Nowak, Christa - Leipziger Frauenporträts
Christa Nowak © Volkmar Heinz Bilder vergrößert anzeigen
Rubrik
- Musik
geboren/ gestorben
18. Januar 1927 (Leipzig) - 18. Februar 2011 (Leipzig)
Zitat
"Wer die großen Operettenpartien bei Strauß oder Lehàr meistert, der bewältigt auch die Mimi in 'La Bohème' oder die Micaela in 'Carmen'. Umgekehrt ist es durchaus nicht so!"
Kurzporträt
Die gebürtige Leipzigerin Christa Nowak war im Privaten eine umgängliche Zeitgenossin, auf der Bühne eine Diva und prägte als Professorin an der Hochschule für Musik und Theater "Felix Mendelssohn Bartholdy" Leipzig mehrere Generationen von Sängerinnen und Sängern. Sie war in der DDR die einzige Kammersängerin im Operettenfach.
Herkunftsfamilie
- Vater: Rudolf Nowak (1907-2000)
- Mutter: Berta Mertz, geborene Seifert (1907-1965)
Biografie
Christa Nowak war die ungekrönte Königin der Operette in Leipzig, obwohl sie eine ausgebildete Opernsängerin war. Als 17-Jährige musste sie 1944 das für Mädchen übliche Pflichtjahr bei Kammersängerin Clara Ebers (1902-1997) absolvieren, die ihr neben der Arbeit auch Gesangsunterricht gab. Der Besuch vieler Opernaufführungen im Neuen Theater weckte in ihr den Wunsch, Sängerin zu werden. Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg studierte die junge Frau privat bei der messestädischen Opernlegende Kammersänger Walter Soomer (1878-1955) und trat 1948 nach der Bühnenreifeprüfung ihr erstes Engagement bei den Städtischen Bühnen Gera an. Es folgten Gotha und das Landestheater Eisenach. Die Lyrische Sopranistin sang Traumpartien wie die Pamina, Mimi, Agathe, Butterfly, Micaela oder die Gluck'sche Eurydike, aber auch dramatische Partien wie die Desdemona.
Da ihr Mann, der Bariton Wolfgang Sommer (1928-2001), ein Engagement in Halle erhielt und sich bald Nachwuchs einstellte, wollte die gebürtige Leipzigerin wieder in ihre Heimatstadt. Bei den Städtischen Theatern war 1954 aber nur die Position der Ersten Operettensängerin frei. Also griff sie zu.
Die Begegnung mit Christa Nowak hatte etwas Sonderbares. Wer sie auf der Straße traf, nahm sie kaum wahr. Wer sie aber auf der Bühne erlebte, war hingerissen. Und obwohl in der DDR das Wort Star verpönt war - die Sopranistin wurde drei Jahrzehnte in der Messestadt umjubelt. Mit ihrer feinsinnigen Kunst und ihrer Gesangskultur adelte sie die Figuren von Offenbach, Strauß, Millöcker, Lehàr oder Kalman.
Sie lieh der Dubarry und der Pompadour Stimme und Charme und glänzte als fesche Wirtin des "Weißen Rössl" oder als bezaubernde Iduna, die in "Feuerwerk" ihren berühmten Papa besang, der ein großer Clown war. Aber auch Lortzing-Partien erfüllte die Künstlerin mit prallem und doch sensiblem Leben. Im Musical war sie Dolly und Kate und am Ende ihrer Bühnen-Karriere gestaltete sie das Fräulein Schneider in "Cabaret" oder die Hortense in "Sorbas" zu ergreifenden und in Erinnerung bleibenden Charakterstudien.
Nach einem Pädagogikstudium, das sie "Mit Auszeichnung" abgeschlossen hatte, unterrichtete Christa Nowak bereits ab 1970 an der Leipziger Musikhochschule "Felix Mendelssohn Bartholdy", in Nach-Wende-Zeiten als Honorarprofessorin. Dies erleichterte ihr den Abschied von der Bühne. "Für mich war es nach wie vor erstaunlich, dass ich noch als Rentnerin von Musikfreunden angesprochen werde, die sich an meine Rollen erinnerten", bekannte die Künstlerin, die wohl in der DDR als einzige Operettendiva den Ehrentitel Kammersängerin erhielt und zudem Ehrenmitglied der Oper Leipzig war. Auch ihre künstlerisch-pädagogische Arbeit war erfolgreich. Ihre Studentinnen und Studenten haben Wettbewerbe gewonnen, sich gute Engagements ersungen und sind sowohl im Opern- als auch im Musicalfach erfolgreich. Ihre Namen stehen auf Besetzungslisten zwischen Hamburg, Leipzig und Wien. Die Sopranistin Hendrikje Wangemann, der Buffo Markus Liske oder die Musicalaktrice Nadine Hammer gehörten zu ihren Schüler/-innen.
Ein wenig ungehalten wurde die liebenswürdige, bescheidene und lebensbejahende Frau, wenn sich jemand abfällig über Operette und Musical äußerte. "Ich habe lange in beiden Genres gearbeitet und weiß, wer eine gute Rosalinde in der 'Fledermaus' oder eine überzeugende Saffi im 'Zigeunerbaron' ist, bewältigt auch die Mimi in 'La Bohème' oder die Micaela in 'Carmen'", sagt die Sopranistin. Umgekehrt sei es durchaus nicht so. Eine Operettensängerin müsse Dialoge beherrschen, beweglich sein, lyrische, dramatische, ja Koloraturpartien bewältigen. "Nicht zufällig präsentieren sich Weltstars der Musik oft und wiederholt mit Musical und Operette." Sie selbst, eine notorische Perfektionistin, hatte unüberwindbares Mikrofonfieber. Warum, konnte sie auch nicht erklären. Folglich haben Rundfunk-oder Schallplattenaufnahmen mit ihr Seltenheitswert, darunter ein Querschnitt durch Lehàrs Operette "Guiditta".
Der Tod ihres Mannes 2001 traf Christa Nowak schwer, die mit ihm Jahrzehnte im Waldstraßenviertel gelebt hatte. Ihre Eheschließung erfolgte übrigens 1951 mit Unterstützung von Kurt Masur. Der Dirigent, damals Korrepetitor in Halle, sprang als 2. Gefangener bei der Premiere von "Fidelio" ein, damit die mehrfach aus theatertechnischen Gründen verschobene Hochzeit der beiden stattfinden konnte. Ihren Lebensabend verbrachte die Ruheständlerin bei der Familie ihrer Tochter Constanze in Mockau inmitten von drei Enkelinnen und sechs Urenkeln. Ihre andere Tochter Ulrike ist Professorin an der Hochschule für Musik "Franz Liszt" in Weimar und unterrichtet den sängerischen Nachwuchs.
Das Grab von Kammersängerin Professorin Christa Nowak befindet sich auf dem Südfriedhof.
Adressen in Leipzig
- Waldstraße 52
- 1954-1960: Feuerbachstraße 8
- 1960-1996: Feuerbachstraße 6
- 1996-2006: Liviastraße 5
- 2006: Majakowskistraße 57
Erinnerung/ Gedenken/ Würdigung in Leipzig
- Ehrentitel Kammersängerin
- Ehrenmitglied der Oper Leipzig
Autor: Rolf Richter, 2014