Kredel, Johanne - Frauen in der Leipziger Politik
Gesellschaftliches Engagement
Als Vertreterin des Kaufmännischen Verbandes für weibliche Angestellte, Ortsgruppe Leipzig, und des Verbandes kaufmännischer Gehilfinnen war sie an den Tarifvertragsverhandlungen des Leipziger Buchhandels beteiligt und unterzeichnete in diesen Funktionen auch die im März 1919 getroffene Vereinbarung.
Partei
keine Angaben
Rolle im Stadtrat
eine der ersten zehn Frauen im Leipziger Stadtverordnetenkollegium
Porträt
Die Verbandsbeamtin Johanne Kredel kandidierte bei den Gemeindewahlen am 26. Januar 1919 auf Platz drei der Liste der Privatangestellten-Verbände und war eine der ersten zehn Frauen im Leipziger Stadtverordnetenkollegium. Sie wurde in den Aufnahmeausschuss der Stadtverordneten sowie in den gemischten Schulausschuss und den Ausschuss zur Vermittlung vollkräftiger Kinder zu Arbeiten in landwirtschaftlichen und gärtnerischen Betrieben gewählt. Im Stadtverordnetenkollegium setzte sie sich insbesondere für die Aus- und Weiterbildung junger Mädchen und Frauen ein. Dabei forderte sie nicht nur eine verpflichtende und verbesserte Mädchenbildung, sondern bei der Fachausbildung von weiblichen Handelsangestellten auch die gleiche Ausbildung wie bei jungen Burschen und Männern. Zudem vertrat sie die Arbeitnehmerinteressen der Leipziger Angestellten.
Johanne Kredel war nicht nur im Stadtparlament, sondern auch in verschiedenen Verbänden weiblicher Angestellter Leipzigs engagiert. Als Vertreterin des Kaufmännischen Verbandes für weibliche Angestellte, Ortsgruppe Leipzig, und des Verbandes kaufmännischer Gehilfinnen war sie an den Tarifvertragsverhandlungen des Leipziger Buchhandels beteiligt und unterzeichnete in diesen Funktionen auch die im März 1919 getroffene Vereinbarung.
Sie beteiligte sich seit dem September 1919 nicht mehr an den Debatten des Stadtverordnetenkollegiums. Aufgrund zu großer Arbeitsbelastung erlitt sie einen Nervenzusammenbruch und bat im Dezember 1919 um einen längeren Urlaub von der Arbeit als Stadtverordnete. Da sich ihr Zustand nicht besserte und sie gezwungen war, für längere Zeit in ein Sanatorium zu gehen, legte sie ihr Amt als Stadtverordnete nieder und wurde am 5. Mai 1920 aus dem Stadtverordnetenkollegium entlassen.
Thomas Höpel, 2018
Quellen
- Amtliche Bekanntmachung: Wahlvorschläge zur Stadtverordnetenwahl, in: Leipziger Tageblatt, Nummer 35, 23. Januar 1919, Seite 13.
- Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, D 6772: Vereinbarung zwischen der Arbeitgeber- und der Arbeitnehmerschaft des Leipziger Buchhandels, Leipzig, 18. März 1919.
- Verhandlungen der Stadtverordneten zu Leipzig im Jahre 1919.