Die Schutzgüter des Landschaftsplans
In den Landschaftsplan fanden verschiedene Fachplanungen des Naturschutzes, zum Beispiel der Wasserwirtschaft und der Waldentwicklung.
Wie im Naturschutzrecht gefordert trifft der Landschaftsplan flächendeckend Aussagen zu den Potenzialen Boden, Wasser, Klima/ Luft, Arten/ Biotope/ Biodiversität, Landschaftsbild, Erholung sowie zu Kultur- und Sachgütern. Für die Schutzgüter werden dafür jeweils eigenständige Zielkonzepte erarbeitet.
Schutzgut Boden
Die ökologische Funktion des Bodens
Der Boden als oberste belebte Zone des lockeren Verwitterungsmaterials, das die festen Gesteine der Erdrinde bedeckt, hat als Lebensraum von Pflanzen und Tieren eine ökologische Funktion:
- Sein Wasserhaltevermögen mindert den Abfluss und reduziert so Hochwasserereignisse.
- Versickernde Niederschläge werden zu neuem Grundwasser.
- Dabei filtert der Boden zugleich Schadstoffe.
- Die Abgabe von Feuchte an die Luft beeinflusst das Stadtklima positiv.
- Ökonomische Bedeutung hat er als Standort der Pflanzenproduktion, Baugrund und Rohstofflieferant.
Bodenarten in Leipzig
Natürliche und bodennahe Böden nehmen etwa die Hälfte des Leipziger Stadtgebietes ein. Typische Bodenarten sind:
- der Sandlöß/Treibsand über Grund- und Endmoränen
- der Auelehm in den Fluss- und Bachtälern der Weißen Elster, Pleiße, Luppe und Parthe und die Schluffböden der Talrinnen und Mulden, wie sie an der Nördlichen und Östlichen Rietzschke zu finden sind
- Ergebnisse der technogenen Bodenumgestaltung (zum Beispiel Bodenabtrag durch den Bergbau) sind großflächig umgelagerte natürliche Schüttsubstrate oder künstliche Substrate der Aufschüttungsböden
Die Schadstoffbelastung des Bodens
Die Schadstoffbelastung des Bodens, als Folge der industrialisierten Landwirtschaft, des motorisierten Verkehrs und des teilweise unkontrollierten Eintrags industrieller Abfallprodukte, stört in Teilen des Leipziger Stadtgebietes nachhaltig die Bodenfunktionen und kann auch das Grundwasser gefährden.
Maßnahmen für den Bodenschutz
- Großflächige Baumaßnahmen verursachen unwiederbringliche Verluste der natürlichen Bodendecke als Maßnahme des Bodenschutzes sollte die Nutzung brachgefallener ehemaliger Gewerbe- und Baugrundstücke Vorrang vor Erschließung neuer Flächen haben. Generell ist eine flächensparende Bauweise zu bevorzugen, abgetragenes Bodenmaterial muss wieder eingebaut werden.
- Um Bodenverluste durch Trassenneubau zu vermeiden, könnten vorhandene Verkehrstrassen ausgebaut werden.
- Die Reinhaltung der Luft, eine umweltschonende Landwirtschaft und das Vermeiden, Trennen und sachgerechte Deponieren von Abfällen tragen ebenfalls zum Bodenschutz bei.
- Eingriffe in den Wasserhaushalt, wie sie zum Beispiel bei Rohstoffabbau vorkommen, sollten vermieden werden.
- Filternde und abschirmende Vegetationsbestände sind zu erhalten und auszubauen.
Schutzgut Wasser
Leipzigs Fließgewässerknoten von Elster, Pleiße und Parthe mit seinen breiten Flussauen bot in vergangenen Zeiten den Menschen reiche Fischbestände, lieferte Wasserkraft und bildete die Grundlage für wichtige Gewerke sowie Transportwege. Stehende Gewässer in Leipzig wurden künstlich durch den Menschen geschaffen, sei es durch den Abbau von Rohstoffen oder um die Hochwassergefahr zu bannen.
