Der Rahmenplan für das Stadionumfeld
Das Umfeld des Leipziger Stadions spielt eine wichtige Rolle für viele Menschen in Leipzig und trägt zur Identifikation bei – vor allem durch die zentrale Lage in der Stadt und den Fußballverein RB Leipzig.
Zwischen Lindenau, dem Elsterflutbecken und dem Waldstraßenviertel ist das Stadionumfeld ein gut erreichbarer Anlaufpunkt. Der Besuch der Fußballspiele soll nicht nur ein außergewöhnliches Erlebnis für die zahlreichen Gäste sein, sondern für alle Leipzigerinnen und Leipziger als funktionierender und attraktiver Stadtraum zur Verfügung stehen. Um dieses Ziel zu erreichen, wird ein umfassender Plan für den öffentlichen Raum im Umfeld des Stadions erstellt, der als übergeordnetes Leitbild dient – ein sogenannter Rahmenplan. Mit der inhaltlichen Bearbeitung des Projektes wurde das Büro Rehwaldt Landschaftsarchitekten beauftragt. Die Projektsteuerung erfolgt durch die Stadt Leipzig.
Was ist ein städtebaulicher Rahmenplan?
Der Rahmenplan legt Grundlagen und Leitlinien für die Entwicklung eines Gebiets fest. Er bildet eine Vision und einen Rahmen für zukünftige Projekte ab. Der Plan berücksichtigt Aspekte wie Bebauung, Freiflächen, Infrastruktur und Verkehrsplanung. Er dient als Orientierungshilfe für Stadtplanerinnen und Stadtplaner, um eine nachhaltige Entwicklung zu ermöglichen. Der Rahmenplan soll auch Ziele und Maßnahmen zur Verbesserung von Lebensqualität, sozialer Integration und Umweltverträglichkeit enthalten.
Ideen für einen vielseitig nutzbaren Stadtbereich
Das Umfeld des Stadions erstreckt sich auf eine Fläche von circa 8,5 Hektar und liegt nordwestlich von der Leipziger Innenstadt, zwischen dem Waldstraßenviertel und der Red Bull Arena. Es umfasst den Stadionvorplatz, die Festwiese, die vierreihige Baumallee der Friedrich-Ebert-Straße sowie die angrenzenden öffentlichen Freiflächen. Der Rahmenplan wird auf Grundlage des Stadtratsbeschlusses und auf Vorschlag der damaligen Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau ab Mai 2020 erarbeitet. Im Frühjahr 2024 soll den politischen Gremien der Stadt der Entwurf des Rahmenplans zur Diskussion vorgelegt werden.
"Mit der neuen Planung wollen wir die Rahmenbedingungen für die künftige Nutzung dieses Stadtraumes setzen. Wir wollen dort eine Schule bauen, in direkter Nähe zum Wohngebiet, wir werden in eigener Regie endlich das Sportmuseum verwirklichen. Mit einer Umgestaltung der Festwiese als neuem Zugang zum Stadion können wir die Besucherströme besser lenken. Unser Ziel ist es, den Stadionvorplatz in den nächsten zehn Jahren bürgernah umzugestalten und ihm ein neues, freundliches Gesicht zu geben." (Oberbürgermeister Burkhard Jung)
Stadionvorplatz
Die Umsetzung des Rahmenplanes wird in mehreren Schritten erfolgen. Vor allem der Stadionvorplatz soll in diesem Jahrzehnt fertiggestellt werden. Die Grundvariante der Rahmenplanung sieht zunächst keine Öffnung des Flusslaufs der Alten Elster vor – diese wird jedoch für eine spätere Entwicklung mitgedacht. Der Stadionvorplatz muss angesichts des desolaten Zustandes umgestaltet werden. Die Grünstreifen der doppelten Lindenallee an der Friedrich-Ebert-Straße soll aufgewertet werden, so dass ein einladender öffentlicher Raum entsteht. Der mittlere Teil des Vorplatzes soll weiterhin dem Parken für Anwohnende in einer neuen Anordnung vorbehalten sein. Im nördlichen Bereich des Vorplatzes kann der Robert-Koch-Platz ab 2028 um die Fläche der derzeit dort noch bestehenden Containerschule erweitert werden.
Vorplatz zur Festwiese
Der Vorplatz zur Festwiese soll zum vielseitig nutzbaren Stadtbereich entwickelt werden. Die Haltestellen sollen dafür perspektivisch breitere Bahnsteige erhalten, damit Fahrgäste zügiger und sicherer ein- und aussteigen können. Damit hier auch künftig ein Markt betrieben werden kann, sollen mehr öffentliche Toiletten geschaffen werden. Der östliche Bereich bietet sich zudem als Aktivfläche an, wo beispielsweise eine Skateranlage oder Parcoursflächen entstehen können. Auf der Freifläche nördlich des Stadions, der sogenannten Nordanlage, plant das Sportamt unter anderem eine neue Laufschlauchanlage für Leichtathleten. Der Plan sieht zudem neue Fußwege vor, die das Waldstraßenviertel in Höhe der Goyastraße mit dem Flutbett verbinden könnten.
