Schröter, Corona Elisabeth Wilhelmine - Leipziger Frauenporträts
Corona Schröter © Stadtgeschichtliches Museum Leipzig Bilder vergrößert anzeigen
Rubrik
- Musik
- Tanz/ Theater
geboren/ gestorben
14. Januar 1751 (Guben/ Lausitz) - 23. August 1802 (Ilmenau)
Zitat
"Sie geistert durch [Goethes erste] Weimarer Jahre als eine Gestalt, die schon die Zeitgenossen nicht recht begriffen. Tochter eines armen Regimentsmusikers, früh als Wunderkind dressiert, muß sie zu früh singen, zu viel üben, zu rasch auf die Bühne. Zu hoch hinauf will der Vater die Stimme treiben. Mit zwanzig ist sie bereits nach Erfolgen, die sie zur großen Hoffnung machten, fast ohne Singstimme. Sie ist schön, gebildet, sie spricht vier Sprachen, komponiert, zeichnet, deklamiert mit schönstem Ausdruck. Sie kleidet sich mit Geschmack und griechischer Note, was noch ungewöhnlich ist."
(Richard Friedenthal in seiner Goethe-Biographie von 1963 über Corona Schröter)
Kurzporträt
Die dreizehnjährige Corona Schröter wurde 1764 als Sängerin bei dem Leipziger Großen Konzert fest verpflichtet - und war damit die "erste an öffentlicher Stätte wirkende deutsche Konzertsängerin von Beruf".
Biografie
Als nach dem Siebenjährigen Krieg in Leipzig das "Große Konzert" wieder aufgenommen und Johann Adam Hiller als dessen Musikdirektor gewählt wurde, drängte dieser zur Verbesserung der Gesangsdarbietungen auf das Engagement einer Sängerin. Das geschah: 1764 wurde die dreizehnjährige Corona Schröter fest verpflichtet - als die "erste an öffentlicher Stätte wirkende deutsche Konzertsängerin von Beruf". Dabei kam Hiller beziehungsweise der Leipziger Konzertdirektion das Verdienst zu, "die Möglichkeit und Auskömmlichkeit des neuen Berufs bewiesen zu haben". Ein Jahr zuvor war die Familie Schröter nach Leipzig gekommen. Hillers Frau, die aus Guben stammende Henriette Schmidt, war die Patentante der 1751 in Guben geborenen Corona Elisabeth Wilhelmine. Vermutlich kannten sich die beiden Männer Hiller und Schröter schon aus dieser Zeit. Ab 1763 jedenfalls nahm Hiller in Leipzig die Ausbildung der talentierten Schröter-Kinder in die Hand. Die Geschwister Samuel, Corona, Heinrich und Marie sollen sowohl für das Zeichnen als auch für die Musik besondere, ja ungewöhnliche Begabungen gehabt haben.
Corona hatte bereits ersten Gesangs- und Instrumentalunterricht von ihrem Vater erhalten. Sie war von ihrem ersten Auftritt als "Wunderkind" vor Leipziger Publikum am 14. Juni 1764 an die gefeierte Primadonna der Leipziger Konzerte. Das lag ohne Zweifel an der ihr zugeschriebenen außergewöhnlichen Schönheit, an ihrem "junonischen Wuchs, ihrer vollendeten Anmut und Plastik der Bewegung und ihrer ernsten Grazie des Anstandes". Als Hiller 1766 Coronas "gefährlichste Konkurrentin" Gertrud Elisabeth Schmeling, ab 1773 Madame Mara, mit einem Stimmumfang vom eingestrichenen g bis zum dreigestrichenen e (im gleichen fortissimo), engagieren ließ, teilte sich das Lager der Bewunderer. Auch der von 1765 bis 1768 in Leipzig studierende Goethe war von der Schröter hingerissen. Er hörte sie im Konzert, traf sie bei Oeser, dessen überaus begabte Malschülerin sie war, und spielte im Hause Breitkopf mit ihr gemeinsam Liebhabertheater. Sein Eindruck von Corona war so stark, dass er sie 1776 an den Weimarer "Musenhof" holte.
In Leipzig lernte Corona 1771 den jungen Komponisten Johann Friedrich Reichardt kennen, einen ihrer leidenschaftlichsten Verehrer. Beide traten gemeinsam bei Liebhaberkonzerten im Richterschen Gartensaal auf; er komponierte für Corona italienische Arien - sie schienen unzertrennlich. Reichardts glühende Anträge allerdings wies Corona ebenso zurück wie die aller anderen Verehrer, unter ihnen Christian Gottfried Körner und der 23 Jahre ältere Carl Wilhelm Müller, der spätere hochangesehene Leipziger Bürgermeister. Müller ließ in den 1780er-Jahren Coronas Porträt von Anton Graff malen und blieb bis zu seinem Tod 1801 unverheiratet. Das Porträt erwarb nach Müllers Tod Karl August von Weimar.
