Hamm, Isolde (geborene Hönig) - Leipziger Frauenporträts
Porträt Isolde Hamm, Fotografie von Sigrid Schmidt © GEDOK Gruppe Leipzig/Sachsen e.V. Bilder vergrößert anzeigen
Rubrik
- Kunst
- Stiftungswesen
geboren/ gestorben
4. März 1939 (Leipzig) - 26. April 2006 (Leipzig)
Zitat
"Ich bin ja so glücklich in meinem Beruf, ich wollte gar keinen anderen."
(Brief an Christoph Hamm vom 18.02.1970, Isolde-Hamm-Archiv)
Kurzporträt
Die bildende Künstlerin Isolde Hamm vererbte ihren Nachlass der GEDOK mit der Verfügung, eine Stiftung zu gründen. Seit 2008 verleiht die Isolde-Hamm-Stiftung jährlich den gleichnamigen Preis an verdienstvolle Künstlerinnen.
Herkunftsfamilie
- Vater: Herbert Hönig (1906-1982), Verlagsbuchhändler
- Mutter: Erna Hönig, geborene Busch (1908-1993)
Biografie
Als Tochter des Verlagsbuchhändlers Herbert Hönig und seiner Frau Erna, geborene Busch wuchs Isolde Hönig in einer kunstfreundlichen Umgebung auf und wurde auch zu eigenem künstlerischen Gestalten angeregt. Berufstätige Frauen waren in ihrer Familie nichts Ungewöhnliches. Ihre Großmutter mütterlicherseits hatte nach der Schulzeit eine Ausbildung an der Weiblichen Gewerbeschule des Carola-Vereins machen dürfen. Tochter Erna, Isoldes Mutter, arbeitete als Sekretärin. Isolde Hönig machte von 1953 bis 1956 eine Lehre als Gebrauchswerberin und studierte danach an der Fachschule für Werbung und Gestaltung Berlin (1957-1960). 1960 begann sie ihre Berufstätigkeit als erste Werbeleiterin der Leipziger Theater. Dazu gehörten Oper, Operette, Schauspiel und das Theater der Jungen Welt. Sie war zuständig für die Gestaltung der Eintrittskarten, Theaterplakate und Programmhefte und für die Sichtwerbung in der Stadt.
Von 1967 bis 1972 absolvierte Isolde Hönig ein Typografie-Fernstudium bei den Professoren Gert Wunderlich (geboren 1933) und Walter Schiller (1920-2008) an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. 1968 heiratete sie den Dramaturgen, Stückeschreiber und Theaterwissenschaftler Christoph Hamm (1933-1986). 1969 kündigte sie am Theater und war seitdem freischaffend in Leipzig tätig. Sie übernahm Ausstellungsgestaltungen, unter anderem für die Leipziger Messe in Moskau. Weitere Reisen führten sie in die Mongolei, nach Sibirien, Polen, Vietnam und China. Ab Mitte der 1970er Jahre widmete sie sich auch der freien Malerei und Grafik.
Als nach 1990 die Aufträge rarer wurden, fand Isolde Hamm in der 1991/1992 unter der Leitung von Christel Blume-Benzler neu gegründeten Leipziger Ortsgruppe der GEDOK ein Betätigungsfeld. Die GEDOK als ältestes und europaweit größtes Netzwerk für Künstlerinnen aller Kunstgattungen war 1926 als Gemeinschaft Deutscher und Oesterreichischer Künstlerinnenvereine in Hamburg gegründet worden; die erste regionale GEDOK Gruppe in Leipzig war 1930 unter Leitung von Edith Mendelssohn Bartholdy (1882-1969) entstanden. Von 1992 bis 1998 arbeitete Isolde Hamm als Projektleiterin, Gestalterin und Geschäftsführerin der GEDOK Gruppe Leipzig/ Sachsen e. V.. Die Gruppe organisiert Ausstellungen und Konzerte, initiiert und betreut Projekte, gibt Kataloge heraus und fördert das Zusammenwirken der Kunstgattungen. Aus Bologna hatte Isolde Hamm die Idee zur Erinnerung an verdiente Frauen im öffentlichen Raum mitgebracht. 1999, im Kunstprojekt "Die Stadt ist weiblich - Eine Bank für eine Frau" der GEDOK Gruppe Leipzig/ Sachsen e. V., entwarfen Künstlerinnen Bänke für Elsa Asenijeff, Luise Adelgunde Victorie Gottsched, Lene Voigt, Clara Wieck-Schumann, Margarete Blank und andere Frauen. Von Isolde Hamm, Erika Schäfter und Sigrid Schmidt stammt die "Bank für Anna Magdalena Bach". Ursprünglich für die Aufstellung im öffentlichen Raum am Thomaskirchhof gedacht, steht diese Bank heute in der Eingangshalle des Bach-Museums im Bosehaus gegenüber der Thomaskirche.
