Wohnen in der wachsenden Stadt: Themenabend am 22. September 2014
Im Rahmen des Themenabends zur Fortschreibung des Wohnungspolitischen Konzeptes haben am 22. September 2014 etwa 80 Bürgerinnen und Bürger im Technologiezentrum GaraGe (Karl-Heine-Straße) die Qualität von "Nachbarschaft und Vielfalt" ihrer Stadtteile diskutiert und ihre Erwartungen für die Entwicklung in ihren Stadtteilen geäußert, wenn Leipzig weiter wächst. Mit einem kurzen Film, der das Wohnen in Leipzig aus der Sicht verschiedener Bürgerinnen und Bürger aus verschiedenen Leipziger Stadtteilen darstellt, wurde auf das Thema des Abends eingestimmt. Nach der Begrüßung durch die Moderatoren Birgit Schmidt und Marco Mehlin sowie den Leiter des Stadtplanungsamtes Jochem Lunebach skizzierte Stefan Heinig in einem kurzen Vortrag verschiedene Dimensionen von Vielfalt und Mischung. Er stellte überblicksartig dar, wie vielfältig Leipzig in Hinblick auf Wohnformen, Bauformen und -alter, Altersgruppen, Einkommenssituation, ethnische Herkunft, Lebensstile und Nutzungsmischung ist.
Beim Ankommen wurden die Teilnehmenden entsprechend ihres Wohnviertels auf verschiedene Tische aufgeteilt.
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Diskussionen nach Stadtteiltypen
Anschließend leitete das Moderatorenteam in die Diskussion des Themenabends ein. Diskutiert wurde an 14 moderierten Tischen, an denen jeweils Teilnehmende aus Stadtteilen ähnlicher Struktur (nach Baualter, Gebäudebestand, Nutzungsmix und Wohnungsnachfrage) zusammensaßen:
- Zentrums(nahe) Stadtteile (4 Tische)
- Vorwiegend gründerzeitlich geprägte Stadtteile östlich des Zentrums (3 Tische)
- Vorwiegend gründerzeitlich geprägte Stadtteile nördlich, westlich und südlich des Zentrums (5 Tische)
- Vorwiegend durch industriellen Wohnungsbau der DDR geprägte Stadtteile (1 Tisch)
- Stadtteile mit Mischstrukturen und höherem Anteil an Einfamilienhäusern (1 Tisch)
Die Anzahl der Tische ergab sich aus der Herkunft der Teilnehmenden.
Zum Einstieg in die Diskussion wurde an jedem Tisch zunächst die "gefühlte Vielfalt" des eigenen Stadtteils bewertet, auf einer Skala von 1 (wenig Vielfalt) bis 10 (große Vielfalt). Daran anknüpfend wurden in drei Runden folgende Fragestellungen diskutiert:
- Wie sieht Ihre Nachbarschaft aus?
- Was ist positiv? Was ist negativ?
- Wenn Leipzig wächst, was könnte sich in Ihrem Quartier verändern, was müsste bewahrt werden und welche Chancen können sich für Ihr Quartier ergeben?
Wichtige Ergebnisse
- Die Zufriedenheit der Bürgerinnen und Bürger mit der Lebensqualität ist in allen diskutierten Stadtteilen hoch: Dort, wo die Teilnehmenden in Leipzig wohnen, leben sie gern, sei es im Einfamilienhausgebiet, im Plattenbau oder in der Gründerzeit. Dabei sind die persönlichen Beziehungen und Netzwerke sowie die positive Wahrnehmung der direkten Nachbarschaft bzw. Hausgemeinschaft von großer Bedeutung.
- Nutzungsmischung/Vielfalt, Grün- und Freiflächen sowie kurze Wege sind positive Seiten des Wohnens in Leipzig: Diese Qualitäten machen die Stadt attraktiv und sollen auch zukünftig erhalten bleiben. Kritisch werden vielerorts der zunehmende Verkehr und der Zustand der Verkehrsinfrastruktur gesehen.
- Das Zusammenleben von Menschen verschiedenen Alters, verschiedener Herkunft und mit verschiedenen Lebensentwürfen wird vielfach als Bereicherung empfunden, birgt aber auch Konfliktpotential.
- Als anstrengend empfinden viele Menschen ihre Nachbarschaft, wenn die Mitbürgerinnen und Mitbürger rücksichtslos agieren.
- Als Folge von Wachstum könnten steigende Mieten und Immobilienpreise zur Entmischung von Stadtteilen führen und den Platz für "Möglichkeitsräume" und experimentelle Wohnmodelle reduzieren, damit auch den Verlust von Vielfalt zu Folge haben.
