Kultur und Nachhaltigkeit
Der Kultur kommt in Hinblick auf die Gestaltung und Kommunikation von Transformationsprozessen eine besondere Verantwortung zu. Die Kultureinrichtungen verbindet eine gesellschaftsprägende und -verändernde Kraft. Sie sind Orte des Bewusstwerdens und der Reflexion, des gesellschaftlichen Diskurses, der Bildung und vor allem der Gemeinschaft. Als solche tragen sie dazu bei, für komplexe Transformationsprozesse zu sensibilisieren und diese im gesellschaftlichen Alltag zu verankern.
Blickt man auf die bundesweite Kulturlandschaft, dann spielt ökologische Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle. In den vergangenen Jahren haben sich zahlreiche Kulturakteur/-innen auf den Weg hin zu einer nachhaltigen Veranstaltungsplanung und -umsetzung begeben, sie zertifizieren ihre Einrichtungen oder setzen eigene Nachhaltigkeitskonzepte erfolgreich um. Weiterbildungsangebote, Podiumsdiskussionen und Workshopreihen widmen sich zunehmend der Nachhaltigkeit im Kulturbetrieb und dienen der bewussten Stärkung von Expertisen. Lokale und regionale Netzwerke etablieren sich, kulturelle Pilotprojekte werden allerorts gegründet und Programme zur Begleitung und Umsetzung von Maßnahmen zum Klimaschutz für den Kulturbereich entwickelt.
Auch für das Dezernat Kultur gehört Nachhaltigkeit zu einem der zentralen Ziele der Stadtentwicklung. Die 17 globalen UN-Nachhaltigkeitsziele bilden den Kern des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts „Leipzig 2030“ und des darin enthaltenen Fachkonzepts Kultur. In diesem Zusammenhang lassen sich in den vergangenen Jahren verstärkt Entwicklungen im Bereich der ressourcenschonenden Planung und Durchführung von städtischen (Kultur-)Veranstaltungen in Leipzig verzeichnen. Einen Einblick in die Vielfalt der Nachhaltigkeitsinitiativen und -projekte erhalten Sie über die unten stehenden Reiter.
E-Tool Kultur für den Sächsischen Digitalpreis 2024 nominiert
Das E-Tool Kultur – der webbasierte CO2-Rechner für den Kulturbetrieb – wurde für den Sächsischen Digitalpreis 2024 in der Kategorie „Gesellschaft“ nominiert!
Die Preisverleihung findet am 10. Juni 2024 in Dresden statt.
Über die endgültige Platzierung entscheidet ein Publikumsvoting. In diesem Zusammenhang möchten wir Sie bis zum 30. April 2024 sehr herzlich um Ihre Stimme bitten!
Voting unter: buergerbeteiligung.sachsen.de
Bitte geben Sie dem E-Tool Kultur Ihre Stimme und teilen Sie den Link über all Ihre Verteiler und Netzwerke!
E-Tool Kultur - ein CO2-Rechner für die Kultur
Für den Kulturbereich existiert bislang keine zufriedenstellende Datenlage zur Menge der Treibhausgasemissionen. Grund hierfür ist die fehlende Bereitstellung eines Instruments zur Datenerfassung, das die spezifischen Anforderungen des Kulturbereichs abbildet.
Vor diesem Hintergrund setzen die beiden Städte Leipzig und Dresden auf eine branchenübergreifende Klimapartnerschaft zwischen Kultur, Wirtschaft, Forschung und Technik. Gemeinsam wurde 2022 ein Kooperationsprojekt mit den oben genannten Partner/-innen initiiert. Zentrales Ziel des Projekts war die Entwicklung eines webbasierten CO2-Rechners für den Kulturbetrieb.
Nach einem Arbeitsprozess von 10 Monaten und in enger Zusammenarbeit mit rund 150 Kultureinrichtungen in Leipzig und Dresden wurde am 8. November 2023 das E-Tool Kultur veröffentlicht – der bundesweit erste webbasierte und den Anforderungen des global anerkannten Green House Gas Protocols (GHG) entsprechende CO2-Rechner für den Kulturbetrieb. Das E-Tool Kultur steht seitdem allen Kultureinrichtungen und -veranstalter/-innen mit Sitz in Leipzig und Dresden kostenfrei und dauerhaft zur Verfügung.
