Die Leipziger Disputation - Der Durchbruch zur Reformation
1518: Noch konnten an der Universität Leipzig und in der Stadt die reformatorischen Gedanken Martin Luthers abgewehrt werden. Darum schlug Johann Eck im Oktober 1518 vor, die angestrebte Disputation (Streitgespräch) zwischen ihm und Martin Luther in Leipzig durchzuführen.
Offensichtlich war Eck sicher, dass er in Leipzig nichts zu befürchten habe. Jedoch: Während die Universität Leipzig mit dem Vorschlag einverstanden war, lehnte die Theologische Fakultät diesen ab. Erst auf Intervention von Herzog Georg dem Bärtigen konnte dann die Disputation in Leipzig stattfinden.
Luther kam mit einer Delegation von 200 bewaffneten Studenten
Johann Eck traf am 21./22. Juni 1519 in Leipzig ein. Einen Tag später folgte die Delegation Luthers, begleitet von 200 bewaffneten Studenten. Man war gewarnt, nachdem ein Johann Hus 1415 trotz Zusagen beim Konzil in Konstanz verbrannt wurde. Luther wohnte während der Disputation in der Hainstraße beim Drucker Melchior Lotter (heutiges Hotel Pologne).
Am 4. Juli 1519 begann die Disputation zwischen Martin Luther und Johann Eck. Während Luther vom hellwachen und scharfsinnigen Denker Philipp Melanchthon unterstützt wurde, verließ sich Johann Eck auf die Professoren der Theologischen Fakultät - und war verlassen. Denn er beschwerte sich, dass diese meistens geschlafen hätten. Nach Abschluss der Disputation erklärten sich beide Lager zum Sieger.
Reformation konnte nach dem Streitgespräch in die Welt hinaus
Das änderte aber nichts daran, dass Luthers Leipziger Thesen sich schnell verbreiteten: Weder Papst noch Konzil besitzen die höchste Autorität in Glaubensdingen; und: nicht alle Gedanken von Hus sind ketzerisch und rechtfertigen seine Ermordung. Damit war der Bruch zwischen Luther und Rom vollzogen. So wurde Leipzig zu dem Ort, an dem sich die Reformation, die Erneuerung der Kirche, zu einem unumkehrbaren Prozess entwickelte.
1520 war Leipzig noch katholisch
Ein Detail am Rande: Der damalige Thomaskantor Georg Rhau führte im Festgottesdienst der Disputation in der Thomaskirche mit dem Thomanerchor eine 12-stimmige Motette auf. Ob es eine eigene Komposition war, weiß man nicht. Aber dieser Georg Rhau gab 1520 das Thomaskantorat auf, weil für ihn als Anhänger der Reformation im noch katholischen Leipzig die Luft dünn wurde. Er wirkte fortan als Verleger und Drucker reformatorischer Schriften.
Autor: Christian Wolff