Ducke, Elfriede - Leipziger Frauenporträts
Elfriede Ducke in ihrem Atelier 1996 © Godula Kosack Bilder vergrößert anzeigen
Rubrik
- Kunst
geboren/ gestorben
4. Februar 1925 (Leipzig) - 13. Juni 2015 (Grimma)
Zitat
"Die moderne Zeit hat die Gleichberechtigung der Frau immer noch nicht geschafft. Eine wunderbare Sendung im ZDF ist die Mona-Lisa [...] Vielleicht wird alles mal besser."
(Brief vom 8. März 1995)
Kurzporträt
Elfriede Ducke zählt zu den bedeutenden Tierbildnern. Ausgehend von genauer Betrachtung und feinfühliger Hinwendung zu Tieren verschiedener Gattungen und Arten schuf sie in der Nachfolge von August Gaul (1869-1921) und ihres Lehrers Alfred Thiele (1886-1957) ein kompaktes Werk in Bronze, Stein, Keramik.
Herkunftsfamilie
- Vater: Heinrich Ducke (26.11.1886 in Wartenberg bis 16.6.1975 in Leipzig), Montage-Inspektor
- Mutter: Hildegard Ducke, geborene Mädel (24.03.1891 in Gotha bis 27.10.1972 in Colditz)
Biografie
Elfriede Ducke besuchte 1941 bis 1945 in Leipzig die Meisterschule für das gestaltende Handwerk und 1946 bis 1949 die Fachschule für angewandte Kunst. Ihre wichtigsten Lehrer waren der Bildhauer Alfred Thiele und der Keramiker Kurt Feuerriegel. Schon früh steckte sie ihr Gestaltungsrevier ab. Ihre Modelle wurden Tiere, die sie mit Ton und Gips formte, als Terrakotta brannte und vom Gießer in Bronze gießen ließ, oder die sie aus dem Stein schlug, kratzte, schabte. Später kamen Assemblagen aus verschiedenen Materialien hinzu. So setzte sie die Tradition der in Leipzig speziell auch von Hellmuth Chemnitz (1903-1969) entwickelten Tierbildhauerei fort, die sich durch verknappte realistische Formulierung, zuweilen auch ins Erzählerische übergehend, auszeichnete. Durch die Begrenzung des Themenbereiches avancierte Elfriede Ducke zur anerkannten Tierbildhauerin.
Ihre Gestalten physiologisch, psychologisch genau beobachtet umgesetzt, bereiten immer wieder besondere Freude. Das ging so weit, dass Werke - wie das "Verlorene Schaf" - 1997 aus einer Ausstellung der Künstlerinnengemeinschaft GEDOK gestohlen wurden, ein Schicksal, dem auch die bronzenen Wasservögel für den Märchenbrunnen am Dittrichring und für den Brunnen im Wohnhof zwischen Katharinen- und Reichsstraße nicht entkamen. Die einen wurden erneuert, die anderen nicht.
Neben Gisela Richter-Thiele (1916-2000) und Hanna Studnitzka (1917-2006) konnte sich Elfriede Ducke mit Plastiken und Reliefs für den öffentlichen Raum in Leipzig und an anderen Orten behaupten. Um 1970 entstand für eine Kindereinrichtung im Leipziger Westen ein Bär aus Porphyr, für einen Universitätskindergarten ein Mutterschaf aus Sandstein. Eine ähnliche Schafgruppe aus Kalkstein schuf Elfriede Ducke bereits 1956 für den agra-Park Markkleeberg. Als wohl einzige menschliche Figur von ihrer Hand entstand Anfang der 1960er-Jahre die lebensgroße Bronzeplastik "Zeichnendes Mädchen" für einen Schulhof in Oschatz.
Wie August Gaul, Reneé Sintenis oder Etha Richter fand Elfriede Ducke das Besondere und Individuelle im Tier von Spezies zu Spezies in ganz besonderer Weise und versuchte auch ihre eigene Utopie zu realisieren, wenn sie in einem Entwurf die Gepardin, deren kraftvolle statuarische Gestalt sie besonders liebte, zur Beschützerin von Uhu, Biber und anderen Tieren erkor. Der grazile Windhund, aber auch der Ängstliche, die Ruhenden und sich Räkelnden, die Aufmerksamen und die Gefährdeten - sie beobachtete sie und formte sie. Seien es der lachende Große Pavian, die fünf zwitschernden Spatzen auf einem Sims, Katze und Maus friedlich vereint, ein Vogel, der aus einer Konservendose lugt, die Ziege, die Hals und Kopf aus dem Dach einer Hütte reckt, die von einem Strick gefesselte Taube, ein "Springender Hase", auf einem Bein stehend, die anderen drei Pfoten in die Luft schlenkernd.