Die Städte Leipzig und Dresden setzen sich in einer branchenübergreifenden Kooperation für Nachhaltigkeit und Klimaschutz innerhalb des Kultursektors ein. Gemeinsam mit der AG "Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz", der GICON®-Großmann Ingenieur Consult GmbH, der WIPS-com GmbH und dem Fraunhofer-Zentrum IMW in einem Begleitprozess mit rund 150 Kultureinrichtungen wurde ein innovativer webbasierter CO2-Rechner für den Kulturbereich entwickelt. Dieser berücksichtigt nicht nur die spezifischen Anforderungen des Kultursektors, sondern steht Kultureinrichtungen und -veranstalter/-innen kostenfrei zur Verfügung.
Um den CO2-Rechner erstmalig einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen und sich mit den Kolleg/-innen aus Dresden auszutauschen, haben die beiden Städte Leipzig und Dresden am 8. November 2023 zu der Veranstaltung "Mit Transparenz zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz" in die Staatsoperette Dresden eingeladen.
Programm
14 Uhr | Begrüßung und Gespräch
Katrin Kondaurow (Intendantin, Staatsoperette Dresden)
Dr. Skadi Jennicke (Beigeordnete für Kultur, Stadt Leipzig) und
Annekatrin Klepsch (Beigeordnete für Kultur, Wissenschaft und Tourismus, Landeshauptstadt Dresden)
14:15 Uhr | Impuls
Gunda Röstel (Stellvertretende Vorsitzende Rat für Nachhaltige Entwicklung, Kaufmännische Geschäftsführerin der Stadtentwässerung Dresden GmbH, Prokuristin der Gelsenwasser AG)
14:30 Uhr | Vorstellung webbasierter CO2-Rechner für die Kultur
Ron Claus (Umwelt- und Transferzentrum der Handwerkskammer zu Leipzig)
Falk Wittmann (GICON®-Großmann Ingenieur Consult GmbH) sowie
Benedikt Scharf (GICON®-Großmann Ingenieur Consult GmbH)
15 Uhr Podiumsdiskussion „Kulturförderung in Zeiten des Klimawandels: Chancen und Perspektiven“
- Dr. Sebastian Brünger (Programmentwicklung Klima und Nachhaltigkeit, Kulturstiftung des Bundes),
- Markus Franke (Abteilungsleiter Kunst, Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus Abteilungsleiter Kunst)
- Dr. Nils Geißler (Abteilungsleiter für Energie und Klimaschutz, Sächsisches Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft)
- Martin Heering (Kaufmännischer Direktor, Hellerau – Europäisches Zentrum der Künste),
- Dr. David Klein (Leiter des Amts für Kultur und Denkmalschutz, Landeshauptstadt Dresden),
- Anne-Cathrin Lessel (Künstlerische Leiterin & Geschäftsführerin, Lofft - Das Theater) sowie
- Simone Ariane Pflaum (Leiterin Referat für Nachhaltige Entwicklung und Klimaschutz, Stadt Leipzig)
16:15 Uhr | Wrap-up und Ausblick
ab 16:30 Uhr | Netzwerken & Austausch
Moderation: Ellen Schweda
Video-Stream
Sie können die Veranstaltung unter folgendem Link ansehen: Online-Stream „Mit Transparenz zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz“
Die Implementierung nachhaltiger Entwicklung ist in den vergangenen Jahren als eine der dringlichsten gesellschaftlichen Herausforderungen erkannt worden. Das gilt auch für den Kulturbereich. Immer mehr Kultureinrichtungen ergreifen Maßnahmen und Strategien und engagieren sich inhaltlich wie strukturell für Klima und Umwelt sowie auch für die soziale und ökonomische Dimension. Gleichzeitig kann es in puncto Emissionsausstoß noch keine grundlegende Datenlage für den Kulturbereich geben, da bis dato kein geeigneter CO2-Rechner existiert, der den spezifischen Anforderungen des Kulturbereichs gerecht wird und darüber hinaus kostenfrei und dauerhaft für alle Kultureinrichtungen und -akteure zugänglich ist.
