Industriepionier Karl Heine - Von der Elster an die Alster
Über den Durchstich vom Karl-Heine-Kanal zum Lindenauer Hafen am 2. Juli 2015 hätte sich der Leipziger Rechtsanwalt, Unternehmer, Politiker, Industriepionier und Visionär Dr. Carl Erdmann Heine bestimmt gefreut. Zwar ist mit der jüngsten Wasserstraße der "Seestadt Leipzig" sein Traum"von der Elster an die Alster"noch nicht verwirklicht, aber ein Stück näher an die Nordsee scheint Leipzig mit dem um 665 Meter verlängerten Kanal gerückt.
Wissenschaftliche Dissertation mit wegweisendem Titel
Carl, später zumeist Karl Heine, erblickte am 10. Januar 1819 als Sohn eines Kaufmanns und Rittergutsbesitzers das Licht der Welt. Nach dem Besuch der Thomasschule studierte er an der Universität Leipzig Rechtswissenschaften und promovierte 1843 zum Dr. jur. Der Titel seiner in lateinischer Sprache verfassten Dissertation lautet übersetzt: "Über die wirtschaftliche Nutzung von Wasserwegen und deren Ufer nach sächsischem Landesrecht", vielleicht ein früher Hinweis auf seine spätere Profession.
Der junge Rechtsanwalt, dank seiner vermögenden Mutter finanziell potent, erwarb im großen Stil Grundbesitz im Dorf Plagwitz. Die durch die Regulierung der Elster gewonnenen Flächen wurden zur planmäßigen Ansiedlung von Industrieunternehmen genutzt. Karl Heine erkannte das Potenzial, das das Gelände im Leipziger Westen bot: große Flurstücke zur Ansiedlung von Gewerbe und Wohnungen, die Elster als Brauchwasserreservoir und Wasserstraße für den Transport von Rohstoffen und Produkten.
Baubeginn und Gründung der Westend-Baugesellschaft
Mit der Umsetzung seiner Idee, Leipzig durch den Bau einer künstlichen Wasserstraße bis zum Elster-Saale-Kanal den Zugang zum europäischen Wasserstraßennetz zu verschaffen, zögerte Heine nicht lange. Im Jahr 1856 begann in Plagwitz der Bau eines die Weiße Elster mit der Saale schiffbar verbindenden Kanals, der heute seinen Namen trägt. Bereits 1864 konnte der erste Abschnitt der schiffbaren Fluss- und Kanalstrecke zwischen Floßplatz über die Zschochersche Straße und die Eröffnung der ersten großen Steinbrücke über den Kanal gefeiert werden.
Um die Umsetzung seiner weitreichenden Pläne nach seinem Tode abzusichern, gründete Heine 1888 die Leipziger Westend-Baugesellschaft. Karl Heine starb am 25. August 1888 in seiner Villa in Schleußig, als Würdigung seiner Leistungen wurde ihm zu Ehren zehn Jahre nach seinem Tod ein Denkmal gesetzt.
Autor: Tobias Kobe