Die Geschichte von Fürst Józef Antoni Poniatowski und seinen Leipziger Denkmalen
Der polnische Nationalheld Fürst Józef Antoni Poniatowski (1763 bis 1813) war der Neffe des letzten polnischen Königs Stanislaus II. August.
Józef Poniatowski trat zunächst seinen Militärdienst in seiner Geburtsstadt Wien an. Nach einer kurzen Dienstzeit in der österreichischen Armee ging er nach Polen und beteiligte sich aktiv an der polnischen Reformbewegung unter Andrzej Kosciuszko, einem polnischen Militäringenieur. Im Jahr 1807 übernahm Poniatowski das Amt des Kriegsministers im Großherzogtum Warschau. Für Poniatowski kam es nicht in Frage, an der Seite Russlands und Preußens, den Teilungsmächten seines Heimatlandes, zu kämpfen. Daher stellte sich Poniatowski im russischen Feldzug von 1812 an die Seite Napoleons, in der Hoffnung, mit seinem polnischen Kontingent von circa 20.000 Mann einen eigenständigen polnischen Nationalstaat schaffen zu können.
An der Völkerschlacht nahm er als Oberbefehlshaber der polnischen Truppen teil. An der Spitze des VIII. Korps der Großen Armee Napoleons zeichnete sich Fürst Józef Poniatowski als besonders tapfer und fähig aus. Noch am 16. Oktober 1813 wurde er von Napoleon, nicht zuletzt für die heldenhafte Verteidigung der Pleißeniederungen im Süden Leipzigs, zum Marschall von Frankreich ernannt. Neben den Marschällen Marmont und Macdonald hatte das VIII. Korps von Poniatowski am 19. Oktober den Auftrag zur Verteidigung Leipzigs erhalten, während die Masse der napoleonischen Armee seit dem Nachmittag des 18. Oktober den geordneten Rückzug in Richtung Westen vollzog.
Noch ehe dieser abgeschlossen war, gelang es russischen Einheiten bis zur steinernen Elsterbrücke an der kleinen Funkenburg vorzudringen. Daraufhin wurde befehlsgemäß die Brücke gesprengt, um eine rasche Verfolgung der geschlagenen Truppen zu verhindern. Die mächtige Explosion schnitt allerdings auch noch Teilen von Napoleons Truppen den Rückzugsweg ab. Massenhaft suchten die Soldaten schwimmend zu entkommen. Viele fanden in den Fluten des hochwasserführenden Flusses den Tod. Die zahlreichen Leichen der dabei Ertrunkenen sollen das Wasser regelrecht gestaut haben.
Bereits durch zwei Schüsse verwundet, versuchte auch Poniatowski zu Pferd die Elster zu queren. Das Pferd überschlug sich und drückte den Fürsten unter Wasser, er ertrank. Einige Tage später wurde seine Leiche gefunden. Zunächst wurde er in der Leipziger Ratsgruft bestattet, bevor die sterblichen Überreste im Jahr 1814 in Krakau auf dem Wawel ihre letzte Ruhestätte fanden.
Geschichte der Denkmale
Bereits Ende 1813 wurde ein Erinnerungsstein gesetzt, der sich etwa 15 Schritte von der Fundstelle des Leichnams befunden haben soll. Dieser Erinnerungsstein in Form eines kleinen Würfels besteht aus Sandstein und trägt auf zwei Seiten einen Text in lateinischer und polnischer Sprache.
In der Nähe des unscheinbaren Erinnerungssteines wurde im Jahr 1834 ein repräsentativer Sarkophag zur Erinnerung an Poniatowski aufgestellt. Mehrmals versetzt, wurde er im Jahr 1938 auf Initiative und Kosten polnischer Offiziere restauriert. 1939 wurde das Denkmal vermutlich von Nationalsozialisten mit Teer beschmiert, daraufhin eingehaust und später abgerissen. Reste haben sich nicht erhalten.
Der kleine Erinnerungsstein von 1813 überdauerte jedoch die Zeitläufe im Hofe eines Wohnhauses in der heutigen Gottschedstraße 42. Ende der 1970er Jahre wurde er von polnischen Steinmetzen restauriert, auf einen Sockel gehoben, mit einem Porträt Poniatowskis, sowie mit einer Einfriedung ergänzt und in der angrenzenden Grünanlage aufgestellt. Zu dieser Zeit erhielt der Erinnerungsstein zusätzlich die Inschrift in deutscher Sprache.
Denkmal gegenwärtig eingelagert
Seit 1990 befindet sich das Denkmal in der Obhut des Kulturamtes der Stadt Leipzig. Gegenwärtig ist das Denkmal wegen der Freilegung des Elstermühlgrabens eingelagert. Nach Abschluss der Baumaßnahme, voraussichtlich im Jahr 2025, wird das Denkmal wieder an seinem Ort am Poniatowskiplan aufgestellt werden, dann jedoch seine Orientierung zum geöffneten Fluss erhalten. Die geschichtlichen Zusammenhänge zwischen dem Denkmal und dem vorbeifließenden Fluss werden sich dann deutlicher als zuvor erklären. Der Ort soll zum Wandeln, Innehalten und Erinnern einladen.
Fürst Józef Antoni Poniatowski als Ritter des Ordens vom Weißen Adler (Gemälde von Franciszek Paderewski um 1814)
Bilder vergrößert anzeigenFürst Józef Antoni Poniatowski zu Pferd (Gemälde von Juliusz Kossak, ohne Jahr)
Bilder vergrößert anzeigenPoniatowski-Gedenkstein am ehemaligen Standort im Hinterhof der heutigen Gottschedstraße, Foto um 1905 © Stadtgeschichtliches Museum Leipzig Bilder vergrößert anzeigenPoniatowski-Sarkophag aus dem Jahr 1834, der sich zwischen dem Elstermühlgraben und der Schule an der Lessingstraße befand © Max Eschner, Leipzigs Denkmäler, Otto Wigand 1910 Bilder vergrößert anzeigenPoniatowski-Denkmal, Foto um 1980 © Karl Heinz Kretschmar Bilder vergrößert anzeigen