Vor diesem Hintergrund haben das Dezernat Kultur der Stadt Leipzig und das Amt für Kultur und Denkmalschutz der Landeshauptstadt Dresden ein Kooperationsprojekt zur Entwicklung eines Treibhausgasrechners für den Kulturbereich initiiert. Damit gehen erstmals zwei sächsische Metropolen in Hinblick auf Klimaschutz im Kulturbereich gemeinsam proaktiv voran. Als weitere Kooperationspartner kommen erfahrene Experten auf dem Gebiet der Treibhausgasbilanzierung und der Umsetzung von Beteiligungsprozessen hinzu wie die Arbeitsgemeinschaft „Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz“, das Unternehmen GICON-Großmann Ingenieur Consult GmbH, das Softwareunternehmen WIPS-com GmbH sowie das Fraunhofer-Zentrum für Internationales Management und Wissensökonomie IMW.
Zentrales Ziel ist des Kooperationsprojekt ist es, einen CO2-Rechner für den Kulturbereich zu entwickeln, der für alle Kultureinrichtungen mit Sitz in Leipzig und Dresden kostenfrei zugänglich ist. Hierfür greifen die Projektpartner auf den erfolgreichen Emissionsrechner „E-Tool“ der Arbeitsgemeinschaft „Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz“ zurück. Dabei handelt es sich um ein webbasiertes Auswertungstool, das speziell für Handwerksbetriebe entwickelt wurde und im Vergleich mit anderweitigen CO2-Rechnern in Hinblick auf Datenabfrage und -auswertung, Transparenz sowie Benutzerfreundlichkeit hervorragend abgeschnitten hat.
Das bestehende E-Tool wird in den kommenden Monaten an die spezifischen Anforderungen der Kulturbetriebe angepasst. Im Ergebnis soll der Emissionsrechner einen vollumfänglichen CO2-Fußabdruck gewährleisten, der erstmals alle direkten und indirekten Emissionen der Kultureinrichtungen und -veranstaltungen ermittelt. Darunter fallen zum Beispiel der Transport von Gemälden und Ausstellungsstücken, der Einkauf von Stoffen und Materialien zur Kostümanfertigung, der (internationale) Tournee- und Gastspielbetrieb, die Anreise von Publikum und Gastkünstlern oder aber Leistungen von beauftragten Dritten wie Cateringfirmen. Eine kostenfreie Beta-Version wird bereits im Frühjahr 2023 zur Verfügung gestellt. Kultureinrichtungen erhalten zusätzlich eine umfassende Einführung in das Tool in Form von Workshops.
Das Kooperationsprojekt wurde am 1. Februar 2023 im Rahmen einer Pressekonferenz in der Oper Leipzig vorgestellt. Hierzu waren folgende Podiumsgäste eingeladen:
- Dr. Skadi Jennicke, Bürgermeisterin und Beigeordnete für Kultur der Stadt Leipzig
- Dr. David Klein, Leiter Kultur- und Denkmalschutzamt der Landeshauptstadt Dresden
- Sven Börjesson, Handwerkskammer zu Leipzig, Vertreter der Arbeitsgemeinschaft „Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz“
- Frauke Roth, Intendantin der Dresdner Philharmonie
- Tobias Wolff, Intendant der Oper Leipzig
Moderiert wurde die Veranstaltung von Simone Ariane Pflaum, Leiterin des Referats Nachhaltige Entwicklung und Klimaschutz der Stadt Leipzig.
Nachhaltig veranstalten - JETZT!
Im Jahr 2019 hat die Stadt Leipzig den Klimanotstand ausgerufen. Im Zuge dessen wurde ein Sofortmaßnahmenprogramm verabschiedet, das lokale Handlungsmaßnahmen aufzeigt, die zur Bewältigung der globalen Herausforderungen beitragen. Hinsichtlich der avisierten Klimaneutralitätsziele existiert dabei eine klare Zielsetzung: Im Jahr 2035 soll die Stadtverwaltung und 2050 die gesamte Stadt klimaneutral sein. Das gilt auch für den Kulturbereich und vor allem für die Planung und Umsetzung städtischer Veranstaltungen. Vor dem Hintergrund des Maßnahmenprogrammes ist es ein wesentliches Ziel, die städtischen Veranstaltungen in Zukunft klimaneutral auszurichten. Aus diesem Grund hat das Dezernat Kultur in Zusammenarbeit mit dem Dezernat Umwelt, Ordnung, Sport sowie dem Amt für Wirtschaftsförderung im Sommer 2020 einen Leitfaden veröffentlicht, der Veranstalter/-innen auf insgesamt 36 Seiten wichtige Anregungen zur konkreten Umsetzung nachhaltiger Maßnahmen gibt und die beteiligten Akteure für ein nachhaltiges Miteinander und eine nachhaltige Umwelt sensibilisiert.
