1989 in globalgeschichtlicher Perspektive
Das Tagungs- und Publikationsprojekt "1989 in globalgeschichtlicher Perspektive" der Universität Leipzig betrachtet 1989 als entscheidende Zäsur für Zentral- und Osteuropa mit weit darüber hinaus gehender Bedeutung. 1989 wird als Beginn einer neuen Etappe der Globalisierung angesehen:
Die Hoffnungen auf neue Formen der "Global Governance" und auf eine Friedensrendite nach dem Kalten Krieg sprechen dafür. 1989 in diesen globalgeschichtlichen Kontext einzubetten, heißt auch, über die Bedeutung der von Leipzig ausgehenden Revolution neu nachzudenken.
Das Forschungsfeld der Friedlichen Revolution im globalen Zusammenhang
Das Vorhaben befindet sich damit am Schnittpunkt zweier wichtiger Traditionen: Mit der Friedlichen Revolution 1989 hat sich Leipzig einen Platz in der Weltgeschichte des ausgehenden 20. Jahrhunderts erobert. Seit zwei Jahrzehnten inspiriert der Durchbruch, der im September/ Oktober 1989 zur gewaltfreien Beendigung der europäischen Spaltung und der realsozialistischen Ordnung durch die Leipziger Demonstranten geschafft wurde, eine Kultur selbstbewussten bürgerschaftlichen Engagements. Zudem hat sich Leipzigs Universität schon im ausgehenden 19. Jahrhundert als Vorreiter international orientierter Forschung über globale Zusammenhänge etabliert und führt diese Tradition heute in einem Zeitalter voranschreitender Globalisierung weiter.
Nimmt man beide Traditionen zusammen, dann bilden sie eine Einladung zur Reflexion über die globale Bedeutung von Umbrüchen, wie sie im Herbst 1989 ihren Ausgang nahmen. Vier Bereiche waren Gegenstand des Tagungsprojekts der Universität Leipzig:
- Die europäische Einbettung der Friedlichen Revolution und die globalen Kontexte der Überwindung der europäischen Teilung
- Strategische Umorientierung Chinas und die Entwicklung Ost- und Südasiens in Auseinandersetzung mit der geschwächten weltpolitischen Rolle der Sowjetunion/ Russlands
- Die neuen Chancen zur Überwindung verkrusteter politischer Regime, stagnierender ökonomischer Entwicklung in ausgebeuteten Volkswirtschaften sowie der Apartheid in Afrika durch mehr oder minder erfolgreiche Demokratisierungen
- Die neue weltpolitische Rolle der USA als verbliebene Supermacht und die gravierenden Veränderungen in Mittel- und Südamerika
Diese vier Bereiche wurden in vorbereitenden Workshops mit internationalen Partnern behandelt und die Grundlage für eine große Abschlusskonferenz im Oktober 2009 in Leipzig geschaffen. Die Konferenz fand im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig statt und präsentierte die neuesten Forschungsergebnisse eines weltweiten Forschungsverbundes.
Auf der Tagung vom 14. bis 16. Oktober 2009 im Hörsaalgebäude der Universität Leipzig und Zeitgeschichtliches Forum Leipzig wurde zugleich ein Studienband vorgestellt, der die Geschichte des Umbruchs von 1989 erstmals in globaler Perspektive aufarbeitet und vier Themenkreise dokumentiert:
- Begründungen einer neuen Weltordnung
- Globale Ereignisverflechtungen und ihre Wahrnehmung
- Kontingente Vernetzung von Ereignissen oder Strukturzusammenhang
- Erinnerungspolitik