Stadterneuerung in Paunsdorf
Der Ortsteil Paunsdorf liegt etwa sechs Kilometer von der Leipziger Innenstadt entfernt. Trotz der recht großen räumlichen Distanz kann die verkehrstechnische Anbindung als vergleichsweise gut eingeschätzt werden. Der Leipziger Ortsteil Paunsdorf besteht heute aus zwei Teilen:
- Alt-Paunsdorf mit der historischen Ortslage und
- dem ab 1987 erbauten Neubaugebiet Neu-Paunsdorf.
Aufgrund der sich ergänzenden Potenziale der beiden Teilstrukturen ist im Sinne einer nachhaltig erfolgreichen Stadtteilentwicklung die Erarbeitung einer gemeinsamen Strategie sinnvoll.
Die öffentliche Wahrnehmung des Ortsteiles ist hauptsächlich durch die Wohnungsbestände der industriellen Plattenbauweise der 80er Jahre geprägt. Die historische Ortslage mit den gründerzeitlichen Erweiterungen entlang der Riesaer Straße wird zumeist nicht in diesen Kontext gesetzt.
Die Großwohnsiedlung weist alle wesentlichen öffentlichen und privaten Infrastruktureinrichtungen auf und bietet daher vergleichsweise gute Voraussetzungen für die verschiedensten Bevölkerungsgruppen. Hinsichtlich der Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs ist Paunsdorf gut ausgestattet. Das Angebot an Kinderbetreuungs- und Bildungseinrichtungen stellt sich als gut dar. Die Verkehrsanbindung ist gut und für einen Großteil des Quartiers gut zu erreichen. Größere Erholungsräume bieten der angrenzende Grüne Bogen und das Paunsdorfer Wäldchen.
Dennoch leidet insbesondere der Wohnstandort Neu-Paunsdorf unter einem eher negativen Image. Aufgrund der vergleichsweise geringeren baulichen und architektonischen Qualität sowie der randlichen Lage hat die Großwohnsiedlung Paunsdorf im Vergleich zu den nun sanierten Altbaustandorten in Leipzig weiter an Attraktivität verloren. Dies zeigt sich auch in den recht deutlichen Einwohnerverlusten der letzten 25 Jahre.
Das Fördergebiet Soziale Stadt Paunsdorf
Mit dem Städtebauförderungsprogramm Soziale Stadt unterstützen Bund, Land und Stadt Stadtteile mit einem besonderen sozialen Entwicklungsbedarf. Ziele sind dabei:
- die physischen Wohn- und Lebensbedingungen sowie die wirtschaftliche Basis zu stabilisieren/ zu verbessern,
- die Lebenschancen durch Vermittlung von Fähigkeiten, Fertigkeiten und Wissen zu erhöhen
- und Image, Öffentlichkeitsarbeit und Identifikation der Quartiere zu stärken.
Das Programm verbindet damit die städtebauliche Aufwertung mit der Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts in den benachteiligten Stadtteilen und verknüpft entsprechend bauliche Investitionen der Stadterneuerung mit sozial-integrativen Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensbedingungen im Stadtteil.
Der Ortsteil Paunsdorf stellt einen Schwerpunkt der Leipziger Stadtentwicklungspolitik dar (INSEK Leipzig 2030). Paunsdorf ist aufgrund seiner vielschichtigen und spezifischen Problemlagen klar als benachteiligter Stadtteil mit erheblichem Entwicklungsbedarf definierbar. Insofern steht für Paunsdorf seit Aufnahme in das Förderprogramm Soziale Stadt im Jahr 2016 die nachhaltige soziale Stabilisierung im Fokus der integrierten Stadtteilentwicklungsstrategie.
Das Fördergebiet (103 Hektar Fläche) ist nicht nur auf das Plattenbaugebiet nördlich der Permoserstraße begrenzt, sondern schließt auch die Strukturen des historischen Alt-Paunsdorf mit den angrenzenden industrialisierungsbedingten Stadterweiterungen an der Riesaer Straße ein.
Download Gebietsgrenze Programm Soziale Stadt Paunsdorf
Das Integrierte Handlungskonzept Soziale Stadt Paunsdorf
Das Integrierte Handlungskonzept Soziale Stadt Paunsdorf (IHK Paunsdorf) dient als programm- und ämterübergreifendes Handlungskonzept für das Fördergebiet Soziale Stadt Paunsdorf. Es ist ein Orientierungsrahmen für das vernetzte Handeln von Akteuren innerhalb und außerhalb der Verwaltung sowie ein Leitlinie für Fachplanungen und den kommunalen Mitteleinsatz.
