Kind, Friederike Roswitha - Leipziger Frauenporträts
Roswitha Kind 1825, gemalt von Johann Carl Rösler © Museum der bildenden Künste Leipzig Bilder vergrößert anzeigen
Rubrik
- Literatur
geboren/ gestorben
7. August 1814 (Dresden) - 4. November 1843 (Leipzig)
Zitat
"Wie bleiche Lilien aus dem Wogengrunde, Entkeimen Frauensänge oft aus Thränen, von meinem Lied doch geb' ich froh're Kunde,
Aus Schmerz geboren soll man es nicht wähnen..."
(Widmung in: Gedichte, Leipzig 1842)
Kurzporträt
Die Dichterin Roswitha Kind war zur Gründungsfeier des Leipziger Schillervereins im Jahr 1842 die einzige Frau unter den 120 Mitgliedern.
Herkunftsfamilie
- Vater: Johann Friedrich Kind (1768-1843), Schriftsteller, Opernlibrettist, Redakteur
- Mutter: Christiane Friedrike Ihle (1779-1849)
- Halbbruder Wilhelm Kind (1795-1813)
- Schwester Meta (1798-?)
Biografie
Ihre rasche Auffassungsgabe und die früh entdeckte dichterische Begabung förderten Roswitha Kinds Eltern bis zu ihrem 14. Lebensjahr durch privaten und Unterricht in französischer Sprache durch eine Verwandte. Die gute, liberal geprägte Bildung und Kindheit ist in ihren Nachdichtungen aus dem Französischen oder in Reflexionen aktueller und historischer Ereignisse und Erfindungen ebenso bezeugt wie ihre Bewunderung für Menschen wie Theodor Hell, Ernst von Brunnow oder Christoph August Tiedge. Gedichte waren für Roswitha Kind aber ebenso ein Medium der intensiven Auseinandersetzung mit Themen wie Emigration und Exil.
Die literarische und sprachliche Begabung scheint eine Familientradition gewesen zu sein. Der Großvater väterlicherseits, Stadtrichter Dr. Johann Christoph Kind, machte sich als Übersetzer von Plutarch-Texten einen Namen und ihr Vater Friedrich Kind, ebenfalls studierter Jurist, wurde Schriftsteller und verfasste das "Freischütz"-Libretto.
Die liberal geprägte Erziehung und die romantisch beeinflusste Dresdner Künstler- und Kulturszene eröffneten Roswitha Kind Teilhabe an vielfältigen literarischen und anderen zeitgenössischen Diskussionen und Zusammentreffen mit Frauen und Männern. Erste dichterische Erzeugnisse der 20-jährigen Roswitha Kind vermittelte ihr Vater in der Dresdner "Abend-Zeitung", dem literarischen Organ des pseudoromantischen geselligen "Dresdner Liederkreises", das Friedrich Kind von 1817 bis 1826 mitherausgab. Seine Unterstützung, aber auch die seines künstlerischen Umfelds und die öffentliche Anerkennung ermutigten Roswitha Kind, ab 1838 ihre Gedichte auch in der "Zeitschrift für die elegante Welt" (1801-59 in Leipzig erschienene literarische Streitschriften für die Romantik, die unter anderem von S. A. Mahlmann und H. Laube herausgegeben wurde), in den "Rosen" (1838-48 erschienene belletristische Zeitschrift von Robert Heller) und in den Taschenbüchern "Gedenke mein", "Iduna" sowie "Cyanen" zu veröffentlichen.
