Auf dem Weg zum Lichtfest Leipzig 2019: Lichtraum 6 "Für ein offenes Land mit freien Menschen!"
In Reflexion der Montagsdemos von 1989, die sich – ausgehend von der Nikolaikirche - buchstäblich immer mehr Raum entlang des Ringes eroberten, schafft die Wiener Künstlerin Victoria Coeln im Vorfeld des 9. Oktobers sechs Lichträume.
Der sechste Lichtraum wird am 7. Oktober 2019 (20 Uhr) neben der S-Bahn-StationWilhelm-Leuschner-Platz, später im angrenzenden Schillerpark (Lenné-Anlage) sichtbar werden.
Freiheit – Mut – Selbstermächtigung
Kurztexte aus der Tschechoslowakei, Polen, der DDR und anderen Staaten, die hinter dem "Eisernen Vorhang" lagen.
Viele Menschen in Europa lebten bis zum Herbst 1989 hinter dem "Eisernen Vorhang", einem Teil der Welt, der als sozialistisch galt. Trotz des utopischen Versprechens der Machthabenden war diese Staatsform nicht der "Himmel auf Erden", sondern für viele ihrer Bürgerinnen und Bürger das krasse Gegenteil.
Doch was störte die Menschen? Was fehlte ihnen, wo doch immerhin (die meisten) sichere Arbeit hatten / materiell abgesichert waren? Was bewegte sie, unter Losungen wie "Für ein offenes Land mit freien Menschen!" auf die Straße zu gehen, ihre Wünsche / Sehnsüchte zu artikulieren, und sich damit gegen die Regierenden zu stellen?
Die Kraft des Lichts steht hier der Macht des Wortes gegenüber. Eine Textcollage wird diesen Lichtraum füllen, Zeitzeuginnen und Zeitzeugen kommen zu Wort. Mit einem musikalischen Beitrag von Liederma-cher Stephan Krawczyk.
Projektpartner: Polnisches Institut Berlin – Filiale Leipzig (Bernd Karwen); Stadtgeschichtliches Museum Leipzig (Johanna Sänger); Archiv Bürgerbewegung Leipzig e. V. (Uwe Schwabe, Michael Wildt)
Wildwechsel im Park
Stadtparks sind tagsüber öffentliche Orte der Erholung. Sobald es dunkel wird, können sie sich wandeln. Der Park wird zum Ort der Heimlichkeit, der Schutz bietet vor ungebetenen Blicken und Begegnungen mit den Ordnungsorganen.
Gesetze geben die Rahmenbedingungen für unser Leben vor, bilden aber nicht die soziale Realität ab. In Deutschland spricht sich zwar die große Mehrheit der Menschen für die völlige Gleichberechtigung homosexueller Menschen aus, doch einander in der Öffentlichkeit küssende Frauen oder Männer werden von vielen Menschen als unangenehme Störung empfunden.
In der DDR war Homosexualität unter Erwachsenen seit 1968 zwar nicht mehr strafbar, aber dennoch nicht toleriert. Was passierte in den damaligen Nächten im Schillerpark? Was hat ein Park, einst und jetzt, mit der Suche nach persönlicher Freiheit und gesellschaftlicher Gleichberechtigung zu tun? Diese Diskrepanz nimmt die Performance mit Musik und Text in den Blick.
Regie / Konzeption: Christian Hanisch
Dramaturgie / Recherche: Christoph Awe
Schauspiel / Live-Musik: Karoline Günst, Alexander Fabisch, Victoria Schätzle, Gabriel Jagieniak
Sichtbarkeit des Lichtraums 7.10. (20 Uhr) – 9.10.2019,
täglich von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang.
Veranstaltungsort
Wilhelm-Leuschner-Platz
04107 Leipzig