1000 Jahre Ersterwähnung - Thietmar von Merseburg und die urbe Libzi
Leipzig verdankt seine erste Erwähnung einem eher düsteren Zufall. Der Chronist Thietmar von Merseburg schreibt dazu in seiner Chronik: "Dann erkrankte der wackere Bischof Eid, der eben mit großen Geschenken aus Polen zurückgekehrt war, und gab am 20. Dezember (1015) in der Burg Leipzig (in urbe Libzi) Christus seine treue Seele zurück."
Leipzig taucht damit ins Licht der schriftlichen Überlieferung. Obwohl Thietmar zu Größe und Aussehen Leipzigs schweigt, enthält diese kurze Mitteilung weitere Hinweise. Hinter dem Begriff "urbs" verbarg sich im 11. Jahrhundert eine Burg mit einer befestigten Siedlung, in der Handwerk und Handel ansässig waren.
Archäologische Grabungen bestätigen das: Herbert Küas fand bei seinen Grabungen die Burg auf dem Matthäikirchhof. Die jüngsten Grabungen an der Hainspitze beweisen, die "urbs Libzi" war mehr als die Burg, sondern eine Siedlung mit städtischem Charakter. Sie hatte ein Ausmaß von vier Fußballfeldern und war nach Osten durch einen Graben und Wall geschützt. Wir wissen allerdings nicht, wieviele Häuser zu dieser ersten städtischen Siedlung gehörten.
Bischof Eid befand sich auf der Durchreise vom polnischen Fürsten Bolesław Chrobry zu Kaiser Heinrich II., der sich erst in Merseburg und später in Paderborn aufhielt. Wie lange und auf welchen Wegen der Bischof vom polnischen Raum nach Leipzig reiste, bleibt offen. Unklar bleibt auch, wie lange der Bischof schon in der Burg Leipzig weilte, bevor er an einer Krankheit oder an den Strapazen der Reise verstarb.
Er war zu diesem Zeitpunkt 23 Jahre im Amt. Die vielen Reisen zu Pferd, bis zu 30 Kilometer am Tag, werden letztlich Spuren hinterlassen haben. Es liegt in der Natur solcher Überlieferungen, dass zunächst mehr Fragen als Antworten möglich scheinen. Für das Selbstverständnis Leipzigs bedeutet dieser Eintrag in der Thietmarchronik: Vor 1000 Jahren erfolgte die erste schriftliche Erwähnung und die Weichen auf dem Weg zur Stadt waren bereits gestellt.
Autor: Dr. Volker Rodekamp