Lene Voigt und Seiferts Oscar - Protagonisten sächsischen Humors
1000 Jahre Leipzig sind auch 1000 Jahre sächsischer Humor. Der sächsische Witz spiegelt das sächsische Wesen wieder: herzensgut, umgänglich und zugänglich. Berühmt ist der sächsische Wortwitz, wahrscheinlich deshalb, weil fast jeder Satz - ins Sächsische übersetzt - für Nichtsachsen ein Witz ist.
Zwei Protagonisten des Leipziger Humors waren Lene Voigt und Oscar Seifert. Lene Voigt, 1895 als Tochter eines Schriftsetzers geboren, erlernte zunächst den Beruf einer Kindergärtnerin und arbeitete später unter anderem für den Inselbuch-Verlag als kaufmännische Angestellte. Ab den zwanziger Jahren wirkte sie als freiberufliche Schriftstellerin. Ihre Beiträge erschienen unter anderem in den Zeitschriften "Der Drache" oder "Der lustige Sachse".
Trotz privater und beruflicher Schicksalsschläge - ihr Sohn starb erst fünfjährig, sie selbst verbrachte aufgrund von Schizophrenie fast 15 Jahre in Leipziger Nervenkliniken, im Dritten Reich durften ihre Werke nicht publiziert werden - bewahrte sich Lene Voigt eine heitere Sicht auf das Leben: "Was Sachsen sin von echtem Schlaach, die sin nich dod zu griechn. Drifft die ooch Gummer Daach fier Daach, ihr froher Mut wärd siechen" heißt es in ihrem Gedicht "Unverwüstlich". Dieser Satz findet sich auf ihrem Grabstein."
"Frech wie Oscar"
Gindersch, gooft Gämme, 's gomm lausische Zeiden!" zitiert so mancher Leipziger Gästeführer noch heute Oscar Seifert. "Seiferts Oscar", 1861 in Neuschönefeld geboren, schaffte es durch seinen Wortwitz als fliegender Händler zu einem Leipziger Original. Er agierte auf der "Leipziger Kleinmesse" in einer nach allen Seiten offenen Verkaufsbude mit der Aufschrift "Hurra, Seiferts Oscar ist wieder da". Von den Leipzigern bestaunt, aber auch aufgrund seines Mundwerkes gefürchtet, welches angeblich "zehn Berliner ersetzte", machte er aus fast jeder Verkaufshandlung eine Unterhaltungsshow.
Seine Verkäufe leitete er mit den Worten ein: "Kommse näher - komm's ran". Und wer seine "echten" Gummihosenträger nicht wollte, dem wurde der Rat gegeben "sich einen Nagel ins Kreuz zu schlagen und die Hose daran aufzuhängen". Unbelegt ist die Annahme,dass der Ausspruch "Frech wie Oscar" auf den beliebten Jahrmarktschreier zurückgeht. Wie Lene Voigt ist Oscar Seifert auf dem Leipziger Südfriedhof begraben.
Autor: Tobias Kobe