Gedenkveranstaltungen
Die Stadt Leipzig erinnert regelmäßig an historische Ereignisse und gedenkt der Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft sowie der kommunistischen Diktatur. Hintergrund der Gedenkveranstaltungen sind nationale Gedenk- und Feiertage in der Bundesrepublik Deutschland, wichtige Daten der deutschen und internationalen Geschichte sowie Jahrestage lokalhistorischer Ereignisse von besonderer Bedeutung.
Nationale Gedenk- und Feiertage
Gedenkveranstaltungen der Stadt Leipzig finden an folgenden nationalen Gedenk- und Feiertagen statt:
Seit 1996 ist der 27. Januar gesetzlich festgelegter bundesweiter Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Zugleich ist der Tag seit 2005 internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust.
Das Datum bezieht sich auf den 27. Januar 1945, den Tag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz durch die Rote Armee.
Die Stadt Leipzig erinnert anlässlich dieses Tages mit Gedenkveranstaltungen an die Opfer des Nationalsozialismus. Das Gedenken findet jährlich am Mahnmal in Abtnaundorf, am Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma am Schwanenteich sowie im Neuen Rathaus statt.
Die Stadt Leipzig gedenkt jährlich der Ereignisse und Opfer des 17. Juni 1953, dem Tag des Volksaufstandes in der DDR. Im Jahr 2003 wurde der östliche Teil der Beethovenstraße - der Ort der Erstürmung des Amtsgerichts durch Demonstranten - in "Straße des 17. Juni" umbenannt. Dort erinnert jedes Jahr das Bürgerkomitee Leipzig e. V., Träger der Gedenkstätte Museum in der "Runden Ecke" mit dem Museum im Stasi-Bunker, mit einer Gedenkveranstaltung an den Aufstand vom 17. Juni 1953. Gemeinsam mit dem Bürgerkomitee gestaltet die Stadt Leipzig alle fünf Jahre eine größere Gedenkveranstaltung.
Der 17. Juni ist seit 1963 ein nationaler Gedenktag.
Die Stadt Leipzig nimmt jährlich an der Gedenkveranstaltung der Bundeswehr in der General-Olbricht-Kaserne teil und gestaltet alle fünf Jahre das Gedenken an den Widerstand gegen den Nationalsozialismus und die nach dem gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944 hingerichteten Widerständler mit einer größeren Veranstaltung.
Der Volkstrauertag wird als staatlicher Gedenktag in Deutschland seit 1952 zwei Sonntage vor dem ersten Advent begangen. Erinnert wird an die Opfer aller Nationen von Kriegen und Gewaltherrschaft. Die Gedenkveranstaltung der Stadt Leipzig in Kooperation mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. und der Bundeswehr findet jährlich auf dem Südfriedhof statt. Dabei wird auch der Opfer aktueller militärischer Auseinandersetzungen gedacht.
Bedeutende Daten der deutschen und internationalen Geschichte
Neben diesen staatlichen Gedenktagen sind weitere bedeutende Daten der deutschen und internationalen Geschichte Anlass für regelmäßige Gedenkveranstaltungen der Stadt Leipzig.
Die Stadt Leipzig gedenkt gemeinsam mit dem polnischen Honorarkonsulat in Leipzig jährlich des Überfalls der deutschen Wehrmacht auf Polen am 1. September 1939, der Toten des damit begonnenen Zweiten Weltkriegs und dessen polnischer Opfer in der Stadt. Das Gedenken findet am polnischen Ehrenmal auf dem Ostfriedhof statt.
Die Stadt Leipzig begeht den 8. Mai jährlich gemeinsam mit den General- und Honorarkonsuln sowie Vereinen und Initiativen als Gedenktag, um an das Ende des verheerenden Zweiten Weltkriegs und seine Millionen Opfer zu erinnern. Dafür findet traditionell eine Gedenkveranstaltung auf dem Ostfriedhof in der Leipziger Oststraße statt. An verschiedenen Sondergrabanlagen mit Bezug zum Zweiten Weltkrieg werden Blumen und Kränze niedergelegt, so an der Gedenkstätte für 32 internationale Opfer aus der Kaserne in Leipzig-Gohlis, am Polnischen Ehrenmal, an der Gedenkstätte der ausländischen Zwangsarbeiter verschiedener Nationen, am Gedenkstein der italienischen Opfer, am Sowjetischen Ehrenmal, an der Gedenkstätte für die Opfer der NS-Militärjustiz sowie am Gedenkort für Opfer von NS-"Euthanasie".
Jedes Jahr am 9. November erinnert die Stadt Leipzig gemeinsam mit der Israelitischen Religionsgemeinde und anderen Kooperationspartnern an den nationalsozialistischen Pogrom gegen Jüdinnen und Juden im November 1938.
