Bürgerforen zum Eutritzscher Bahnhof
Zweites Bürgerforum am 4. September 2017
Am 4. September 2017 fand das zweite Bürgerforum zum Eutritzscher Bahnhof im Speisesaal des Finanzamtes statt. Im Folgenden finden Sie Eindrücke aus der Veranstaltung sowie das detaillierte Veranstaltungsprotokoll.
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Erstes Bürgerforum am 26. April 2017
Am Mittwoch, dem 26. April 2017 haben sich etwa 250 Leipzigerinnen und Leipziger im Speisesaal des Finanzamtes am Wilhelm-Liebknecht-Platz eingefunden, um sich über die aktuellen Planungen zum ehemaligen Eutritzscher Freiladebahnhof zu informieren und sich in die Gestaltung des neuen Stadtquartiers Leipzig 416 einzubringen. Die Stadt Leipzig und der Investor, die CG-Gruppe, stellten die Rahmenbedingungen, den aktuellen Stand der Planungen sowie die Mitwirkungsmöglichkeiten vor. Mit dabei waren außerdem Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau, Leiter des Stadtplanungsamts Jochem Lunebach sowie der Projektleiter Thorsten Rupp.
Hier finden Sie das detaillierte Protokoll der Veranstaltung:
Dorothee Dubrau, Beigeordnete und Bürgermeisterin für Stadtentwicklung und Bau, stellte den Teilnehmenden wichtige Fakten zu dem neu entstehenden Stadtviertel vor: So ist zum Beispiel vertraglich ein 30-Prozent-Anteil geförderten Wohnungsbaus gesichert, sodass hier auch mietpreis- und belegungsgebundener Wohnraum entsteht. Auch dem Grundsatz, der Innenentwicklung vor der Außenentwicklung Vorrang zu geben, sowie der sogenannten "Doppelten Innenentwicklung" wird hier Rechnung getragen. Gemeint ist mit letzterem, innerstädtische Flächenreserven baulich sinnvoll zu nutzen und gleichzeitig die nötige Freiraumversorgung und -nutzbarkeit zu erhalten.
Eine besondere Bedeutung habe hier außerdem die Bürgerbeteiligung. Bisher wurden in Leipzig meist "Lücken gefüllt", der Eutritzscher Freiladebahnhof als eins der ersten großen Neubauquartiere benötigt eine besonders enge Zusammenarbeit mit den Bürgern. Die Grundlagen hierfür sind in der Planungs- und Entwicklungsvereinbarung gelegt und bilden die Leitplanken der Beteiligung.
Auch der Vorsitzende der CG Gruppe, Christoph Gröner, stellte sich dem Publikum vor. Einigkeit zwischen ihm und Bürgermeisterin Dubrau bestand unter anderem auch bei folgendem Punkt: Bei diesem Neubauareal - einem der aktuell größten Leipzigs - soll bei der Entwicklung besonderer Wert auf eine ausgeglichene soziale Mischung gelegt werden.
Leipzig wächst: Was heißt das für das neue Stadtquartier?
Jochem Lunebach, Leiter des Stadtplanungsamts der Stadt Leipzig, führte zunächst in die Ausgangsbedingungen der Stadt ein, auf deren Basis das neue Stadtviertel entstehen wird. Als am schnellsten wachsende Großstadt Deutschlands sieht sich Leipzig einem erheblichen Bedarf an neuen Wohnungen gegenüber, der je nach Prognose zwischen 51.000 und 78.000 Wohnungen bis zum Jahr 2030 schwankt. Aus diesem Grund, so Lunebach, ist Neubau notwendig, sowohl von Wohnungen als auch von Arbeitsstätten. Ziel solle es immer sein, eine durchmischte Stadt zu schaffen. Dazu gehört auch der Bau von Schulen, Kindertagesstätten und Grünflächen. Das neue Quartier soll außerdem umweltgerecht gebaut werden und zukunftsorientierte Mobilitätskonzepte umsetzen. Um diese und andere Anforderungen an das Quartier zu realisieren, ist ein sogenannter städtebaulicher Wettbewerb geplant.
Hier finden Sie einen Videomitschnitt der Vortrags von Jochem Lunebach.
