Schachne, Clara Caroline (Clara Schott) - Leipziger Frauenporträts
Clara Caroline Schachne © Steffen Held Bilder vergrößert anzeigen
Rubrik
- Literatur
- Religion
- Verfolgte/ Opfer des NS
geboren/ gestorben
9. Juni 1858 (Meseritz, Provinz Posen) - 4. Oktober 1942 (KZ Theresienstadt)
Zitat
"Die Schriftstellerin [...] vermag scharf zu beobachten und Erfahrungen zu sammeln, und diese, gewissenhaft von Vorurteilen getrennt, wiederzugeben."
Kurzporträt
Clara Caroline Schachne war eine bekannte deutsch-jüdische Schriftstellerin im ausgehenden 19. Jahrhundert und im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. Die Nationalsozialisten verboten zunächst ihre Bücher und ermordeten sie schließlich.
Herkunftsfamilie
- Vater: Joseph Hirsch Schachne, Wollhändler (1828-1901)
- Mutter: Cerline (Lina) geborene Schott (1834-1913)
- Geschwister:
- Albert (1862-1930)
- Simon Siegfried
- Henriette (Jette) (1868-1936)
Biografie
Clara Caroline Schachne wurde am 9. Juni 1858 in Meseritz/ Provinz Posen als Tochter des Wollhändlers Joseph Hirsch und seiner Ehefrau Cerline (Lina) Schachne geboren. Im Jahre 1881 zog Clara Schachne mit ihren Eltern, der Schwester Henriette (Jette) und den Brüdern Albert und Simon von Cottbus nach Leipzig.
Im Alter von 18 Jahren schrieb Clara Schachne ihre erste Erzählung "Um der Ehre Willen". In Leipzig begann ihre Karriere als Schriftstellerin. Sie war literarisch und journalistisch tätig. Als Autorin veröffentlichte sie überwiegend unter dem Pseudonym Clara Schott (Schott war der Geburtsname ihrer Mutter). Clara Schachne schrieb Aufsätze, Novellen, Skizzen und Modeberichte für zahlreiche deutsche und ausländische Zeitungen und Zeitschriften. Ebenso veröffentlichte sie jüdisch-deutsche Erzählungen, in die sowohl Szenen aus dem jüdischen Leipzig als auch Eindrücke einer Reise nach Amsterdam, der Geburtsstadt ihrer Mutter, einflossen. Bekannt wurde Clara Schott als Märchen-, und Jugendschriftstellerin. Viel gelesen wurden ihre Jugendbücher "Märchentante", "Kränzchenschwestern" und "Schulmädelgeschichten". Ihre Bücher erlebten über drei Jahrzehnte kontinuierlich Nachauflagen. Sie veröffentlichte in verschiedenen Verlagen, vor allem in Hamburg, Berlin, Heilbronn und Leipzig.
Clara Schachne gehörte seit 1887 dem Deutschen Schriftstellerverband an, war allerdings vor 1897 für einige Zeit ausgetreten. Ob sie auch Mitglied des 1896 gegründeten Deutschen Schriftstellerinnenbundes war, ist nicht bekannt.
Aufsehen erregte sie am Ende des 19. Jahrhunderts mit der damals außerordentlich provokanten Schrift "Zur Männerfrage". Der polemische Text entstand unter dem Eindruck des Scheidungsprozesses ihrer jüngeren Schwester Jette und dem unwürdigen Verhalten ihres Schwagers, des praktischen Arztes Carl Friedrich Wilhelm Große. Clara Schachne war eine religiös-liberale Jüdin und in der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig hoch geachtet. Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten 1933 verschwanden auch ihre Bücher schnell aus den Verlagen, Buchläden und öffentlichen Büchereien.
Fast dreieinhalb Jahrzehnte wohnte Clara Schachne in der Carolinenstraße 13. Eine sehr enge Beziehung verband sie mit ihren Eltern. Mit ihnen wohnte sie bis zu deren Tod zusammen. Ein Grundprinzip im Leben von Clara Schachne war allerdings auch die persönliche wirtschaftliche und soziale Unabhängigkeit, weshalb sie sich nicht durch eine Ehe an einen Mann binden wollte.
Nach dem Tod ihrer Schwester Jette im Sommer 1936 zog Clara Schachne nach Hamburg. Nach 1938 kehrte sie nach Leipzig zurück und wohnte zuletzt im Zimmer 19 der Ariowitsch-Stiftung - Israelitisches Altersheim in der Auenstraße 14. Am 19. September 1942 wurden Clara Schott und alle Bewohner des "Ariowitsch-Heims" mit dem ersten Leipziger Transport in das KZ Theresienstadt deportiert. Nach zwei Wochen im Lager starb die 84-Jährige am 4. Oktober 1942.
Werke
- Schulmädelgeschichten. Ernstes und Heiteres für junge Mädchen, Hamburg 1930.
- Das verzauberte Schloß. Märchen, Berlin 1927.
- Die Schmiede am See. Märchen, Berlin 1927.
- Märchen aus 1001 Nacht, Leipzig 1927.
- Falsche Lorbeeren, Heilbronn 1925.
- Im Zauberstübchen. Märchen, Berlin 1925.
- Einsame Herzen, Heilbronn 1920.
- Frühlingsreif. Erzählung für junge Mädchen, Leipzig 1920.
- Die Ausgewiesenen. Roman in Bildern aus dem Kriegsjahr 1914/15, Leipzig 1916.
Adressen in Leipzig
- 1897-1901: Moltkestraße 68 (heute: Alfred-Kästner-Straße)
- 1902-1936: Carolinenstraße 13 (heute: Paul-List-Straße)
- 1939-1942: Auenstraße 14 (heute: Hinrichsenstraße)
Erinnerung/ Gedenken/ Würdigung in Leipzig
- Stolperstein in der Paul-List-Straße 13 seit 13. Dezember 2007 auf Initiative der Anne-Frank-Shoah-Bibliothek der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig
http://www.stolpersteine-leipzig.de - Seit 19.09.2022 Gedenktafeln an den Eingangsstufen zum Ariowitschhaus in der Hinrichsenstraße 14 mit den Namen aller 106 Bewohner und Pflegekräfte des damaligen jüdischen Altersheimes, die am 19.09.1942 von hier aus nach Theresienstadt und weiter nach Auschwitz deportiert wurden, darunter auch die 84-jährige Clara Caroline Schachne. Überlebt haben nur acht Menschen.
Zum Weiterlesen/ Literatur/ Quellen
- Das litterarische Leipzig. Illustriertes Handbuch der Schriftsteller- und Gelehrtenwelt, der Presse und des Verlagsbuchhandels in Leipzig, Leipzig 1897.
- Steffen Held, Die Leipziger Stadtverwaltung und die Deportation der Juden im NS-Staat, in: http://www.stadtgeschichtliches-museum-leipzig.de/.../Deportationen_Leipzig.pdf (PDF 3,98 MB)
Autor: Steffen Held, 2014