Triff uns auf der Engagementmesse: Sophia Goldhammer vom Mobilen Behindertendienst e. V. im Interview
Der Mobile Behindertendienst Leipzig e. V. unterstützt, berät und pflegt Menschen, die behindert werden. Die rund 300 Angestellten leisten in diesem Zusammenhang Hilfe durch Fahrdienste, Pflegedienste oder Beratung. Das dazugehörige Inklusive Nachbarschaftszentrum erfährt zudem viel Unterstützung durch Ehrenamtliche und Freiwillige. Das Zentrum schafft Gemeinschaft - darum ist Sophia Goldhammer jeden Tag aufs Neues bemüht. Sie organisiert Aktivitäten, Gruppen und Feste, vernetzt sich mit anderen Akteuren und plant Projekte und Veranstaltungen.
Warum engagieren Sie sich persönlich?
Für mich persönlich ist Inklusion die Lösung der Zukunft. Wenn wir verstehen, dass wir uns ähnlicher sind, als wir bisher glaubten, können wir in Kontakt kommen. Wir können erkennen, dass es Fähigkeiten unterschiedlichster Art und Weise gibt. Wir können erkennen, dass Glück nicht durch Schnelllebigkeit, Druck und Höchstleistung erbracht wird, sondern durch Ruhe, Gemeinschaft und Rückhalt. Menschen bei dieser Erkenntnis zu begleiten und von ihnen mit einem ehrlichen Lächeln bis zum nächsten Mal verabschiedet zu werden, ist der größte Ruhm und die größte Anerkennung. Ich lächele gern und freue mich, wenn auch andere ihr Lächeln entdecken.
Was waren Ihre emotionalsten Momente während des Engagements?
Eine beeindruckende Szene gab es dieses Jahr im Rahmen unserer Projektwoche zum Thema Hass. Gemeinsam mit einem befreundeten Schauspieler gestalteten wir ein ganzes Wochenprogramm mit Textdiskussion, Theaterworkshop, Wutseminar, Fotoprojekt und Schreibwerkstatt. Gleich zu Beginn der Woche fand eine kleine Gruppe an Besuchern so viel Interesse am Thema und den Aktionen, dass sie jubelten sobald der befreundete Schauspieler durch die Tür trat. Sie riefen "Ja! Da ist er wieder!" und freuten sich wirklich sehr. Das hat mich so positiv überrascht, dass es mir im Gedächtnis hängen geblieben ist.
Was wünschen Sie sich für Ihren Verein?
Ich wünsche mir, dass Leipziger und Leipzigerinnen von uns erfahren, unser Nachbarschaftszentrum besuchen und auch unsere anderen Dienste in Anspruch nehmen, sofern Bedarf besteht. Ich wünsche mir, dass Menschen ihre Ängste verlieren und sich nicht schämen, um Hilfe zu bitten oder nachzufragen. Für das Projekt wünsche ich mir außerdem, dass wir uns räumlich erweitern, um unser Angebot und unsere Möglichkeiten zu vergrößern. Es gibt so viele tolle Ideen und dafür leider nicht ausreichend Platz.
© Mobiler Behindertendienst e. V. Bilder vergrößert anzeigen © Mobiler Behindertendienst e. V Bilder vergrößert anzeigen © Mobiler Behindertendienst e. V. Bilder vergrößert anzeigen
Ein Viertel der Leipziger/-innen zeigt Interesse an freiwilligem Engagement, hat sich bisher aber noch nicht engagiert - Was kann Ihr Verein diesen Menschen bieten?
Wir versuchen in unserem Inklusiven Nachbarschaftszentrum Menschen zu einem selbstbestimmten Leben zu verhelfen. Wie man dabei helfen kann? Indem man sich dazusetzt und miteinander spricht. Durch das Miteinander, die unterschiedlichen Besucher und Besucherinnen und differenzierten Bedürfnisse, die hier aufeinandertreffen, bieten wir auf jeden Fall Abwechslung. Es geht auch darum, Selbstbewusstsein zu stärken und die eigene Handlungsfähigkeit zu erhöhen.
Welches Engagement ist bei Ihnen im Verein besonders gefragt?
Das größte Engagement zeigt der, der keine Aufgabe sucht. Bei uns geht es um Gemeinschaft, um Kontakt, um Gespräch und Austausch. Das bedeutet nicht, ständig umher zu springen, zu putzen oder Kaffee zu kochen. Das bedeutet vielmehr, sich hinzusetzen, zu ruhen und sich Geschichten Anderer anzuhören. Das kann mitunter sehr anstrengend sein, weil sich die Geschichten wiederholen oder viele Menschen gleichzeitig reden.
Was versprechen Sie sich von der 1. Leipziger Engagementmesse?
Ich hoffe sehr auf viele interessierte Fragen, freundliche Gesichter und schöne Gespräche. Ich wünsche mir, Menschen von uns erzählen zu können und sie dazu einzuladen, vorbeizukommen, mitzuwirken und Teil zu sein von unserer wundervollen Gemeinschaft.