igor Pomeranzev erinnert sich an das Czernowitz seiner Kindheit. Serhij Zhadan blickt hingegen auf die Leiden der Zivilbevölkerung des ukrainischen Donbass in Zeiten des Krieges.
Ein besonderer Höhepunkt: Die britische Bestsellerautorin Jojo Moyes stellt ihr neuestes Buch über eine Frau zwischen zwei Ländern und Lieben zum "Großen Leipzig liest Abend" vor.
Tschechien - Schwerpunktland der Leipziger Buchmesse 2019 gibt mit Autoren wie Bianca Bellová oder dem Theatermacher Arnošt Goldflam bereits in diesem Jahr einen Vorgeschmack auf seine reiche Kulturszene. Im Vorfeld der Herbstpräsentation von Georgien in Frankfurt lüftet das Land ein wenig den Vorhang und stellt in Leipzig neue Literatur unter anderem von Lasha Bugadze vor.
Rumänien im Rampenlicht
Das diesjährige Schwerpunktland Rumänien lädt zu einer literarischen Reise ein, gewährt tiefe Einblicke in rumänische Politik, Lebensumstände und Sichtweisen, verspricht faszinierende Begegnungen mit zeitgenössischen und klassischen Werken, ihren Autoren und Übersetzern. In insgesamt 71 Veranstaltungen können Besucher der Leipziger Buchmesse Schriftstellern, Künstlern und Übersetzern begegnen
Leipzig liest unabhängig
Für Fans unabhängiger Verlage gibt es wie jedes Jahr zwei besondere Anziehungspunkte: Die UV - Lesung der unabhängigen Verlage im Lindenfels Westflügel und das Forum DIE UNABHÄNGIGEN in Halle 5. Zu Gast im Forum sind unter anderem Yael Inokai, Julia Jessen, Dagmar Scharsich, Christof Wackernagel oder Matthias Wittekindt. Zu den Höhepunkten im Forum DIE UNABHÄNGIGEN gehören die beiden Preisverleihungen: Kurt-Wolff-Preis 2018 und Alfred-Kerr-Preis für Literaturkritik 2018. Zur UV dürfen sich die Besucher auf Autoren wie Isabel Fargo Cole, Milena Michiko Flašar, Jan Kuhlbrodt oder Adrian Kasnitz freuen.
LitPop - die Literaturparty
Auch das Neue Rathaus wird zum Schauplatz für "Leipzig liest". Tausende junge Menschen feiern hier jährlich die offizielle Party des Literaturfestivals, die Sputnik LitPop.
Zum zehnjährigen Jubiläum freut sich Leipzig auf Lesungen mit mehr als 20 Autoren und Poetry-Slammern, auf Konzerte in den Wandelhallen und Tanzmusik bis in die frühen Morgenstunden, umrahmt mit Stars und Sternchen der deutschen Medienlandschaft auf vier Lese- und Konzertbühnen. Los geht es am 17. März um 19 Uhr.
Weitere Informationen
Leipzig liest ist das Lesefest der Leipziger Buchmesse mit Unterstützung ihrer Partner, der ausstellenden Verlage, der Veranstaltungsorte und der Stadt Leipzig.
Das gesamte Programm und eine Übersicht aller Mitwirkenden und Leseorte finden Sie unter http://www.leipziger-buchmesse.de/ll.