Braemer, Edith Sophie (geborene Abel) - Leipziger Frauenporträts
Prof. Dr. Edith Braemer © Universitätsarchiv Leipzig, FS_N00719 Bilder vergrößert anzeigen
Rubrik
- Wissenschaft
geboren/ gestorben
16. Juli 1909 (Hamburg) - 13. April 1969 (Leipzig)
Zitat
"[...] Die neue Wirklichkeit gewährte mir mehr, als die kühnsten Blütenträume je verheißen hatten. Und das Schönste ist, die Fahne weiterzugeben an junge Menschen."
(aus: Universitätsarchiv Leipzig, NA Voegt, Hedwig, 4.11)
Kurzporträt
Edith Braemer, Kommunistin jüdischer Herkunft, wurde 1965 auf eine Professur mit Lehrstuhl für Neuere und Neueste Deutsche Literaturgeschichte an der Philologischen Fakultät der Karl-Marx-Universität Leipzig berufen und ist damit die erste Frau, die hier als ordentliche Professorin (Professorin mit Lehrstuhl) wirkte.
Herkunftsfamilie
- Vater: Theodor Abel (1883-1957)
- Mutter: Lilli Abel, geborene Rosenthal (1886-?)
- Geschwister: Ruth (1913-?)
Biografie
Edith Abel wurde am 16. Juli 1909 als Tochter des jüdischen Kaufmanns Theodor Abel und seiner Frau Lilli in Hamburg geboren. Ab dem sechsten Lebensjahr besuchte Edith Abel eine Mädchenrealschule, die sie 1925 abschloss. Anschließend wechselte sie auf die Lichtwark-Schule (Oberschule), brach den Schulbesuch aber bereits ein Jahr später ab und heiratete im Alter von 17 Jahren den Kaufmann Rudolf Weiss. 1928 wurden die Tochter Eva und 1929 der Sohn Rolf geboren.
Das Ehepaar Weiss betätigte sich bis 1930 in der Jung-Demokratischen Arbeitsgemeinschaft. Als ihr Mann 1931 unerwartet starb, trat Edith Weiss der KPD bei.
Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten wurde sie im Sommer 1933 erstmals verhaftet. 1935 kam sie erneut für längere Zeit in Haft, wurde schließlich wegen Hochverrats angeklagt und zu 30 Monaten Zuchthaus verurteilt. Mit Hilfe ihrer Eltern gelang es Edith Weiss, ihre Kinder 1938 mit einem Kindertransport nach England in Sicherheit zu bringen. Im Januar 1939 wurde sie aus dem Zuchthaus entlassen. Ihr gelang die Emigration nach Shanghai. Dort schlug sie sich mit diversen Arbeitsgelegenheiten durch. So arbeitete sie als Krankenpflegerin, in einem Kinderheim, in einer Leihbücherei und als Haushaltshilfe.
Im November 1946 konnte Edith Weiss mit einem Besuchsvisum zu ihren Kindern nach England reisen. Dort lernte sie den deutschen Emigranten Gerhard Braemer kennen: Sie heirateten, knüpften Kontakte in die Sowjetische Besatzungszone und reisten im September 1947 nach Berlin.
Edith Braemer trat in die SED ein und fand als marxistischer Kader der literaturwissenschaftlichen Germanistik ohne Abitur Aufnahme in die von dem Philologen, Germanisten und Literaturhistoriker Gerhard Scholz geleitete wissenschaftliche Nachwuchsgruppe an der Humboldt-Universität Berlin. Sie begann ein Germanistikstudium und erhielt anschließend eine Aspirantur. Im Mai 1949 wechselte sie als wissenschaftliche Assistentin von Scholz, der ihr Mentor und Förderer war, an das Goethe-Schiller-Archiv in Weimar. 1951 erhielt Braemer einen Lehrauftrag für deutsche Literatur des 18. Jahrhunderts an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und ihr Sohn Ulrich wurde geboren. Im Jahr darauf promovierte sie. Sie bekam eine Habilitationsaspirantur und wurde 1958 an der Universität Rostock habilitiert. 1959 erhielt sie die Berufung als Professorin mit Lehrauftrag und wurde mit der Leitung des Germanistischen Institutes an der Universität Rostock beauftragt. Zwei Jahre später erfolgte die Berufung zur Professorin mit vollem Lehrauftrag; 1964 wurde sie zur Professorin mit Lehrstuhl für Neuere und Neueste Literaturgeschichte berufen.
Ihr akademisches Leben führte zu einer Entfremdung von ihrem Mann. Anfang 1964 wurde die Ehe geschieden. Edith Braemer wollte Rostock verlassen. Durch Vermittlung des Staatssekretariats für das Hoch- und Fachschulwesen erhielt sie eine Berufung an die Karl-Marx-Universität Leipzig, wo ihre enge Bekannte, die emeritierte Professorin Hedwig Voegt lebte. Im Frühjahr 1965 wechselte Braemer als Professorin mit Lehrstuhl für Neuere und Neueste Literaturgeschichte an die neu gebildete Philologische Fakultät. Zentrale Aufgabe dieser Fakultät war die Ausbildung von sozialistischen Lehrer/-innen für die Polytechnischen Oberschulen.
Braemer litt an einem Gallen- und Leberleiden, das in der Emigrationszeit in Shanghai aufgetreten war, aber erst Jahre später diagnostiziert wurde. Wiederholt waren seit den 1950er-Jahren längere Krankenhausaufenthalte zur Behandlung der Erkrankung erforderlich. Nach einer Operation starb Edith Braemer am 13. April 1969 an den Krankheitsfolgen. Sie wurde in Leipzig auf dem Südfriedhof im "Ehrenhain der Sozialisten" bestattet.
Werke
- Zus. mit Hedwig Voegt, Die Forderung des Tages. Ein Goethe-Bild für die Werktätigen, Berlin (Ost) 1949.
- Geniezüge an Goethes Erwin von Steinbach und Gottfried von Berlichingen, Dissertation, 1952.
- Zur Bedeutung Schillers als Nationaldichter, Erfurt 1955.
- Goethes Prometheus und die Grundpositionen des Sturm und Drang, Weimar 1959.
- Zusammen mit Ursula Wertheim, Studien zur deutschen Klassik, Berlin (Ost) 1960.
Adressen in Leipzig
- 1968-1969: Schönbachstraße 34
Erinnerung/ Gedenken/ Würdigung in Leipzig
- Christine Träger, Edith Braemer (1909-1969). In: Namhafte Hochschullehrer der Karl-Marx-Universität Leipzig, Band 1, Leipzig 1982, Seiten 54-61.
- Grabstätte auf dem Südfriedhof
Zum Weiterlesen/ Literatur/ Quellen
- Gert Liebich: Braemer, Edith (geb. Abel). In: Internationales Germanistenlexikon 1800-1950, Band 1, Berlin, New York 2004, Seite 254 und folgende.
- http://de.wikipedia.org/wiki/.../
- www.google.de/?gws_rd=ssl#q=http:%2F%2F..
- http://research.uni-leipzig.de/.../Braemer_1104/
- Universitätsarchiv Leipzig, PA 1224 (Edith Braemer).
- http://de.wikipedia.org/wiki/Edith_Braemer
Autor: Steffen Held, 2015