Eger, Susanna (geborene Born) - Leipziger Frauenporträts
Auszug aus dem "Leipziger Kochbuch", Reprint von 1745. Edition Leipzig Verlag 1983. © Edition Leipzig Verlag 1983 Bilder vergrößert anzeigen
Rubrik
- Wirtschaft
geboren/ gestorben
1640 (Leipzig) - 1713 (Leipzig)
Zitat
"Vor diejenigen, welche schon zu einer Vollkommenheit im Kochen gelanget sind, habe ich diese Bogen nicht so aufgesetzet, sondern denen Anfängern zu Liebe zusammen getragen. Doch können auch die ersten vielleicht etwas finden, das ihnen nicht gantz unangenehm ist."
(Vorwort zum "Leipziger Kochbuch")
Kurzporträt
Susanna Eger, Witwe mit vier Kindern, erwirtschaftete ihren Lebensunterhalt wahrscheinlich als so genanntes "Kochweib" und wurde 1706 bekannt als Verfasserin des "Leipziger Kochbuchs", das rund 900 Rezepte der einfachen bis gehobenen sächsischen bürgerlichen Küche enthält.
Herkunftsfamilie
- Vater: Carl Günther Born (Kramermeister in Leipzig)
Biografie
Als anschauliches Beispiel für die bürgerliche Küche im Barock gilt das "Leipziger Kochbuch" der Susanna Eger. Ihr Lebensweg ist charakteristisch für Leipziger Bürgerfrauen ihrer Zeit. Im Jahr 1640 erblickte sie als Tochter des Kramermeisters Carl Günther Born das Licht der Welt. Im Alter von 17 Jahren heiratete sie den Handelsmann Johan Jacob Eger, der aus Lindau am Bodensee stammte und in der aufstrebenden Handelsstadt Leipzig sein Glück fand. Vier Kinder gingen aus der Ehe hervor und Susanna Eger hatte damit einem großen Haushalt vorzustehen.
Ihr Mann gehörte mit Sicherheit nicht zu den Großen der hiesigen Handelswelt, vielmehr zum Mittelstand der Krämer und kleinen Händler. Daraus ergab sich eine sparsame Haushaltführung, die uns die Egerin, wie sie die Zeitgenossen nannten, in ihrem Kochbuch darlegt. Aber auch ein ausgeprägter Hang zur Repräsentation besonders den Fremden gegenüber war ein typischer Wesenszug der Leipziger. Daher weist deren Küche eine große Spanne von einfachen, mit geringen Mitteln herzustellenden Speisen bis hin zu ausgeklügelten, aufwändigen lukullischen Genüssen auf. Susanna Eger lernte nicht nur den im aufstrebenden Leipzig sichtbaren Wohlstand kennen. In den letzten Jahren des Dreißigjährigen Krieges geboren, wuchs sie mit dessen verheerenden Auswirkungen und der Besetzung der Stadt durch die Schweden auf. Sie erlebte jedoch auch das Wiedererwachen des am Boden liegenden geschäftlichen und gewerblichen Lebens in Leipzig.
Dessen Einwohnerzahl war zum Ende des Krieges auf 12.000 gesunken. Als die Egerin 1713 starb, war die Einwohnerzahl schon wieder bei etwa 25.000 angelangt - ein deutliches Zeichen für die Stadtentwicklung.
Obwohl Susanna Eger wahrscheinlich nie über die Grenzen Leipzigs und des Umlandes hinaus gekommen ist, hat sie in ihren mehr als sieben Lebensjahrzehnten sehr viel erlebt und gesehen. Schließlich wurde die Stadt immer wieder als eine kleine Welt in sich gepriesen. Diese Vielfalt und lange Erfahrung prägen ihr "Leipziger Kochbuch". So sind manche neuartigen Lebens- und Genussmittel bereits aufgeführt und Altes, Herkömmliches noch bewahrt.
Die Egers wohnten in der Reichsstraße, also nahe am städtischen Lebensmittelzentrum. Auf dem Markt vor dem Alten Rathaus wurden dreimal in der Woche neben anderen Dingen des täglichen Bedarfs Getreide, Fleisch, Brot, Obst, Gartenkräuter und andere Lebensmittel angeboten. Wenige Schritte weiter am Naschmarkt türmten sich Kirschen, Beerenobst, Äpfel und Birnen. Auch die Fisch- und die Käsehändler boten ihre Waren feil. Außerdem befanden sich dort im "Burgkeller" das städtische Bierzentrum und die Garküchen. Ob sich die Egerin dort Anregungen holte, wissen wir nicht. Aber wahrscheinlich hatte sie das gar nicht nötig. Leipzig war gut versorgt. Was nicht vom Umland kam, brachten Händler aus der Ferne her. Das reiche Warenangebot vor Ort findet im "Leipziger Kochbuch" deshalb genauso seinen Niederschlag wie Gaumenfreuden anderer Regionen und Länder, die die zahlreichen Fremden in die Stadt brachten.