Klimaneutralität von Kultureinrichtungen und Kulturveranstaltungen
In 2021 wurde unter der Federführung des Dezernat Kultur und des Referats Nachhaltige Entwicklung und Klimaschutz ein intensiver Begleitprozess initiiert, der die städtischen Kultureinrichtungen und Kulturveranstalter/-innen bei der Erreichung von Klimaneutralität bis 2035 begleiten soll.
Erste Projektphase (2021)
Im Zentrum der ersten Projektphase (2021) stand die Etablierung des langfristig angelegten Beteiligungsprozesses. Hierfür wurden die städtischen Kulturakteur/-innen mittels Schulungen, Vorträgen und Fachworkshops zunächst für die Thematik der Treibhausgasbilanzierung (Datensammlung, -erhebung und -auswertung) sensibilisiert. Weiterhin konnten gemeinsam mit den städtischen Kulturbetrieben zentrale Herausforderungen und Bedarfe für die Erreichung von Klimaneutralität definiert werden. Vor dem Hintergrund der bestehenden Ressourcen der städtischen Kultureinrichtungen ließen sich als Bedarfe u.a. eine Verstärkung von Personalressourcen sowie die konkrete Zuteilung von Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten (durch die Gründung von Nachhaltigkeits-AG’s), das Generieren von Wissen und Wissenstransfer, die Bildung von Netzwerken und die Notwendigkeit finanzieller Mittel für die Umsetzung von Maßnahmen identifizieren. Als Ergebnis der ersten Projektphase wurde ein Arbeitspapier zur „Erreichung von Klimaneutralität in Kultureinrichtungen und (Kultur-)Veranstaltungen“ erstellt, das den Prozess dokumentiert und über weitere Arbeitsschritte informiert.
Zweite Projektphase (2022)
Im Zentrum der zweiten Projektphase stand die Datenerhebung und -auswertung mithilfe einer Treibhausgas-Bilanzierung. Für die Erreichung von Klimaneutralität ist die Treibhausgasbilanzierung eine zentrale Voraussetzung. Sie stellt einen notwendigen Schritt dar, um den Status Quo einer Kultureinrichtung oder (Kultur-) Veranstaltung zu ermitteln. Erst auf dieser Grundlage können wesentliche Emissionsquellen erkannt und entsprechende, effiziente Maßnahmen definiert und umgesetzt werden. Darüber hinaus spielt die CO2-Bilanzierung einen wesentlichen Bestandteil der Nachhaltigkeitsberichterstattung und ist bereits jetzt in einzelnen Förderprogrammen eine Voraussetzung in Hinblick auf die Akquise von Fördermitteln (siehe Kulturstiftung des Bundes, Programm Fonds Zero). Um vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Funktionen und Ausgangsbedingungen der Kultureinrichtungen (Aufführungen, Ausstellungen, Festivals) möglichst differenzierte Ergebnisse zu erlangen, wurden im Laufe der zweiten Projektphase drei bewusst sehr unterschiedliche Kultureinrichtungen in einen gesonderten Pilotprozess eingebunden:
- Oper Leipzig als Aufführungsort
- Galerie für Zeitgenössische Kunst als Ausstellungsort
- Dok-Festival als Veranstaltung ohne feste Spielstätte
Parallel zu der gesonderten Pilotierung der drei genannten Kultureinrichtungen wurde der Begleitprozess mit allen städtischen Leipziger Kultureinrichtungen fortgeführt, darunter unterschiedliche Fachworkshops zu Datenerhebung, Bilanzierungsmöglichkeiten und Sensibilisierung für Maßnahmen zur Reduktion von Treibhausgasemissionen. Als Ergebnis der zweiten Projektphase wurde ein Konzeptpapier zum „Vorgehen zur Treibhausgasbilanzierung im Rahmen der Maßnahme ‚Erreichung von Klimaneutralität in Kultureinrichtungen und (Kultur-)Veranstaltungen“ erstellt, das den Prozess dokumentiert und über weitere Arbeitsschritte informiert.