Zur Eigenart Elfriede Duckes gehörte: Sie zeichnete und malte nicht, sie modellierte nur in Ton und Gips und holte die Gestalt aus dem Stein heraus. Beobachtet hat sie die Tiere im Freien, vor allem im Leipziger Zoo, litt auch mit ihnen. So schrieb sie mir im August 1999: "Die vielen Feste, der Rummel bis spät in die Nacht, natürlich dreht es sich um die Einnahmen, was auch wichtig ist. Mir geht's um die Tiere, die ständigen Stress durch die Besucher haben. Sie werden bis zu später Stunde vorgeführt, gestreichelt [...] Prof. Grzimek war für einen besucherfreien Tag, um den Tieren Ruhe zu gönnen."
Skulpturen von Elfriede Ducke wurden oft ausgestellt, sie waren in den Präsentationen des Künstlerbundes und der GEDOK ebenso zu sehen, wie in Galerien und Museen, zum Beispiel auch dem Leipziger Naturkundemuseum. Sie befinden sich in vielen öffentlichen Sammlungen und sind auch von privater Seite heiß begehrt.
Die Existenz der frühen Jahre sicherte figürliche und Gefäßkeramik, oft beides kombinierend und mit viel Sinn für Humor hergestellt. Legendär sind Elfriede Duckes blaue Pferde, einzeln oder in Gruppen, zusammengerollte Katzen als Kerzenhalter, rötlichbraune Flusspferde mit offenem Maul, ein Pelikan als Schale, die Ziege als Blumentopf, eine Henne mit Küken als Dose.
Elfriede Ducke schenkte den Tiere alle Aufmerksamkeit und mahnt mit ihren Werken, den Geschöpfen der Natur und der Kunst mit Achtung und Zuneigung zu begegnen.
Werke
- Mutterschaf 1956, Kalkstein, agra-Park Markkleeberg
- Sitzender Biber, 1958, Sandstein, Tierpark Berlin-Friedrichsfelde
- Sitzender Hund, 1961, Bronze
- Affenmutter, 1961, Bronze, Städtische Kunstsammlungen Görlitz
- Drei Wasservögel, 1964, Bronze, Brunnen im Wohnhof Reichsstraße 11, durch Diebstahl verloren
- Zwei Wasservögel am Märchenbrunnen, 1965, Bronze, Leipzig, Dittrichring
- Großer Pavian, 1968, Bronze
- Windhund I, 1972, Bronze, Kunstsammlung Kloster Unser Lieben Frauen Magdeburg
- Liegender Gepard, 1973, Bronze, Museum der bildenden Künste Leipzig, Kunstsammlung Kloster Unser Lieben Frauen Magdeburg
- Schafherde, 1976, Bronze
- Eule, 1978, Sandstein
- Affenmutter, 1979, Bronze, Naturkundemuseum Leipzig
- Falke, 1980, französischer Kalkstein
- Spatzen, 1981, französischer Kalkstein
- Sitzender Gepard, 1981, Kalkstein
- Papagei, 1982, Porphyr
- Eule, 1982, Sandsteinrelief
- Schimpanse, 1983, Sandstein
- Großer Pavian, 1985, Sandstein
- Gefesselte Taube, 1986, Bronze, Sächsischer Kulturfonds
- Krähenbaum I, 1987, Bronze, Medaillensammlung Halle
- Ente im Schilf, 1989, Bronze
- Katz und Maus, 1989, Bronze
- Mops, 1989, französischer Kalkstein
- Tukan, 1990, Terrakotta
- Krähenbaum II, 1990, Terrakotta und Aquarellfarben
- Windhund II, 1991, Bronze
- Pleiße ans Licht, 1991, gebrannter Ton
- Tote Taube, 1993, Bronze
- Liegende Katze, 1994, Bronze
- [Ziege aus dem Hausdach schauend], 1997, Französischer Kalkstein/ Zinn
- Springender Hase, 1999, Bronze
- Katze auf dem Dach, 2000, Bronze
- Behaust, 2001, Kalkstein/ Bronze
- Neugierige Ziege, 2003, Bronze
Adressen in Leipzig
- 1925-1943: Wilhelminenstraße 18, 2. Etage
- 1943-1996: Lützner Straße 67
- 1996-2012: Lützner Straße 69 a
- Atelier: Lützner Straße 75
Zum Weiterlesen/ Literatur/ Quellen
- (Katalog) Der Verband Bildender Künstler stellt aus: Grafik, Zeichnungen, Aquarelle, Klein-Plastik. Museum der bildenden Künste 1952; Herausgeber: Verband Bildender Künstler. Leipzig 1952, unpaginiert.
- (Katalog) Kunstausstellung Leipzig 1956. Herausgeber: Verband Bildender Künstler. Leipzig 1956, unpaginiert.
- (Katalog) 5. Kunstausstellung Bezirk Leipzig. Herausgeber: Verband Bildender Künstler. Leipzig 1959, unpaginiert.
- (Katalog) 500 Jahre Kunst in Leipzig. Herausgeber: Museum der bildenden Künste Leipzig 1965, Seite 45.
