Fachgespräch: Leipzig wächst nachhaltig. Die mittelständische Wirtschaft wächst mit?!
Am 20. Juni 2016 diskutierten unter dem Titel "Leipzig wächst nachhaltig. Die mittelständische Wirtschaft wächst mit?!" etwa 30 Fachleute aus Unternehmen, Wirtschaftsverbände und Verwaltung im Stadtbüro darüber, was das Wachstum der Stadt für Leipzigs Wirtschaft bedeutet. Im Fokus der Diskussion standen vor allem die Fragen, wie die aktuelle Wirtschaftsentwicklung verstetigt werden kann und wie die innerstädtischen Gewerbegebiete weiterentwickelt werden können.
Einführung - Anlass und Ziel
Einhergehend mit der positiven Wirtschafts- und Arbeitsplatzentwicklung in den letzten Jahren steht Leipzig nun vor der Herausforderung, diesen Prozess zu verstetigen und durch vorausschauendes kommunales Handeln optimale Rahmenbedingungen für ein nachhaltiges Wachstum, insbesondere der mittelständischen Wirtschaft, zu schaffen. Vor diesem Hintergrund diskutierten Vertreterinnen und Vertreter der Stadtverwaltung (Amt für Wirtschaftsförderung und Stadtplanungsamt) mit Wirtschaft und Wissenschaft an drei Diskussionstischen. Die Ergebnisse aus dem Werkstattgespräch fließen in die weitere Bearbeitung des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (INSEK) Leipzig 2030, insbesondere in das Fachkonzept "Wirtschaft & Arbeit", ein.
Input: Ausgangslage der Leipziger Wirtschaftsförderung
Herr Dr. Schimansky (Stadt Leipzig, Amt für Wirtschaftsförderung) beschrieb die Ausgangssituation der wirtschaftlichen Entwicklung, Perspektiven sowie aktuelle Herausforderungen Leipzigs. Kernpunkte waren folgende:
- Das in den letzten Jahren beobachtete Wirtschafts- und Beschäftigungswachstum wird kaum in der bisherigen Geschwindigkeit und Umfang (wie z. B. die Ansiedlung von BMW, Porsche, DHL) stattfinden können wie bisher.
- Die Stadtverwaltung strebt an, dass Leipzig seine Rolle als Oberzentrum und als leistungsfähiger Motor für die Wirtschaftsregion stärker wahrnehmen kann.
- Leipzig verfügt noch über ausreichende Flächenreserven, die großflächige Ansiedlungen für Gewerbe und Industrie in Leipzig ermöglichen.
- Der Wachstumsschwerpunkt liegt allerdings aus Sicht der Wirtschaftsförderung bei den mittelständischen Unternehmen, die es durch geeignete Angebote zu unterstützen und zu stärken gilt.
Input: "Wirtschaftliche Rahmenbedingungen zum Wachstum"
Herr Prof. Dr. Kirchgeorg (HHL Leipzig Graduate School of Management) zeigte anhand eines Standortfaktoren-Modells die Standortrahmenbedingungen, für das Wirtschaftswachstum notwendig sind. Die Kernpunkte waren folgende:
- Die Bedingungen wie Flächenkapazitäten, Verfügbarkeit von geeigneten Immobilien, Vorhandensein von Infrastrukturen, Fachkräften und Forschung stehen in Wechselbeziehung zu Nachfragebedingungen wie die Einwohner- und Haushaltsentwicklungen oder die nationalen und internationalen Märkte.
- Weitere Trends beeinflussen die Wirtschaftsentwicklung und erfordern Anpassungen in den Schwerpunktsetzungen kommunalen Handelns.
- Die in Leipzig verfolgte Cluster-Strategie wird als positiv und Erfolg versprechend bewertet. Es wird jedoch ein zunehmendes "Aufbrechen" der Branchengrenzen mit daraus folgenden neuen Chancen beobachtet, so dass der Fokus neben "statischer" Clusterorientierung auch auf weitere Branchen gelegt werden sollte.
- Weitere neue Herausforderungen ergeben sich in der Flächennutzung: Zukünftig kommt es auch darauf an, flexiblere Strukturen und Flächenangebote zu schaffen, um eine optimale Nutzung der innerstädtischen Flächen zu erreichen.
In mehreren Diskussionsrunden wurde darauffolgend diskutiert:
- Diskussionsrunde 1: Wie kann die Wirtschafts- und Beschäftigungsentwicklung bis 2030 verstetigt werden? Welche Potenziale und Probleme der Leipziger Wirtschaft spielen eine besondere Rolle im Wachstumskontext?
- Diskussionsrunde 2: Wie können die innerstädtischen gemischten Standorte zukunftsfähig weiterentwickelt werden? Welche aktuellen Anforderungen haben die bestehenden klein- und mittelständischen Betriebe an ihre Standorte? Was kann eine Kommune tun, um eine Nutzungsmischung in innerstädtischen Bereichen zu unterstützen?
Die ausführlichen Ergebnisse der Diskussionenrunden können Sie hier (pdf, 448 KB) herunterladen.
Schlussfolgerungen und Ausblick
Herr Dr. Schimansky (Stadt Leipzig, Amt für Wirtschaftsförderung) zeigte sich erfreut über die anspruchsvolle und engagierte Diskussion. Deutlich geworden sei, dass Nutzungsmischung an den innerstädtischen Standorten gewollt ist. Die Moderation von Wünschen nach Nutzungsmischung im Gegensatz zu den entstehenden Nutzungskonkurrenzen wird daher künftig für die Stadtverwaltung bei der gewerblichen Entwicklung an Bedeutung gewinnen. Dabei sollten auch die planungsrechtlichen Instrumente der Kommune genutzt werden. Angesichts verschwimmender Grenzen müssen neue clusterübergreifende Initiativen aufgebaut und die Clusterstrategie weiterentwickelt werden. Neue Wege in der Technologieförderung, zum Beispiel mit einem Industrie- und Technologiezentrum, werden als sinnvoll und hilfreich angesehen. Weiterhin besteht die Notwendigkeit zur Qualifizierung der innerstädtischen Standorte zum Beispiel bezüglich der Themen "wirtschaftsnahe Infrastruktur", Umweltverbund, Erreichbarkeit und Breitbandverfügbarkeit. Zudem wird von der Stadt Leipzig gewünscht, dass sie ihre Möglichkeiten nutzt, Venture Capital für die Unternehmen erfolgreich und unbürokratisch verfügbar zu machen.
Für das INSEK (Integriertes Stadtentwicklungskonzept) bedeutet dies, die Nutzungsmischung und die Aufwertung der innerstädtischen Standortqualitäten mit dem besonderen Fokus auf die mittelständische Wirtschaft zu ermöglichen, ohne die Sicherung der Flächenverfügbarkeit für größere Ansiedlungen zu vernachlässigen. Mit gesamtstädtischer Perspektive wird eine Verstetigung des Beschäftigungszuwachses angestrebt und ein kontinuierliches, strategisches Flächenmanagement mit entsprechendem Erwerb als erforderlich eingeschätzt.