Bürgerforum vom 8. März 2011
Die Stadt Leipzig hat am 08.03.2011 interessierte Bürgerinnen und Bürger zu einer Informations- und Beteiligungsveranstaltung zum Leipziger Freiheits- und Einheitsdenkmal eingeladen. Das „Bürgerforum“ beschließt die Werkstattphase, mit der Hinweise für die inhaltliche und künstlerische Aufgabenstellung sowie Empfehlungen zur Standortwahl gewonnen werden sollten. Der nächste Schritt umfasst unter Einbeziehung der Ergebnisse des Bürgerforums die Herbeiführung eines Ratsbeschlusses zum Standort und zur Aufgabenstellung für das anschließend durchzuführende Wettbewerbsverfahren.
Beschlüsse und Bürgerumfrage 2011
Oberbürgermeister Burkhard Jung erläuterte vor ca. 90 Anwesenden in der Alten Handelsbörse die Hintergründe und die aktuellen Rahmenbedingungen zum weiteren Vorgehen zum Leipziger Freiheits- und Einheitsdenkmal. Er betonte dabei die besondere Bedeutung des 9. Oktobers für Leipzig und die Friedliche Revolution in der gesamten DDR sowie Mittelosteuropa. Auf der Grundlage von Beschlüssen des Bundestages, des Landtages sowie der Ratsversammlung der Stadt Leipzig wurde in der Werkstattphase intensiv an der Aufgabenstellung des Wettbewerbs zum Freiheits- und Einheitsdenkmal gearbeitet. Die Grundlage dafür bildete eine Bürgerumfrage, bei der 3.000 repräsentativ ausgewählte Bürgerinnen und Bürger der Stadt Leipzig über 18 Jahre innerhalb eines Zeitraums von ca. dreieinhalb Wochen im Januar und Februar 2011 ihre Ansichten zum geplanten Denkmal äußern konnten. Der Rückauf von 1.002 Fragebögen stellt eine gute Quote dar. Im Ergebnis ist insbesondere festzuhalten, dass das Denkmal für die Befragten mehrheitlich für Zivilcourage und den 9. Oktober 1989 als dem Wendepunkt in Leipzig und dann für die gesamte Friedliche Revolution im Osten Deutschlands stehen soll.
Werkstattergebnisse von Jugendlichen und Experten
Im Bürgerforum wurden die Ergebnisse der Jugendwerkstatt vom 14.-16.02.2011 von zwei Teilnehmern vorgestellt. Sie hoben insbesondere die positiven Erfahrungen aus den Gesprächen mit den Zeitzeugen und den Reflexionsphasen in theaternahen Arbeitsmethoden zwischen den Teilnehnehmern aus drei Ländern hervor. Dabei haben sie die persönlichen Schilderungen und eigenen Erkenntnisse für die inhaltliche Aufgabenstellung des Denkmals aufgenommen und sich zu einer Standortempfehlung für den Wilhelm-Leuschner-Platz entschlossen. Promenadenring und Augustusplatz seien zwar die Orte mit der größten historischen wie auch persönlichen Bedeutung für die Teilnehmenden an der Leipziger Montagsdemonstration am 9. Oktober 1989, diese könnten allerdings neue Funktionen für ein Denkmal kaum mehr aufnehmen.
Die anschließend am 17./18.02.2011 im Neuen Rathaus durchgeführte Expertenwerkstatt zu inhaltlicher und künstlerischer Aufgabenstellung sowie zur Empfehlung für einen Standort arbeitete insbesondere die über Leipzig hinausweisende Ebene des Denkmals für die politische Freiheit in allen mittel- und osteuropäischen Staaten und die Bedeutung für den europäischen Einigungsprozess heraus.
Bürgerrechtler Tobias Hollitzer, Kunstpublizistin Prof. Stefanie Endlich und Architekt Florian Mausbach erläuterten anhand eines Abschlusspapieres als Mitglieder des Expertenteams die Ergebnisse zu den Themen Inhalt, Kunst und Standort. Die Experten hatten sich ebenfalls für den den Wilhelm-Leuschner-Platz ausgesprochen, u. a. weil er über das größte Potenzial an Flächen und Entwicklungschancen verfügt.
Die Meinungen der Bürgerinnen und Bürger
Die zahlreichen Diskussionsbeiträge der Bürgerinnen und Bürger, von denen viele sich als Teilnehmende der Montagsdemonstrationen bekannten, konzentrierten sich auf die Themenfelder Authentiztät des Standortes, Aufgabenstellung und Gestalt des Denkmals.
Letztlich haben sich viele Besucherinnen und Besucher den Empfehlungen der Experten- und Jugendwerkstatt für den Wilhelm-Leuschner-Platz anschließen können, da mit ihm auch die Wiedergewinnung des Öffentlichen Raumes, die auch am 9. Oktober 1989 eine Rolle spielte, in Verbindung steht. Der Platz wird künftig ein vitaler Stadtplatz für große Veranstaltungen sein können und im Alltag als wichtiger Knoten im öffentlichen Nahverkehr und Schnittstelle von vielen Menschen belebt werden.
Einige Bürger haben großes Interesse geäußert, sich selbst mit ihren Entwürfen am Wettbewerb beteiligen zu können. Frau Prof. Endlich empfahl einen Kunstwettbewerb mit Möglichkeiten der Partizipation als das bestmögliche Verfahren, um vielfältige Ideen und Positionen für das Leipziger Freiheits- und Einheitsdenkmal zu gewinnen und sie durch eine fachkundige Jury mit offenen Kriterien bewerten zu lassen.
Leipziger Freiheits- und Einheitsdenkmal: neuer Name wird gesucht
Abschließend bedankte sich Oberbürgermeister Burkhard Jung bei den Teilnehmenden am Bürgerforum für das Mitdenken sowie die konstruktive Diskussion und nahm auf Anregung die Aufgabe mit, für das Leipziger Freiheits- und Einheitsdenkmal einen besseren und eingängigen Namen zu finden.