- (Katalog) 8. Kunstausstellung Bezirk Leipzig. Herausgeber: Rat des Bezirkes Leipzig, Verband Bildender Künstler Leipzig. 1972, Seite 13.
- (Katalog) 9. Kunstausstellung des Bezirkes Leipzig. Herausgeber: Museum der bildenden Künste Leipzig 1974. Seite 147.
- (Katalog) Leipziger Gegenwartskunst in Kiew. Leipzig 1976 (auf russisch, unpaginiert).
- Günter Meißner: Leipziger Künstler der Gegenwart. Leipzig: VEB E.A. Seemann 1977, Seite 121, Abbildung 18.
- (Katalog) Tiere der Wildnis in der Malerei, Graphik und Plastik aus fünf Jahrhunderten.
- Ausstellung zum 100jährigen Jubiläum des Leipziger Zoos. Museum der bildenden Künste Leipzig 1978, Seite 90, Abbildung Nummer 148.
- Ein Atelierbesuch bei Elfriede Ducke und Hanna Studnitzka. In: information. Museum der bildenden Künste Leipzig. Heft 4, 1979, Seiten 14/15.
- (Katalog) 10. Kunstausstellung des Bezirkes Leipzig. Herausgeber: VEB E. A. Seemann Verlag, Rat des Bezirkes Leipzig 1979, Seite 47;
- Olaf Jahn: Kunst am Bau. Herausgeber: Schloss Mosigkau, 1980.
- Anja Jorek: Elfriede Ducke - Ein Atelierbesuch (Manuskript), Markleeberg 1980.
- (Katalog) IX. Kunstausstellung der DDR Herausgeber: Ministerium für Kultur, Verband Bildender Künstler der DDR. Dresden 1982, Seite 277.
- (Katalog) Kunst in Leipzig 1949-1984. Museum der bildenden Künste Leipzig 1984, Seite 60, 83;
- (Katalog) 11. Kunstausstellung des Bezirkes Leipzig. Herausgeber: Verband Bildender Künstler. Leipzig 1985, Seite 48, 159.
- (Katalog) Tierbilder. Kunst im agra-Park. Leipzig 1986. Text Renate Hartleb.
- Magda George: Tierplastiken von Elfriede Ducke. Burggalerie Magdeburg 1986.
- (Katalog) X. Kunstaustellung der DDR. Herausgeber: Ministerium für Kultur der DDR und Verband Bildender Künstler der DDR 1987, Seite 469.
- (Katalog) Kunst und Landwirtschaft. Kunst im agra-Park. Leipzig 1989, Seite 15, 18.
- (Katalog) Getrennt vereint - Künstlerinnen aus Leipzig, Hannover, Hamburg, Lübeck, München stellen sich vor. Herausgeber: GEDOK Leipzig/ Sachsen e. V., Frauen-Anstiftung Hamburg. Leipzig 1994, Seiten 14/15.
- GEDOK Leipzig/ Sachsen e. V.: Katalog 1995, Seiten 23/24.
- Axel-Alexander Ziese: Allgemeines Lexikon der Kunstschaffenden in der bildenden und gestaltenden Kunst des ausgehenden XX. Jahrhunderts, Band 4. Nürnberg: arte Factum Verlagsgesellschaft mbH 1995.
- Ute Camphausen: Die Leipziger Kunstgewerbeschule. Herausgeber: Olaf Thormann. Leipzig: Faber & Faber 1996, Seite 188/89; Malerei.
- Anneliese Hübscher: Das Haus. Malerei, Grafik, Plastik Leipziger Künstlerinnen. Herausgeber: Kustodie der Universität Leipzig 1998.
- Rita Jorek: Sehen und formen/ Die Tierbildnerin. In: Elfriede Ducke - Tierplastiken. Katalog zur Ausstellung im Naturkundemuseum Leipzig 1999, Edition Nummer 3 GEDOK Leipzig/ Sachsen e. V., Seiten 3-12.
- Museum der bildenden Künste Leipzig - Katalog der Bildwerke. Herausgegeben von Herwig Guratzsch. LETTER Schriften Band 11, 1999, Seite 100.
- Behaust-unbehaust (Kalender für 2002). Herausgeber: GEDOK Leipzig/ Sachsen e. V. 2001.
- (Katalog) Stachlige Sterne. Zu Sarah Kirsch. Jahresausstellung der GEDOK Gruppe Leipzig/ Sachsen 2008. Herausgegeben von Rita Jorek mit Unterstützung der Isolde-Hamm-Stiftung, Seite 15, 32.
- (Katalog) Körperspiele. Ausstellung 2009 der GEDOK Gruppe Leipzig/ Sachsen. Herausgegeben von Rita Jorek mit Unterstützung der Isolde-Hamm-Stiftung 2009, Seite 13, 32.
- (Katalog) Verdichtet - was war - was ist - was wird sein. 20 Jahre GEDOK, Teil II, Herausgeber: GEDOK Leipzig/ Sachsen 2011, Seiten 24, 63.
Autorin: Rita Jorek, 2015