Erst mit 27 Jahren verheiratete sie sich mit ihrem Vetter, dem Advokaten Alexander Gustav Kind, und folgte ihm nach Leipzig. Es scheint eine Beziehung mit gegenseitiger Beförderung gewesen zu sein. Auch nach der Heirat ermutigte ihr Mann sie, weiterhin publizistisch tätig zu sein. Das Ehepaar wirkte aber auch gemeinsam im 1842 gegründeten Leipziger Schillerverein. Die Statuten des Vereins im gleichen Jahr belegen die Aufnahme Roswitha Kinds als Ehrenmitglied. Sie war damit die einzige Frau unter 120 Mitgliedern, zu denen bekannte fortschrittlich eingestellte Leipziger Bürger gehörten, die auf Anregung Robert Blums den Aufenthaltsort Friedrich Schillers 1785 im nahen Gohlis im heutigen Schillerhaus (jetzt Menckestraße) ausfindig gemacht hatten. Hier hatte Schiller, der zu dieser Zeit als Nationaldichter unter den Liberalen besonders verehrt wurde, das "Lied an die Freude" (1785) gedichtet; Ludwig van Beethovens vertonte es im letzten Satz der 9. Sinfonie.
Roswitha Kind verfasste anlässlich der Gründung des Schillervereins am 24. Oktober 1842 das Gedicht "Das Schillerhäuschen in Golis", das sie auf dem Schillerfest im Leipziger Hotel de Pologne auf Bitten des Vorstands vortrug.
Mit nur 29 Jahren verstarb Roswitha Kind am 4. November 1843 im Kindbett; ihre Tochter überlebte die Mutter nur um acht Monate. Am 6. November wurde Roswitha Kind auf dem (Alten) Johannisfriedhof mit dem schmückenden Grabstein: "Ob sie auch schied, sie lebt in ihrem Wort, in dem Gedächtnis ihrer Freunde fort" beigesetzt. 1843 erschien ihr einziger Band "Gedichte".
Werke
- Gedichte (1843)
Adressen in Leipzig
- Thomaskirchhof 12
Erinnerung/ Gedenken/ Würdigung in Leipzig
- Porträt Roswitha Kind 1825, gemalt von Johann Carl Rösler, seit 1896 im Besitz des Museums der bildenden Künste Leipzig (aus dem Vermächtnis von Arthur Kind erworben)
- Grab und Grabstein im Lapidarium des Alten Johannisfriedhofs in Leipzig
- Gedicht "An Roswitha Kind. Ein Kranz auf ihr Grab" von Louise Otto, in: Lieder eines deutschen Mädchens, Leipzig 1847
Zum Weiterlesen/ Literatur/ Quellen
- Johanna Ludwig: Roswitha Kind. In: Leipziger Lerchen. Folge 2, herausgegeben von der Louise- Otto-Peters-Gesellschaft e. V. Leipzig 2000, Seiten 15-20.
- Nachlass Roswitha Friederike Kind in der Universitätsbibliothek Leipzig.
- Deutschlands Dichterinnen (Von 1500 bis 1846). In chronologischer Folge herausgegeben von Abraham Voß. Düsseldorf Verlag von Vollmann und Schmidt, 1847. (enthält zwei Gedichte von ihr) Als Online-Ressource: https://books.google.de/books?id... (Zugriff am 27.11.2015).
- Deutschlands Dichterinnen. Blüthen deutscher Frauenpoesie, aus den Werken deutscher Dichterinnen der Vergangenheit und Gegenwart ausgewählt von Karl Wilhelm. [1895]. (enthält zwei Gedichte von ihr) Als Online-Ressource: http://www.deutscheliebeslyrik.de/dichterinnen...htm (Zugriff am 27.11.2015).
- Roswitha Kind, in: http://www.stadtwikidd.de/wiki/Roswitha_Kind (Zugriff am 27.11.2015).
- Roswitha Kind, in: http://www.frauenwikidresden.de/index.php?title=Roswitha_Kind (Zugriff am 27.11.2015).
- Roswitha Kind, in: Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe. Digitale Edition, http://www.weber-gesamtausgabe.de/A001005 (Version 1.4 vom 13. Oktober 2015) (Zugriff am 27.11.2015).
Autorin: Dr. Sandra Berndt, 2015