- Weiteres Stadtwachstum erfordert nicht nur den Erhalt bezahlbaren Wohnens, sondern die Modernisierung und den Ausbau von Infrastruktur (z. B. Verkehrsinfrastruktur, soziale Infrastruktur).
- Im Wachstum sehen die Bürgerinnen und Bürger aber auch positive Entwicklungsmöglichkeiten für die Wirtschaft und die kommunalen Finanzen, die Handlungsspielräume für städtisches Handeln eröffnen. Die Bürgerinnen und Bürger hoffen, dass ein individueller "Leipziger Weg" gefunden wird, um mit Wachstum umzugehen.
Zentrums(nahe) Stadtteile
Die Bürgerinnen und Bürger, die an den Tischen der zentrumsnahen Stadtteile diskutierten, bewerteten "Vielfalt und Nachbarschaft" auf der Skala von 1 (wenig Vielfalt) bis 10 (große Vielfalt) sehr unterschiedlich mit Werten von 1 und 10.
Generell leben sie gerne in ihrem Stadtteil und fühlen sich dort wohl. Vor allem die positive Wahrnehmung der unmittelbaren Nachbarschaft bzw. Hausgemeinschaft sowie die vorhandenen persönlichen Netzwerke und Beziehungen tragen dazu bei. Alle schätzen eine hohe Nutzungsmischung mit kurzen Wegen zu Nahversorgung, kulturellen und gastronomischen Einrichtungen, die gute Verkehrsanbindung und den Zugang zu Grün- und Freiflächen. Die Mischung von Bürgerinnen und Bürgern unterschiedlichen Alters, in unterschiedlichen Lebensphasen und mit unterschiedlichen Lebensentwürfen wird von vielen als Bereicherung empfunden. Zugleich sehen einige einen mangelnden Austausch zwischen den Generationen.
Als anstrengend wird die Nachbarschaft empfunden, wenn die Mitmenschen rücksichtslos agieren. Durch zunehmend stattfindende Homogenisierungsprozesse geht die soziale Mischung in einigen Bereichen der zentrumsnahen Stadtteile verloren. Die steigenden Mieten, das Schwinden alternativer Wohnformen und kleiner Läden, der Verlust an Wohnraum durch Zweckentfremdung sowie der Mangel an Freiräumen werden negativ gesehen. Als unzureichend werden das hohe Autoverkehrsaufkommen und der Zustand der Verkehrsinfrastruktur (Straßenbahntrassen, Radwege) beschrieben.
Ein weiteres Wachstum wird in den zentrumsnahen Stadtteilen ambivalent bewertet: Befürchtet werden im Zusammenhang mit hochwertigen Sanierungen und hochpreisigen Neubauten vor allem steigende Mieten, die zu Wohnungsknappheit und einer Verdrängung einkommensschwächerer Haushalte und damit zu sozialen Veränderungen in der Nachbarschaft (Segregation) führen können.
Bezahlbare Mieten und die letzten Freiräume für alternative Wohn- und Lebensformen sollten unbedingt bewahrt werden, um eine soziale Mischung zu ermöglichen. Ein weiteres Einwohnerwachstum stellt zudem hohe Anforderungen an eine nachfragegerechte Entwicklung der Infrastruktur, insb. den Ausbau der sozialen und Verkehrsinfrastruktur. Es würde zu einer zunehmenden Konkurrenz zwischen verschiedenen Nutzungen kommen, wobei der Raum für Zwischen- und niedrigpreisige Nutzungen verloren gehen könnte. Darüber hinaus sollen Grün- und Freiflächen unbedingt bewahrt werden. Zugleich werden in einem weiteren Wachstum der Stadt positive Entwicklungsmöglichkeiten für die Wirtschaft und die kommunalen Finanzen gesehen, die Handlungsspielräume für städtisches Handeln eröffnen, z. B. zur Verbesserung des ÖPNV, der Rad- und Gehwege, aber auch des kulturellen Angebots.
Zugleich würden sich Chancen für die Etablierung neuer Wohnkonzepte wie gemeinschaftlichen Wohnformen oder autofreien Quartieren bieten. Bisher ungenutzte Gebäude können neu genutzt und historische Bausubstanz kann gerettet werden. Das Stadtwachstum sollte auch genutzt werden, um die lokale Energiewende und den Klimaschutz voranzubringen. Wichtig war den Bürgerinnen und Bürgern auch, die individuelle Identität der Viertel, die insgesamt positive Stimmung und Offenheit zu erhalten.
