Beat-Demo am 31.10.1965 - Krawalle auf dem Leuschnerplatz
Anfangs hatten die Funktionäre gehofft, der aufkommenden Beatmusik offensiv begegnen zu können, schließlich war der Merseybeat Working-Class-Musik. Doch Mitte der 60er war die Toleranz schon wieder vorbei. Neben der Furcht vor westlicher Beeinflussung der Jugend waren es die schweren Ausschreitungen nach einem Konzert der Rolling Stones auf der Westberliner Waldbühne am 15. September 1965, welche die Menschen in Ost und West geschockt hatten: Die neue Musik schien Jugendliche in nicht mehr beherrschbare Monstren verwandeln zu können.
Flächendeckendes Verbot aller Beat-Gruppen
Die Antwort im Osten kam ohne Vorwarnung und gnadenlos: In der gesamten DDR wurden alle neuen Beatgruppen verboten. In Leipzig betraf das über 50 Bands, allen voran die kultisch verehrten Butlers um den umtriebigen Bandleader Klaus Renft (1942-2006).
Doch es regte sich Widerstand. Flugzettel tauchten auf: Gegendas Verbot der Beatgruppen! Protest auf dem Leuschnerplatz! Über 2.000 fanden sich am 31. Oktober 1965 ein. Die Staatsmacht demonstrierte brutale Härte. Vopos (Volkspolizisten) in Kampfmontur knüppelten gnadenlos, im Einsatz waren Hundestaffeln und Wasserwerfer.
Leipziger Beataufstand
Bei der "Schlacht auf dem Leuschnerplatz" (so im Untergrund) gab es wenig Gegenwehr, eher heillose Flucht. Nach kurzer Zeit war der Platz geräumt, es tobten wilde Verfolgungsjagden. Wen sie griffen, es waren über 250, nahmen die Polizisten vorläufig fest und warfen ihn auf Lkws. Trotz ihres rabiaten Vorgehens durften sich die Machthaber in diesem Fall des offenen oder schweigenden Wohlwollens der erwachsenen Bevölkerung sicher sein: Auf beiden Seiten der Mauer reagierte Otto Normalverbraucher fast durchweg mit völligem Unverständnis auf die neue Jugendkultur.
Für die DDR-Presse hatte am 31.10.1965 nichts als ein"Gammler-Aufstand" stattgefunden, und so dachte auch Volkes Mehrheit. "The Butlers" wurden erst 1992 wieder gegründet. Klaus "Jenni" Renft und Mannen formierten im Laissez-faire der frühen Honecker-Ära eine neue Klaus-Renft-Combo, wurden bis zum endgültigen Verbot 1975 zur Symbol-Band der ostdeutschen Unangepassten.
Autor: Peter Matzke