Festwiese
Bereits jetzt ist die Festwiese neuer Haupteingang zur Red Bull Arena. Um den etwa 20.000 Zuschauern einen sicheren Zugang zu gewähren, wurde ein zentraler Weg über die Festwiese zum neuen Eingang gelegt. Die Kleinmesse soll am jetzigen Standort erhalten bleiben. Es werden jedoch durch die Stadt Leipzig Alternativen geprüft. RB Leipzig favorisiert Lindenau nicht länger nur als Standort für das Trainingszentrum, sondern hat an der Capastraße ebenfalls ein Grundstück für die Verwaltung erworben. Wenn dieser Standort errichtet wird, ist auch ein weiterer Sportplatz neben der Kleinmesse denkbar.
Zeitlicher Ablauf
Mai bis September 2020 – Start der Vorbereitungen
Oktober 2020: Vor-Ort-Stationen für die Öffentlichkeit
November 2020: Akteursworkshops
Frühjahr 2021: Der Oberbürgermeister wird über den Entwurf zum Rahmenplan informiert
Sommer 2021: Pressekonferenz mit RB Leipzig
2021/2022: Prüfungen der Fläche der Kleinmesse und des Areals des ehemaligen Schwimmstadions
2022/2023: Machbarkeitsstudie für das Areal des ehemaligen Schwimmstadions
Frühjahr 2023: Der Oberbürgermeister wird über den Entwurf zum Rahmenplan informiert
Mai 2023: Vorstellung des Entwurfs zum Rahmenplan bei den Akteuren
Ab Sommer 2023: Information und Beteiligung der Öffentlichkeit zum Entwurf des Rahmenplans
Frühjahr 2024: Entscheidung in der Ratsversammlung
Die Stadt Leipzig hat durch einen Beschluss im Stadtrat die Entwicklung eines Rahmenplanes beschlossen. Damit konnten die Vorbereitungen starten und ein Büro wurde für einen Entwurf beauftragt.
Die Bürgerbeteiligung startete im Oktober 2020. An mehreren Stationen vor Ort gab es die Möglichkeit, mit der Öffentlichkeit in einen Austausch zu kommen.
Als Beteiligungsmöglichkeit wurden Akteure zu Workshops eingeladen, welche direkt mit dem Stadionumfeld agieren oder von den Planungen direkt betroffen sind.
In der Dienstberatung des Oberbürgermeisters wurde über den Arbeitsstand und die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung informiert.
In der Pressekonferenz des Akteurs Red Bull Leipzig wurde die Verlegung der Geschäftsstelle an die Capastraße bekanntgegeben. Somit kann die frei werdende Fläche in den Rahmenplan mit aufgenommen werden.
Es gab diverse Überlegungen zum Verbleib oder Umzug der Kleinmesse am Cottaweg. Auch über die Nutzung der Fläche des ehemaligen Schwimmstadions wurde diskutiert.
Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie wurden unterschiedliche Nutzungen der Fläche auf eine bauliche Umsetzung untersucht. Das Ergebnis zeigt eine Vorzugsvariante, wie auf der Fläche eine Grundschule sowie das Sportmuseum umgesetzt werden können.
In der Dienstberatung des Oberbürgermeisters wurden der Entwurf des Rahmenplans vorgestellt sowie über verschiedene Themen diskutiert.
Im Rahmen eines Gesprächsangebotes wurden Akteure, welche bereits am Workshop im November 2020 teilgenommen hatten, über den Stand des Rahmenplans informiert. Die Teilnehmenden konnten ihre Meinungen einbringen und Rückfragen stellen.
Die Öffentlichkeit wird online, in einem Pressegespräch und in einer öffentlichen Informationsveranstaltung über den Rahmenplan und seine Inhalte informiert und kann Hinweise und Anregungen einbringen.
Voraussichtlich im Frühjahr 2024 entscheidet der Stadtrat über den Rahmenplan, sodass weitere Schritte, wie beispielsweise die Umgestaltung des Stadionvorplatzes mittels eines Wettbewerbes oder den Bau der Brücke über das Elsterflutbett mittel- bis langfristig folgen können.
Beteiligung der Öffentlichkeit
Die Erarbeitung des Rahmenplans wurde durch unterschiedliche Beteiligungsformate begleitet. Dabei wurden über mobile Vor-Ort-Stationen die Leipzigerinnen und Leipziger zum Austausch eingeladen. In Workshops konnten sich Akteure einzubringen, die direkt mit dem Stadionumfeld agieren oder von den Planungen betroffen sind.