Zielsetzung
Maßgebend für die Ziele zum Schutzgut Wasser ist die EU-Wasserrahmenrichtlinie. Demnach sollten bis 2015 alle natürlichen Gewässer einen guten ökologischen und chemischen Zustand aufweisen. Die Frist zur Erreichung der Ziele wurde auf 2027 verlängert. Zentrales Instrument zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie sind so genannte Bewirtschaftungspläne, die Aussagen zu Zustand, Belastung, Zielerreichung und Maßnahmen enthalten.
Grundwasser
Gewässer stehen meist in engem Kontakt zum Grundwasser. Das Beeinträchtigungsrisiko des Grundwassers hängt von der Beschaffenheit der überdeckenden Böden und Gesteine ab. Die Qualität des Grundwassers kann geschützt und erhöht werden durch:
- die Vermeidung von Stoffeinträgen durch Gartenbau, Forst- und Landwirtschaft
- dem Grundwasser schonenden Betrieb von technischen Anlagen, die mit Grundwasser gefährdenden Stoffen arbeiten
Hochwasserschutz
Hochwasserschutz ist in der Stadt am Gewässerknoten von Elster, Pleiße und Parthe schon lange Zeit ein wichtiges Thema. Verbaute und versiegelte Auen bieten bei Hochwasser keinen ausreichenden Retentionsraum. Mit Hilfe des für Leipzig 2004 entwickelten Hochwasserschutzkonzeptes soll die Hochwassergefahr minimiert, Retentionsräume erhalten und weitreichend wiederhergestellt werden. Ein Projekt im Sinne des Hochwasserschutzes ist beispielsweise die "Lebendige Luppe".
Schutzgut Klima und Luft
Als wichtige Lebensgrundlage für den Menschen hat das Schutzgut Klima/ Luft im Landschaftsplan eine wichtige Bedeutung. Der Luftreinhalteplan für die Stadt Leipzig führt neben einer Erfassung der lufthygienischen Belastung konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Lufthygiene auf.
Aktuelle Belastungen
Mit dem Rückgang der Kohleheizungen, dem Einbau moderner Filteranlagen und der Stilllegung vieler Industrie- und Gewerbeanlagen ging die Luftschadstoffbelastung durch Schwefeldioxid und Staub in Leipzig seit 1990 zurück.
- Dagegen stiegen die durch den Verkehr verursachten Luftschadstoffe wie Benzol, Dieselruß und Stickoxide.
- Der krebsverursachende Feinstaub (Partikelgröße kleiner 10 Mikrometer) überschreitet in der Kernstadt häufig die zulässigen Grenzwerte.
- Dichte Bebauung und schluchtartige Straßenabschnitte verschärfen hier die schlechten Austauschbedingungen.
- Bodenversiegelung, Energie- und Schadstoffausstöße schaffen in Leipzig ein spezifisches Stadtklima mit teilweise hohen bioklimatischen Belastungen für den Menschen.
- Die Lufttemperatur liegt in Bodennähe gegenüber dem Umland um bis zu 3 Grad Celsius höher.
- Abhängig von der Bebauung werden Windgeschwindigkeiten um bis zu 40 Prozent reduziert oder Düseneffekte erzeugt.
- Der hohe Versiegelungsgrad bedingt die Verringerung der relativen Luftfeuchte um etwa 10%.
- Der Aerosolgehalt (zum Beispiel Ruß, Mineralstaub, Pollen) der Stadtluft ist bis zu 1.000 Prozent erhöht.
