Thomanerchor Leipzig
Mehr als 800 Jahre umfasst die Geschichte des Thomanerchor Leipzig, er ist damit die älteste kulturelle Einrichtung der Stadt Leipzig.
Im Jahr 1212 bestätigte Kaiser Otto IV. auf dem Reichstag zu Frankfurt die Gründung des Augustiner-Chorherrenstiftes zu St. Thomas, die Markgraf Dietrich der Bedrängte von Meißen veranlasst hatte. Zum Stift gehörte eine Klosterschule, die geistlichen Nachwuchs heranbilden sollte, bald aber auch Knaben zugänglich wurde, die nicht im Stift wohnten. Bestandteil der Ausbildung war von Anfang an der liturgische Gesang, um die Sänger in den zahlreichen Wochengottesdiensten einsetzen zu können. Im Zuge der Einführung der Reformation im Jahr 1539 erlangte Leipzig, nicht zuletzt durch die bedeutsamen und bekannten Thomaskantoren, den Ruf eines herausragenden musikalischen und kulturellen Zentrums in Mitteldeutschland.
Gemeinsam lernen, singen und reisen
Die Mitglieder des Chores, die Thomaner, leben, lernen und proben im Thomas-Alumnat. Ab der Gymnasialstufe besuchen sie die gegenüberliegende Thomasschule, ein Gymnasium der Stadt Leipzig. Die jüngsten Thomaner der 4. Klasse lernen in speziellen Klassen an der Anna-Magdalena-Bach-Schule (Grundschule der Stadt Leipzig) oder der Grundschule forum thomanum direkt auf dem Campus forum thomanum.
Im 20. Jahrhundert begann eine rege Konzertreisetätigkeit des Thomanerchor Leipzig, die dem Chor zu internationaler Reputation verhalf. Heute ist er eine feste Größe des deutschen und europäischen Musiklebens, als kultureller Botschafter Leipzigs darüber hinaus weltweit gefragt. Regelmäßige Konzertreisen führten den Chor nach Nord- und Südamerika, Mittel- und Fernost wie auch nach Australien.
Wöchentliche Motetten
Der musikalische Schwerpunkt des Thomanerchor Leipzig liegt auf der Pflege der "Musica Sacra". Die Werke von Johann Sebastian Bach, der am 1. Juni 1723 in das Amt des Thomaskantors eingeführt wurde, welches er dann 27 Jahre bis zu seinem Tode am 28. Juli 1750 innehatte, bilden dabei das musikalische Zentrum. Dennoch finden sich in den Programmen Chorwerke aus allen Epochen der Musikgeschichte - von der Gregorianik bis zur Moderne, was auch durch zahlreiche audiovisuelle Produktionen dokumentiert ist.
Die täglichen Proben bereiten die "Motetten" (in Leipzig auch musikalische Gottesdienstformen) freitags 18:00 Uhr und samstags 15:00 Uhr sowie die Gottesdienste sonntags 09:30 Uhr in der Thomaskirche mit wöchentlich mehr als 2.500 Zuhörern vor. In der Motette am Samstag erklingt zusätzlich regelmäßig eine Bach-Kantate mit dem Gewandhausorchester Leipzig und Gesangssolisten/-innen - natürlich sind darin die Pfarrer/-innen der Thomaskirche und der Thomasorganist ebenso zu hören.
Neuer Thomaskantor
Am 18. Dezember 2020 wurde Andreas Reize vom Rat der Stadt Leipzig zum Thomaskantor und künstlerischer Leiter des Thomanerchores Leipzig gewählt. Als 18. Nachfolger von Johann Sebastian Bach wurde er am 11. September 2021 in das Amt eingesetzt. Der Thomanerchor Leipzig wurde 1212 gegründet ist die älteste kulturelle Einrichtung der Stadt Leipzig und einer ihrer erfolgreichsten Kulturbotschafter. Seine wichtigste Aufgabe besteht in der Pflege der zumeist geistlichen Chormusik. Die Werke von Johann Sebastian Bach, der das Amt des Thomaskantors von 1723 bis 1750 innehatte, bilden dabei das musikalische Zentrum. Regelmäßige Auftritte in den "Motetten" der Thomaskirche Leipzig sowie die musikalische Gestaltung der Sonntagsgottesdienste bilden das Zentrum der intensiven Chorarbeit und erreichen Woche für Woche mehr als 2.000 Zuhörer. Heute gehört der Thomanerchor Leipzig zu den Spitzenensembles des deutschen und europäischen Musiklebens und ist im Konzert- und Medienproduktionen weltweit gefragt. Seit 2021 ist Andreas Reize der 18. Thomaskantor nach Johann Sebastian Bach.
Weitere Informationen zum Thomanerchor
Kantoren damals und heute
Die Reihe berühmter Thomaskantoren eröffnete Georg Rhau, in dessen zweijährige Amtszeit 1519 das Streitgespräch zwischen Martin Luther und Johannes Eck fiel. Anfangs wechselten die Kantoren häufig, Sethus Calvisius aber war bereits zwanzig Jahre Thomaskantor (1594–1615).
Ihm folgten
- Johann Hermann Schein (1616–1630),
- Tobias Michael (1631–1657),
- Sebastian Knüpfer (1657–1676),
- Johann Schelle (1677–1701),
- Johann Kuhnau (1701–1722),
- Johann Sebastian Bach (1723–1750).
Am 30. Mai 1723 war die Antrittskantate Johann Sebastian Bachs. Am 1. Juni 1723 wurde er in das Amt des Thomaskantors eingeführt, das er fortan bis zu seinem Tode am 28. Juli 1750 innehatte.
Ihm folgten
- Gottlob Harrer (1750–1755),
- Johann Friedrich Doles (1756–1789),
- Johann Adam Hiller (1789–1800),
- August Eberhard Müller (1801–1810),
- Johann Gottfried Schicht (1810–1823),
- Christian Theodor Weinlig (1823–1842),
- Moritz Hauptmann (1842–1868),
- Ernst Friedrich Eduard Richter (1868–1879),
- Wilhelm Rust (1880–1892),
- Gustav Schreck (1893–1917),
- Karl Straube (1918–1939),
- Günther Ramin (1940–1956),
- Kurt Thomas (1957–1960),
- Erhard Mauersberger (1961–1972),
- Hans-Joachim Rotzsch (1972–1991),
- Georg Christoph Biller (1992–2015),
- Gotthold Schwarz (2016–2021)
- und aktuell Andreas Reize.
Video des Leipziger Thomanerchors. Bitte Socia-Media-Dienste aktivieren oder direkt auf Youtube ansehen.
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