Projekt Wächterhäuser
Ein wichtiges Ziel der Leipziger Stadterneuerung ist es, die stadtbildprägenden Ein- und Ausfallstraßen zu revitalisieren. Die an den Hauptverkehrsstraßen liegenden, städtebaulich wichtigen Gebäude sind aufgrund von Lärmbelastung und unterlassener Instandhaltung häufig von Leerstand bedroht und damit weiterem Verfall preisgegeben. Hier waren und sind innovative und kostengünstige Lösungsansätze gefragt.
Viel Fläche für wenig Geld
Leerstand nicht als Problem, sondern als Potenzial für eine Belebung begreifen! Der Verein HausHalten e. V. hatte unter anderem durch Unterstützung der Stadt Leipzig vier unterschiedlichen Nutzungsmodelle zur Belebung leer stehender denkmalgeschützter Gebäude und Ladenlokale neue Perspektiven für Eigentümer und kreative Nutzer eröffnet.
Wächterhaus
Beim Zwischennutzungsmodell Wächterhaus werden Hauseigentümer von den Kosten und der generellen Sorge um ihr Haus entlastet, dafür finanzieren sie eine Inbetriebnahme auf minimalen Standard. Die Nutzung des Hauses verhindert Vandalismus und grenzt Witterungsschäden ein. Dadurch sichern die Nutzer die Substanz und den architektonischen Wert der Gebäude, gleichzeitig befördern sie die Belebung des Viertels. Seit 2004 wurden insgesamt 18 Wächterhäuser ins Leben gerufen. Viele dieser Häuser sind inzwischen entlassen und konnten in neue Nutzungsverhältnisse überführt werden, unter anderem wurden diese von Nutzern gekauft und weiterentwickelt. Die Bandbreite der von den Hauswächtern ausgeübten Nutzungen reicht von kulturellen Veranstaltungen über Existenzgründungen bis zu sozialen Angeboten.
AusBauHaus
Das AusBauHaus verbindet einen individuell festgelegten Ausbaustandard mit einem klassischen Mietverhältnis. Um eine langfristige, aber flexible Perspektive zu ermöglichen, erfolgt die Vermietung direkt zwischen Hauseigentümer und Mieter. Die Mieter erhalten viel Wohnfläche zum individuellen Selbstausbau und stabilen, günstigen Mietkonditionen. Materielle und handwerkliche Eigenleistungen der Mieter können auf die Mietkosten angerechnet werden. Hauseigentümer bietet das AusBauHaus langfristig stabile, kalkulierbare Mieteinnahmen und Wertsteigerung bei vergleichsweise geringerem eigenem Investitionsaufwand.
Wächterladen
Eine Idee, aber keinen Laden? Seit 2010 setzt HausHalten e. V. - angelehnt an das Prinzip der Wächterhäuser - gemeinsam mit der Stadt Leipzig das Projekt Wächterläden zur Aktivierung leerstehender Ladenlokale an Leipzigs Magistralen um. Wichtigstes Ziel ist es, die Erdgeschosszonen der Hauptverkehrsstraßen mit (neuen) Nutzungen zu beleben und damit kulturhistorisch bedeutsame Ladenlokale zu erhalten. Die positive Ausstrahlung wieder genutzter Ladenlokale und die damit erfolgende Belebung der Magistrale hat letztendlich zum Ziel, auch "schwierige" Läden langfristig wieder einer normalen Vermietung zuzuführen. Verschiedene Varianten zur Wiederbelebung von Ladenlokalen wurden bislang entwickelt und erfolgreich umgesetzt.
Hausprojekte
HausHalten e. V. berät Hauseigentümer sowie Gruppen und Einzelpersonen auch individuell zu Ideen der Hausaneignung und Leerstandsbeseitigung, etwa bei der Suche und Vermittlung von geeigneten Objekten sowie bei der Konzeptentwicklung und der Inbetriebnahme von Häusern. Aus dem Bedürfnis einer dauerhaften Nutzung und der eigenen Gestaltungsmöglichkeit in einem klassischen Altbau heraus traten immer mehr Nutzergruppen an HausHalten heran, welche die Unterstützung bei der Umsetzung ihres Hausprojektes suchten. Kontinuierliche Beratung erfolgt durch die Vereinsmitglieder und eingeladene Experten in Informationsveranstaltungen zu den Themen, Hauskauf (Objektsuche), Finanzierung, Rechtsform und steuerliche Aspekte.
Förderung durch den Bund
2008 wurde HausHalten e. V. in Kooperation mit der Stadt Leipzig, Amt für Wohnungsbau und Stadterneuerung, mit dem Projektvorhaben Bildungs- und Kompetenzzentrum HausHalten in das Forschungsprogramm Experimenteller Wohnungs- und Städtebau (ExWoSt) aufgenommen. Das Projekt - als Teil des ExWoSt-Forschungsfeldes Nationale Stadtentwicklungspolitik - wurde vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) und dem Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) gefördert.