Dritte Projektphase (2023/2024)
Die dritte Projektphase widmete sich der Entwicklung eines CO2-Rechners für den Kulturbetrieb. Während für die CO2-Bilanzierung von Privathaushalten und Unternehmen zahlreiche CO2-Rechner auf dem Markt zu finden sind, existiert für den Kulturbereich bislang kein geeignetes Werkzeug, das für die Kulturbetriebe dauerhaft sowie kostenfrei zugänglich ist und deren spezifische Anforderungen präzise erfasst. Hierunter fallen u.a. die Ermittlung von unterschiedlichen Veranstaltungsformaten, die die Erfassung von mehreren (teilweise gemieteten) Standorten wie Probebühnen, Theaterwerkstätten, Außenstellen sowie – im Bereich der ausgelagerten Emissionsquellen – die Erfassung von Publikumsanreise, Tourneebetrieb und Gastspielen oder aber die Anfertigung und/oder Wiederverwendung von Materialien sowie der Transport und die Lieferung von Materialien und Kunstwerken.
Vor diesem Hintergrund setzen die beiden Städte Leipzig und Dresden auf eine branchenübergreifende Klimapartnerschaft zwischen Kultur, Wirtschaft, Forschung und Technik. Gemeinsam wurde 2022 ein Kooperationsprojekt mit den oben genannten Partner/-innen initiiert. Zentrales Ziel des Projekts war die Entwicklung eines webbasierten CO2-Rechners für den Kulturbetrieb.
Nach einem Arbeitsprozess von 10 Monaten und in enger Zusammenarbeit mit rund 150 Kultureinrichtungen in Leipzig und Dresden wurde am 08. November 2023 das E-Tool Kultur veröffentlicht – der bundesweit erste webbasierte und den Anforderungen des global anerkannten Green House Gas Protocols (GHG) entsprechende CO2-Rechner für den Kulturbetrieb. Das E-Tool Kultur steht seitdem allen Kultureinrichtungen und -veranstalter/-innen mit Sitz in Leipzig und Dresden kostenfrei und dauerhaft zur Verfügung
Das E-Tool Kultur ist das Ergebnis einer engen Zusammenarbeit mit rund 150 Kultureinrichtungen aus Leipzig und Dresden. Um den Bedarf der Kultureinrichtungen präzise zu ermitteln, setzte das Kooperationsprojekt auf einen umfassenden Beteiligungsprozess. Hierfür fanden in Leipzig und Dresden regelmäßig Workshops und Schulungen für Kultureinrichtungen und -veranstalter/-innen statt. Hinzu kamen Pilottrainings mit ausgewählten Kultureinrichtungen. Ziel der Workshops und Schulungen war es, die Kultureinrichtungen für die eigenständige Nutzung des E-Tool Kultur zu befähigen. Darüber hinaus konnten die wertvollen Rückmeldungen der Teilnehmer/-innen direkt in die Weiterentwicklung E-Tool übertragen werden. Damit ist das Tool einerseits genau auf die Spezifika und den Bedarf der Kulturbranche ausgerichtet und bildet gleichzeitig die Emissionsquellen nach GHG-Protocol ab. Die Schulungen / Workshops werden in 2024 fortgeführt mit dem Ziel, die Kultureinrichtungen in der Auswertung des ermittelten Status Quo sowie in der Ableitung und Umsetzung von wirksamen Maßnahmen zu unterstützen.
Klimaschutznetzwerk Freie Kulturszene Leipzig
Das Dezernat Kultur plant die Gründung eines Klimaschutznetzwerks für die Freie Kulturszene: https://www.leipzig.de/news/news/leipzig-gruendet-klimaschutznetzwerk-fuer-freie-kulturszene.
Das Klimaschutznetzwerk richtet sich explizit an Freie Träger/-innen, Vereine und Einrichtungen. Ziel ist es, Sie an die Nachhaltigkeitsprozesse heranzuführen, um die Prozesse perspektivisch gemeinsam zu gestalten. Hierfür hat das das Dezernat Kultur erfahrene Fachexpert/-innen beauftragt, die die Netzwerktreffen koordinieren und die Teilnehmer/-innen vor allem fachlich begleiten und auch individuell vor Ort beraten. Die Teilnahme an dem Netzwerk ist für die Freien Träger, Vereine und Einrichtungen kostenfrei – die Kosten für die Beauftragung der Fachexpert/-innen, die Einladung von Referent/-innen und die Netzwerktreffen etc. trägt die Stadt, die hiermit sehr herzlich zu einer Teilnahme einladen möchte.
