Wohnen in der wachsenden Stadt: Themenabend am 13. Oktober 2014
Der zweite öffentliche Themenabend zur Fortschreibung des Wohnungspolitischen Konzepts der Stadt Leipzig widmete sich der Zukunft einzelner Wohnformen und der Bestandsqualifizierung für verschiedene Zielgruppen. In vier parallelen Workshops gingen die Teilnehmenden der Frage nach, wie in der wachsenden Stadt Leipzig ausreichender, geeigneter und bezahlbarer Wohnraum für verschiedene Zielgruppen gestaltet werden kann.
Die Teilnehmer der vier parallelen Workshops haben im Ergebnis ihrer Diskussionen jeweils Botschaften an das Wohnungspolitische Konzept formuliert, wie das jeweilige Workshop-Thema in der künftigen Wohnungspolitik Leipzigs verankert werden sollte.
Arbeitsgruppe Familienwohnen: Es wird eng in Schleußig & Co: wo gibt es Alternativen in Leipzig?
In der ersten Arbeitsgruppe ging es um das Thema Familienwohnen in der wachsenden Stadt Leipzig. Angesichts der Beobachtung, dass Mietwohnungen für Familien in der inneren Stadt knapper werden, wurde gefragt: Wo gibt es Alternativen in Leipzig und wie müssen Quartiere, Wohnungen und Wohnumfeld aussehen, die von (jungen) Familien akzeptiert werden?
Botschaften:
- Familienwohnen ist als wichtiges Thema im Wohnungspolitischen Konzept neu zu verankern. Zukünftige Handlungsbedarfe zeichnen sich ab, auch wenn die Wanderungsbefragung des UFZ bei Familien derzeit noch keine großen Diskrepanzen zwischen Wohnwünschen und realisierter neuer Wohnung feststellen kann.
- Für familienfreundliches Wohnen sind bestimmte Qualitäten besonders wichtig: Flexible und gestaltbare Grundrisse, kinderfreundliche Frei- und Grünräume, gute Infrastrukturanbindung (z.B. KITAs, Schulen, Mobilität), Sicherheit (persönliche und Verkehrssicherheit insbes. von Kindern), Nähe zu Freunden und weiterer Familie, Urbanität.
- Grundsätzlich bieten alle Leipziger Quartierstypen gute Voraussetzungen für Familienwohnen. Sie müssen im Sinne der genannten Punkte weiterentwickelt und kommuniziert werden.
Der Themenabend fand in den Räumen der Uni Leipzig statt
Bilder vergrößert anzeigenIn vier Arbeitsgruppen wurde intensiv gearbeitet.
Bilder vergrößert anzeigenDie Diskussionsergebnisse wurden an Moderationswänden festgehalten
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Bilder vergrößert anzeigenDie Arbeitsgruppe "Preiswerte Wohnprojekte" war besonders gut besucht.
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Arbeitsgruppe Eigentumsbildung: Wohneigentum in der inneren Stadt – eine Alternative zu steigenden Mieten?
Die zweite Arbeitsgruppe diskutierte vor dem Hintergrund wachsender Nachfrage das Thema Eigentumsbildung als potentielle Alternative zu steigenden Mieten. Neben den Fragen, ob und welche Formen des Wohneigentums sich dafür anbieten ging es auch darum, welche Formen des Wohneigentums die Stadt unterstützen sollte?
Botschaften:
- Konzeptvergabe ist ein zentrales Thema für die Eigentumsbildung; hier sollten aber nicht nur städtische Baugrundstücke betrachtet sondern auch der Umbau städtischer Immobilien berücksichtigt werden; Sowohl die städtischen Tochtergesellschaften (u.a. LEVG; LESG sowie die LWB), als auch private Flächen sollten mit in den Flächenpool aufgenommen werden, insbesondere dann, wenn ein Bauleitverfahren notwendig wird.
- An dem Grundsatz Innenentwicklung vor Außenentwicklung wird zwar festgehalten, dennoch sollte die Eigentumsbildung nicht nur die innere Stadt (damit wurde zunächst in der Diskussion die Innenstadt und ihre direkten Ränder gemeint) betreffen, sondern auch die äußere Stadt mit betrachten (z.B. Grünau); bei den möglichen Entwicklungsstandorten der äußeren Stadt soll es sich nicht um Standorte auf der grünen Wiese handeln, sondern um infrastrukturell (sowohl sozial wie auch verkehrstechnisch) gut erschlossene Standorte.
- Kluge Beratung vorantreiben: das heißt die Information und Beratung muss insbesondere auch hinsichtlich der Finanzierung verbessert werden. Unter anderem geht es um Fragen wie: Welche Finanzierungsmodelle gibt es und wie können Bauträger-, GbR-, Ausbauträgermodelle flexibler gedacht werden? Wie können vor dem Hintergrund einer mobilen Bevölkerung auf einem immer flexibler werdenden Arbeitsmarkt auch „Wiederausstiegsmodelle“ kommuniziert werden? Es ist über eine Beratungsagentur nachzudenken.
