Querschnittsthemen INSEK Leipzig 2030
Vor dem Hintergrund der wachsenden Stadt und den damit verbundenen Entwicklungen, aber auch mit Blick auf gesellschaftliche und globale Trends, wie zum Beispiel demografischer Wandel oder Digitalisierung, wurden im INSEK Leipzig 2030 fachübergreifende Herausforderungen aufgegriffen. Diese wurden zum Teil als "Querschnittsthemen" im Stadtentwicklungskonzept verankert. Unter Querschnittsthemen werden im INSEK Leipzig 2030 solche Stadtentwicklungsthemen verstanden, die für viele Fachbereiche schon von Bedeutung sind oder noch bedeutsam werden. Querschnittsthemen sind in der Regel in der Federführung und Umsetzung nicht einem bestimmten Fachbereich zuzuordnen. Die sechs Querschnittsthemen werden im Folgenden in ihrer Kurzfassung dargestellt.
Inklusion und Chancengerechtigkeit
Inklusion beschreibt die gleichberechtigte und selbstbestimmte Teilhabe eines jeden Menschen in einer Gesellschaft - unabhängig von seinen individuellen Merkmalen. Nicht der oder die Einzelne passt sich den Bedingungen eines Systems an, sondern das System muss vielmehr die Bedürfnisse aller Menschen berücksichtigen und gegebenenfalls angepasst werden. Die kommunale Aufgabe besteht darin, stadtweit Chancengerechtigkeit zu unterstützen und geeignete Strukturen bereit zu stellen, die jedem Menschen einen barrierefreien und chancengleichen Zugang zu ihnen ermöglicht. Die Herausforderungen bestehen derzeit in der Prüfung aller relevanten Inklusionsanforderungen, um Ungleichheiten in den Bereichen Mobilität, Wohnen, Bildung, Gesundheit, Sport, Kultur und in der Arbeitswelt durch Abbau von Barrieren und Verbesserung von Erreichbarkeiten zu minimieren.
Handlungsprioritäten
- Inklusive Bildungslandschaft ausbauen
- Arbeit und Beschäftigung für alle unterstützen
- Wohnen für alle ermöglichen
- Barrierefreie Mobilität, Sport-, Freizeit- und Kulturangebote fördern
- Barrierefreie Kommunikation ermöglichen und frühzeitige Beteiligung unterstützen
Integration und Vielfalt
Die Gestaltung des Zusammenlebens in einer ethnisch, kulturell und religiös immer vielfältiger werdenden Stadtgesellschaft ist eine der größten Zukunftsaufgaben in Leipzig. Die Integration der Zugewanderten wird dann erfolgreich sein, wenn sie zur gleichberechtigten Teilhabe aller am wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, politischen, sozialen und kulturellen Leben führt. Gelingende Integration ist - mit dem Grundsatz des Forderns und Förderns - ein langwieriger, vielschichtiger und wechselseitiger Prozess. Kunst, Kultur und Sport sowie Erziehung und Bildung leisten wichtige Beiträge zur Integration und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Es ist dabei von besonderer Bedeutung, Integration und Vielfalt in der gesamten Stadtgesellschaft für ein gleichberechtigtes Zusammenleben anzustreben und Maßnahmen für den sozialen Zusammenhalt gegenüber Polarisierungstendenzen zu entwickeln. Vielfalt ist zugleich aber auch eine kulturelle und soziale Ressource sowie Grundlage der ökonomischen Leistungsfähigkeit und Attraktivität der Stadt.
Handlungsprioritäten
- Ressortübergreifend handeln
- Integrative Arbeit und sozialräumliche Integration fördern
- Willkommenskultur verbessern, interkulturellen Dialog fördern und Diskriminierung bekämpfen
- Sport- und Kulturangebote weiterentwickeln
- Politische Teilhabe ermöglichen
Gesundheit
Die Schaffung und Sicherung gesunder Lebensverhältnisse in der Stadt ist die Voraussetzung für körperliches, psychisches und soziales Wohlbefinden der Bürgerinnen und Bürger und damit ein zentrales kommunales Handlungsfeld. Die Gesundheitsförderung kombiniert daher die Gestaltung gesunder Lebensverhältnisse, wie zum Beispiel Wohn-, Arbeits- und Freizeitbedingungen, mit Angeboten zur Entwicklung individueller Kompetenzen. Die Förderung einer gesunden Entwicklung und Sicherung einer gesundheitlichen Chancengerechtigkeit wird daher als gesamtstädtische Aufgabe betrachtet und gilt insbesondere in benachteiligten Stadtteilen als wichtige Herausforderung. Schnell erreichbare, qualitativ hochwertige und quantitativ ausreichend verfügbare Freiräume bilden dabei das niedrigschwelligste Angebot, um die Gesundheit von Menschen positiv zu befördern.