Um Sie im Detail über das Vorhaben und vor allem über eine Teilnahme an dem Netzwerk zu informieren, laden wir Sie sehr herzlich zu einer Info-Veranstaltung ein:
Klimaschutznetzwerk Freie Kulturszene am 25. März von 11 bis 13 Uhr, Werk 2 – Kulturfabrik Leipzig e.V., Kochstraße 132, 04277 Leipzig
Kreislaufwirtschaft in Kulturbetrieben
Für die Leipziger Kulturbetriebe spielt Kreislaufwirtschaft eine zentrale Rolle. So nutzen die Kulturbetriebe beispielsweise für Aufführungen und Produktionen vielfältige Materialien zur Erstellung von Bühnenbildern, Kostümen und Requisiten. Aber auch Ausstellungsequipment und Versatzstücke sowie Kataloge, Plakate, Programmhefte und Flyer gehören zum
alltäglichen Gebrauch. Die Materialien beziehungsweise deren einzelne Bestandteile werden entweder in den entsprechenden Räumlichkeiten (Fundus, Lager) aufbewahrt, in den Werkstätten für eine weitere Nutzung aufbereitet oder aber an andere (städtische) Kultureinrichtungen und Vereine zur (Wieder-)Verwendung weitergegeben. Darüber hinaus existieren in Leipzig zahlreiche Materialinitiativen vor Ort wie Trash Galore, KrimzKrams e.V. oder Materialbuffet e.V. Die genannten Initiativen sammeln wiederverwendbare Materialien,
ermitteln sie an gemeinnützige Vereine/Initiativen und koordinieren so eine Weitergabe der Materialien in der Stadt sowie in der umliegenden Region.
Trotz der optimalen Rahmenbedingungen in Leipzig stellen sich in der Umsetzung von Kreislaufwirtschaft zahlreiche Herausforderungen und Fragestellungen. Sie reichen von
grundsätzlichen Fragen nach dem gesamten Bestand der Kultureinrichtungen über technische Fragen nach der Materialzusammensetzung und dem Zustand des Materials bis
hin rechtlichen Fragen nach Haftung, Versicherungsschutz und Urheberrechten. Um sich diesen Fragen und Herausforderungen zu stellen, hat das Dezernat Kultur in
Zusammenarbeit mit dem Referat Nachhaltige Entwicklung und Klimaschutz in den vergangenen Jahren folgende Projekte initiiert beziehungsweise durchgeführt.
Veranstaltungsreihe „Kreislaufwirtschaft im Kulturbetrieb“
Auf Initiative der Kulturstiftung des Bundes (KSB) fand im September 2021 erstmalig eine Veranstaltung unter dem Titel „Kreislaufwirtschaft im Kulturbetrieb“ in Leipzig
statt. Die Stadt Leipzig hat diese Initiative aufgegriffen und eine Veranstaltungsreih etabliert, deren einzelne Ausgaben sich unmittelbar an dem Bedarf der
Kultureinrichtungen orientieren und die jeweils aktuellen Fragestellungen thematisieren. Der Teilnehmerkreis der Veranstaltungen reicht dabei von Vertreter/-
innen aus dem Kulturbereich über Vertreter/-innen aus Verwaltung und Politik bis hin zu ausgewiesenen Expert/-innen aus Wissenschaft und Forschung.
