Rohland, Marianne - Leipziger Frauenporträts
Marianne Rohland © Akademie der Künste, Archiv Bilder vergrößert anzeigen
Rubrik
- Kunst
- Bildung/ Pädagogik
geboren/ gestorben
17. März 1897 (Leipzig) - 2. Dezember 1980 (Leipzig)
Kurzporträt
Marianne Rohlands Werk ist ein wichtiger bildkünstlerischer Beitrag aus der Zeit der Weimarer Republik, der impressionistische und expressionistische Stilmittel in Landschafts- und Genreszenen, Stillleben und Porträts vereint.
Biografie
1917 hatte Marianne Rohland in Leipzig das Fachlehrerin-Examen abgelegt. Dem schloss sich der Besuch privater Malschulen in Leipzig und in München an. Sie bestand 1928 die Prüfung als Gewerbelehrerin für Dekoration, Malerei und Grafik. In dieses Jahr fiel auch ihre erste Beteiligung an der Leipziger Jahresausstellung. In Stadtlandschaften, von Rauch und Fabrikschloten eingeschlossen wie "Nachts an der Brücke" oder "Rheinhafen", zeigte sie das ungeschminkte Alltagsleben, drastisch auch die quälende Arbeit in der "Waschküche".
Zwischen 1928 und 1934 war sie als Bühnen- und Kostümbildnerin für das Leipziger Alte Theater tätig. Die experimentierfreudigen Regisseure Detlef Sierck (der spätere Douglas Sirk) und Hans Zeise-Gött beauftragten junge Künstlerinnen wie Elisabeth Voigt und Marianne Rohland, damit sie neue Ideen für die Ausstattung von Gegenwartsstücken entwickelten. So schuf Marianne Rohland Entwürfe zu "Trommeln in der Nacht" und "Im Dickicht der Städte" von Bert Brecht sowie zu "Der blaue Boll" von Ernst Barlach und "Von morgen bis Mitternacht" von Georg Kaiser. Sie galt als eines der hoffnungsvollsten Talente auf dem Gebiet. Leider fand diese Arbeit durch den Machtantritt der Nationalsozialisten ein Ende. Damals wurde Marianne Rohland auch Mitglied der Gemeinschaft Deutscher und Oesterreichischer Künstlerinnen (GEDOK). Ihren Lebensunterhalt verdiente sie als Lehrerin für Zeichnen und Kunstbetrachtung, avancierte sogar zur Studienrätin. Auf Leipziger Kunstausstellungen war sie mit einigen Arbeiten vertreten. Sie malte Fischerboote in Labiau, einem Ostseeort bei Königsberg (1938), stellte in der Großen Leipziger Kunstausstellung 1942 mitten im Krieg die Aquarelle "Neue Kartoffeln" und "Grüne Birnen" aus. In ebenso sachlicher Art aquarellierte sie Heringe (1935/1936), Karpfen, Äpfel (1937) oder Apfelsinen (1938). Sie war präsent, nahm aber höchstens indirekt Stellung zur Situation.
Nach 1945 fanden ihre Blumenstillleben oder Illustrationen zu Bernard Shaw oder Voltaire zunächst noch Eingang in die Ausstellungen des Verbandes Bildender Künstler, dem sie angehörte. Hin und wieder arbeitete sie für Verlage in Altenburg, Leipzig und Rudolstadt. In den 1950er Jahren wurde sie, wie viele der Älteren, von den Jüngeren beiseite gedrängt. Studienreisen hatten sie in die Schweiz, nach Italien, in die Tschechoslowakei und in verschiedene Gebiete Deutschlands geführt.
1977/1978 gab das Graphische Kabinett des Museums der bildenden Künste Leipzig Einblick in ihr frühes und späteres Schaffen und folgte damit der verdienstvollen Galerie Wort und Werk am Leipziger Markt, die eine Auswahl von Werken der 1920er Jahre und des Alterswerkes der Künstlerin zu ihrem 80. Geburtstag zeigte. Seitdem nahm die Galerie am Sachsenplatz ebenfalls ihre Bilder in ihr Angebot und in Ausstellungen auf. Das Museum der bildenden Künste erwarb mit dem Selbstbildnis "Spiegelbild" ein Gemälde von ihr. 1979 bereitete ihr die 10. Kunstausstellung des Bezirkes Leipzig ebenfalls noch ein Comeback.
Von ihrer Hand existieren zarte, aber auch expressive Stillleben, Landschaften und Szenerien, vor allem aus den frühen Jahren Bilder und Zeichnungen von expressivem Realismus und sozialer Anteilnahme. Ihr Werk, soweit es noch erhalten ist, spricht für die Sensibilität und Wachheit, mit denen sie in ihrer Zeit wirkte.
Werke
- Nachts an der Brücke, Holzschnitt, Privatbesitz
- Rheinhafen, Holzschnitt, Privatbesitz
- Waschküche, Holzschnitt, Privatbesitz
- Waldweg, Holzschnitt, Privatbesitz
- Zirkusszene, Gouache, Privatbesitz
- Spiegelbild, Öl, Museum der bildenden Künste
Adressen in Leipzig
- 1937 und Folgejahre: Wittstockstraße 2
Erinnerung/ Gedenken/ Würdigung in Leipzig
- Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen im Museum der bildenden Künste, Katharinenstraße 10, 04109 Leipzig
Zum Weiterlesen/ Literatur/ Quellen
- Deutsche Grafikschau 1936. Leipzig 1937 (Katalog).
- Kataloge der (Großen) Leipziger Kunstausstellungen 1935/36, 1937, 1938, 1942.
- Ilse Reicke, Die Frau als Künstlerin. In: Die Frau, 49. Jahrgang Heft 9/10 1942.
- Wurzener Kunstausstellung 1946. Malerei, Graphik, Plastik lebender Künstler Sachsens (Katalog)
- Malerei der Gegenwart. Ausstellung im Museum der bildenden Künste 1947 (Katalog).
- Leipziger Kunstausstellung 1948 (Katalog).
- Der Verband Bildender Künstler stellt aus. Leipzig 1952 (Katalog).
- Greifenkalender Rudolstadt 1957 (Abbildung).
- Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Leipzig: VEB E.A. Seemann. Vierter Band 1957.
- Ausgewählte Aquarelle von Künstlern der DDR. Katalog Nr. 5 der Galerie am Sachsenplatz. Leipzig 1977 (Abbildung).
- 10. Kunstausstellung des Bezirkes Leipzig 1979 (Katalog).
- Rita Jorek: Zum Tod von Marianne Roland. Leipziger Volkszeitung vom 22.12.1980.
- Ausstellung 98-99-100. Katalog 22 der Galerie am Sachsenplatz. Leipzig 1982.
- Kunst in Leipzig 1949-1984. Katalog. Museum der bildenden Künste Leipzig 1984.
- Karl Max Kober, Die Kunst der frühen Jahre 1945-1949. Leipzig: VEB E.A. Seemann 1989.
Autorin: Rita Jorek, 2014