Vorwiegend gründerzeitlich geprägte Stadtteile östlich des Zentrums
Die überwiegend jüngeren Bürgerinnen und Bürger aus den vorwiegend gründerzeitlich geprägten Stadtteilen östlich des Zentrums bewerteten "Vielfalt und Nachbarschaft" auf der Skala von 1 (wenig Vielfalt) bis 10 (große Vielfalt) mit Werten zwischen 5 und 9.
Der Leipziger Osten wird hinsichtlich Nutzungs- und Bebauungsstruktur und der sozialen Mischung als vielfältig wahrgenommen. Die Vielfalt bringt auch Konflikte mit sich. Das Wohnen im Leipziger Osten ist interessant, aber manchmal anstrengend. Positiv sind die günstigen Mieten, die kurzen Wege und die Nähe zur Innenstadt. Vor allem das Vorhandensein von individuell und gemeinschaftlich gestaltbaren Freiräumen und alternativen Projekten wird als positives Charakteristikum dieser Stadtteile gesehen.
Die angesprochenen Konflikte entstehen einerseits durch die Mischung unterschiedlicher Nationalitäten, andererseits durch Rechtsextremismus, aber auch durch die ablehnende Haltung gegenüber Mitbürgern in prekären Lebenslagen. Auch die Kriminalität und der Umgang damit durch die Polizei werden als negativ empfunden. Die stattfindenden Sanierungen von Wohnungen und die damit verbundenen Mietsteigerungen werden von einigen Teilnehmenden als Bedrohung wahrgenommen. Andere hingegen betrachten leerstehenden Wohnungen und Läden sowie Brachflächen als störend. Zudem wurden der Mangel an v.a. kulturellen Einrichtungen und Sportstätten, der schlechte Zustand der Straßenbahntrassen, Lärm und die Verschmutzung von Gehwegen als negative Merkmale der Stadtteile benannt. Negativ ist das schlechte Image, das nicht der erlebten Realität im Stadtteil entspricht.
Für den lokalen Wohnungsmarkt wird weiteres Wachstum als einschneidend eingestuft: Mieten werden steigen, die Zahl bezahlbarer Wohnungen geht zurück, es kommt zur Verdrängung einkommensschwächerer Haushalte und es gehen Freiräume für individuelle Lebensentwürfe und unkonventionelle Ideen verloren. Besonders der Erhalt preiswerten Wohnens, der sozialen Mischung, vielfältiger Wohnungsangebote und der Freiräume für individuell und gemeinschaftlich gestaltbare Wohn- und Lebensräume wird bei einem weiteren Wachstum eine große Bedeutung beigemessen. Allerdings werden auch positive Aspekte gesehen: die Rettung historischer Bausubstanz, der Rückgang des Leerstands, das Verschwinden von "Dreckecken", die Steigerung der Attraktivität und die Verbesserung des Images. Mit einem Einwohnerwachstum würde auch der ruhende und fließende Verkehr zunehmen.
Die soziale Infrastruktur, kleinteilige gewerbliche Nutzungen und die vorhandenen Grün- und Freiflächen sollen auch unter Wachstumsbedingungen bewahrt werden.
Die Bürgerinnen und Bürger sehen in dem Wachstum auch Chancen für eine positive Entwicklung der Wirtschaft, auch der lokalen Ökonomie, und der kommunalen Finanzen, die städtische Investitionen – z.B. in die Verkehrsinfrastruktur oder die Erweiterung kultureller Angebote – möglich machen. Es besteht die Hoffnung, dass es gelingt, Wohnraum zu vergesellschaften, alternative Wohnformen zu realisieren, die Verwertung von Wohnraum zu verhindern, die Durchmischung zu erhalten, Räume für verschiedenste Lebensstile und Projekte zu bewahren und einen Imagewandel des Leipziger Ostens zu erreichen.
Vorwiegend gründerzeitlich geprägte Stadtteile nördlich, westlich und südlich des Zentrums
Die Bürgerinnen und Bürger der vorwiegend gründerzeitlich geprägten Stadtteile nördlich, westlich und südlich des Zentrums bewerteten "Vielfalt und Nachbarschaft" auf der Skala von 1 (wenig Vielfalt) bis 10 (große Vielfalt) äußerst unterschiedlich mit Werten zwischen 1 und 10.