Folgende Veranstaltungen fanden bislang statt:
- 30. September 2021: „Kreislaufwirtschaft im Kulturbetrieb" Auftaktveranstaltung der Kulturstiftung des Bundes in der Halle 14, Spinnereigelände
- 27. April 2022: „Zur Sichtbarkeit der Materialinitiativen“, Vorstellung der Materialinitiativen, Trash Galore
- 8. September 2022: „Ist das Kunst oder kann das weg!? Vernetzungsstrukturen der Kreislaufwirtschaft“, Veranstaltung zur Stärkung von Vernetzungsstrukturen in den Theaterwerkstätten der Oper
- Juli 2023: „Hab ich’s doch gewusst! Ein Hackathon zu Wissenstransfer in der Kreislaufwirtschaft“, Veranstaltung mit dem Schwerpunkt Wissensvermittlung und Vernetzung im Museum der bildenden Künste Leipzig
- 12. Februar 2024: „Jetzt handeln!? Kreislaufwirtschaft im Kulturbetrieb", Theater der jungen Welt Leipzig
- Herbst 2024: wird in Kürze bekannt gegeben
Rechtliche Grundlagen
Die Auseinandersetzung mit rechtlichen Grundlagen, das heißt Fragen nach dem Umgang mit Urheberrechten, Haftungsfragen, Inventarisierung und Vergabekriterien in der
Weiterhabe von Materialien konnte als eine zentrale Herausforderung in Hinblick auf eine gelungene Umsetzung Kreislaufwirtschaft im Kulturbetrieb definiert werden. Vor
diesem Hintergrund wurden vonseiten des Dezernat Kultur unterschiedliche Bedarfsabfragen erstellt und im Rahmen der Veranstaltungsreihe regelmäßige
Workshops zu der Thematik durchgeführt. Ziel der Bedarfsabfragen und Workshops war es zunächst, einen Überblick über den aktuellen Status Quo in den städtischen
Einrichtungen zu erhalten und die unterschiedlichen Veranstaltungsformate und damit verbundenen Materialien zu differenzieren, die für eine Weitergabe beziehungsweise
Wiederverwendung in Betracht kommen. Hierbei zeichnet sich eine starke Heterogenität ab, das heißtdie Materialien zur Weitergabe reichen von Druckerzeugnissen (Kataloge) über Inventar (Möbel) bis hin zu künstlerischen Werken (Bühnenbilder, Kostüme), die wiederum unterschiedliche rechtliche Voraussetzungen (wie Urheberrecht im Falle eines künstlerischen Werkes) erfordern. Auf Grundlage des ermittelten Status Quo werden in 2023 und 2024 in enger Abstimmung mit dem der Stadtreinigung Leipzig Handreichungen wie Checklisten uerarbeitet, die die rechtlichen Voraussetzungen für eine Weitergabe der Materialien zusammenfassen und die Kultureinrichtungen in der Umsetzung von
Kreislaufwirtschaft unterstützen sollen.
Teilnahme an der Studie „Kreislaufstadt – Chancen für lokale und regionale Resilienz & Wertschöpfung.
Unter Federführung des Referats Nachhaltige Entwicklung und Klimaschutz nimmt das Dezernat Kultur an der Studie des Deutschen Instituts für Urbanistik zum Thema
„Kreislaufstadt – Chancen für lokale und regionale Resilienz & Wertschöpfung. Beitrag und Rolle der kommunalen Wirtschaftsförderung“ teil.
Die Studie möchte Kommunen aktiv dabei unterstützten, auf Grundlage der politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen sowie auf Basis von Erkenntnissen
bereits aktiver Kreislaufwirtschaftsstädte und -initiativen eine eigene gesamtstädtische Strategie zu entwickeln. Ziel des Vorhabens ist es,
- im Verbund von ca. 10 Städten einen Modellansatz aus den Komponenten Leitbild und Ziele, Strategie, Prozesse, Strukturen, Instrumente und Produkte zur Entwicklung von ganzheitlichen kommunalen
- Kreislaufwirtschaftsstrategien zu erarbeiten; aus dem Blickwinkel der Wirtschaftsförderung beispielhaft konkrete Aktionspläne zur Kreislaufwirtschaft zu erarbeiten und Indikatoren zur Erfolgs- und Wirkungsmessung zu entwickeln;
- Schnittstellen zwischen der entwickelten Kreislaufwirtschaftsstrategie und kommunalen Nachhaltigkeitszielen aufzuzeigen und damit die Anschlussfähigkeit an bereits bestehende kommunale Konzept sicherzustellen.
Nachhaltigkeitsberichterstattung
Anfang des Jahres 2023 wurde auf EU-Ebene eine Pflicht zur jährlichen Nachhaltigkeitsberichterstattung gemäß CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) für Unternehmen eingeführt. Auf die zukünftigen Inhalte der Richtlinie haben sich Europäische Kommission, Parlament und Rat geeinigt.
Mit Inkrafttreten der CSRD soll die Nachhaltigkeitsberichterstattung auch für einzelne städtische Kultureinrichtungen zu einem verpflichtenden Bestandteil von Geschäftsberichten werden. Das bedeutet nicht nur, dass Nachhaltigkeit fortan als strategisches Element in Struktur und Organisation der städtischen Kultureinrichtungen gewertet wird. Durch die verpflichtende Nachhaltigkeitsberichterstattung werden Nachhaltigkeitsthemen zudem gleichwertig zu einer finanziellen Berichterstattung ausgewiesen. Dabei sieht die Richtlinie vor, dass alle relevanten Unternehmensinformationen einschließlich der Angaben zu Nachhaltigkeitstätigkeiten als Teil des Geschäftsberichts offengelegt und in einem digitalen, maschinenlesbaren Format veröffentlicht und zugänglich gemacht werden. Für alle berichtspflichtigen Unternehmen ist zudem eine externe Prüfung zur Erlangung einer begrenzten Sicherheit vorgeschrieben.