Stand der Planungen
Thorsten Rupp, Projektleiter seitens des Stadtplanungsamts, erklärte nach einem kurzen historischen Abriss, den rechtlichen Stand der Planungen (vergleiche Präsentation). Derzeit gibt es keinen Bebauungsplan für das Gebiet (Hintergrund: Bebauungspläne regeln in Deutschland die Art und Weise, wie Grundstücke bebaut werden dürfen sowie welche Flächen nicht bebaut werden dürfen). Es wurde zudem beschlossen, dass das Gebiet gemeinsam von Stadt und Investor entwickelt wird. Am 12. April 2017 hat der Stadtrat dem städtebaulichen Vertrag zugestimmt, in dem neben der Art der Zusammenarbeit auch konkrete Planungsziele im Detail, unter anderem zu den Bereichen Wohnen, Einzelhandel und Freiraum, festgehalten sind. Thorsten Rupp stellte außerdem die Ergebnisse der Grundlagenuntersuchung vor, die unter anderem die Beschaffenheit des geologischen Untergrundes, das Klima und die Lärmbelastung des neuen Stadtviertels betrachtet.
Hier finden Sie den Mitschnitt des Vortrags von Thorsten Rupp.
Wie machen es andere Städte?
Prof. Ingo Andreas Wolf von der HTWK stellte verschiedene Großprojekte aus anderen Städten vor, darunter den Arnulfpark in München, die Seestadt Aspern in Wien sowie die Europaallee in Zürich.
Hier finden Sie den Videomitschnitt von Prof. Ingo Andreas Wolf.
Was interessiert die Leipzigerinnen und Leipziger?
Im Anschluss an die Vorstellung hatten die Teilnehmenden die Möglichkeiten, Fragen zu stellen. Im Folgenden finden Sie einen Ausschnitt daraus. Die Fragen und Antworten im Detail finden Sie im Protokoll (PDF, 159 KB). Zudem gibt es einen Videomitschnitt der Fragerunde.
Antwort Jochem Lunebach, Amtsleiter Stadtplanungsamt:
Im Umfeld gibt es zahlreiche Straßenbahnlinien auf 2 Hauptstrecken. Teilweise sind die Linien heute ausgelastet. Die Leipziger Verkehtsbetriebe arbeiten an größeren Straßenbahnen (der erste größere Zug wurde inzwischen beschafft) sowie - wo erforderlich - an einer Taktverdichtung. Über Maßnahmen an bestehenden Haltestellen, die Verlegung von Haltestellen oder neue Haltestellen wird nachgedacht, dabei ist die Finanzierung zu berücksichtigen.
Antwort Thorsten Rupp, Sachgebietsleiter Städtebauliche Projektentwicklung im Stadtplanungsamt Leipzig:
Im Vertrag wurde ein Zahlengerüst vereinbart (auch bezüglich der Baumassen), das sich an den umgebenden Quartieren orientiert. Unter anderem wurde eine Bruttogeschossfläche für das Quartier festgelegt. Die Anzahl der Wohnungen ist letztendlich von der Baumasse und den realisierten Wohnungsgrößen abhängig, die noch nicht festgesetzt wurden. Festgesetzt wurde jedoch eine durchschnittliche Geschossflächenzahl (Verhältnis der gesamten Geschossfläche aller Vollgeschosse der baulichen Anlagen auf einem Grundstück zu der Fläche des Baugrundstücks) von 2,0 bis 2,5. Bauhöhen sind im derzeitigen Stand der Auslobungsunterlagen für die Städtebauwerkstatt nicht vorgegeben. Die Anzahl der Wohnungen wird je nach realisierten Wohnungsgrößen zwischen 2.000 und 2.500 liegen.
Antwort Thorsten Rupp, Sachgebietsleiter Städtebauliche Projektentwicklung im Stadtplanungsamt Leipzig:
Ja, es wird neue Sportanlagen geben: Sporthalle und Sportfreiflächen für weiterführende Schule, Sporthalle und Sportfreiflächen für Grundschule, Sporthalle und Sportfreiflächen für Leibnizschule. Darüber hinaus werden Teile der öffentlichen Grün-/Freiflächen für sportliche Aktivitäten nutzbar sein.