Grundsätzlich sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sehr zufrieden mit ihrem Stadtteil und ihrer Nachbarschaft. Dazu tragen in hohem Maße persönliche Netzwerke in der unmittelbaren Nachbarschaft und Hausgemeinschaft bei. Das Wohnumfeld wird größtenteils als sehr vielfältig und gut versorgt wahrgenommen. Positiv sind viele Einkaufsmöglichkeiten, kulturelle Angebote, viele Schulen, Grün- und Erholungsflächen in Wohnungsnähe: eine Stadt der kurzen Wege. Auch die Ästhetik des Gebäudebestands und die aktuelle bauliche Entwicklung/Sanierung werden positiv gesehen. Das Neben- und Miteinander von Menschen unterschiedlichen Alters, mit unterschiedlichen Lebensentwürfen und unterschiedlicher sozialer Schichten wird ebenso als bereichernd empfunden wie die vorhandenen individuell gestaltbaren Freiräume.
Doch hier treten auch Konflikte auf: zwischen Alteingesessenen und Zugezogenen, bezüglich unterschiedlicher Lebensstile und ethnischer Herkünfte kommt es zu Spannungen. Auch die steigenden Mieten, der Neubau teurer Wohnungen, Homogenisierungsprozesse, das Schwinden von Freiräumen und der schnelle Imagewandel werden kritisch gesehen. Als störend wird von vielen die Verkehrssituation empfunden: das hohe Verkehrsaufkommen, der Verkehrslärm, der schlechte Zustand der Straßen, Straßenbahntrassen und Gehwegen sowie die zeitlich eingeschränkte Verfügbarkeit der S-Bahn. Mit Blick auf die Parkplatzsituation sehen einige einen Mangel, andere wiederum ein Zuviel an Parkplatzflächen. Als anstrengend wird die Nachbarschaft empfunden, wenn die Mitmenschen rücksichtslos agieren und z.B. die Verschmutzung der Gehwege durch Hundekot zulassen.
Im Hinblick auf weiteres Wachstum bestehen vor allem die Befürchtungen, dass Mieten aufgrund hochwertiger Sanierungen und hochpreisiger Neubauten weiter steigen, die Auswahl v.a. an günstigen Wohnungen geringer wird und so Verdrängungs- und Segregationsprozesse zunehmen. Ob ein weiteres Wachstum zu mehr oder weniger sozialer Mischung in den Stadtteilen führt wird unterschiedlich bewertet. Mit weiterem Zuzug wachsen die Ansprüche an die Entwicklung der Infrastruktur: soziale Infrastruktur, Verkehrsinfrastruktur, kulturelle Einrichtungen müssten ausgebaut werden. Es kommt zunehmend zu Konkurrenz um Flächen durch verschiedene Nutzungen.
Doch gerade dem Erhalt von Grün- und Freiflächen sowie Räumen für Begegnung und Gemeinschaft, wie Nachbarschaftsgärten und Wagenplätzen, wird große Bedeutung beigemessen.
Die Bürgerinnen und Bürger sehen die Chance, dass mit dem Wachstum eine positive Entwicklung der Wirtschaft und der kommunalen Finanzen verbunden ist, die städtische Handlungsspielräume eröffnen, z.B. beim Ausbau des ÖPNVs und des Radverkehrsnetzes. Auch die weitere Sanierung ungenutzter Bestände, die Wiederbelebung von Brachen und Lückenschließungen in der Stadt werden als Chance betrachtet. Einige wünschen sich, dass es künftig einen fairen Wohnungsmarkt gibt, der mehr Gemeinschaftseigentum ermöglicht und dass die Stadt bzw. die LWB eine aktive(re) Rolle als Wohnungsmarktakteur übernimmt. Die Bürgerinnen und Bürger hoffen, dass ein individueller "Leipziger Weg" gefunden wird, um mit Wachstum umzugehen.
Stadtteile, die vorwiegend durch industriellen Wohnungsbau der DDR geprägt sind
Die Bürgerinnen und Bürger, die am Tisch der vorwiegend durch industriellen Wohnungsbau der DDR geprägten Stadtteile diskutierten, bewerteten "Vielfalt und Nachbarschaft" auf der Skala von 1 (wenig Vielfalt) bis 10 (große Vielfalt) mit Werten zwischen 5 und 7.
Alle fühlen sich in ihren jeweiligen Stadtquartieren wohl, wozu funktionierende persönliche Netzwerke und Beziehungen in der unmittelbaren Nachbarschaft und der Hausgemeinschaft ebenso beitragen wie das Miteinander der verschiedenen Generationen. Sie schätzen die Ruhe, die Frei- und Grünräume sowie die gute infrastrukturelle Ausstattung (Einzelhandel, Verkehrsanbindung) ihrer Stadtteile.