Für die Leipziger Kultureinrichtungen wird derzeit in Zusammenarbeit mit dem Amt für Kultur und Denkmalschutz der Landeshauptstadt Dresden eine Dokumentationsvorlage mit inhaltlichen Kriterien und Vorgaben für eine Berichterstattung erarbeitet. Die Vorlage entsteht auf Grundlage des Richtlinienvorschlags der EU-Kommission und sieht vor, dass die folgenden Umwelt-, Sozial- und Governance Aspekte (Environment, Social, Governance) bei der Ausarbeitung der Berichtsstandards berücksichtigt werden.
- Umwelt: Klimaschutz, Klimawandel, Wasser- und Meeresressourcen, Ressourcennutzung und Kreislaufwirtschaft, Umweltverschmutzung, Biologische Vielfalt und Ökosysteme
- Soziales: Eigene Belegschaft Arbeiter in der Wertschöpfungskette, Betroffene Communities, Verbraucher und Endnutzer
- Governance: Governance, Risikomanagement und interne Kontrolle, Geschäftspraktiken
Bildung für Nachhaltige Entwicklung
Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) möchte den Menschen zu zukunftsfähigem Denken und Handeln befähigen und es jedem Einzelnen ermöglichen, die Auswirkungen des eigenen Handelns auf die (Um)Welt zu verstehen. Hier können kulturelle Praktiken ein erhebliches Wirkungspotential entfalten, so beispielsweise durch die spielerische Wahrnehmung und Veränderung der eigenen (Um-)Welt; durch das Erleben von Bildung als einen selbst gestalteten und selbst-verantworteten Prozess; und nicht zuletzt durch die Erfahrung von Perspektivwechseln, das Erproben unterschiedlicher Situationen oder aber das sinnliche Erleben von gegenwärtigen und zukünftigen Szenarien. Kulturelle Praktiken gehen somit weit über die reine Vermittlung und Sensibilisierung hinaus und führen unmittelbar zu einer konkreten Erfahrung von nachhaltigem Handeln. In Leipzig existiert ein breites Spektrum von kulturellen Akteuren, die sich intensiv für Bildung für Nachhaltige Entwicklung einsetzen, so beispielsweise die Leipziger Stadtbibliotheken und die Volkshochschule. Darüber hinaus kann das Projekt „Bildung – Nachhaltigkeit – Kommune“ (BiNaKom) exemplarisch genannt werden. BiNaKom ein durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördertes Verbundprojekt, das circa 50 Modellkommunen – darunter auch Leipzig – bundesweit bei der systematischen Weiterentwicklung und Implementierung von Bildung für Nachhaltige Entwicklung auf lokaler Ebene begleitet. Das Dezernat Kultur ist durch die Leipziger Stadtbibliothek unter anderem in der Steuerungsgruppe vertreten und somit federführend in den Prozess involviert.
Transformationsmanagement Nachhaltige Kultur
Um Transformationsprozesse zielorientiert zu begleiten, ist der Aufbau von Wissen und Kompetenzen unabdingbar. Hierfür bieten sich unterschiedliche Fort- und Weiterbildungen an, so beispielsweise. die zertifizierte Weiterbildung „Transformationsmanager:in Nachhaltige Kultur“ des Aktionsnetzwerks Nachhaltigkeit in Kultur und Medien in Zusammenarbeit mit der IHK Köln. Die praxisnahe Fortbildung vermittelt nicht nur Wissen über Betriebsökologie, sondern stärkt gezielt die Vermittlungskompetenzen in Transformationsprozessen und befähigt die Teilnehmer/-innen, ganzheitliche Nachhaltigkeitskonzepte zu erstellen. In der Leipziger Kulturszene gibt es mittlerweile vier zertifizierte Transformationsmanager/-innen, die die Fortbildung durchlaufen haben, darunter jeweils ein/-e Vertreter/-in der Oper Leipzig, des Gewandhauses Leipzig, der Materialinitiative Trash Galore und des Dezernats Kultur.