Handlungsprioritäten
- Freiräume sichern und vernetzen
- Luftqualität verbessern, Lärmemissionen vermindern
- Sport- und Bewegungsangebote weiterentwickeln
- Gesundheitsförderung und Prävention stärken
Digitale Stadt
Die "digitale Stadt" berührt alle Lebens- und Verwaltungsbereiche, wie zum Beispiel Mobilität, technische Infrastruktur, Gewerbe, verwaltungsinterne und -externe Kommunikation, Bildung, Schulen, Bibliotheken. Mit der Steigerung der Resilienz und der Lebensqualität in der Stadt eröffnen sich viele neue Möglichkeiten einer nachhaltigen Stadtentwicklung. Für Leipzig ist es von großer Bedeutung, frühzeitig die Chancen und Risiken der Digitalisierung zu erkennen. Es geht darum, gesamtstädtische Strategien zur Digitalisierung zu entwickeln, die zur Gestaltung einer effizienten, sozial inklusiven und technologisch innovativen Stadt beitragen. Zur Stärkung der nachhaltigen Mobilität sollen durch digitale Dienste auf der Netzebene Effizienzsteigerungen sowie durch neue Mobilitätsberatung/-services eine Stärkung des Umweltverbundes insgesamt erreicht werden. In der kommunalen Bildungslandschaft spielen vor allem der Ausbau und die Anpassung der Infrastruktur und die Bedeutung von neuen Medien in der Lehre eine immer stärkere Rolle. Die Digitalisierung bewirkt auch eine Veränderung der Nutzung des öffentlichen Raums, der Wohnformen und des Einzelhandels in den Stadtteilen.
Handlungsprioritäten
- Digitalisierungskonzept und -strategien für alle Handlungsbereiche der Verwaltung entwickeln, Untersuchung stadtstruktureller Wirkungen und Optionen
- Infrastrukturen schaffen und Dienstleistungen ausbauen
- Medien- und Vermittlungskompetenzen fördern
- Kommunikation und Beteiligung stärken
Baukultur und öffentlicher Raum
Baukultur umfasst das Bauen selbst sowie den Umgang mit der bebauten Umwelt. Da baukulturelle Wirkungen sowohl von der Gestaltung von öffentlichen als auch von privaten Räumen und Gebäuden ausgehen, kann Baukultur sich nur entfalten, wenn alle an Planung und Bau Beteiligten aktiv zusammenwirken und die gesamte Gesellschaft Verantwortung für ihre bebaute Umwelt und deren Pflege übernimmt. Vor dem Hintergrund des starken Wachstums darf die Sensibilität für lokale Traditionen, städtebauliche und architektonische Qualität und die Aufmerksamkeit für den öffentlichen Raum nicht verlorengehen.
Der historische Charakter der Innenstadt beziehungsweise der Stadtteile soll bewahrt und entsprechend der aktuellen Anforderungen zeitgenössisch weiterentwickelt werden. Angesichts sich verändernder Rahmenbedingungen für Baukultur und öffentlichen Raum sind Konzepte, Instrumente sowie Arbeitsstrukturen auszubauen, um eine qualitätsvolle, für Leipzig typische Baukultur im privaten und öffentlichen Raum zu sichern.
Handlungsprioritäten
- Erarbeitung von Leitbildern für Baukultur und öffentlichen Raum, Planungskultur und Prozessqualität sichern, Baukultur "leben", ressortübergreifend und frühzeitig handeln
- Historische Ortslagen als Kern der Ortsteilentwicklung sichern und erschließen
- Öffentlichen Raum und doppelte Innenentwicklung verbinden, als inklusiven Ort erhalten
- Magistralen als Imagebilder entwickeln
Brachflächenrevitalisierung
Brachflächen nehmen in Leipzig einen nennenswerten Teil der Stadtfläche ein (Juni 2017 - 3,3%). Aufgrund des Flächenpotenzials hat das Querschnittsthema Brachflächenrevitalisierung in fast allen Fachkonzepten eine besondere Bedeutung. Brachflächen leisten einen wichtigen Beitrag zur bedarfsgerechten Entwicklung von Flächen für Wohnen, Bildung, Gewerbe, Verkehr, Erholung, Freiraum und Hochwasserschutz. Zugleich können sie eine vorsorgende Klima- und Umweltpolitik ermöglichen. Die grundlegenden Prinzipien in Leipzig, "Innen- vor Außenentwicklung" und "Doppelte Innenentwicklung", werden optimal in die Stadtentwicklungsstrategie integriert ("Doppelte Innenentwicklung" bedeutet, Flächenreserven im Siedlungsbestand nicht nur baulich zu nutzen, sondern auch ihre Freiraumfunktionen zu sichern und zu qualifizieren). Zugleich ist die Verankerung der Brachflächenrevitalisierung im INSEK Leipzig 2030 verpflichtend für die EU-Strukturfondsperiode 2014 bis 2020.
Handlungsprioritäten
- Lebensqualität erhalten und verbessern
- Strategische Liegenschaftspolitik
- Weiterentwicklung Brachflächenmanagement
- Setzung räumlicher Schwerpunkte