Die Gedenkveranstaltung findet am Ort der in der Pogromnacht zerstörten Großen Gemeindesynagoge in der Gottschedstraße statt.
Jahrestage der städtischen Geschichte
Auch wichtige Jahrestage der lokalen Geschichte sind wiederkehrender Anlass für Gedenkveranstaltungen.
Jährlich um den 2. Februar erinnert die Stadt Leipzig mit einer Schweigeminute und einer Blumenniederlegung am Goerdeler-Denkmal an den ehemaligen Leipziger Oberbürgermeister Dr. Carl Friedrich Goerdeler. Der engagierte Kommunalpolitiker begegnete dem Machtantritt der Nationalsozialisten 1933 zunächst weder mit konsequenter Ablehnung noch mit eindeutiger Unterstützung. Im Jahr 1936 trat er nach dem Abriss des Denkmals für Felix Mendelssohn-Bartholdy durch die Nationalsozialisten demonstrativ von seinem Amt zurück.
Danach wurde er einer der bedeutendsten Köpfe des zivilen konservativen Widerstands gegen das NS-Regime. Nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944 wurde er vom "Volksgerichtshof" zum Tode verurteilt und am 2. Februar 1945 hingerichtet.
Alle fünf Jahre erinnert die Stadt Leipzig mit einer Gedenkveranstaltung an ein Verbrechen der Kriegsendphase im Leipziger Nordwesten. Kurz vor Kriegsende, am 12. April 1945, ermordeten Angehörige der Geheimen Staatspolizei auf dem Exerzierplatz im Leipziger Stadtteil Lindenthal 52 Häftlinge des Polizeigefängnisses. Sie kamen aus Deutschland, der Sowjetunion, Polen, Tschechien, Frankreich und den USA. Darunter waren politische Gegner des NS-Regimes sowie zahlreiche Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter.
Am Ort des Verbrechens wurde 1954 eine Gedenkstätte errichtet und im Jahr 1960 umgestaltet.
Mit dem Einmarsch der US-Armee am 18. April 1945 endete die nationalsozialistische Herrschaft in Leipzig. Die US-Amerikaner befreiten auch zehntausende Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter sowie KZ-Häftlinge aus ganz Europa in Leipzig. Seit dem Jahr 2011 erinnert an der "Runden Ecke" eine auf Beschluss des Stadtrates errichtete Gedenktafel an die Befreiung der Stadt durch die US-Armee. Jedes Jahr führt das Bürgerkomitee Leipzig e. V., Träger der Gedenkstätte Museum in der "Runden Ecke", dort eine Gedenkveranstaltung durch, an der sich auch die Stadt Leipzig beteiligt.
Am 18. April führen außerdem die Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig und der Bund der Antifaschisten e. V. anlässlich des Jahrestages des "Massakers von Abtnaundorf" eine Gedenkveranstaltung am Denkmal in Abtnaundorf durch.
Alle fünf Jahre gestaltet die Stadt Leipzig am 18. April gemeinsam mit dem Bürgerkomitee und dem US-amerikanischen Generalkonsulat eine größere Gedenkveranstaltung an der "Runden Ecke".
Am 9. Oktober 1989 nahmen im Anschluss an das Friedensgebet in der Nikolaikirche etwa 70.000 Menschen an der entscheidenden Montagsdemonstration auf dem Leipziger Innenstadtring teil. Die gewaltige Anzahl an Demonstranten, der friedliche Verlauf des Protestzuges und das Ausbleiben konkreter Befehle aus Berlin brachten die Sicherheitskräfte dazu, sich zurückzuziehen. Der 9. Oktober wurde so zu einem Sieg der Oppositionsbewegung über das SED-Regime und trug maßgeblich zum Gelingen der Friedlichen Revolution bei.
Der 9. Oktober ist ein städtischer, nicht arbeitsfreier Gedenktag zur Erinnerung an die Friedliche Revolution 1989. Traditionell finden an diesem Tag das Friedensgebet und die Rede zur Demokratie in der Nikolaikirche sowie das Lichtfest auf dem Augustusplatz statt.
In der Nacht vom 3. zum 4. Dezember 1943 fand der schwerste Luftangriff auf Leipzig während des Zweiten Weltkriegs statt. Mehr als 1.800 Menschen - darunter neben Einwohnern der Stadt auch Soldaten, aus anderen Städten Evakuierte sowie zahlreiche ausländische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter - verloren bei diesem Angriff ihr Leben.
Die Stadt Leipzig gedenkt alle fünf Jahre auf dem Südfriedhof mit einer Kranzniederlegung der Opfer.