Maßnahme zur Verbesserung der Lufthygiene
Die klimatisch-lufthygienische Situation wird entlastet durch:
- die Entkernung und Entsiegelung übermäßig bebauter Blockinnenbereiche
- den Erhalt, die Neuanlage und die Vernetzung von Grünflächen
- die Begrünung von Innenhöfen, Fassaden, Dächern und Straßenräumen
- Immissionsschutzpflanzungen an den Autobahnen und im Südwesten der Stadt
- der Erhalt und die Aufwertung von Luftleitbahnen und Kaltluftabflüssen
- die Beseitigung von Strömungshindernissen
- Verkehrsberuhigung, die Förderung umweltfreundlicher Verkehrsmittel (öffentlicher Nahverkehr; Rad- und Fußverkehr)
- umweltfreundliche Heizanlagen
Klimatisch entlastend wirken die Kaltluftentstehungsgebiete:
- Das sind land- und forstwirtschaftlich genutzte Flächen sowie größere innerstädtische Grünflächen, die aufgrund ihrer nächtlichen Ausstrahlung Kaltluft produzieren.
- Waldflächen haben eine ähnliche klimatische Ausgleichsfunktion. Zugleich filtern sie Schmutz aus der Luft.
Mit diesen Flächen verbundene Luftleitbahnen entlang von Gleisanlagen, größeren Straßenzügen, Wasserflächen und Grünzügen dienen dem Luftaustausch.
Schutzgüter Arten/ Biotope/ Biodiversität
Die Arten- und Biotopvielfalt einer Stadt ist Indikator für die Leistungsfähigkeit ihres Naturhaushaltes. Wichtigstes Ziel des Arten- und Biotopschutzes ist es, die im Stadtgebiet lebenden heimischen Tier- und Pflanzenarten und Artengruppen sowie die unterschiedlichen Lebensraumstrukturen zu bewahren und deren Vielfalt zu fördern.
Biotope
Die bedeutendsten Lebensräume in Leipzig sind die
- Auwälder, Altwässer und Fließgewässer mit ihrer Lebensraum vernetzenden Funktion.
- Typisch für die Stadt ist ein System von Trockenbiotopen entlang der Gleistrassen.
- Parkanlagen und Kleingärten aber auch andere Bereiche der sogenannten gepflegten Natur wie Alleen, Wiesen, Friedhöfe, Spiel- und Sportanlagen.
- Die urban-industriell geprägten Ökosysteme, wozu die Brach- und Ruderalflächen zählen, sind ebenfalls bedeutende Lebensräume.
Die Lebensraum und Verbundfunktion der Agrarlandschaft kann durch extensive Bewirtschaftungsformen oder die Anlage von Flurgehölzen gestärkt werden.
Biodiversität
Neben dem Erhalt von Arten und ihren Lebensräumen gilt es, die Vielfalt des Lebens, die Biodiversität, zu erhalten. Aktuelle Erhebungen weisen besonders artenreiche Gebiete nach in:
- Stadtrandnähe
- im Übergang zwischen naturnahen Biotopkomplexen wie dem Leipziger Auwald und stark durchgrünten Stadtteilen mit alten Parkanlagen
Für das langfristige Überleben möglichst vieler Tier- und Pflanzenpopulationen ist ein funktionstüchtiger Biotopverbund erforderlich, dessen wesentliche Elemente die bestehenden Natur- und Landschaftsschutzgebiete sind, dargestellt auf der Schutzgebietekarte zum Landschaftsplan. Ein hohes Entwicklungspotenzial besitzen die großen Ackerflächen im Nordosten, Südwesten und Südosten und nicht zuletzt die ehemaligen Tagebaue im Süden der Stadt.
Maßnahmen
Das Integrierte Entwicklungskonzept führt Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und Entwicklung von Arten und Biotopen auf. Darunter zählen zum Beispiel:
- Erhalt und Entwicklung von Auwäldern
- Erhalt und Entwicklung artenreichen Grünlandes
- Entwicklung standortspezifische Lebensräume an Gewässern, Feuchtbiotopen und Gräben
Schutzgut Landschaftsbild
Die Landschaft mit ihrer Vielfalt, Eigenart und Schönheit ist eine wichtige Grundlage für die Erholung der Menschen und trägt zum Heimatgefühl bei. Durch die unterschiedlichen Formen über Jahrhunderte währender Landnutzung entwickelte sich in und um Leipzig eine einmalige und vielgestaltige Kulturlandschaft.
