Gutenberg-Preis
Mit dem Gutenberg-Preis der Stadt Leipzig werden seit 1959 im Gedenken an Johannes Gutenberg Persönlichkeiten und Einrichtungen geehrt, die sich "durch hervorragende, beispielgebende Leistungen um die Förderung der Buchkunst verdient machen" (Satzungsauszug). Der mit 10.000 Euro dotierte Preis steht in der Tradition Leipzigs als historisches Zentrum für Druckqualität und Buchkunstpflege. Seit 1993 wird er im jährlichen Wechsel mit dem gleichnamigen Preis der Stadt Mainz verliehen.
Gewürdigt werden sollen neben besonderen künstlerischen, technischen oder wissenschaftlichen Leistungen in den Bereichen Typografie, Buchillustration, Buchkunstedition, Buchherstellung und Verdienste bei der Verbreitung des freien Wortes.
Gutenberg-Preisträger 2023: Spector Books
Der Gutenberg-Preis der Stadt Leipzig 2023 geht an den Leipziger Verlag Spector Books. Der Preis wurde von Oberbürgermeister Burkhard Jung am 20. Juni 2023 in einer Festveranstaltung im Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek verliehen. Die Laudatio hielten Dr. Maike Aden, Kunst- und Musikwissenschaftlerin, sowie Florian Ebner, Kunsthistoriker und Leiter der Fotografie-Abteilung im Pariser Centre Pompidou.
In der Begründung des Kuratoriums heißt es:
"Die junge Buchstadt Leipzig besitzt seit 15 Jahren eine so furiose wie forsche Adresse. Sie lautet Spector Books und ist in der Region so vielfältig verankert wie weit über Landes- und Sprachgrenzen hinaus geschätzt und vernetzt.
Seit 2008 bauen Markus Dreßen, Anne König und Jan Wenzel an einem Publikationskosmos, in dem das Spektrum verlegerischer Praxis und Prozesse stets aufs Neue ausgelotet wird. In bisher rund 800 Büchern machen die Verleger/-innen so experimentierfreudig wie inspirierend erfahrbar, was es bedeutet, im Zeitalter vorangeschrittener Digitalisierung und schwindender Ressourcen Bücher zu machen: Dies geschieht in intensivem Austausch mit allen an der Produktion beteiligten Parteien, zwischen Künster/-innen, Autor/-innen, Gestalter/-innen, Lithograf/-innen, Drucker/-innen und Buchbinder/-innen, aber auch durch die kontinuierliche Einbindung von Studierenden und Absolvent/-innen zum Beispiel der Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig.
Die Gestaltung ist oft rau, mal temporeich, mal besonnen, aber immer präzise und sich seiner Mittel und seiner Macht bewusst. An der Schnittstelle von Kunst, Theorie und Design verortet, ist in jeder Publikation von Spector Books die besondere Verantwortung spürbar, die mit der Konzeption und dem Kuratieren von Inhalten und visuellem Material beginnt und mit herstellerischen Entscheidungen für Typografie, Papier und Bindung noch lange nicht endet. Die gestalterische Vielfalt – von schwarz-weißen, großformatigen, fadengebundene Broschuren bis hin zu vierfarbigen, in Leinen gebundene Duodez – spiegelt eine geradezu schwindelerregende thematische Breite, die Archäologien ostdeutscher Erfahrungswelt ebenso zu erforschen versteht wie indigenes Wissen und Reisen zum Mond.
Jede einzelne Publikation von Spector Books ist unverwechselbar, nicht selten im produktivsten Sinne irritierend und herausfordernd, ein Ort der Bühne und Bewahrung, der Reibung und Begegnung, aber auch ein Ort der Aufarbeitung und des Schmerzes, wie die zuletzt von der Stiftung Buchkunst prämierten Bände »Das Jahr 1990 freilegen« (2019) und »Babyn Yar: Past, Present, Future« (2021) zeigen. Denn nicht nur das Schreibwerkzeug, sondern auch Bücher, diese so gespensterhaft gegenständlichen Medien Gutenberg’scher Prägung, arbeiten mit an unseren Gedanken, unseren Träumen, Erinnerungen und Visionen.
Mit Spector Books wird ein junger, doch bereits international renommierter und vielfach prämierter Verlag mit dem Gutenberg-Preis der Stadt Leipzig ausgezeichnet, der das Buch mitsamt seines haptischen, visuellen und inhaltlichen Materials als Erkenntniswerkzeug versteht und mit diesem wie kein anderer die Phänomene und Phantome unserer Gegenwart zu fassen vermag. Zeitgemäßer geht es nicht."
Foyerpräsentation
Spector Books: Handapparat. Gutenberg-Preis der Stadt Leipzig 2023
Anlässlich der Ehrung mit dem Gutenberg-Preis der Stadt Leipzig widmet das Deutsche Buch- und Schriftmuseum dem Preisträger Spector Books vom 21. Juni 2023 bis 28. Januar 2024 eine Kabinettausstellung, die im Foyer zu sehen sein wird.
Gutenbergpreis auf der Seite der Deutschen Nationalbibliothek