Eine zunehmende Homogenisierung und das Desinteresse vieler Mitbürger an der Entwicklung der Stadtteile stuften die Teilnehmenden als negativ ein. Auch das Fehlen gastronomischer Einrichtungen und öffentlicher Toiletten wurde bemängelt.
In der wachsenden Stadt sehen sie Chancen, dass ihre Stadtgebiete durch den Zuzug verschiedener Bewohnergruppen (Jüngere, Ältere, Migranten) vielfältiger, auch "bunter" werden. Sorge besteht allerdings, dass sich die Sozialstruktur durch die Zuwanderung von einkommensschwächeren Haushalten, die sich die Innenstadt nicht mehr leisten können, negativ verändert (Downgrading).
Zwar wird der Erhalt der Grün- und Freiflächen als besonders wichtig erachtet, doch erhoffen sich die Bürgerinnen und Bürger eine bauliche Verdichtung und Nachnutzung ehemaliger Rückbauflächen.
Ebenso sehen sie in einem weiteren Stadtwachstum die Chance, dass sich das Angebotsspektrum beispielsweise an Cafés und Kneipen, Kaufhallen, die man sich besonders für Paunsdorf wünscht, erweitert und multifunktionale Zentren entstehen. Betont wurde, dass die Stadt sich beim Ausbau der Verkehrsinfrastruktur auf den ÖPNV (Modal split) und Elektromobilität konzentrieren soll.
Stadtteilen mit Mischstrukturen und höherem Anteil an Einfamilienhäusern
Die Bürgerinnen und Bürger aus Stadtteilen mit Mischstrukturen und höherem Anteil an Einfamilienhäusern bewerteten „Vielfalt und Nachbarschaft“ auf der Skala von 1 (wenig Vielfalt) bis 10 (große Vielfalt) mit Werten zwischen 2 und 8.
Hier ist die Nachbarschaft eher homogen mit vielen „Alteingesessenen“. Mischung der Altersgruppen entsteht allenfalls durch neue Baugebiete, in die junge Familien zuziehen. Es gibt kaum ethnische Mischung. Positiv werden der hohe Grad der Vertrautheit und der persönlichen Beziehungen in der Nachbarschaft, die große Sicherheit (besonders für Kinder), die Ruhe sowie das grüne Umfeld gesehen.
Negativ ist eine gewisse „geistige Enge“, auch soziale Kontrolle, wenig Entwicklung, wenig Neues. Defizite bestehen bei Freizeit- und kulturellen Angeboten vor allem für Jugendliche sowie der Anbindung an den ÖPNV.
Ein weiteres Städtewachstum wird aus Sicht der Befragten zu einer steigenden Nachfrage nach Einfamilienhäusern und Bauplätzen und damit zu einer steigenden Bau- und Sanierungstätigkeit sowie zur Revitalisierung von Brachflächen führen. So würden vor allem junge Familien in Stadtteile mit einem höheren Anteil von Einfamilienhäusern ziehen. Ob sich durch Zuzug auch die ethnische und kulturelle Vielfalt erhöht, darüber gingen die Meinungen auseinander. Mit Blick auf die gesamte Stadt sehen die Bürgerinnen und Bürger eine Gefahr in steigenden Mieten.
Daher sollte bei einem weiteren Wachstum Leipzig preiswerter Wohnraum v.a. für Familien mit mehreren Kindern und Geringverdiener erhalten bleiben, um Verdrängung und Entmischung zu verhindern. Auch das Bewahren von Grün- und Freiflächen wurde als wichtiges Ziel formuliert. Der mit einen Wachstum einhergehende steigende Bedarf an einer nachfragegerechten Entwicklung der Infrastruktur, v.a. der sozialen Infrastruktur, des ÖPNV, der Stadtteilzentren fordert kommunale Steuerung.
Eine mögliche Zunahme von Vielfalt wurde von den Bürgerinnen und Bürgern bei weiterem Städtewachstum als Chance gesehen. Sie sehen darüber hinaus die Möglichkeit, verschiedene Nutzungen zukünftig stärker in Zentren konzentrieren zu können sowie Verkehrsflächen entsiegeln zu können.
Video
Als Auftakt in den Abend diente dieser kurze Film: Leipzigerinnen und Leipziger beurteilen ihr Wohnumfeld und die aktuelle Entwicklung in den Stadtteilen.