Antwort Jochem Lunebach, Amtsleiter Stadtplanungsamt:
Zudem arbeitet die Stadt intensiv an der Möglichkeit, Freiräume (zum Beispiel Schulhöfe) und Gebäude (zum Beispiel Schulen oder Schulsporthallen) auch für weitere Nutzungen zu öffnen. Wünschenswert wäre, wenn sich die Sportvereine aus den benachbarten Quartieren aktiv in den neuen Stadtteil einbringen und dort eine wichtige Aufgabe bei der Integration der neuen Bewohner leisten würden.
Antwort Jochem Lunebach, Amtsleiter Stadtplanungsamt:
Der gewerblich genutzte Bereich entlang der Roscherstraße wird planerisch "mitgedacht", jedoch vorerst in seiner bestehenden Form.
Antwort Fritjof Mothes, Moderator:
Als Anhaltspunkt kann folgende Zeitschiene dienen:
- 1. Bürgerforum 26. April 2017
- 1. Nachbarschaftsforum 22. Mai 2017
- Städtebauwerkstatt mit Begleitung durch Nachbarschaftsforum 2./3.Quartal 2017
- 2. Bürgerforum voraussichtlich 30.08.2017
- Masterplanung ab 4. Quartal 2017
- Vorlage Masterplan (inklusive Diskussion/ Beteiligung) 2. Quartal 2018
- Weiterführung Bauleitplanung (inklusive Diskussion/ Beteiligung) ab 2. Quartal 2018
- Satzungsbeschluss Bebauungsplan 2020
Antwort Dipl.-Ing. Ulf Graichen, Leiter der Niederlassung Leipzig CG Gruppe:
Natürlich ist die CG-Gruppe als Projektentwickler ungeduldig. Bisher allerdings war die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Entwickler sehr schnell. Die Gesamtentwicklung des Gebietes könnte aufgrund der hohen Baumasse 10 bis 15 Jahre in Anspruch nehmen, CG würde den Bauprozess gerne schneller vollenden. Aber in 3 Jahren ist das Quartier sicher nicht fertig gebaut.
Antwort André Jaschke, Projektleiter Leipzig 416:
Die Versorgung des Quartiers mit Einzelhandelseinrichtungen wird es geben, jedoch keine großartige Einzelhandelsfunktion über das Quartier hinaus.
Antwort Dipl.-Ing. Ulf Graichen, Leiter der Niederlassung Leipzig CG Gruppe:
Derzeitiger Planungsstand ist, dass CG alle Baumaßnahmen realisiert. CG hat Verträge mit sehr vielen Architekten, um eine hohe architektonische Vielfalt garantieren zu können. Es ist CG auch bewusst, dass in Leipzig hohe architektonische Ansprüche gestellt werden und eine hohe architektonische Qualität wichtig für das Quartier ist. Für wichtige Bereiche sind im städtebaulichen Vertrag bereits Architekturwettbewerbe festgelegt.
Antwort Jochem Lunebach, Amtsleiter Stadtplanungsamt:
Ein Gymnasium ist im Areal Hauptbahnhof Westseite in unmittelbarer Nachbarschaft geplant, auf dem Areal Eutritzscher Freiladebahnhof ist eine Oberschule geplant. So sollten die Defizite in beiden Schularten gemindert werden. Allerdings ist die Planungs- und Bauzeit zu beachten.
Antwort André Jaschke, Projektleiter Leipzig 416:
Eine Schwimmhalle ist derzeit nicht vorgesehen, da bereits viele Flächen für soziale Infrastruktur inklusive Sportflächen vorgesehen sind.
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Wie geht es weiter?
Fritjof Mothes (StadtLabor), der durch den Abend führte, erläuterte die weiteren Möglichkeiten, sich zu beteiligen. Da das Format des Bürgerforums für intensive Diskussionen zu groß ist, wird ein sogenanntes Nachbarschaftsforum als Plattform für intensiven inhaltlichen Austausch dienen. Für dieses Format wurde bis zum 5. Mai 2017 eine feste Gruppe von circa 50 Mitgliedern gesucht, die bereit ist, sich in vier Treffen intensiv mit der Entwicklung des Quartiers zu beschäftigen und im ersten Schritt die Städtebauwerkstatt zu begleiten. Alle Anwesenden wurden dazu eingeladen, sich für die Teilnahme zu bewerben. Das Nachbarschaftsforum umfasst etwa 55 dauerhafte Mitglieder, die genaue Zusammensetzung finden Sie in der Präsentation.