Mobile Vor-Ort-Stationen
Nach vorangegangenen Gesprächen mit Schlüsselakteuren, wie dem Bürgerverein Waldstraßen e. V., der Grundschule Nr. 5 und der ZSL Betreibergesellschaft mbH für die Quarterback Immobilien Arena, waren Anfang Oktober 2020 interessierte Bürgerinnen und Bürger an drei verschiedenen Vor-Ort-Stationen im Stadtteil eingeladen, sich in den Prozess der Rahmenplanung einzubringen. © Stadt Leipzig Bilder vergrößert anzeigenZiel der Befragung war es, von Anwohnenden sowie Besucherinnen und Besuchern des Stadtgebietes grundsätzliche Informationen und Meinungen zur Wahrnehmung und Benutzung des öffentlichen Raumes einzuholen. Dazu wurden mit den Vor-Ort-Stationen Gesprächsangebote geschaffen, um über das Stadionumfeld und seine Rolle im Stadtteil zu diskutieren. Bei den Gesprächen konnten Erfahrungen ausgetauscht, Wünsche und Ideen, aber auch Kritik und Probleme formuliert werden. © Rehwaldt Landschaftsarchitekten Bilder vergrößert anzeigenZwei Mitarbeitende des Stadtplanungsamtes und eine Planerin des beauftragten Landschaftsarchitekturbüros informierten über den Anlass und die Ziele des Rahmenplans und führten Gespräche. Die Verweil- und Gesprächsdauer war unterschiedlich lang, neben den jeweils etwa zwanzig minütigen Einzelgesprächen, die nach einem vordefinierten Gesprächsleitfaden geführt wurden, entstanden auch debattierende Gesprächssituationen mit mehr als 10 Teilnehmenden. Insgesamt nahmen etwa 50 Bürgerinnen und Bürger an Gesprächen und Diskussionen teil. © Rehwaldt Landschaftsarchitekten Bilder vergrößert anzeigenDie Gesprächsthemen betrafen die Gestaltung und Ausstattung der Freiräume, die Verbesserung des Fahrradverkehrs, mögliche Nutzungskonflikte und damit verbundene Probleme sowie Vorschläge zur Partizipation und Einbeziehung von privaten Akteuren bei der Gestaltung, Unterhaltung und Bespielung der öffentlichen Freiräume. © Rehwaldt Landschaftsarchitekten Bilder vergrößert anzeigen
Diese Themen wurden besonders häufig angesprochen
Steigerung der Aufenthaltsqualität durch Erholungs- und Spielmöglichkeiten für alle Altersgruppen
Schaffung öffentlich zugänglicher Sportangebote
Beibehaltung des Parkangebotes für Gäste und Anwohnende
Kritische Betrachtung der Integration der Alten Elster: durch Aufzeigen von Vor- und Nachteilen konnte eine weniger ablehnende oder sogar zustimmende Haltung erreicht werden
Workshops mit Akteuren
Im Dezember 2020 veranstaltete das Projektteam des Stadtplanungsamtes und des beauftragten Planungsbüros zwei Akteursworkshops zu den Themen "Attraktive Freiräume - Höhere Wohnqualität" und "Großveranstaltungen - Das Stadionumfeld an Veranstaltungstagen". Dabei wurden Bedürfnisse beteiligter Akteure in Bezug auf die verschiedenen Teilbereiche des Gesamtareals diskutiert. © unsplash Bilder vergrößert anzeigenVielfach wurde der Wunsch geäußert, den Gestaltungsbereich zu vergrößern, sodass Verbindungen der Wege im Stadionumfeld besser berücksichtigt werden können. Daher wurden die Nordanlage und die Wege am Elsterflutbecken in die Rahmenplanung integriert. Gleichzeitig soll eine zusätzliche Brücke über das Elsterflutbecken geprüft werden. Parallel zum Prozess der städtischen Rahmenplanung konkretisiert auch RB Leipzig eigene Planungen für die Entwicklung und Erweiterung der Stadionanlagen, welche ebenfalls im Prozess integriert werden. © unsplash Bilder vergrößert anzeigen
Ganzheitlicher Ansatz: Entwicklung des Rahmenplans unter Berücksichtigung städtischer Strategien
Das Areal rund um das Stadion soll nicht losgelöst von anderen städtischen Bereichen entstehen. Vielmehr sind die Flächen Teil eines Gesamtentwicklungsprozesses, der durch verschiedene übergeordnete städtische Strategien geprägt ist. Diese Strategien fließen in die Pläne und Ideen ein, um eine ganzheitliche und nachhaltige Entwicklung zu ermöglichen. Zwei Beispiele, die als Basis für den Rahmenplan dienen, sind die Mobilitätsstrategie und das integrierte Stadtentwicklungskonzept (INSEK).