Augustusplatz
Mit der Entstehung der Promenade auf den ehemaligen Befestigungsanlagen wurde schon vor 1800 begonnen, an den Stadttoren Plätze anzulegen. Die Fläche vor dem Grimmaischen Tor, der spätere Augustusplatz, wurde zunächst nur mit zwei runden, von Bäumen umstandenen Rasenrondellen gestaltet. Ab 1830 begann mit der Errichtung des Augusteums, des Hauptgebäudes der Universität, die architektonische Fassung. Die benachbarte Universitätskirche St. Pauli, geweiht 1240, erhielt 1897 bis 1899 eine neugotische Schaufassade.
Dort, wo sich heute das Gewandhaus befindet, entstand zwischen 1856 und 1858 das Bildermuseum, 1864 an der nördlichen Platzseite das Neue Theater. Beide begrenzten einen großzügigen rechteckigen Stadtraum, den Peter Joseph Lenné 1857 in seiner Konzeption für den südöstlichen Promenadenring mit berücksichtigt hatte. Der Königlich-Preußische Gartendirektor plante für den Augustusplatz eine Rahmung mit Alleen sowie vor dem Bildermuseum und seitlich davon repräsentative formale Schmuckanlagen. 1888 erfuhr das Museum eine Erweiterung, Teile der ausgeführten Schmuckpartien wurden überbaut. Bereits 1886 hatte der Mendebrunnen seinen Platz gefunden. Um ihn hält sich das Gerücht, dass ihn die Prinzipalin eines Leipziger Freudenhauses gestiftet habe. Marianne Pauline Mende, geb.Thieriot, war jedoch seriöse Kaufmannswitwe.
Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg brachten einen starken Einschnitt für den Augustusplatz, allerdings wären viele Strukturen wiederherstellbar gewesen. An Stelle des Neuen Theaters entstand bis 1960 die Oper. Bereits 1959 hatte das Politbüro unter Walter Ulbricht einen „Beschluß zur Neugestaltung des Karl-Marx-Platzes“ gefasst. Als Konsequenz kam es am 30. Mai 1968 zur Sprengung der unzerstörten Universitätskirche, noch im gleichen Jahr gefolgt von derjenigen des noch teilweise nutzbaren Augusteums. Ein neues Universitäts-Hauptgebäude entstand an ihrer Stelle. Erst bis 1981 erfolgte mit Errichtung des Gewandhauses wieder eine vollständige bauliche Fassung des Stadtraums. Allerdings wurde der Konzertbau leicht in die ursprüngliche Fläche hineingerückt und in der Folge auch der Mendebrunnen nach Norden verschoben. Nach Karl Marx umbenannt, war der Platz als Aushängeschild des sozialistischen Staates gedacht.
Im Herbst 1989 wurde er überregional als Ort der Massenproteste gegen das Regime bekannt – ein Jahr später hieß er wieder Augustusplatz. 1998 erfolgte mit der Unterkellerung für eine Tiefgarage eine grundlegende Neugestaltung nach einer Konzeption von Professor Bernhard Winkler. Hauptidee war die Betonung der Achse zwischen Oper und Gewandhaus. In diesem Zusammenhang erhielt der Mendebrunnen ein Pendant in Form einer Fontäne in der Nordhälfte des Platzes. Dabei wurde die zusammenhängende Platzfläche gegenüber dem ursprünglichen Zustand stark reduziert, diese aber mit hochwertigen Natursteinmaterialien befestigt. Neu gesetzte Lindenreihen erinnern an die ursprünglichen Promenadenpflanzungen, befinden sich aber an anderer Stelle. Eine wallartige Erhöhung schirmt den Georgiring ab. Vor der stadtseitigen Bebauung leisten dies Kolonnaden, eine Tiefgarageneinfahrt und ein Café. Zum Beleuchtungskonzept gehören die nachts erhellten runden Aufbauten von Tiefgarageneingängen mit Außenwänden aus Milchglas. Mit dem Neubau des Universitätshauptgebäudes und eines Nachfolgebaus der Universitätskirche, Paulinum genannt, ist auch die Architektur der Westseite wieder in der Lage, dem Platz Charakter zu verleihen. (Quelle: "Leipzigs Grün", Passage-Verlag 2013)