Lutherstätten in Leipzig
An vielen Orten in Leipzig findet sich ein Stück Reformationsgeschichte - vom historischen Ort der Leipziger Disputation über Wohn- und Wirkungsstätten von Anhängern Luthers bis hin zu Nikolai- und Thomaskirche.
Pleißenburg (heute Neues Rathaus)
Die Pleißenburg stellt einen der wichtigsten Schauplätze der Reformationsgeschichte dar. 1519 fand dort die Leipziger Disputation statt - Martin Luthers endgültiger Bruch mit der Katholischen Kirche. Als der protestantische Glauben 1539 schließlich Staatsreligion im Herzogtum Sachsen wurde, hielt Luther die Einführungspredigt in der Kapelle der Pleißenburg. 1547 wurde die Anlage zerstört und 1905 auf ihren Grundmauern das imposante Neue Rathaus erbaut.
Seit 2017 gibt es hier ein Erinnerungsort, den der Leipziger Künstler Harald Alff im Auftrag des städtischen Kulturamtes gestaltet hat: An der Ostseite des Neuen Rathauses (Hugo-Licht-Straße) wurde eine Installation zum Gedenken an die Leipziger Disputation von 1519 eingeweiht.
Seit 2019 steht auf dem Burgplatz ein Hotel, dessen Fassade an die Leipziger Disputation erinnert. Es sind folgende Figuren zu sehen. In der oberen Reihe: Universitäts-Professor Petrus Schade Mosellanus, Johannes Calvin, Johann Langius Lembergius (von rechts nach links). In der unteren Reihe: Dr. Johannes Eck, Herzog Georg von Sachsen, Martin Luther (von rechts nach links).
Adresse: Martin-Luther-Ring 4-6
Bilder vergrößert anzeigen© Stadt Leipzig Bilder vergrößert anzeigen © ec Advisors Bilder vergrößert anzeigen Figur Martin Luthers an der Fassade des neu gebauten Hotels am Burgplatz © ec Advisors Bilder vergrößert anzeigen
Thomaskirche
Das spätgotische Gotteshaus geht auf das 12. Jahrhundert zurück. Eine Gedenktafel an einer Säule im Kirchenschiff erinnert an den Beginn der Reformation. Eines der großen farbigen Kirchenfenster zeigt Martin Luther mit der Bibel.
Die Leipziger Disputation 1519 begann mit einer Messe in der Thomaskirche. 1539 hielt Luther dort die Festrede zur offiziellen Einführung des protestantischen Glaubens als Staatsreligion. Die Kirche ist außerdem untrennbar mit Johann Sebastian Bach verbunden - überzeugter Lutheraner und Komponist unzähliger Werke der evangelischen Kirchenmusik. 27 Jahre lang wirkte als Thomaskantor. Sein Grab befindet sich im Chorraum der Thomaskirche.
Adresse: Thomaskirchhof 18
Auerbachs Keller
Altes Rathaus
Der prächtige Renaissancebau von 1556 beherbergt heute das Stadtgeschichtliche Museum, in dem Bilder von Lucas Cranach dem Älteren, Schriften Martin Luthers, der Lutherpokal und der Ehering von Luthers Frau ausgestellt sind.
Adresse: Markt 1
Universitätskirche St. Pauli (heute Paulinum der Universität)
Die 1240 geweihte Klosterkirche der Dominikanermönche wurde mit dem Gottesdienst und der letzten Predigt Luthers in Leipzig am 12. August 1545 zur evangelischen Universitätskirche St. Pauli. Obwohl sie während des Zweiten Weltkrieges nur leicht beschädigt wurde, ließ die DDR-Führung das Gotteshaus 1968 sprengen. Heute greift das Paulinum des neuen Universitätscampus die Formen der einstigen Paulinerkirche wieder auf.
Adresse: Augustusplatz 10
Thüringer Hof
Während seiner Aufenthalte in Leipzig soll Luther oftmals im Gasthaus seines Freundes Dr. H. Schmiedeberg geweilt haben - dem Thüringer Hof. Schmiedeberg bedachte Luther sogar mit einer Erbschaft. Bei einem Umbau des Gebäudes Anfang der 1930er Jahre entstand im Erdgeschoss die "Luther-Halle", die 1933 eingeweiht wurde.
Adresse: Burgstraße 19
Hôtel de Pologne
Zu Luthers Zeit stand hier das Haus von Melchior Lotter. Er war einer der wichtigsten Verbreiter lutherischer Ideen. Allein in den Jahren 1518 bis 1520 wurden über 40 Schriften Luthers in seiner Werkstatt gedruckt. Während der Leipziger Disputation wohnten Martin Luther, Philipp Melanchthon und Andreas Bodenstein (genannt Karlstadt) in diesem Haus.
Adresse: Hainstraße 16-18
Barthels Hof
Am Markt, Ecke Hainstraße, befindet sich einer der Eingänge zu Barthels Hof. 1539 soll Luther vom Erker des Hauses aus zum Volk gepredigt haben - was allerdings leider nicht belegt ist. 1870/71 wurde das Gebäude umgestaltet und der Erker von der Markt- zur Hofseite verlegt.
Adresse: Hainstraße 1 (Markt, Ecke Hainstraße)
Fregehaus
Der gotische Eingang führt zu einem kleinen Innenhof mit einem Sandsteinporträt von 1535. Es zeigt Kaiser und Papst sowie schräg unter ihnen ein Mönch. Die Deutung des Bildnisses ist nicht eindeutig geklärt, aber es heißt, das Bild zeige in trauter Eintracht Papst und Kaiser über dem am Boden liegenden Luther. Die Bezeichnung "Verspottung Luthers" ist umstritten.
Adresse: Katharinenstraße 11
Museum der bildenden Künste
Das Museum der bildenden Künste besitzt eine große Zahl grafischer Blätter sowie 18 Gemälde von Lucas Cranach dem Älteren und Lucas Cranach dem Jüngeren, von denen elf ausgestellt sind. Am berühmtesten ist das "Bildnis Luthers als Junker Jörg" (1521) von Cranach dem Älteren.
Luther verband mit dem in Wittenberg wirkenden Lucas Cranach dem Älteren eine enge Freundschaft. Cranach gilt als ein bedeutender Maler der deutschen Reformation, der, neben der Anfertigung zahlreicher Luther-Porträts und Gemälde führender Persönlichkeiten, auch reformatorische Schriften mit seinen Grafiken illustrierte. In seiner Werkstatt ließ er mehrere dieser Schriften und die Übersetzung des Neuen Testaments drucken. Auch bei Cranach dem Jüngeren dominierten Bildnisse und Bilder mit explizit protestantischen Themen.
Adresse: Katharinenstraße 10
Nikolaikirche
Die 1165 fertiggestellte Kirche besitzt eine gotische Kanzel aus der Zeit Luthers, die aus diesem Grund auch die "Lutherkanzel" genannt wird. Im Jahr 1539 gab es hier den ersten lutherischen Gottesdienst der Stadt, die Kirche wurde Sitz des ersten Superintendenten und damit Hauptkirche Leipzigs.
Im Herbst 1989 spielte die Nikolaikirche als Ort der Montagsgebete eine entscheidende Rolle bei der Friedlichen Revolution.
Adresse: Nikolaikirchhof 3