Neben dem bebauten Stadtraum sind die Haupttypen der Leipziger Landschaften das weit verzweigte Fließgewässersystem mit Flussauen und Auwald, das agrarisch geprägte Offenland und die Bergbaufolgelandschaft mit Seen und Reliefbildungen.
Ziele
Folgende Ziele für die Entwicklung des Leipziger Stadt- und Landschaftsbildes lassen sich ausgehend von den Landschaftsbildtypen und bestehenden Beeinträchtigungen formulieren:
- Pflege- und Entwicklung der Auen- und Gewässerlandschaft
- Erhalt ortsbildprägender Siedlungs- und Freiraumstrukturen
- Erhalt landschaftsbildprägender Freiräume
- Schaffung eines Verbundsystems aus Grünflächen
Schutz von Kultur- und Sachgütern
Historische Landnutzung
Historische Formen der Landnutzung sind allerdings in Leipzig nur noch in Relikten erhalten, vor allem in den Streuobstwiesen an den alten Ortsrändern. Die verschiedenen wasserbaulichen Anlagen wie mittelalterliche Mühl- und Floßgräben, Kanäle und Hochwasserschutzanlagen aus dem 19. und 20. Jahrhundert sind in der Region Westsachsen in dieser Konzentration einmalig.
Beim Abbau von Rohstoffen (vor allem Lehm, Sand, Kies und Braunkohle) in den vergangenen Jahrhunderten wurde immer wieder das Grundwasser angeschnitten und künstliche Gewässer geschaffen. Auf diese Weise entstand zum Beispiel eine ganze Reihe von Lehmlachen in der nordwestlichen Elsteraue.
Entlang der Auen beziehungsweise an den Auenkanten liegen auch viele der historischen Ortslagen, vor allem die slawischen Ursprungs und zudem die großen alten Parkanlagen wie Rosenthal, Clara-Zetkin-Park oder der Mariannenpark. Charakteristische Dorfformen haben sich vor allem in den Bereichen außerhalb der heutigen Stadt erhalten, etwa in Rehbach, Baalsdorf oder Gottscheina.
Schutzgut Erholung
Erholungsraum in der Stadt
Die Leipziger Stadtteile unterscheiden sich zum Teil wesentlich in ihrer Versorgung mit öffentlich nutzbaren Grünflächen. Als Richtwert für den Bedarf an Grünfläche gelten 13 Quadratmeter pro Einwohner. Insbesondere im Osten Leipzigs, in Teilen der Südvorstadt, Lindenau und Plagwitz, sowie Eutrizsch, Gohlis und Möckern wird dieser Richtwert nicht erreicht. Das heißt diese Stadtteile sind gemessen an diesem Richtwert unterversorgt.
Zum Erholungsraum in der Stadt zählen:
- Parkanlagen, Stadtplätze
- Grünverbindungen und Wald
- Kleingärten besitzen in Leipzig traditionell große Bedeutung
- Sportanlagen mit Natur- und Freibäder
- öffentlich zugängliche Agrarlandschaft
Naherholung im Umland
- Die Seenlandschaft im Südraum Leipzig als regional bedeutsamer Erholungsschwerpunkt
- Der Verbund von Naherholungsräumen im Stadtwald und entlang der Niederungen
Die Naherholungsgebiete im Umland sollen ausgebaut werden. Weitere Ziele der Erholungsvorsorge sind die Verbesserung der Grünversorgung besonders in den Defizitbereichen, die Entwicklung von Flächenpotenzialen wie Brachflächen und Baulücken zu neuen Grünflächen, der Erhalt der Zielpunkte für Tourismus und Erholung, wie sie kulturhistorisch bedeutsame Orte darstellen.
Erholungskonzeption
Als zum Landschaftsplan zugehöriger separater Fachplan gibt die Erholungskonzeption als verwaltungsinterne Entscheidungsgrundlage auf der Ebene der Stadtbezirke, Stadtteile und sogar einzelner Grünflächen umfassende Hinweise für die Gestaltung und Entwicklung der Erholungsangebote in Leipzig.