Der Weg zum Handlungskonzept für Paunsdorf
- Die erste Phase in der Erarbeitung eines Handlungskonzeptes für Paunsdorf ergab sich aus der gemeinsamen Initiative der Wohnungsunternehmen ("Letter of Intent" der WBG Kontakt und der LWB vom 05.08.2015) und des Amtes für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung (jetzt: Amt für Wohnungsbau und Stadterneuerung) der Stadt Leipzig. Mit dem Ziel der strategischen Weiterentwicklung von Paunsdorf wurden Handlungsansätze zusammengetragen.
- Dieses Grobkonzept sowie die durch den Stadtrat am 24.02.2016 beschlossene Gebietsabgrenzung Paunsdorf diente als Grundlage der Beantragung zur Aufnahme in das Bund-Länder-Programm Soziale Stadt (SSP). Die formale Aufnahme Paunsdorf ins Programm erfolgte im Sommer 2016.
- Ableitend aus der bereits vorhandenen Problemanalyse und den grobgenannten Handlungsansätzen erfolgte in Abstimmung mit den Stadtteilakteuren, Bürgerinnen und Bürgern sowie Fachämtern die Erarbeitung des Integrierten Handlungskonzeptes Soziale Stadt Paunsdorf (IHK). Dieses beinhaltet die Ziele und Maßnahmen für das Fördergebiet Soziale Stadt Paunsdorf bis 2025. Das Integrierte Handlungskonzept wurde durch die Ratsversammlung am 25.04.2018 beschlossen (Beschluss-Nr. VI-DS-05014).
Folgende Schwerpunktbereiche werden im Integrierten Handlungskonzept für das Fördergebiet formuliert:
- Verbesserung der Wohnqualität durch zielgruppenorientierte Anpassung des Wohnungsangebotes und des Wohnumfeldes (Sicherung Nachfragegerechtigkeit sowie Vielfalt),
- bauliche Qualifizierung und energetische Optimierung der Sozialinfrastruktur (Sicherung Tragfähigkeit) als Ankerpunkte der Stadtteilkultur sowie zur Sicherung der sozialen Betreuung und der Integration aller Bevölkerungsschichten,
- Verbesserung der Chancen der Bewohner und Bewohnerinnen auf nachhaltige Integration in Beschäftigung durch Unterstützung geeigneter Projekte und Schaffung notwendiger Beratungs- und Betreuungsstrukturen im Stadtteil und
- Stärkung der Stadtteilidentität durch Verstetigung geeigneter Formate der Bürgerbeteiligung sowie Verbesserung der Außenwahrnehmung des Stadtteils durch aktive Öffentlichkeitsarbeit.
Download Integriertes Handlungskonzept Paunsdorf
Umsetzung und Finanzierung des Programmes Soziale Stadt in Paunsdorf
In enger Zusammenarbeit mit den Wohnungsmarktakteuren, den lokalen Vereinen und Einrichtungen, ansässigen Unternehmen sowie mit intensiver Bürgerbeteiligung erfolgt die Umsetzung der genannten Maßnahmen des Integrierten Handlungskonzeptes.
Wesentliche Umsetzungsinstrumente sind ein integriertes Quartiersmanagement in Zusammenarbeit mit der Koordinierungsstelle Migration/Integration, eine zielgruppenorientierte Öffentlichkeitsarbeit sowie die Einrichtung eines Verfügungsfonds für Kleinprojekte lokaler Akteure.
Die Finanzierung des Maßnahmekonzeptes im Fördergebiet Soziale Stadt Paunsdorf setzt sich zu jeweils einem Drittel aus Mitteln des Bundes, des Landes und der Stadt zusammen.
Die Zielsetzungen der Gebietsentwicklung werden auf kommunaler Seite jedoch nicht nur durch die im Rahmen des Programms Soziale Stadt vorgesehenen Maßnahmen verfolgt. Ergänzungen bei der Umsetzung und Finanzierung ergeben sich durch kooperative Finanzierungsansätze, wie anderen zielgruppenorientierten Bundesprogrammen, Fachförderprogrammen oder den Einsatz von privaten Mitteln.
Verfügungsfonds Paunsdorf
In den Schwerpunkträumen der Stadterneuerung stehen mit den Verfügungsfonds besondere Finanzierungsinstrumente zur Verfügung. Die Summe der im Rahmen dieses Fonds zu vergebenden Mittel wird jährlich neu festgesetzt.