Auftakt der Stadtbeleuchtung - Licht durch Bürgermeister Romanus
"Wahrhaftig, du hast Recht! Mein Leipzig lob ich mir, es ist ein Klein-Paris und bildet seine Leute" ruft der Student Frosch in Goethes "Faust" den Zechkumpanen in Auerbachs Keller zu.
Johann Wolfgang von Goethe zog dafür eine allgemein gebräuchliche Redensart der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts heran, denn viele deutsche Fürstenhöfe und auch Städte strebten danach, die französische Hauptstadt mit ihrer Architektur und ihrem Lebensstil zu adaptieren.
Wichtige Voraussetzung dafür war die Existenz einer Straßenbeleuchtung, die es in der Metropole an der Seine bereits seit 1667 gab. In Deutschland blieb es da noch vergleichsweise dunkel. Nachtschwärmer mussten eigene Laternen mitnehmen oder einen Nachtwächter bemühen. Am Christtag des Jahres 1701 war es endlich in Leipzig so weit. Aus über 700 mit Rübenöl betriebenen Laternen erstrahlte Licht (zuvor nur in Berlin).
Finanziert wurde die erinnerungswürdige Straßenbeleuchtung aus dem landesherrlichen Torgroschenanteil auf Betreiben des Bürgermeisters Romanus.
Franz Conrad Romanus, 1671 in Leipzig geboren, entstammte einer alteingesessenen Juristenfamilie. Seine Wahl zum Bürgermeister 1701 setzte er mit Unterstützung des sächsischen Kurfürsten Friedrich August I. (dem "Starken") durch. Die von Geburt an Dresden-skeptischen Leipziger sahen in dem neuen Mann an Leipzigs Stadtspitze zunächst nichts Gutes.
Doch Romanus erwarb sich schnell den Ruf eines wahren Bürgervaters. Neben der Stadtbeleuchtung sorgte er für den Bau einer Kanalisation und organisierte den Sänftenverkehr. Mit Letzterem folgte Leipzig dem Beispiel anderer "vornehmer Städte" (erneut Paris) wie es in der 1703 erlassenen "Sänftenverordnung" heißt. Zudem nahm er die Ratsherren durch die Erhöhung ihrer Besoldung für sich ein.
Romanus entfaltete eine ungemeine Pracht beim Bau seines eher an Dresden erinnernden Stadtpalais', dem Romanushaus. Bei der Finanzierung der enormen Kosten in Höhe von 150.000 Talern, die dem Wert von 1,5 Tonnen Gold entsprachen, soll der Günstling des sächsischen Kurfürsten in die Stadtkasse gegriffen und Stadtschuldscheine gefälscht haben. Romanus wurde am 16. Januar 1705 verhaftet und ein Jahr später auf dem Königstein im Elbsandsteingebirge inhaftiert. Dort verstarb er nach 40-jähriger Festungshaft.
Autor: Tobias Kobe