Corona wohnte im Richterschen Garten im Hause des Gärtners Probst, dessen Tochter Wilhelmine ihre beste Freundin war. Sie allein bedachte sie (außer ihrem Vater, der alle seine Kinder überlebte) in ihrem Testament. Auch mit Friederike Oeser war sie befreundet. Friederike war die erste, die (in einem Brief an eine Tante) aussprach, was Coronas Verehrer schon länger dachten: Sie "würde eine unserer ersten Schauspielerinnen sein, wenn sie sich entschließen könnte, aufs Theater zu gehen".
Auch der für Corona in heftiger Liebe entbrannte junge Leipziger Buchhändler Johann Gottfried Dyck, der mit dem Gießener Universitätsprofessor Christian Heinrich Schmidt 1775 die "Chronologie des deutschen Theaters" herausgab, lobte darin in seiner Widmung für Corona deren einzigartiges schauspielerisches Talent, das er im Hause Breitkopf bei verschiedenen Liebhaberaufführungen kennenlernen durfte.
Konzerte in Holland und England, wohin Corona mit ihrem Vater und ihren Brüdern reiste, waren trotz nachlassender Stimme große Erfolge. Dessen ungeachtet war der Ruf Goethes nach Weimar 1776 wohl ein Glücksfall für die 25-jährige Sängerin. In Weimar spielte sie Theater und wurde bald der vergötterte Mittelpunkt des Liebhabertheaters; besonders die Zusammenarbeit und Freundschaft mit Goethe machten sie "unsterblich". Goethes "Iphigenie" - am 6. April 1779 wurde die erste Aufführung der Prosafassung mit Goethe selbst als Orest gegeben - war der größte Triumph ihrer Schauspielerlaufbahn. Es gibt keine Schrift über die Schröter, die sie nicht im Schatten des großen Dichters zeigt; ihre autobiographischen Aufzeichnungen hatte sie 1778 Goethe übergeben - seitdem sind sie verschollen. In den Jahren 1782 bis 1784 gab sie noch mehrere Konzerte in Leipzig, einige zusammen mit ihrem Bruder Johann Samuel, und das Leipziger Publikum feierte sie wie in den 1760er- und 1770er-Jahren.
Die großartige Frau, bewundert von jedem, der sie auf der Bühne sah und hörte, die komponierte, dichtete, malte und zeichnete, starb am 23. August 1802 in Ilmenau, wohin sie sich kränkelnd zurückgezogen hatte. Wilhelmine Probst, ihre beste und treue Freundin, die mit ihr nach Weimar und Ilmenau gezogen war, begleitete sie bis zu ihrem Tode.
Werke
- Kompositionen: Gesänge für Singstimme und Klavier, 1794; Erlkönig 1786
- ungedruckt: Kompositionen nach Texten von Herder, Goethe, Klopstock, Matthisson, Schiller und andere
- Malerei: Selbstbildnis, Pastellkreide; Selbstbildnis, Öl auf Leinwand; Selbstbildnis, Silberstiftzeichnung; Schlafende, Kohlezeichnung
Adressen in Leipzig
- 1764-1776: im Richterschen Garten im Hause des Gärtners Probst (heute etwa zwischen Lessing und Gottschedstraße)
Erinnerung/ Gedenken/ Würdigung in Leipzig
- im Stadtgeschichtlichen Museum unter andrem Programmzettel, Bildnisse, Briefe
Zum Weiterlesen/ Literatur/ Quellen
- Peter Braun: Goethes heimliche Liebe. Düsseldorf; Zürich 2004.
- Marion Brück: Schröter, Corona Elisabeth Wilhelmine. In: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), Seiten 585-586.
- Richard Friedenthal: Goethe: Sein Leben und seine Zeit. München 1963.
- Caroline Gille und andere (Herausgeberin): Rolle des Lebens: Corona Schröter zum 250. Geburtstag. Weimar 2001.
- Jutta Hecker: Corona: Das Leben der Schauspielerin Corona Schröter. Roman. Berlin 1973.
- Benedikt Jeßing und andere (Herausgeberin) Goethe Lexikon: Alles über Personen, Werke, Orte, Sachen, Begriffe, Alltag und Kurioses. Stuttgart 1999.
- Adolph Kohut: Die Gesangsköniginnen in den letzten drei Jahrhunderten. Berlin 1906.
- Die Gartenlaube, Leipzig 1875, Heft 41, Seiten 688-690.
- Doris Mundus: Erinnerung an Corona Schröter. In: Gewandhausmagazin Nummer 26, Leipzig 2000, Seiten 48/49.
Autorin: Doris Mundus, 2015