Das "Leipziger Kochbuch" der Egerin erschien erstmals 1706 als Sammlung von rund 900 Kochrezepten aus einem langen Hausfrauenleben. Es bietet Rezepte der gehobenen Küche, wie zum Beispiel "Capaunen mit Austern oder Sardellen braten" und "Eine Pastete vom Lend-Braten", aber auch Tipps, "ungeschmackten Wein gut zu machen" oder was zu tun ist, "wenn ein Bier sauer und schaal" geworden ist. Außerdem enthält ihr Kochbuch zum Teil Mengenangaben für die Zutaten sowie Umrechnungstabellen für Münzen und Gewichte, was in dieser Zeit noch nicht gebräuchlich war. Die gute Aufnahme des Kochbuchs führte 1712 zu einer neuen erweiterten Ausgabe und 1745 zu einer dritten, bedeutend ergänzten Auflage. Es war damals in den bürgerlichen Haushaltungen üblich, Bewährtes für Küche und Haus, gleichfalls manches von Freundinnen Mitgeteilte, in einem Büchlein aufzuschreiben und an die Nachkommen, vorrangig die Töchter, weiterzugeben.
Die Egerin hatte sich zudem unter den Bürgerfrauen einen hervorragenden Ruf als "Küchenkundige" erworben. Was wir nicht wissen ist, ob sie durch ihre finanzielle Situation dazu gedrängt wurde. Schließlich gehörte sie zwar zum Bürgertum mit allen seinen Rechten in der Stadt, aber mit Sicherheit nicht zu den Vermögenden. So ist es sehr wahrscheinlich, dass sie nach dem Tode ihres Mannes ein Zubrot gut gebrauchen konnte, das sie sowohl als "Kochweib" bei Festlichkeiten in wohlhabenden Häusern erwarb wie auch durch die Veröffentlichung ihrer Rezepte. "Kochweiber", noch bis ins 20. Jahrhundert unter der Bezeichnung "Kochfrauen" in den Leipziger Adressbüchern aufgeführt, waren in den Bürgerhaushalten sehr beliebt und wurden zu diversen Festlichkeiten, bei denen ergiebige Tafelfreuden geschätzt waren, für Tage oder Stunden engagiert. Welche Fertigkeiten die Frauen beherrschten, welche Vielfalt von Rezepten ihnen vertraut war, zeigt für die Barockküche das "Leipziger Kochbuch" der Egerin.
Werke
- "Leipziger Koch-Buch, welches lehret, was man auf seinen täglichen Tisch, bey Gastereyen und Hochzeiten, gutes und delicates auftragen, auch Tische und Tafeln mit Speisen zierlich besetzen könne. Dem beygefüget XXX. Curieuse Tisch-Fragen, mit kurtzer doch gründlicher Antwort, sowohl für Gesunde als Krancke wie auch Tisch- und Speise-Lexicon, in welchem die Victualien, so ein jeder Mensch Jahr aus Jahr ein geniesset, ob und wie weit selbige gesund oder nicht gesund seyn, enthalten. Dann letztens zum Anhange die auf dem Marckt zum Einkauf gehende allzeit fertig-Rechnende Köchin". Verlag Jacob Schuster, Leipzig, 1706.
Adressen in Leipzig
- Reichsstraße
Erinnerung/ Gedenken/ Würdigung in Leipzig
- Susanna-Eger-Schule/ Berufliches Schulzentrum der Stadt Leipzig: Nach einem Beschluss der Schulkonferenz, des Lehrerkollegiums und der Stadtverordnetenversammlung trägt das Berufliche Schulzentrum 10 für Ernährung, Hauswirtschaft, Textiltechnik und Bekleidung der Stadt Leipzig seit 2005 den Namen Susanna-Eger-Schule/ Berufliches Schulzentrum der Stadt Leipzig
- Wettbewerb um den Susanna-Eger-Wanderpokal: Der Internationale Kochkunstvereins zu Leipzig 1884 e. V. (IKL) richtet seit den 1990er-Jahren diesen Wettbewerb für Auszubildende des Berufs Koch aus, der seit 1997 unter der Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters der Stadt Leipzig steht
Zum Weiterlesen/ Literatur/ Quellen
- Susanna Eger: Leipziger Kochbuch von 1745. (Neudruck der Ausgabe Leipzig, Schuster, 1745) Edition Leipzig, Leipzig 2006 ISBN 3361006023.
- Kulinarische Antiquitäten Nummer 13 "Leipziger Kochbuch von 1745 - Susanna Eger - Küche und Gastgewerbe im Leipzig der Barockzeit" /H. Pilz , B. Leon, Fachschule für das Gaststätten- und Hotelwesen am BSZ 10 (Herausgeber), 1. Auflage Leipzig 2001.
- Festschrift zur feierlichen Namensgebung und der Fertigstellung der Baumaßnahme der Susanna-Eger-Schule. Susanna-Eger-Schule, Berufliches Schulzentrum der Stadt Leipzig (Herausgeber), 1. Auflage, Leipzig 2005. Frank-Uwe Pilz, 2015.
Autor: Frank-Uwe Pilz
Einen herzlichen Dank an meinen Vater Herbert Pilz für die umfangreichen Informationen zum Leben der Susanna Eger.