Blühwiesen im Johannapark
Im Rahmen der Kampagne "Unser Park - Vielfalt erleben" werden seit 2021 artenreiche Blühwiesen entwickelt. Dazu wurde eine Herbstansaat mit gebietsheimischen Blühpflanzen, Gräsern und Kräutern realisiert und ein Mahdgutübertrag erprobt – das heißt: Eine artenreiche "Spenderwiese" wird gemäht und dieses Mahdgut dann auf die zu entwickelnde "Empfängerfläche" aufgebracht, damit dort die wertvollen Samen ausfallen und sich entwickeln können. Das hohe Blütenangebot der Wiesen verbessert die Lebensgrundlage heimischer Insekten, worüber sich wiederum insektenfressende Vögel freuen.
Übersichtskarte Johannapark - Maßnahme Blühwiesen
Die Parkanlage ist Bestandteil des Landschaftsschutzgebietes Leipziger Auwald und ein Kulturdenkmal.
Nördlich und östlich des zentralen Teichs erstrecken sich Liegewiesen für Entspannung, Freizeit und Spiel. Zwischen dem südlichen Spazierweg und der Karl-Tauchnitz-Straße sowie auf dem Areal zwischen Teich und Edvard-Grieg-Allee entstehen artenreiche Wiesen.
Blühwiesen unterscheiden sich von Kurzgrasflächen augenscheinlich zunächst durch ihre abwechslungsreiche Artenzusammensetzung und enorme Wuchshöhe von bis zu 130 Zentimetern. Ihre wirklich herausragende Bedeutung offenbart sich aber erst bei genauerer Betrachtung: eine unglaubliche Artenvielfalt! Denn Blühwiesen bieten im Vergleich zu Kurzgrasflächen genug Platz für eine ausgeprägte Schichtung in Ober-, Mittel- und Unterschicht und somit Lebensraum für eine Vielfalt an Pflanzen und Tieren. Damit sich all das Leben entwickeln kann, werden die Flächen maximal zweimal im Jahr gemäht.
Blühwiesen leisten einen wesentlichen Beitrag zur Förderung der biologischen Vielfalt. Ihre große Vielfalt an Pflanzenarten und schützende Wuchshöhe bilden den natürlichen Lebensraum und Nahrungsgrundlage für Schmetterlinge, Heuschrecken, Wildbienen und Insekten. So ernähren die Pflanzenarten der klassischen Langgraswiese 85 Prozent aller Wildbienenarten - ein aktiver Beitrag gegen das Insektensterben!
Indirekt sichert die Insektenvielfalt der Blühwiesen auch die Nahrungsgrundlage von parkbewohnenden Tieren, wie Vögel, Fledermäuse, kleine Amphibien oder Säugetiere. Über die Bedeutung für Fauna und Flora hinaus erbringen sie außerdem wichtige Ökosystemleistungen für Klima, Wasser, Luft und Boden. Für uns Menschen sind sie einfach wunderschön anzusehen - ein wildes, bunt blühendes Gräser-, Kräuter- und Blumenmeer.
Gesunde, artenreiche Wiesen entstehen im städtischen Raum nicht einfach von allein, sie müssen entwickelt und extensiv, also ohne Pestizide und Düngung, gepflegt werden. Dafür braucht es Planung, Fachwissen und fortwährende Kontrolle. Im Johannapark dürfen derzeit 2,7 Hektar Kurzgrasflächen aufwachsen. Das entspricht in etwa der Fläche von vier Fußballfeldern. Passend zum Entwicklungsstadium der Insekten und der Hauptblüte der Gräser, werden sie erst Ende Mai (oder Anfang Juni, je nach Witterung) erstmals gemäht. Circa acht Wochen später wird dann zum zweiten Mal gemäht. Dieser zeitliche Aspekt ist wichtig für die Entwicklung artenreicher Blühwiesen. Dabei bleibt das Mahdgut jeweils für einige Tage liegen, bevor es abtransportiert wird, um die ausfallenden Samen in der Fläche zu behalten.
Um die Artenvielfalt zu erhöhen, erprobten wir in diesem Zuge auch einen sogenannten Mahdgutübertrag. Es bleibt also nicht das eigene Mahdgut liegen, sondern das Mahdgut anderer artenreicher Wiesen wird auf der Fläche ausgebracht. Zusätzlich wurde eine Herbstansaat realisiert. Die Ansaat erfolgte auf gefrästem Boden. Für die Ansaat wurde ein gebietsheimisches Saatgut mit Blühpflanzen, Gräsern und Kräutern verwendet.
Für die Untersuchung der Vegetationsentwicklung der Blühwiesen im Johannapark wurden mehrere Untersuchungsflächen eingerichtet und eine Erfolgskontrolle durchgeführt. Auf jeder Untersuchungsfläche wurden die mittlere und die maximale Krautschichthöhe sowie die Deckung jeder vorkommenden Pflanzenart erhoben. Darauf aufbauend gilt es im Rahmen eines Monitorings zu klären, ob die Artenzahlen der Pflanzenarten, vor allem der krautigen Zielarten, mit Hilfe der umgesetzten Maßnahmen erhöht werden konnten.
Folgende Punkte zur Förderung der biologischen Vielfalt wurden umgesetzt:
- Herbstansaat (ohne Bewässerung) nach vorheriger Bodenvorbereitung (3 x Fräsen im Abstand von 2 Wochen je Arbeitsgang)
- Schutz der Flächen (Bodenvorbereitung) gegenüber anderen Nutzungen im Stadtgrün (temporärer Zaun)
- Kommunikation (Stelen)
- Ansaat mit gebietsheimischem Saatgut (25 Prozent Gräser und 75 Prozent Kräuter)
- Mahdgutübertrag mit artenreichem Mahdgut von Spenderflächen und zusätzlicher Ansaat ergänzender Arten (100 Prozent Kräuter)
- abschnittsweise und partielle Mahd (1. Mahd Ende Mai/ Mitte Juni, 2. Mahd circa 8 Wochen später)
- Mahd erfolgte mit Balkenmäher
- Mahdgut verblieb ein paar Tage auf der Fläche, wurde gewendet und beräumt
Blühwiesen sind nicht sehr strapazierfähig und sollten daher möglichst nicht betreten werden. Bitte unterstützen auch Sie unsere Maßnahmen zur Förderung der biologischen Vielfalt, indem Sie Blühwiesen nicht zum Grillen, Spielen oder Liegen nutzen.
Die Blühwiesen im Johannapark sind mit einer Stele gekennzeichnet.
Flächen die zu Blühwiesen entwickelt werden, sind mit einer Info-Stele gekennzeichnet. © Christian Hüller Bilder vergrößert anzeigenAnsaat einer Blühwiese im Johannapark im September 2021 mit zertifiziertem regionalem Saatgut durch Auszubildende des Eigenbetriebes Stadtreinigung Leipzig © Christian Hüller Bilder vergrößert anzeigenÜbertrag von artenreichem Mahdgut auf einer Fläche im Johannapark im September 2021 © Christian Hüller Bilder vergrößert anzeigenMahdgutübertrag im Johannapark im September 2021 © Christian Hüller Bilder vergrößert anzeigenAussaat von zertifiziertem regionalen Saatgut im Johannapark im September 2021 durch Auszubildende des Eigenbetriebes Stadtreinigung Leipzig und Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal © Christian Hüller Bilder vergrößert anzeigen
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