- Bauen weiter denken – Experimentierfeld Wohnen: alternative Wohnformen sollten stärker gefördert und gefordert werden, dazu zählen beispielsweise: Wohnen auf der Kita, Wohnen ohne Auto bzw. unter Nutzung von Car-Sharing (reduzierter Stellplatzschlüssel), Lofts im Neubau. Das Denken in monolithischen Nutzungen sollte aufgegeben werden und neue oder in anderen Städten bewährte Wohnmodelle und Eigentumsformen, die bezahlbares Wohnen ermöglichen, angedacht werden.
Arbeitsgruppe "Altenfreundliches Wohnen: Muss es immer barrierefrei sein?"
Die Arbeitsgruppe zum Thema „Altenfreundliches Wohnen: Muss es immer barrierefrei sein?“ konnte auf der Vorarbeit des Positionspapiers zum altenfreundlichen Wohnen aufbauen. Deshalb wurde hier diskutiert, ob die im Positionspapier gemeinsam von Stadt, Seniorenbeirat und Wohnungseigentümern erarbeitete Definition noch passt. Zudem wurde in dieser Arbeitsgruppe geprüft, wie der Stand der Umsetzung ist und welche (neuen) Schwerpunkte es in der künftigen Arbeit geben sollte.
Botschaften:
- Das Positionspapier „Altenfreundliches Wohnen“ mit dem Fokus auf die Wohnung aus dem Jahr 2011 ist lobenswert. Im Wohnungspolitischen Konzept muss der Blick aber ganzheitlicher werden und der Quartiersbezug ausgebaut werden.
- Es gibt nicht die altenfreundliche Wohnung. Die Anforderungen an eine Wohnung sind individuell: für den einen ist eine Wohnung im 1.OG keinesfalls altenfreundlich, für den anderen ist es gewünscht (größeres Sicherheitsgefühl, weniger kalt, weniger laut als im EG) und stellt mit den Stufen eine gewünschte Herausforderung im Alltag dar.
- Relative Einigkeit herrschte darüber, dass die Wohnumfeldgestaltung, die Verkehrs- und Wegeführung und andere (soziale) Infrastruktur Altenfreundlichkeit ausmachen und sich stärker in der Definition einer altenfreundlichen Wohnung bzw. in den Leitlinien zur Stärkung des altenfreundlichen Wohnens niederschlagen sollten. Daher sollten bei einer weitergehenden Bearbeitung des Themas weitere Wohnungsmarktakteure (private Eigentümer) sowie Einzelhandel, Träger sozialer Infrastruktur etc. in den Prozess einbezogen werden.
- Einigkeit bestand auch darüber, dass die Anforderungen, die Seniorinnen und Senioren haben auch von anderen Nutzergruppen nachgefragt sind und dass in diesem Sinne eine generationenübergreifende Betrachtung sinnvoll ist. In Folge dessen entstand die Forderung nach „sozial integriertem Wohnen“, der Stärkung des nachbarschaftlichen Miteinanders und des Miteinanders der Generationen.
- Altenfreundliches Wohnen muss ein Thema im Wohnungspolitischen Konzept bleiben, regelmäßig evaluiert und mit einem Monitoring versehen werden. Gleichzeitig soll altenfreundliches Wohnen aber auch als eigenständiges Arbeitsthema vertieft werden.
Arbeitsgruppe "Preiswerte Wohnprojekte: Wie können Modelle alternativer Wohnformen eine Lösung für viele werden?"
Die vierte Arbeitsgruppe fragte vor dem Hintergrund der Leipziger Erfahrungen, was die Wohnungspolitik von den preiswerten, alternativen Wohnformen lernen kann und wie aus den Experimenten Modelle für ein preiswertes Wohnangebot für Viele werden können.
Botschaften:
- Mitbestimmtes Wohnen: Kooperative Wohnprojekte sind durch ihre Selbstbestimmung in der Gruppe (persönlicher Nutzen in der Gemeinschaft) für die Bewohnerinnen und Bewohner attraktiv und können dadurch für breite Zielgruppen interessant sein (verschiedene Altersgruppen, Lebensformen, Einkommen). Selbstverwaltete Mietshäuser sind ein geeignetes Modell zur Sicherung preiswerter Mietwohnungsbestände bei Verkauf und Privatisierung von Mehrfamilienhäusern bzw. Mietwohnungen im Bestand.
- Kooperative Wohnformen leben vom Engagement des Einzelnen in der Gruppe - es braucht diese Offenheit und Kompetenz für Gruppenprozesse und eigenes Engagement. Insbesondere die flexibleren Mietermodelle scheinen großes Potenzial zu haben.
- Unterstützung benötigen kooperative Wohnprojekte durch Beratung/Vernetzung/Information, um die verschiedenen Modelle zu präsentieren, Kontakte zu knüpfen, Gruppen zu beraten und zu begleiten. Weitere Unterstützung ist möglich durch die Bereitstellung geeigneter Grundstücke und Gebäude. Dafür gibt es eine Vielzahl an Instrumenten: Vergabe von kommunalen und LWB-Gebäude und Grundstücke, kommunaler Grundstücksfonds (Ankaufträger), Erbbaurecht.