Dittrichring
An der Westseite der Innenstadt ist das Zusammenspiel aus rahmender Bebauung und Promenadenanlagen heute weitgehend wieder so zu erleben wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Schon 1725 entstand vor Thomaskirche und -schule eine mehrreihige Lindenallee. Der Bereich unterhalb der Wohnung des Thomaskantors Johann Sebastian Bach nannte sich "Muhmenplatz". Hier herrschte reges Leben, trafen sich Kindermädchen und spielten Kinder unter großen Linden.
Am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die barocke Bebauung einschließlich der alten Thomasschule durch die bis heute weitgehend erhaltenen Gebäude ersetzt, die Thomaskirche erhielt 1886 die zum Ring ausgerichtete neugotische Westfassade. Zwischen 1903 und 1906 hinterließ auch in diesem Bereich Stadtgartendirektor Hampel seine Handschrift. Um Plato-Dolz-Denkmal, altes Bach-Denkmal und vor der Thomaskirche entstand eine repräsentative Freiflächengestaltung mit Schmuckpflanzungen, die mit der historistischen Architektur harmonierte. Hampel stellte sie als Musterbeispiel in einem Fachbuch vor. Nach dem Zweiten Weltkrieg galten grundsätzlich andere stilistische Vorstellungen; die historistischen Grünstrukturen wurden durch Rasen oder einfache Gehölzpflanzungen ersetzt.
Erst im Vorfeld des Bachjahrs 2000 erfolgte auf Grundlage einer gründlichen Recherche und von Bodenbefunden die Wiederherstellung nach einer Konzeption des Leipziger Landschaftsarchitekturbüros Franz. 2008 fand vor der Thomaskirche eine Kopie des 1936 vor dem Alten Gewandhaus demontierten Mendelssohn-Denkmals einen Platz.
Weiter nördlich, im Bereich des oberen Dittrichrings, besitzen die Promenaden auf relativ engem Raum waldartigen Charakter. Um den 1906 mit Motiven aus "Hänsel und Gretel" geschaffenen Märchenbrunnen, dessen zu Rüstungszwecken eingeschmolzene Bronzefiguren 1963 nachempfunden wurden, findet sich eine entsprechende Szenerie mit angepflanzten Waldstauden und -farnen. (Quelle: "Leipzigs Grün", Passage-Verlag 2013)