Martin-Luther-Ring
An der Stelle des Neuen Rathauses befand sich seit dem Mittelalter die Pleißenburg, ein landesherrlicher Sitz, später Kaserne, und auch als Ort der Leipziger Disputation zwischen Luther und dem Mönch Eck bekannt geworden. Nach dem Abriss erfolgte bis 1905 die Errichtung des Neuen Rathauses. Stadtbaurat Hugo Licht und Fritz Schumacher waren verantwortlich für den mächtigen Neorenaissancebau, in den der Turmschaft der Pleißenburg integriert wurde, komplettiert durch einen neuen Helm. Gemeinsam mit benachbarten Geschäftsgebäuden und dem später ergänzten Stadthaus verleiht das Gebäude dem Ring hier einen monumentalen Charakter.
Bei der Neugestaltung der Promenadenanlagen unter Stadtgartendirektor Hampel zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde diese Wirkung unterstützt. Die zuvor eher bescheidenen Grünbereiche erhielten eine formale Struktur mit aufwändigen Schmuckpflanzungen, die häufig auf die Gebäude- und Fassadengliederung bezogen war. Von der einst gepflanzten Platanenallee existiert noch eine Baumreihe.
Im westlichen Abschnitt des Bereichs erfolgte 2001 eine Wiederherstellung der Gestaltung Hampels. Symmetrisch der abgeschrägten Südwestfassade des Neuen Rathauses vorgelagert befindet sich seit 1999 jedoch ein neues Element: das Goerdeler-Denkmal. Die beiden aus den USA stammenden Künstler Jenny Holzer und Michael Glier schufen das dem ehemaligen Leipziger Oberbürgermeister gewidmete Mahnmal. Carl Friedrich Goerdeler (1884 bis 1945) trat 1936 aus Protest gegen den Abbau des Leipziger Mendelssohn-Denkmals von seinem Amt zurück, beteiligte sich am Widerstand gegen den Nationalsozialismus und wurde nach den Ereignissen des 20. Juli 1944 als Mitverschwörer hingerichtet. Ein regelmäßiger Glockenschlag aus einem in den Boden getriebenen Schacht sowie Zitatinschriften auf den umgebenden Stufen und Wegeplatten halten die Erinnerung wach. Mit zum Konzept gehört eine Umpflanzung mit kalt und metallisch wirkenden Stauden. (Quelle: "Leipzigs Grün" Passage-Verlag 2013)