Isolde Hamm starb am 26. April 2006 in Leipzig als letzte ihrer Familie. Sie vererbte ihren Nachlass der GEDOK mit der Verfügung, eine Stiftung zu gründen. Damit fördert sie über ihren Tod hinaus das künstlerische Schaffen und kreative Wirken von GEDOK-Frauen. Seit 2008 ist die GEDOK Trägerin der unselbständigen Isolde-Hamm-Stiftung. Anliegen der Stiftung ist die Förderung von Künstlerinnen, die wissenschaftliche Begleitung ihrer Projekte und Werke, die Organisation von Ausstellungen, die Herausgabe von Katalogen und Publikationen und die Vergabe des Isolde-Hamm-Preises für Kunst. Ein Kuratorium, bestehend aus fünf Personen, entscheidet über die Vergabe der Stiftungserträge und die Vergabe dieses Preises an verdienstvolle Künstlerinnen.
Bisherige Preisträgerinnen:
- 2008 Carola Czempik, Glienicke/ Berlin (bildende Künstlerin, Tänzerin)
- 2009 Christel Blume-Benzler, Leipzig (Künstlerin, 1992-1994 Vorsitzende der GEDOK Gruppe Leipzig/ Sachsen e. V.)
- 2010 Sigrid Schmidt, Leipzig (Fotografin)
- 2011 Rita Jorek, Markkleeberg (Journalistin/ Kunstwissenschaftlerin, 1998-2009 Vorsitzende der GEDOK Gruppe Leipzig/ Sachsen e. V., 2008 Mitbegründerin der Isolde-Hamm-Stiftung, ab 2010 Ehrenmitglied der GEDOK und des Bundes Bildender Künstler Leipzig)
- 2012 Tamara Ebert, Berlin (bildende Künstlerin)
- 2013 Ute Hartwig-Schulz (Bildhauerin, Leiterin des Künstlergutes Prösitz)
- 2014 Constanze Zorn, Leipzig (bildende Künstlerin)
- 2015 Angelika Dietzel, Leipzig (bildende Künstlerin)
- 2016 Brunhild Fischer, Leipzig (Musikerin)
Werke
- Malerei, Grafik, Plastik, Gebrauchsgrafik/ Plakate
- Kinderbuch "Die Abenteuer des Löwen Lips" 1965 (Text: Christoph Hamm, Bilder: Brigitte Poredda und Isolde Hamm)
- 1994: "Fortissimo" (gemeinsam mit Erika Schäfter). Bespielbares Klangobjekt, im Foyer der Hochschule für Musik und Theater "Felix Mendelssohn Bartholdy" Leipzig
- 1996: Objekt "Ringparabel", Lessing-Museum Kamenz (gemeinsam mit Erika Schäfter und Sigrid Schmidt)
Erinnerung/ Gedenken/ Würdigung in Leipzig
- Bank für Anna Magdalena Bach, 2004, Bosehaus Leipzig (Thomaskirchhof 15/16, 04109 Leipzig)
- Isolde-Hamm-Stiftung seit 2008 mit jährlicher Verleihung des Isolde-Hamm-Preises
Zum Weiterlesen/ Literatur/ Quellen
- Rita Jorek (Herausgeberin), "Ich fliehe, ich fliege nicht". Isolde Hamm (1939-2006). Bilder und Objekte. GEDOK-Gruppe Leipzig/ Sachsen e. V. und Isolde-Hamm-Stiftung. Leipzig 2008.
Autorin: Gerlinde Kämmerer, 2013, überarbeitet 2017