Karl-Heine-Kanal
Der Karl-Heine-Kanal im Leipziger Westen ist ein markantes Zeichen der Stadt. Mit seinen rund drei Kilometern Länge hat der künstliche Wasserlauf einiges in Petto: Er ist einer der bekanntesten Ort der Industriearchitektur, windet sich entlang kunstvoller Gebäudefassaden, bietet Platz für Boote, die so bis in das Leipziger Neuseenland gelangen, und funktioniert manchmal als Bühne für sommerliche Theaterstücke, zum Beispiel des Theaters der Jungen Welt. Darüber hinaus ist der Kanal ein Kulturdenkmal.
Freizeit
Der Kanal lädt vor allem sportbegeisterte Leipziger zu Bootsfahrten und zum Paddeln ein. Die Strecke führt unter 15 Brücken an Sehenswürdigkeiten wie der Philippuskirche oder dem Stelzenhaus vorbei und ermöglicht einen Blick in alte Backsteinbauten oder kleine Straßen mit Lofts und zahlreichen Cafes. An den Höhepunkten der Industriearchitektur vorbei, können die Besucher das Leipziger "Klein Venedig" zwischen der Weißen Elster, dem Lindenauer Hafen und dem Cospudener See entdecken. Hier entlang führt auch ein gut ausgebauter Radweg zwischen dem Stadtzentrum und Leipzig-Grünau. Dort findet man mit dem Kulkwitzer See eines der beliebtesten Naherholungsgebiete der Stadt mit Strand und Campingplatz.
Auch für Familien und Kindergruppen hat der Ort einiges zu bieten. Unter der Gießerbrücke befindet sich beispielsweise ein 160 Quadratmeter großer Wasserspielplatz mit einer Wasserbahn und Wasserpumpen. Für Naturbeobachter und Angler hat das Wasser des Karl-Heine-Kanals zahlreiche Fischarten zu bieten, manchmal lässt sich auch eine Gruppe Nutrias hier blicken.
Wohnen
Das Areal entlang des Karl-Heine-Kanals hat sich in den vergangenen Jahren zu einem der begehrtesten Wohn-, Arbeits- und Kulturstandorte Leipzigs entwickelt. In dem Quartier am Karl-Heine-Kanal vollzieht sich seit 1990 eine beispielhafte Transformation von einem grauen Industriestandort hin zu einem lebenswerten Stadtteil am Wasser mit einer Mischung aus Wohnen, Arbeiten, Kultur und Freizeit. Es konnte von vielen städtischen Entwicklungen profitieren, beispielsweise der geplanten Expo 2000, für die der Stadtteilpark in Plagwitz gebaut wurde. Viele Sanierungs- und Baumaßnahmen sowie der Ausbau von Wegeverbindungen sind auf das Programm "Stadtumbau: Aufwertungsgebiet Leipzig West 2012-2026" zurückzuführen. Auch auf dem Gelände der ehemaligen "Leipziger Jute-Spinnerei & -Weberei", zuletzt "VEB Texafol", in Neulindenau entstehen neue Wohnungen und Gewerbe. Dafür stehen knapp 20.000 Quadratmeter in denkmalgeschützten Produktionshallen des Textilbetriebs zur Verfügung.
Auszeichnungen
Das "Quartier Am Karl-Heine-Kanal" zwischen der Baumwollspinnerei und den Buntgarnwerken, wurde mit dem 3. Preis beim DIFA AWARD 2006 ausgezeichnet, einer Auszeichnung der besten europäischen Stadtquartiere. Die Besonderheit dabei: Es war als einziges der preisgekrönten Quartiere kein Teil der Innenstadt. Die Jury lobte die lebendige Urbanität dieses ehrgeizigen Projektes, das durch eine gelungene Einbindung von Partnern aus der Wirtschaft realisiert werden konnte. Besonders hob sie den sorgfältigen Umgang mit den Gewässern der Stadt hervor. Das Quartier bekam außerdem den Nationalen Preis für integrierte Stadtentwicklung und Baukultur in der Kategorie "Städte besser gestalten".
Geschichte
Die Vision, Leipzig zu einer Seestadt zu verwandeln, entstand schon im 19. Jahrhundert. Der Industriepionier Karl Heine sah hier viel Potenzial für die Schiffahrt und begann um das Jahr 1856 an der Idee zu arbeiten. Er wollte eine künstliche Wasserstraße bis zum Elster-Saale-Kanal bauen, der Plagwitz einen Platz auf der europäischen Wasserkarte verschaffen würde. Schon acht Jahre später feierte er den Bau des ersten Abschnitts. Nach einer Sanierung in den 1990er Jahren war eine Verlängerung des Kanals ein weiterer wichtiger Schritt. So konnte der Karl-Heine-Kanal 2015 mit dem Lindenauer Hafen endlich eine Einheit bilden.